UNTERWEGS
ABEND AM FLUSS
Am Abend still der Wind verebbt
und Vogelsang erklingt
es ist das Lied der Nachtigall
das sie uns heute singt
Sie tiriliert in strahlend’ Dur
und schluchzt ganz leis’ in Moll
es ist die Stimme der Natur
und doch so sehnsuchtsvoll
Der Halbmond schuppt sich silberhell
und zittert nackt im Fluss
betörend mischt sich Blütenduft
Ich trinke deinen Kuss…
Wir hör’n dem leisen Plätschern zu
auf nassem Ufersand
und unsere Seelen finden Ruh
ganz zärtlich – Hand in Hand
(An der Rhône)
AUF DEM FLUSS
Tanka-Bilder von der Mosel
Morgennebel steigt
Träume der Nacht sind verschwebt
auf Silberflügeln
***
Der Fluss trägt dunkles Wasser
Erinnerung strömt bergab
Nachmittagssonne
spiegelt sich kräuselnd im Fluss
streichelt die Ufer
***
Weinberge träumen im Licht
trinken goldene Wärme
Der Tag wird müde
still sinkt der Abend herab
schluckt die Geräusche
***
Vogellieder verstummen
Schatten verschwimmen im Fluss
Die Nacht fällt ins Tal
Wünsche ertrinken im Wein
der Mond lächelt stumm
***
In der Mitte des Herzens
flattert schlaflos ein Vogel
CHILIA
Fluss - still und weit
lehmige Wasser - von Weiden gesäumt
stehend auf nassen Füßen
umarmen vergessenes Land
Weiße Wolken mit fröhlichen Gesichtern
begleiten uns westwärts
nur der Himmel bleibt
in eingeschlafener Zeit
Niemand hört die stummen Schreie
aus den verrosteten Leibern
ausgeweidet - von allem befreit
was nützlich war ...
Schiffsfriedhof
(Donaudelta)
DEINE SPUREN ...
Bin gewandelt
auf deinen Spuren -
verweht sind sie
längst schon
im Sand...
Ihre Richtung
nicht mehr erkennbar
und doch
in die Landschaft
gebrannt...
In Klatschmohnblüten
Lavendelduft
geahnt -
in sommerdurchfluteter
Luft...
Auferstanden
im Schmetterlingstanz
im transparenten
Licht
der Provence...
HERBSTLICHT
Der Herbst hat goldgesäumte Tage,
Natur erglüht im Zauberlicht,
das seine feurig flammend’ Farben
den Zweigen in das Blattwerk flicht.
Der klare Himmel – blau gewaschen -
hat eine Tiefe, die bestürzt.
Der Wind trägt Sonne auf den Flügeln,
die kühle Luft riecht frisch gewürzt.
In Wald und Flur erklingt ein Rauschen,
wenn er durch Busch und Bäume fährt,
und rüttelt stürmisch an den Wipfeln,
treibt bunte Blätter vor sich her.
Die Schwalben zwitschern auf den Drähten
bei ihrem Bad im Morgenlicht,
wir sehn die Hügel uns’rer Jugend
und tragen Falten im Gesicht.
Hab noch den Pilzduft in der Nase,
im Wald, wohin der Weg uns trug,
ich hör den wilden Ruf des Falken
und seh der Eule lautlos’ Flug.
Die alte Burg mit Folterkammer
und Rittersaal beeindruckt sehr,
am Abend tauchen wir im Schlosspark
in ein grandioses Lichtermeer.
Spaziergang durch den Ort der Jugend,
die Gräber, wo die Lehrer liegen,
und immer wieder: weißt du noch?
Gedanken lange rückwärts fliegen ...
(im Fläming)
HERBSTREISE IN DIE OBERLAUSITZ
Im sanften Milchblau
zart verschleierter Oktobertage
fahr ich mit dir – erwartungsfroh -
in die so lieblichen Gefilde
deiner Kinder-
und auch Jugendjahre
In grüner Hügellandschaft
Umgebindehäuser
die Fenster - winzig
spiegeln hinter runden Lauben
im Antlitz der Erwartung -
Vorväterzeit
Da ist das Vaterhaus -
verkommen -
längst verlassen
hinter einer Brauerei
und stillgelegte Gleise
führ’n nach nirgendwo
Die grünen Berge
tragen Türme und Ruinen
die Hänge - schroffer Sandstein
auch Granit -
mit manchem königlichen
Fußabdruck …
Da träumen Dörfer
in Vergangenheit
dort leben renovierte Städte
und die Holundersuppe
auf dem Obermarkt –
die schmeckt nach mehr
HIMMEL DER NORMANDIE
Himmel hoch und weit
Wolken nahen und fliehn
Regen rauscht und verrinnt
das Himmelslicht bleibt
Es heißt - er sei nie wolkenlos
Die braun gefleckten Kühe
tragen Sonnenbrillen
selbst im Regen - Mitte Mai ...
Der Himmel ist so jung -
so alt - wie wir am heut'gen Tag -
er ist Momentaufnahme
aller Augenblicke
Und dennoch hat er schon
Jeanne d'Arc hier brennen seh'n
am Marktplatz von Rouen
gleich bei der neuen Kathedrale
Sehr lange vorher sah er
auf weißen Kreidefelsen
Château Gaillard erbauen
für Richard Löwenherz
Verdunkelt war der Himmel
in der Nacht zum D-Day
zum Schutz der Alliierten
Landung an den Küsten
Am Strand von Êtretat
hat er nur Regen ausgeschüttet
doch an der Côte fleurie -
war Schattenspiel im Wind
Normannenhäuser - reetgedeckt
Mit kühlen Regentropfen
küsst dieser Himmel
all die Lilien auf dem Dachfirst
Den Garten von Monet
in Giverny und seine Teiche
hat er in rosa Licht gehüllt
und ließ die Blüten leuchten
MEERESBLAU
Übern schwarzen Wüstenhimmel
nächtlich rollt der Große Wagen,
schwer mit Indigo, Azur,
Kobaltblau, Türkis beladen,
auch Smaragd, Ultramarin,
und der Arktur leuchtet ihm
hin zum Roten Meer voraus,
wo er kippt in jeder Nacht
seine Wagenladung aus.
(Ägypten)
SEPTEMBERLICHT -
Müritzimpressionen
Früher Morgen am See
Mit verhaltenem Geschnatter
zerteilen Wasservögel die Stille
Der vorletzte Spätsommertag
erwacht aus seinem Traum
verwischt die Schatten der Nacht
bemalt den Himmel tief im Osten
mit zartem Pinselstrich
aprikosenfarben …
Hinter dem Horizont
verborgen vom rosigen Hauch
gesträhnter Wolkenbänder
schminkt sich die Sonne
letzten Sommerglanz ins Gesicht
Der verschlafene See
ist ihr Spiegel …
Endlich taucht sie auf
die Zauberin des goldnen Lichts -
ein bunter Bilderbuch-Tag
nimmt uns gefangen
UNTER KALTEM MOND
Als ich weilte
unter fremdem Mond
war sein Dunstkreis
schon am Kältepol
versunken
Und ich bangte
hoffte flehentlich
bin in Höhenangst
auf dem Hotelbalkon
ertrunken
Zeitstrahl war schon
ausgeblendet
Kammerflimmern -
SOS gesendet
Notruf ist ganz still
verhallt …
Fühlte mich
dem Ende nah
und dem Sterben
meiner Seele -
bald
(Großstadt)
VERPASST
herbstsonne setzte die bäume in brand
leckt mir das herz warm und schwer
zärtlichkeit ist verrieselt wie sand
vermiss dich unendlich und mehr
gespiegeltes herbstblau - der stille see
zwei kirchtürme am horizont
der liebesaltar hat versteinertes weh
schon lang nicht mehr tragen gekonnt
die segelboote - im hafen vertäut
wiegen nur leis ihren mast
vom anderen ufer weht glockengeläut -
die sommerliebe - verpasst ......
(an der müritz)
WETTERWECHSEL
Der Milchglashimmel
drückend heiß und schwer
er hat den Wind gelähmt
und fesselte das Meer
Es flatterten die grauen Vögel
krächzend aus den Bäumen
kehren lautlos immer wieder
nachts in meinen Träumen
wenn ich durch den Himmel schwebe
zwischen Wüstensternen
meiner Sehnsucht Flügel webe
in verlornen Fernen
Der nächste Morgen
hat den Wind geweckt
des Meeres Brandung
wach geküsst
die Himmelskuppel
hoch ins Blau gehängt
die grauen Vögel
aus dem Traum geschreckt
den Sonnenball
am Horizont gehisst
die Sehnsucht
im Azur ertränkt
(Ägypten)