Oh Great Spirit whose voice I hear in the winds
I come to you as one of your many children.
I need your strength and your wisdom.
Make me strong not to be superior to my brother
but to be able to fight my greatest enemy
- Myself-
Chief Don George
Ein unerwartet warmer Frühlingswind legte sich schon seit Tagen über die Wälder der westlichen Hügelkette und ließ die Baumkronen rauschen.
Yerola war schon seit drei Tagen durch die Wildnis gewandert. Erst am vierten Morgen erreichte sie die kleine, dichtbewaldete Anhöhe. Von dort aus konnte sie den Eingang der Höhle gut erkennen.
Der Wolfshund neben ihr legte sich nieder. Da sie seiner Intution zu vertrauen gelernt hatte, wusste sie, dass sie nun zu warten hatte.
Sie streckte sich bäuchlings ins Moos, legte die Wange auf das feuchtgrüne Fell des Waldes und verharrte reglos, während die Sonne im Halbkreis über sie wanderte.
Erst am Abend, als die langen Schatten der Bäume Muster ins Laub zeichneten, vernahm sie das dumpfe Klopfen von Steinen, die aufeinander geschlagen wurden. Bald schon schwebte weißer Rauch aus der Höhle, vermischte sich mit dem Geruch des feuchten
Waldbodens und drang durch Yerolas Nasenflügel. Einen kurzen Augenblick lang schenkte er ihr die Hoffnung auf Heimat.
Yerola richtete den Oberkörper auf und spreizte die schon fast steif gefrorenen Finger. Der Hund verfolgte das unsichtbare Geschehen in der Höhle mit gespitzten Ohren.
Endlich tauchte der alte Mann aus dem Dunkel seiner Felsenbewohnung auf. Aufrecht blickte er durch die dichten Baumreihen dorthin, wo die Sonne noch einmal ihre volle Kraft einsetzte, bevor die Dunkelheit sie verschluckte.
Yerola kniff die Augen zusammen und beobachtete den Mann aus ihrem sicheren Versteck. Ihre rechte Hand lag sanft eingegraben in das Fell ihres vierbeinigen Begleiters.
Die Gestalt des Mannes wirkte gedrungen und Yerola versuchte sich die Anzahl seiner Lebensjahre ins Gedächtnis zu rufen. Er musste alt sein, sehr alt – die vergangenen Jahrzehnte
hatten Spuren in seinem Körper hinterlassen. Selbst auf die große Entfernung hin konnte Yerola erkennen, wie stark sein Rücken gekrümmt war.
Da richtete er sich auf, spannte die Arme weit auseinander, wie ein Seeadler, der zur Landung ansetzte und sein Gesang durchbrach die Stille der Abenddämmerung. Es war ein tiefes Brummen, ein Krächzen von wilden Geräuschen, immer wieder durchbrochen von unerwartet klaren Klängen. Yerola kannte den Gesang: Er erzählte von der Geschichte ihres Volkes und ließ ihr das Herz schwer werden.
Sie zitterte. Dies war der Zeitpunkt, zu welchem sie hervortreten und sich ihm zu erkennen geben sollte.
Doch etwas stimmte nicht.
Yerolas Hände glitten geräuschlos nach vorne und ihr Körper folgte ihnen. Wie eine Schlange robbte sie langsam nach vorne, in Richtung der dichten Büsche, welche den kleinen Abhang vor
ihr abstützten. Ihr Körper schmerzte.
Von ihrem neuen Platz aus lag der Eingang der Höhle vielleicht noch etwa zwanzig Schritte entfernt. Ihr Wolfshund lag wieder neben ihr – ihre Bewegungen waren so fein aufeinander abgestimmt, dass er sich ebenso lautlos nach vorne geschlängelt hatte.
Der Alte hatte seinen Gesang beendet, ging zurück in die Höhle und kam kurz darauf mit einem Armvoll Feuerholz zurück. Vor der kreisrunden, mit Steinen eingefassten Feuerstelle kniete er sich nieder und begann langsam und bedächtig, die Aststücke aufeinander zu schichten. Dann richtete er sich auf, verschwand in der Höhle und kehrte mit einer brennenden Fackel zurück. Langsamen Schrittes umkreiste er die Feuerstelle, blieb stehen und ließ die Fackel kreisförmig vor seinem Körper erst zum Himmel und dann zum Boden wandern, um schließlich die Äste mit der Feuerspitze zu berühren. Mit einem leisen
Knacken entfachte er das Feuer.
Yerolas Augen verfolgten jede seiner Handlungen. Sie wunderte sich über seine anmutigen Bewegungen. Das Alter konnte ihm den Stolz eines Stammesführers nicht nehmen und ihn umgab noch immer die ungebrochene Atmosphäre von Würde.
Unwillkürlich griff sie nach ihrer Halskette und tastete nach dem Anhänger aus feingliedrigem Wurzelwerk: Das Stück Papier war noch da.