Kurzgeschichte
Kinderglück -

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"... der ganz normale Wahnsinn"
Veröffentlicht am 02. August 2017, 6 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
© Umschlag Bildmaterial: Luisa Venturoli - Fotolia.com
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Das Schreiben begleitet mich seit ich es gelernt habe. Mein erstes Tagebuch bekam ich mit 8 Jahren und kritzelte es mit Begeisterung voll! Egal, wo ich war, ohne Stift und Notizbuch ging es nicht. Das hat sich bis heute nicht geändert. In meinen Geschichten schaue ich gerne hinter die Fassaden. Mich interessiert es, was die Menschen tief in ihrem Inneren bewegt! Das versuche ich zu Papier zu bringen.
... der ganz normale Wahnsinn

Kinderglück -

„Mäuschen, nun komm schon!“ Genervt wackelt die Mutter mit dem Schlüssel. Das Mäuschen hingegen denkt gar nicht daran, sich zu beeilen. Der Klettverschluss an seinen neuen Schuhen muss hingebungsvoll befühlt werden. „Jetzt mach die Schuhe bitte zu!“ Die Stimme der Mutter bekommt nun schon diesen seltsamen Ton, den das Mäuschen nur all zu gut kennt. Jetzt heißt es, konsequent den Blickkontakt zur Mama vermeiden und Schmollmund aufsetzen. „Soll ich dir helfen?“ Aha, da ist es schon, das kitzelige Vibrieren in Mamas Stimme. Erstaunlich, wie vorhersehbar sich die Dinge doch immer wieder entwickeln! Das Mäuschen findet

Gefallen an diesem Spiel und lässt nun den Schmollmund zittern. Nur ganz leicht. „Lia, bitte!“ Mamas Stimme bröckelt. Kleine, purzelnde Steinchen landen vor Lia auf dem Fußboden. Nicht aufsammeln. Liegen lassen. Befehl an Kopf und Arme: Kopf einziehen, Arme bedeutungsvoll drüber falten. Erste Schluchzer in der Kehle sammeln. „Lia?“, Mamas Stimme leise und unsicher. Lia hasst das. Aber das Spiel wird seinen Lauf nehmen. Den Kopf immer noch unter den Armen vergraben, lässt sie erste Schluchzer ihren herzförmigen Lippen entfleuchen. Fast muss sie tatsächlich weinen. Hört sich

wirklich verdammt traurig an! „Lia!“ Mamas Stimme kaum noch zu hören. Ohne aufzusehen weiß Lia, dass sich ihre Mutter jetzt an die Tür lehnt und regungslos auf ihre Füße starrt. Die Zeit dehnt sich wie Kaugummi in die Länge. Lia hört das Pochen ihres kleinen Kinderherzchens. Es kribbelt in ihrem Bauch und sie springt Trampolin auf einem dichten Netz. Dem Netz von Mamas Nerven. Wenn sie schon zählen könnte, würde sie das nun tun. Abwärts. Von der Zehn.

Es ist still geworden im Flur. Dann plötzlich weiß Lia, was kommen wird:



„LIAAAAAAA!“ 

Dieses Mal wird Mamas Schrei bestimmt auch die Fußgänger auf der Straße erreichen...

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Hörbuch

Über den Autor

RachelWonder
Das Schreiben begleitet mich seit ich es gelernt habe. Mein erstes Tagebuch bekam ich mit 8 Jahren und kritzelte es mit Begeisterung voll! Egal, wo ich war, ohne Stift und Notizbuch ging es nicht. Das hat sich bis heute nicht geändert. In meinen Geschichten schaue ich gerne hinter die Fassaden. Mich interessiert es, was die Menschen tief in ihrem Inneren bewegt! Das versuche ich zu Papier zu bringen.

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KaraList Ach ja, die lieben Kleinen ... Machtkämpfe kann man nicht früh genug üben.
Schmunzelgrüße
Kara
Vor langer Zeit - Antworten
Newcomer Oh sehr schön liebe Victoria, und du hast damit Erinnerungen geweckt!
Vor 20 Jahren waren meine Nichten und mein Neffe - ich bin vierfacher Onkel - 8 bzw. 7 Jahre alt, und meine Schwester hat diese Sätze gefühlt tausendmal zu ihnen gesagt! Durch deine Geschichte habe ich es noch einmal erlebt, und manchmal war es ganz schön stressig...
Liebe Grüße, Marko
Vor langer Zeit - Antworten
AngiePfeiffer Eine süße Geschichte. Zumal meine Enkeltochter Lia heißt - ich habe sie in deiner Story gesehen -grins-
LG
Angie
Vor langer Zeit - Antworten
Finnley Kinder müssen sich und andere ausprobieren...grins! Ahhhhhh wer kennt das nicht..:-)) Sehr gut zu Papier gebracht!
Gruß Finn
Vor langer Zeit - Antworten
GertraudW 
Liebe Victoria,
ich kann zwar nicht mitreden, denn ich hatte keine Kinder.
aber dank Deiner herrlich lebendig erzählten Geschichte,
kann ich mir`s gut vorstellen ... schmunzel*.
Liebe Grüße
Gertraud
Vor langer Zeit - Antworten
RachelWonder Liebe Gertraud,
vielen Dank für deine Antwort! Es freut mich sehr, dass die Geschichte gut nachvollziehbar klingt! Ich habe sie vor langer Zeit geschrieben und musste nun selbst schmunzeln, als ich sie heute wieder hervorgekramt habe!
Liebe Grüße
Victoria
Vor langer Zeit - Antworten
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