Titel
Noch nie von einer Zeitkapsel gehört?
Und wenn, dann nur in SiFi Romanen?
Es gibt sie, die Zeitkapseln und sie sind gar nicht so selten, wie man meint.
Copyright: G.v.Tetzeli
Cover: G.v.Tetzeli
www.welpenweste.de
die zeitkapsel
Am 5. September 1977 startete Voyager 1. Sie verließ die Erde auf nimmer Wiedersehen. Genau 40 Jahre sind seither vergangen. Zusammen mit ihrer Schwester Voyager II entdeckten die Raumsonden 24 Monde von Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun. Voyager I ist ein von Menschenhand gefertigtes Objekt, das inzwischen ca. 21 Milliarden Kilometer von der Erde entfernt ist und die sogenannte Heliopause verlassen hat, also den wirklichen, freien Weltraum durchpflügt. Mit rund 62.000 Km/h ist es das schnellste Objekt im Raum, das die Menschheit losgeschickt hat. Trotz der hoffnungslos veralteten Technik funktionieren an Bord
einige Geräte immer noch. Erst 2030 wird das Raumfahrzeug wohl endgültig verstummen.
Voyager hat eine Platte dabei. Ihre Legierung ist auf eine mindeste Lebensdauer von 500 Millionen Jahre konzipiert. Ihre Tonaufnahmen, sowie Zeichen, Erklärungen sollen etwaige externe Zivilisationen über die Menschheit aufklären.
Der damalig berühmte Carl Sagan war maßgeblich daran beteiligt, was die „Anderen“ von uns erfahren sollten.
Natürlich ist mit keinem Wort davon die Rede, wie wir unsere kleine Erde zerstören, die Wildnis vernichten, die Meere kaputt machen, uns gegenseitig seit jeher selber mit Begeisterung umbringen.
Sei es drum, es ist ein Vermächtnis an das All. Natürlich wird dies wahrscheinlich keine höhergestellte Zivilisation finden, aber es ist eben ein Zeugnis.
Wollen wir einmal sehen, was denn die Geschichte so bietet, also unsere Vergangenheit.
Wie ging es der Menschheit früher?
Hat uns z.B. Australopithecus etwas vermacht? Hat er uns erzählen können, was er gefressen hat, wie oft er liebte und ob er Schüsselchen, Feuer, Steinäxte schon kannte? Nein, das Kerlchen ist zum Haare raufen stumm.
Ein paar Artefakte fanden akribische Archäologen und schlussfolgerten daraus,
wie er gelebt haben muss. Das älteste Stückchen Schrift wurde in Israel gefunden und ist nur rund 3400 Jahre alt.
Versteinerte Fossilien sprechen eine Sprache von ganz anderen Zeiträumen. Mehr können wir nur durch ausgeklügelte Techniken rückschließen. Wie das Wetter damals war, wie die Lebewesen damals aussahen, usw.
Nun stellt sich die Frage, wie unsere Nachkommen etwas von uns wissen können.
Haben wir die Erde verstrahlt, hat ein Komet unsere kleine Welt nachhaltig vernichtet und was werden intelligente Küchenschaben in 200.000 Jahren von uns noch wissen?
Da kam die Idee der Zeitkapseln auf.
Die Mumien und Gräber des alten Ägypten liefern ein Beispiel. Im trockenen Wüstensand sind die Artefakte konserviert worden und verschimmeln jetzt leider durch Luftfeuchtigkeit. Ohne sie wüssten wir gar nicht, wie es zu damaliger Zeit war. Wir wüssten nicht, dass die Pyramiden von gut bezahlten Facharbeitern errichtet, dass Katzen und Hunde verehret und damals schon mit Begeisterung Kriege ausgefochten wurden.
Auch Ankor Watt und Dschungelzivilisationen verrotten.
Wie soll eine solche Zeitkapsel denn nun heutzutage aussehen?
Wie kann man sie bewahren?
Was wollen wir zukünftigen Generationen mitteilen?
Man nehme als Beispiel die Audiokassette, die heutigen Kindern nur noch fragende Stirnfalten entlockt. Ein Magnetband, das unweigerlich in relativ kurzer Zeit zerfällt, kann nicht der Ewigkeit dienen.
Im Jahr 1940 wurde ein Raum im Keller der Oglethorpe University luftdicht versiegelt. In ihm wurden die wichtigsten Errungenschaften für die Nachwelt konserviert.
So wandelte Thornwell Jacobs, der Leiter der Universität in Atlanta das ehemalige Schwimmbad im Keller des Gebäudes Ende der 1930er Jahre in ein versiegeltes Museum
um, das erst 8177 Jahre später wieder geöffnet werden darf. Damit erschuf der Pädagoge, Autor und Presbyterianer das nunmehr älteste und größte museale Zeitzeugnis, das heutzutage existiert.
Unter der Bezeichnung „Vater der modernen Zeitkapsel" ging er in die Geschichte ein.
Man ließ sich nicht lumpen. Die Tür, der ganze Raum ist aus Edelstahl gefertigt, luftdicht selbstverständlich. Der Betonboden wurde mit einer „Feuchtigkeitssperre versiegelt. In Gas gefüllten Glasbehältern werden Kleinodien unserer Zivilisation aufbewahrt, um Oxydation zu vermeiden. Da finden sich Designer-Brillen, Nähmaschinen, Bierdosen und eine Donald Duck Figur. Dazu
wurden tausende (640.000?) von Zeitdokumenten auf Mikrofilm, Ersatzteile und Lincoln Logs (amerikanisches Holzspielzeug, um zum Beispiel eine kleine Blockhütte zu bauen) herein gepackt.
Seitdem wird immer jemand der Universität ernannt, der über diesen „Safe“ wachen soll.
Schon seit Beginn des 20. Jahrhunderts sind solche Zeitkapseln bekannt. Offiziell waren es damals so um 30 Stück, die mehr oder weniger als solide einzustufen sind.
Wenn man es genau nimmt, dann kann man sogar eine Flaschenpost als Zeitkapsel ansehen.
Wie gesagt, es gibt keine Hemmnis uns jemandem mitzuteilen.
Ob hirnrissig, oder nicht, lassen wir doch einen solarbetriebenen Roboter für alle Zeiten über ein Handy „Hallo, hallo" rufen. Ist da wer? Verbinden sie mich mit irgendjemand.
In Amerika hat man solche Zeitkapseln praktisch als Manie entwickelt. Gute Amerikaner werden zukünftig über gute Amerikaner von damals Bescheid wissen (wie sie die Indianer ausgerottet haben?)
Ich stelle mir überhaupt die Frage, ob Diesel-stinkende, die Erde gefährdende Autos für die Nachwelt so reizvoll und bewahrenswert sind. Vielleicht als Mahnmal für die Ewigkeit.
Meine bessere Hälfte sah mich ein wenig schräg an (kann ich gar nicht verstehen), als
ich im Garten meinen Lieblingsflaschenöffner vergrub. Dabei hatte ich ihn extra in einem Glasbehälter Vakuum verpackt und mit Wachs, Titanium verstöpselt.
Leider werde ich es nicht mehr erleben, wie Insektenaugen in ferner Zukunft darüber rätseln, welch wunderbare Waffe das vor Millionen von Jahren gewesen sein mag.
Wie hatte es das damalige, primitive hässliche Wesen gehandhabt?
Bäh, ich habe keine Erklärung dazu geschrieben.
Sollen sie doch selber rätseln.