Das Märchen vom Fischer und seiner Frau
Kurzfassung frei nach Gebrüder Grimm
Es war einmal ein Fischer und seine Frau, die wohnten arm in einem kleinen Schweinestall am Meer. Der Fischer ging alle Tage hin und angelte und angelte.
Eines Tages fing er einen großen Butt.
Der fing an zu sprechen:
„Fischer, lass mich leben, ich bitte dich sehr. Ich bin gar kein Butt, ich bin ein verwünschter Prinz. Was hast du davon, wenn du mich tötest?“
„Lass es gut sein“, sagte der Fischer, „einen Butt, der sprechen kann, lass ich allemal wieder schwimmen.“
Als der Fischer heimkam, fragte ihn seine Frau, ob er nichts gefangen hätte.
„Ich fing einen Butt“, antwortete der Fischer, „aber er sagte, er wäre ein verwünschter Prinz. Da habe ich ihn wieder schwimmen lassen.“
„Hast du dir denn nichts gewünscht?“, fragte die Frau. „Du hättest uns wenigstens ein steinernes Haus wünschen können. Geh schnell wieder hin und ruf ihn!“
Der Mann wollte nicht recht, ging dann aber doch hin und rief:
„Manntje, Manntje, Timpe Te
Fischlein, Fischlein in der See,
meine Frau die Ilsebill
will nicht so wie ich wohl will.“
Da kam der Butt geschwommen und sprach: „Was will sie denn?“
„Ach“, sagte der Fischer, „ich habe dich doch gefangen, und nun sagt meine Frau, ich hätte mir was wünschen sollen. Sie möchte so gerne ein Haus haben.“
„Geh nur“, sagte der Butt, „sie hat es schon.“ Die Frau war zufrieden für vierzehn Tage.
Dann war ihr das Haus zu eng und der Garten nicht groß genug. Sie sagte:
„Dein Butt hätte uns wohl ein größeres Haus schenken können. Geh zu deinem Butt. Er soll uns ein Schloss schenken.“
„Ach Frau“, sprach der Mann, „das Haus ist doch gut genug. Warum sollen wir in einem Schloss wohnen?“ Die Frau aber drängte in ihn, und so ging der Mann zum Butt.
Auch dieser Wunsch wurde erfüllt.
Jedoch die Frau war nicht zufrieden. Es ging weiter. Sie wollte König werden, dann Kaiser und schließlich auch Papst. Schweren Herzens ging der Mann immer wieder zum Butt. Der erfüllte jeden Wunsch. Die Frau aber war immer noch nicht zufrieden. Sie überlegte und dachte, was sie wohl noch werden könnte.
Eines Morgens, als sie die Sonne aufgehen sah, wusste sie es. Sie wollte wie Gott sein und die Sonne aufgehen lassen können. Und wieder musste der Mann den Butt herbeirufen.
„Was will sie denn noch?“, fragte der Butt. „Sie will wie Gott sein.“
Der Butt erwiderte: „Geh nur, sie sitzt wieder im alten Schweinestall.“
Und die Moral von der Geschichte:
Zufriedenheit ist eine Zier,
nicht aber diese große Gier!