Verdammt ich bin wach. Hey, der Traum war noch nicht zu Ende. Jetzt bloß nicht die Augen öffnen. Mist, wie spät ist es? Drei Minuten vor sechs na jetzt schnell die Augen schließen und versuchen weiter zu schlafen. Och nö, der Wecker war schneller. Wer hat diese Situation nicht schon mal erlebt? Mir ging es vor langer Zeit ähnlich. Es war vier Stunden vor sechs, sprich zwei Uhr Nachts und mein Wecker tickte den Schlaf der gerechten. Was mich unsanft aus dem Reich der Träume holte, war ein Trapsen auf dem nackten Fußboden. „Oh Gott, eine Maus“. Ich
schaltete die Nachttischlampe ein und sah unters Bett. Nichts als jede menge Staubflocken und die Erkenntnis, dass hier mal´geputzt werden müsste. Von der vermeintlichen Maus fehlte jede Spur. Dann fiel mein Blick auf den unteren Bettpfosten und ich sank seufzend in mein Kissen zurück. Ein Häufchen Kacke lag am Ende des Bettes. „Dieses verfluchte Vieh hat mir ins Schlafzimmer geschissen“. Ich stand auf und holte ein dutzend Putzmittel sowie Küchenrolle zum saubermachen. Beim Bücken fiel mir etwas Ungewöhnliches auf. Diese Köttel waren mit Glitzer durchzogen. Nach einiger Verwunderung putzte ich schleunigst alles weg und begab mich ins
Bett. Wer weiß was diese Biester alles fressen das dann bald hinten rauskommt. Im Moment des Einschlafens weckte mich ein Jammern und winseln. Jetzt ging sie zu weit. Erst mein Schlafgemach in einen Lokus verwandeln und jetzt noch jammern wie ein kleines Kind. Verdammt ich wollte schlafen. In der Nachttischschublade lag noch ein Fläschchen Insektenspray. Sie sollte die sechste Stunde des Tages nicht überleben. Ich sprühte, was die Flasche hergab unters Bett und begab mich ins Wohnzimmer. Dort schlug ich mein provisorisches Nachtlager auf dem Sofa auf. Auch hier wurde meinem müden Geist keine Ruhe gegönnt. Die
Schlafzimmertür flog auf, knallte gegen die Wand und prallte zurück. „Auutsch“, rief eine weibliche Stimme. Erneut wurde die Tür geöffnet, dieses Mal etwas sanfter, und drei Gestalten betraten das Wohnzimmer. „Herrje ist schon wieder Faschingszeit“? Ich rieb mir verwundert die Augen. Da standen eine zwei Meter große Elfe, ein sichtlich betrunkener Oger, und ein kleinwüchsiger Mann mit Zipfelmütze und Bart. Letzteren darf man getrost als Zwerg bezeichnen. Sie hatten alle drei gerötete Augen und husteten wie verrückt. Offenbar vertrugen Fabelwesen kein Insektenspray. Wobei ich mich fragte wie sich eine zwei Meter Elfe heimlich und unsichtbar unter
meinem Bett verstecken konnte. Die Antwort lieferte sie prompt, als sie mit den Flügeln schlug und abhob. Wenn Elfen fliegen sind sie winzig klein, aber auf dem Boden der Tatsachen wachsen sie wieder auf zwei Meter. Ich glaubte zu diesem Zeitpunkt nicht an Magie und Zauberwesen, allerdings waren sie nun einmal da. „Wer seid ihr …und was wollt ihr von mir?“ Die Elfe antwortete: „Ich bin Gabi und das ist Sven“, sie deutete auf den Oger. „Der kleine hier ist …“, sie kam nicht weiter. „Ich bin Orax Donnerbein“, keifte der Zwerg. „Also gut Gerda, Stan und Oropax verschwindet und lasst mich schlafen.“
Ich war hundemüde und hatte keine Lust auf diese Karnevalsveranstaltung für die ich es bis dato hielt. Der Zwerg rannte auf mich zu und rammte seinen Stiefel gegen mein Schienbein. Ich schrie und fluchte vor Schmerzen, dass die Elfe einen roten Kopf bekam und sich die Ohren zuhielt. „Höre zu, Menschenskind sprich unsere Namen aus wie es sich gehört klar?" Er war sauer wegen dieser Lappalie. Auf jeden Fall war ich nun hellwach und gewillt diese Bande von …, was auch immer, hinaus zu werfen. Ich humpelte auf die Elfe zu und zerrte an den Flügeln um sie zur Tür zu befördern. Vor Schreck kreischte sie und ließ etwas Braunes
glitzerndes auf meinen nackten Fuß fallen. Mir dämmerte jetzt erst, dass es keine Maus war, sondern diese Elfe namens Gabi, welche mir in die Bude gekackt hatte. Das alles spielte sich binnen weniger Sekunden ab. Orax kam erneut auf mich zugeschossen und trat mir gegen das andere Schienbein. Ich schrie auf und verfluchte diesen Zwerg nach allen Regeln der Kunst. Gabi quittierte diese Schimpftirade mit einem knarzenden Geräusch, welches uns sofort in die Nase stieg. Es stank fürchterlich und ich wünschte mir nur noch zu erwachen und eine kleine Maus würde über meinen Fußboden trapsen. Ich hatte eine inkontinente Elfe einen wütenden
Zwerg und einen betrunkenen Oger in meiner Wohnung stehen und wusste immer noch nicht warum. Ich schloss die Augen, atmete ein paar mal tief durch und hoffte der Spuk würde sich auflösen. Tatsächlich sie waren verschwunden als ich die Augen öffnete. Die Freude währte allerdings nicht lange, denn sie hatten sich lediglich hinter mir aufs Sofa gesetzt. „Na schön, was wollt ihr von mir“, stöhnte ich. Sie blickten sich gegenseitig an und dann mich. Was meiner Wenigkeit nicht entging war das Zwinkern, welches sie sich zuwarfen. Irgendetwas planten die doch und ich musste wohl auf der Hut sein. Orax ergriff dieses Mal das
Wort. „ Menschenjunge, hör uns Erst einmal zu Ende an bevor du entscheidest“. Ich versprach es und ließ ihn reden. Er erzählte mir, dass sie alle schwer Verhaltensgestört sind und die Therapie eines Menschen könnte sie heilen. Wenn sie nicht geheilt würden, dürften sie nie mehr in ihre Welt zurückkehren und müssten sterben. Diesen Unfug konnte ich nur schwer glauben, aber ich nickte und stimmte zu. „Ich bin zwar Koch und kein Therapeut, doch wenn ich helfen kann dann soll das so sein. Gabi, erzähl doch einmal was dich quält“. „Ich habe Flatulenzen mit folgen. Immer, wenn ich mich erschrecke und ich bin
von Kind an sehr schreckhaft“. Als sie von den Folgen sprach, deutete Gabi auf meinen Fuß und in Richtung Schlafzimmertür. Sie brauchte offensichtlich eine Therapie gegen ihre Ängste. „ Und du lieber Sven was betrübt dein Herz“? Sven holte einen Flachmann aus der Tasche, nahm einen zur Brust und begann zu Erzählen. Das heißt er lallte mehr als das er sprach und ich mühte mich ihn zu verstehen. „Ich trinke einfach zu viel weil mein Papi mich als Kind immer verprügelt hat dieser alte Schluckspecht“. Ich bekam Mitleid mit ihm und drückte zumindest mein bedauern aus. Jetzt wandte ich mich
meinem kleinen Freund Orax Donnerbein zu. „Nun kleiner Mann und wo drückt dein Schuh“? Er hatte diese Anspielung verstanden und sprang auf. Noch bevor er mich treten konnte packte ich sein Bein und hielt ihn kopfüber in der Hand. Orax verlor seine Mütze und nicht nur die. Darunter war fast der gesamte Inhalt meiner Besteckschublade versteckt und ein bisschen Bargeld. Er fluchte und zappelte jetzt wie ein Rohrspatz aber ich ließ nicht locker. Während ich mit diesem Winzling beschäftigt war wollten sich Gabi und Sven aus dem Staub machen, sie kamen nicht weit. Ich schleuderte Orax auf die beiden. Zwerge werfen gehörte nicht zu meiner
Paradedisziplin, doch der erste Wurf saß. Sie purzelten durcheinander. Noch ehe sich einer von ihnen aufraffen konnte packte ich alle drei und sperrte sie im Schlafzimmer in den Kleiderschrank. Sie schimpften und fluchten, offenbar hinderte sie irgendwas hinauszukommen. Orax Mütze, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich ging ins Wohnzimmer und setzte sie mir auf. Sofort durchströmte mich ein Kribbeln und das linke Bein erfuhr ein unbeschreibliches Gefühl von Stärke. Ein höhnisches Grinsen durchzuckte meine Mundwinkel. Ich war jetzt der mit dem Donnerbein. Als ich die Schranktür öffnete, flogen mir alle drei entgegen so,
dass ich rücklings auf dem Bett landete. Die Mütze fiel von meinem Kopf auf den Boden. Orax und ich blickten uns an und stürzten los. Wir erreichten sie beide und zogen und zerrten in alle erdenklichen Richtungen bis sie sich mit einem lauten Reißgeräusch in zwei Stücke teilte. Jetzt war es nur noch eine gewöhnliche Mütze ohne magische Kräfte und Orax weinte bitterlich. Ich bot ihm an eine Weile zu bleiben bis sich eine Möglichkeit ergab. Orax willigte zögernd ein und bat darum seinen Freunden auch Unterschlupf zu gewähren. Mit dem saufenden Oger konnte ich evtl. noch leben, aber kackende Elfen waren mir nicht willkommen. Orax klärte mich
auf: „Gabi und Sven wurden von mir verwünscht, ich erpresste sie auf diese Weise mit mir auf Beutezug zu gehen." Da meine Mütze hinüber ist und mit ihr die Magie, ist der Fluch ebenfalls aufgehoben. Tja nun lebe ich also mit diesen dreien schon viele Jahre in einer Gemeinschaft. Gabi ist eine fabelhafte Köchin, Orax ist Experte darin Sachen wieder zu finden und Sven ist der perfekte Heimwerker. Über eine Rückkehr haben wir nie mehr gesprochen. Sie sind immer noch da und wer es nicht glaubt, kommt uns am besten besuchen.