Pappel-Poesie
DIE PAPPEL
Die Pappel ist nun fast entkleidet
und trägt ein Spitzennegligé
an ihrer Einsamkeit sie leidet
so schlank und stolz strebt in die Höh
Die ganze Nacht hat sie gewartet
auf ihren Liebsten, der nicht kam
er war wohl wieder mal gestartet
in einen fremden weichen Arm
Mattgoldne Sonnenstrahlen krönen
ihr stark zerzaustes Zweigenhaupt
wird mit dem Liebsten sich versöhnen
solang sie an die Liebe glaubt
WO ICH WOHNE
Ich wohne unter Pappelbäumen
die meine Herzgefühle säumen
und auch in meinen bunten Träumen
Ich wohne hinter Schloss und Riegel
die Fenster gleichen blindem Spiegel
und meine Haustür trägt ein Siegel
In meinem roten Herz ich wohne
ganz mitten in der Liebeszone
mir fehlt ein Dach, bin oben ohne
Ich wohne nicht in deinem Arm
und hätt’es doch so gerne warm ...
ABENDROT
(Villanelle)
Wenn hinter meinen Pappeln Abendrot verglüht
lass sacht ich rückwärts schweifen die Gedanken
weht mir ein Sehnen, ein Verlangen durch’s Gemüt
Gerändert sind die Wolken – und noch nicht verblüht
mit Licht gesäumt, das sie am Tage tranken
wenn hinter Pappeln mir das Abendrot verglüht
Wenn Tags Geschehen still an mir vorüberzieht
die Augen können mildes Licht noch tanken
weht mir ein Sehnen, ein Verlangen durch’s Gemüt
Drei Worte hätt’ ich gern an’s Firmament gesprüht
die strahlend hell aus meinem Herz’ sich ranken
wenn hinter Pappeln dort das Abendrot verglüht
Das Leuchten der Gestirne ist jetzt noch verfrüht
beim Warten auf den Silbermond, den blanken
weht mir ein Sehnen, ein Verlangen durch’s Gemüt
Wenn spät am Himmel dann das Sternenmeer erblüht
in dem die schmerzbelad’nen Ahnungen ertranken
und hinter Pappeln längst das Abendrot verglüht’
weht mir ein Sehnen, ein Verlangen durch’s Gemüt
SCHNITTMUSTER
(Abendstern - Auszug)
Ein Segment
ist auch für meine Pappelbäume
sie touchier’n es mit den Spitzen
und indem sie ihre Message
in den Himmel ritzen
transportier’n sie
jeden Abend
meine Träume…
WINTERHOCHZEIT
im raureif steht die pappel
in ihrem hochzeitskleid
aus filigraner spitze
in kalter einsamkeit
umhüllt von einem schleier
im glitzernd winterlicht
erwartet sie den freier
verbirgt ihr angesicht
der frost hält sie umfangen
bis dass sie ganz erstarrt
mit eingefror’nem herzen
sie ihres freiers harrt
der freier ist gekommen
und küsste sie gar heiß
doch in des frostes armen
sie nichts mehr von ihm weiß
er konnte sie nicht rühren
so lieblich er auch sang
er konnt’ sie nicht verführen
gewartet wohl zu lang
Zwei HAIKUs
Pappelzweige, nackt,
wollen den Mond umgarnen,
doch er zieht weiter.
~
Sieh den Pappelschnee,
wie er durch die Luft wirbelt,
Löcher in’s Herz brennt.
MEINE PAPPELBÄUME
(2011)
Gefällt sind meine Pappelbäume
sie waren mir so lang vertraut
in ihnen wohnten meine Träume
auch jene – die auf Sand gebaut
Im Frühling hoffnungsgrün belaubt
bei Hitze Spender langer Schatten
im Herbst - der Blätter fast beraubt -
sie Spitzennegligés an hatten
Im Winter starr vom Frost umfangen
bedeckt von Raureif strahlend hell
mit glitzernd Eiskristall behangen
gehüllt in Schnee – wie weißes Fell
Ich hörte Sturm in ihnen rauschen
doch wenn nur zart vom Wind gekost
dann konnt ich ihrem Flüstern lauschen
und manchmal klang es mir wie Trost
Des Nachts sah ich den Mond – verfangen
wie nistend in dem starr Geäst -
verwebt darin war mein Verlangen
wie Sehnsucht es erwachsen lässt
Nun sind sie alle umgehauen
die Vögel wurden heimatlos
ich kann den Abendhimmel schauen
er ist jetzt weit und grenzenlos…