Humor & Satire
Gleichstellung

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"Gleichstellung"
Veröffentlicht am 12. August 2017, 14 Seiten
Kategorie Humor & Satire
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Über den Autor:

Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten. Hoffentlich glückt es. Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren. Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert. Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.
Gleichstellung

Gleichstellung

Vorbemerkung

Inzwischen müssen auch Männer um ihre Gleichstellung kämpfen.



Gute Unterhaltung!







Copyright: G.v.Tetzeli

Cover: M.Heisig/G.v.Tetzeli


www.welpenweste.de

gleichstellung

Ach, was jammerten die Frauen schon seit ewigen Zeiten, dass es an Gleichberechtigung fehle. Ich finde auch, dass sie gefälligst gleich bezahlt werden sollten. Trotzdem, ich stelle fest, dass man heutzutage als Mann auch einmal eine Gleichberechtigungsinitiative ergreifen sollte. Nicht nur, dass ich praktisch täglich beim Staubsaugen ins Schwitzen komme, auch stört es mich, dass immer die Männer im Regen den Reifen zu wechseln haben, während sich die Dame in der warmen Fahrgastzelle pudert. Geht Alles noch einigermaßen.

Man hat sich an gewisse Unterdrückungen gewöhnt. Nachts aber, im Ehebett, da zeigt es sich, wie viele Nachteile es mit sich bringt ein Mann zu sein.


Früher war das anders. Als junger Mann tat man das, was so im Bett eben vonnöten war und dann war das Mädchen wieder schnell verschwunden, weil sie brav wieder rechtzeitig nach Hause musste.

Das änderte sich natürlich mit dem sogenannten Nachtlager, das ich mit der Ehefrau gefälligst zu teilen hätte. Die Ehefrau ist am nächsten Morgen immer noch da und meist fürchterlich quicklebendig. Während ich noch von der nächtlichen Aktivität erledigt bin,

ist sie ein nerviger Springinsfeld.

"Aufstehen, der schöne Tag, es ist zum Bäume ausreißen."

Diese quengeligen Worte überfallen einen zerschundenen Mann. Und was die nächtlichen Aktivitäten anbetrifft, es ist nicht das, was Sie meinen, es ist Schwerstarbeit. Ich sage nur „Nächte des Grauens“.

Im Sommer liege ich eigentlich recht gerne neben meiner Frau im Bett. Die Mücken haben die Wahl zwischen mir und meiner Frau. Sie bevorzugen die süße Holde, wahrscheinlich, weil sie so süßlich ist. Würde ich alleine liegen, würden sie wohl oder übel auch an mir Gefallen finden. Nach dem Motto,

lieber eine einfache Mahlzeit, als gar keine. So werde ich in der Nacht eigentlich von den Stechmücken ziemlich in Frieden gelassen, aber eben nicht von meiner besseren Hälfte.

„Schatzi“, ruft sie.

„Mücken, sssss, hörst Du.“

Ich will nicht hören und bin verschlafen.

„Los, gehe auf die Jagd!“

Früher in den Zeiten der Neandertaler, da mag es noch angegangen sein, da sorgte der Mann für Wildbret, aber der hat damals auch nicht Staubsaugen müssen. „Ich bin völlig zerstochen“, jammert sie, „tu was!“

Warum um Gottes Willen macht sie sich nicht selber die Mühe? Weil eben der arme Mann

auch da ist, so einfach ist das.

Und so stehe ich mit wackeligen Beinen auf der Matratze, während sie eingerollt da liegt und späht.

„Da oben, weiter links, da ist ein schwarzer Punkt!“

Ich hüpfe und zertrümmere mit einer Zeitung bewaffnet die Decke.

„Dödel! Sie ist entwischt!"

Ich höre auch gerade, wie ein sssss an meinem Ohr vorbei zischt.

„Da hinten im Eck!“

Der Panter schleicht an und zack! Die Mücke ist erledigt. Ein Fleckchen Blut und etwas Schwarzes bleibt an der Wand, während am Boden die Scherben des Porzellan-Elefanten liegen, der im Weg gewesen war.

„Mein Gott“, stöhnt es ungehalten.

Als ich mit Besen und Schaufel zurück bin, kreischt es „Iiih! Eine Spinne!“

„Na und“, antwortet der erfahrene Jäger.

„Sie ist der natürliche Feind der Mücken. Je mehr Spinnen, desto weniger Mücken.“ „Spinnst du? Weg mit den Viechern!“

Nach zwei Stunden beschließt der Einpeitscher, dass die Jagdsaison beendet sei. Ich darf mich wieder hinlegen.


Nach einer Hörprobe von fünf Minuten schläft sie ein. Ich bin knallwach und merkte, wie langsam meine Decke in ihr Refugium herüber wandert.

Sie dreht und schlingt die Decke mit sich. Nur

vorsichtig versuchte ich meinen mir zustehenden Anteil zurück zu erobern. Raffiniert, leise, vorsichtig. Das dauert, kann ich ihnen sagen.

Aber schließlich darf ich doch einschlafen, aber nicht lange. Im Traum kreuze ich als Held Ritter Kunibert gerade die Klinge mit Baron Fürchterlich, als mich von hinten ein Knappe nieder sticht. Ich schreckte auf.

Es war nicht ein Dolch gewesen sondern ihr Ellbogen.

„Du schnarchst!“

Danach atmet sie ruhig, süß wie ein Engelchen, während ich mit Augen wie Riesenräder keinen Schlaf mehr finde.


Meine Füße sind kalt und ich hoffte, dass ich mich unter ihrer brutzelig heißen Decke aufwärmen könnte. Meine Eiswürfel-Füße tasten sich in die Sauna.

Da wird sie brutal und stößt um sich, so dass ich Angst habe, dass meine gefrorenen Zehen zerspringen. Danach ist nichts mehr zu machen, weil sie die Decke so fest eingeklebt hat, wie eine Schale aus Titan.

Das Mückenproblem ist nur eines von vielen. Ist draußen schlechtes Wetter, kann ich damit rechnen in der Nacht James Bond spielen zu müssen.

„Da ist doch was“, rüttelt sie mich.

„Hörst du es nicht auch?“

Ich höre nichts.

„Da ist was! Es klappert! Schau nach!“

„Du hörst die Flöhe husten!“

Da aber hustet sie mir was.

„Sieh nach!“

In Unterhosen, mit einem Kleiderbügel bewaffnet, schleiche ich durch das Haus, verstauche mir die Zehe an irgendeiner Ecke und der Schrank schlägt auf mein Schienbein ein.

Das Ergebnis: Nichts.

Irgendetwas muss ich mir einfallen lassen, um der Sorge ein Ende zu bereiten.

"Da hat nur eine Jalousie geklappert", erfinde ich. Das scheint zu beruhigen.

Seit neuestem finde ich Ruhe, ob sie es glauben, oder nicht.

Ich habe da jemanden kennen gelernt, den ich nun in mein Bett gelassen habe. Sie ist anders. Sie kuschelt, wärmt und schaut bei Geräuschen selber nach.

Vielleicht ist die Katze am Morgen etwas verspielt, aber die Vorteile sind nicht von der Hand zu weisen.

Dass meine bessere Hälfte tierlieb ist, das kommt mir doch sehr entgegen.

Sie ist nämlich der Ansicht, dass man Katzen in der Nacht nicht wecken darf.

Ich verschweige ihr, dass Katzen auch nachtaktiv sind.

Gute, gleichberechtigte Nacht!

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Über den Autor

welpenweste
Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten.
Hoffentlich glückt es.
Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren.
Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert.

Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.

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erato 
Ja, erschröcklich manches Eheleiden,
da muss man durch - lässt sich nicht scheiden.
Wohl dem, der eine Katze hat,
die Deckenklau, setzt schnell schachmatt… :-))

Köstlich,lieber Günter
Euch ein schönesWochenende
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Freut mich, dass ich Dich gut unterhalten konnte!
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
baesta So isses, wenn man nur eine Bettdecke hat. Ging mir im Urlaub so, nur war es da mein gleichberechtigter Mann, der die ganze Bettcecke für sich beanspruchte und ich frierend aufwachte, trotz Sommerhitze. Leider hast Du die Talerchen schon weg, aber ein Herzchen ist noch drin.
LG Bärbel

Vor langer Zeit - Antworten
RachelWonder Sehr nett geschrieben! Ein lustiges Spiel mit den Leseerwartungen nach den ersten Worten: "Nächtliche Aktivitäten" im Ehebett - nun, da denkt man ja zunächst an anderes :)
Dann zum Schluss die Wendung, der Helfer in der Not: Eine Katze!
Ich habe den Text sehr gerne gelesen!
Lieben Gruß
Victoria
Vor langer Zeit - Antworten
ulla Ach ja, Katzen haben es euch Männern wohl immer schon angetan. Es reichen auch welche mit zwei Beinen, oder....
grinst
ulla
Vor langer Zeit - Antworten
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