Humor & Satire
Bei Schlunske

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"Die Grillparty"
Veröffentlicht am 06. Juli 2017, 26 Seiten
Kategorie Humor & Satire
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Über den Autor:

Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten. Hoffentlich glückt es. Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren. Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert. Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.
Die Grillparty

Bei Schlunske

Vorbemerkung

Im Sommer wird gegrillt! Was sonst?

Auch wir, meine Frau und ich, waren dabei.


Gute Unterhaltung!










Copyright: G.v.Tetzeli

Cover: Monika Heisig/Tetzeli

Bei Schlunske's

Wir leben eigentlich in einer Idylle.

Rings um uns herum schmiegen sich genau die gleichen, kleinen Einfamilienhäuser um kleine, gepflegte Gärten. Im Herbst schrecken mindestens 50 Laubsauger die Vögel auf. Einige dieser Vögel sind wahrscheinlich dem Herzinfarkt nahe, so wie ich auch. Rasenmäher vervollständigen den herbstlichen „Indian Summer“.


Nun aber haben wir Hochsommer!

Man könnte meinen, dass man in dieser Zeit der Ferienlaune und der Ruhe frönen könnte. Weit gefehlt. Mindestens einmal wöchentlich überfällt die Feuerwehr mit Getöse die

schnuckelige Siedlung. Wieder ein Unfall bei einer Grillparty.

Überhaupt scheint es mir, als würde ich in der Nähe einer Köhlerei wohnen. Überall steigt Rauch auf. Vielleicht gibt es bei uns mehr Grillmonster als Einwohner. Und fängt nicht ein Grillspezialist Feuer, so vergnügen sich die Nachbarskinder im Schwimmingpool. Weil das Baden alleine nicht so viel Spaß macht, sind alle Nachbarskinder und Freunde eingeladen. Alle Kinder schreien wie die Verrückten, weil es eben so viel Spaß macht. Meine Holde und ich sind weniger amused.

Ausgerechnet unser lieber Nachbar Herr Schlunske, seines Zeichens Immobilien-makler, konnte sich diesen großen

Schwimmingpool leisten.

Es war der einzige in der näheren Umgebung. Während ich schon stolz war einen winzigen Teich angelegt zu haben, hatte Schlunske den Atlantik in unsere Siedlung gebracht. Inzwischen habe ich auch meinen zugewachsenen Teich wieder eingeebnet, weil die quakenden, brüllenden Frösche im Herbst die Laubsauger sowieso nicht überlebt hätten. Und ich hätte ihr dauerndes Quaken nicht überlebt. Außerdem hätten sie das Geschrei der fröhlichen Kinder gestört.

Obwohl also Schlunske direkt neben uns im einzigen doppelt so großen Haus residierte, hatten wir privat fast keinen Kontakt.

Rita, seine Wasserstoff-blonde Lady Diana,

war allerdings in nachbarschaftlicher Wichtigkeit unterwegs. Sie organisierte unter anderem das wöchentliche Nordic Walking. Sogar ich wurde gefragt, ob ich mit den Stockenten mit hatschen würde. Tupper-Partys soll Rita geschmissen haben, genauso wie sie im Kindergarten und in der Schule als Elternsprecherin Furore machte. Ich mochte Rita nicht besonders, vielleicht weil sie sich immer so gab, als wäre sie die Königin von Saba. Doch heute Vormittag, als ich wie ein Lastesel vom Einkaufen kam, da gab es kein Entkommen.

„Ach, hallo Frau Schlunske! Das ist aber ein angenehmer Zufall.“

Rita Schlunske schrie vor Freude mich

angetroffen zu haben. Jedenfalls tat sie so. Ob ich denn heute Abend mit meiner ach so reizenden Frau die Ehre geben würde bei ihnen zu Gast zu sein. Es würde eine fantastische Grillparty steigen. Die Müllers kämen auch, sowie Gräfin Weinstock.

Das konnte ich mir vorstellen, wie diese alte, schrumpelige, steinreiche Gewitterziege sich bei all den Schneegänsen entfalten würde. Voller Dankbarkeit hörte ich mich sagen. „Aber herzlich gern. Und vielen, herzlichen Dank für die Einladung. Sollen wir vielleicht etwas mitbringen?“

Da winkte Rita Schatzi ab.

„Nur gute Laune! Es wird schon an nichts fehlen. Prima, das sie Zeit finden.“

Wir trennten uns.

Während Rita gut gelaunt vor sich hin hüpfte, wurden mir die Einkauftüten noch schwerer. Wie bringe ich das meiner Susi nur bei? Daheim gestand ich.

„Was sollte ich denn machen“, zuckte ich mit den Schultern. Susi seufzte.

„Gar nichts zu machen? Krankheit, Pest, oder vielleicht ein lackierter Fingernagel angebrochen? Nichts?“

„Nichts", wiederholte ich.

"Bedenke doch! Das letzte Mal dauerte die Schose bis vier Uhr früh. Wir hatten kein Auge zumachen können. Da ist es doch besser, wenn wir selbst dabei sind.“

Meine Frau guckte skeptisch. Ich legte nach. "Und du kannst mit Rudi spielen."

Den Hund von Schlunske hatte Susi ins Herz

geschlossen. Ich nannte ihn immer Mister Spock, weil der freundliche Labrador so „faszinierend“ war. Es war soweit. Susi hatte sich in blaue, seidene Schale geschmissen und ich war mit Holzfäller-Hemd und Jeans bewaffnet. Mit einem Strauß Rosen in der Hand machten wir unsere Aufwartung. Rita begrüßte uns strahlend, nahm das Gemüse entgegen und forderte uns auf gleich in den Garten durchzugehen. Als ich unter dem protzigen Kristallleuchter durch war, stand ich auf der bedachten Terrasse.


Auf der Grünfläche neben dem Schwimmingpool, der mit sämtlichen Kindern der Schule überlaufen war, stand ein riesiger

Pavillon. Darunter hatten sich die Stockenten um Gräfin Weinstock versammelt und ab und an fing ich ungeheuerliche Abenteuer des letzten Stöckchen-Marsches auf. Eigentlich war alles liebevoll, ein wenig pompös eingedeckt und auch eine Minna war engagiert worden, die gerade ein Gläschen Sekt reichte.

An der Seitenwand der großen Terrasse stand ein LKW Grill mit allen Schikanen. Mit Kohle, mit Gas und mit einem schweißüberströmten Bruno Schlunske. Er hatte sich mit einer grünen Latzschürze bewaffnet, die er wahrscheinlich dem Oberbürgermeister von München nach dem Anstich abgeluchst hatte. Neben der fulminanten Grillmaschine stand ein Fass, das

wahrscheinlich hundert Liter Bier beheimatete. Erst später erkannte ich, dass das Fass selbst ein Kühlschrank war aus dessen Zink-Hahn an der Vorderseite man fast wie auf dem Oktoberfest zapfen konnte. Neben dem aufgehäuften Fleischberg fachsimpelten die Grill-Spezialisten.

Ich schlich mich in die Nähe, während Susi sich auf die Suche nach Rudi machte. Sie vermisste den Hund, denn normalerweise hätte er sie längst begeistert anfallen müssen.

Ich belauschte die Fachleute und sah interessiert zu, immer sachte im Hintergrund bleibend. Bruno lächelte schweißnass. „Möchte mich jemand ablösen? Ich muss mich ja auch mal um meine Gäste kümmern“,

lächelte er.

„Was heißt hier ablösen", dachte ich. "Der hat doch noch nicht einmal ein Stück Fleisch drauf geschmissen."

Nur der Grill hatte schöne Glut und die Gas Abteilung züngelte vorschriftsmäßig. Wahrscheinlich hatte Bruno lediglich die vollautomatische Entzündungs-Vorglüh-Inbetriebnahme per Knopfdruck auslösen müssen. Die Software hatte dann alles in die Wege geleitet. So schüttelte ich den Kopf, als die lange Grillzange vor meiner Nase erschien.

„Herr Berger! Wären sie so nett?“ Ich lächelte nett, wie eine Zitrone.

„Einen Applaus für unseren wackeren Herrn Berger!“

Es applauste und ich hatte die Zange in der Hand, um nicht zu sagen die Arschkarte gezogen. Nicht einmal seine Superschürze überließ er mir. Die behielt er selber und schaffte sie fort, wahrscheinlich in seinen Safe.

Ich legte also die Fleischstücke und Würstchen auf. Die einen auf der Kohleabteilung, die anderen im Gasbereich. So hastete ich hin und her. Unterstützt wurde ich durch alle möglichen Tipps der neu hinzugewonnenen Freunde.

Sie wussten alles besser.

Die meisten hatten sich nach kurzer Zeit verdrückt, um sich dem kühlen Bier zu widmen. Nur Erich war mir geblieben.

„Auch verheiratet“, fragte ich. Er nickte.

„Wo“, schaute ich durch die Gegend.

„Ist noch beim Zurechtmachen.“

„Ja, ja“, nickte ich wissend. „Immer die Frauen! Brauchen ewig. Und alle sind sie Maler. Benötigt eben seine Zeit bis der Firnis getrocknet ist“, lachte ich gewitzt.

Ich hantierte konzentriert am Würstchen. Erich versteifte sich und meldete ernst. „Detlef legt sehr viel Wert auf gepflegtes Äußeres.“

"Wie?“

Hoppla, da musste ich eine unbedarfte Bewegung gemacht haben. Das Würstchen war genau durch den Zwischenraum von zwei Roststangen direkt in die Weißglut gefallen. „Sch..!“

Während mir Erich von der eigenen Modefirma und den Mega-Events berichtete, den künstlerischen Detlef zu einem Maga-Star machte, baggerte ich verzweifelt nach dem Würstchen. Was war mir dieser affektierte Tausendsassa Detlef Wurst, wenn es hier um die Wurst ging! Erich quasselte begeistert weiter.

Entweder die Zange passte nicht dazwischen, oder das Würstchen passte nicht mehr in die Zange. Das Würstchen kohlte.

Bruno tauchte aus dem Nichts auf. Hinter sich zog er einen Schwarm von Anhängern nach sich.

„Probleme?“

Das müffelnde Würstchen antwortete statt

meiner. Bruno nahm einen Spieß, spießte, fädelte durch und hob das verkohlte Etwas wie eine Triumpffahne. Alles lachte.

„Mein guter Berger, noch nicht ganz so firm, was?“

Ich versuchte den Staffelstab zu übergeben. „Wenn vielleicht einer der Herren“, schlenkerte ich die Zange.

Keiner der Herren fühlte sich angesprochen. Sie hatten auch alle, außer mir, ein Bier in der Hand.

„Machen sie nur, Berger“, munterte Bruno Schlunske auf.

„Übung macht den Meister!“

Ich meisterte, denn plötzlich hatten alle außerdem noch Teller in den Händen und so lud ich auf. Es war Akkordarbeit. Die

Bedürftigen nahmen kein Ende. Ich stand förmlich in meinem Schweiß, als Susi erschien. Raffiniert, wie sie war, umarmte sie mich.

„Leg doch die blöde Zange weg“, flüsterte sie hörbar. Ich grinste und schob Erich das Teil in die Finger. Dann gingen wir weg.


„Danke, dass du mich erlöst hast.“

„Du transpirierst, Schnuckelchen.“ Schnuckelchen ging zum Fass und löschte den Durst.

„Was macht Rudi?“ „Ich habe ihn raus gelassen. Der war im hinteren Teil des Gartens in einer Art Voliere eingesperrt, das arme Tier.“

„Fein“, tätschelte ich.

„Und er ist nicht an deiner Seite?“

Sie schaute sich um. „War er.“

Wir schlenderten durch den Garten. Ganz für uns allein. Wir blendeten den Lärm um uns herum einfach aus. Von der Ferne sah ich Erich schwer beschäftigt. Es roch ein wenig angebrannt herüber. Aber da sprang ein schicker Mann herzu. Wahrscheinlich war es dieser ominöse Detlef, der seinem Liebsten unter die Arme griff. Ich musste immer wieder Erich anvisieren. Ich wollte sehen, dass er genauso leiden musste, wie ich.

Da sprang sein Partner Detlef wie von der Tarantel gestochen zurück.

„Ein Hund“, schrie er. „Allergie! Unmöglich!“

Hausherr Bruno eilte herbei und versuchte

den aufgelösten Gast zu beruhigen. Der rupfte sich erbost los, stolperte, riss Bruno mit sich und beide landeten unsanft neben dem Grill. Eine dumme Brennspiritusflasche wackelte, plumpste zu Boden und alles schrie:

„Feuer!“

Detlef raste auf das Schwimmbad zu und sprang um sein Leben.

Es war ein gewaltiger Sprung. Bruno blieb neben der ausgelaufenen Flüssigkeit liegen.

„Das ist doch nur ein Reiniger für den Rost, Leute. Sieht nur aus, wie eine Spiritusflasche. Ich stelle doch so etwas Gefährliches nicht neben den Grill“, erboste er sich.

Die Leute beruhigten sich wieder und teilweise wurde sogar befreiend gelacht. Nach einer langen Zeit tauchte Detlef wieder auf.

Sein Gesicht war etwas verschmiert und die Haare pappten wie Bandnudeln. Er heulte und strampelte gleichzeitig. Detlef kreischte in einem fort. Hilfreiche Hände halfen ihm auf den Rasen. Er schrie immer noch und spuckte Wasser. Ich nahm Susi bei der Hand.

"Es ist besser wir gehen", sagte ich.

Wir verdrückten uns heimlich, wie professionelle Ganoven und hatten ein schlechtes Gewissen. Herr und Frau Berger hatten ein Grillfest geschmissen. An die zukünftige Nachbarschaft voller Hass wollte ich gar nicht erst denken. Auweia!

Daheim fiel uns auf, als wir durch die Stores lugten, dass die grandiose Party nicht mehr in Schwung gekommen war. Bald schon

verließen die Gäste reihenweise das Haus der Schlunzkes. Vielleicht auch, weil es nichts mehr zum Grillen gab. Noch beim Weggehen hatte ich gesehen, wie Mister Spock sich über das Fleischbuffet hergemacht hatte. Faszinierend!


Es kam, wie es kommen musste.

Tags drauf klingelte es.

Rita stand an Gartentür mit einem Beutelchen in der Hand. Wahrscheinlich diente es dazu das geforderte Schmerzensgeld aufzunehmen. „Oje! Jetzt kommt es auf, dass Susi den Hund herausgelassen hatte. Das gibt Ärger“, dachte ich. Ich öffnete zaghaft.

„Ach Frau Schlunske“, tat ich unschuldig. Wegen gestern…Wir haben nichts…“ Ich kam nicht weiter.

„Wegen gestern komme ich“, lächelte sie. „Wissen sie, wir können Erich, ich meine Herrn Erich Richter, gut leiden und mein Mann macht sogar Geschäfte mit ihm, aber sein Mann, dieser Detlef, ist eine Anfechtung. So wunderbar habe ich mich noch nie amüsiert“, strahlte sie. „Hat er uns doch versprochen nie wieder unser Haus zu betreten. Sein Coiffeur Dunkelflocke würde auch nichts mehr retten können, hat er durchs Handy gebrüllt. Ich habe ihnen da ein Fläschchen mitgebracht.“ Sie reichte mir das Beutelchen.

„Und es würde uns freuen sie bald bei uns

wieder begrüßen zu können.“

Sie knibbelte mit einem Auge.

„Und schöne Grüße an ihre wunderbare Frau. Sie versteht Rudi gut, glaube ich.“ Ich bedankte mich.

Abends hatten wir ein Tröpfchen von diesem wunderbaren Chanpagner zu uns genommen. „Weißt du, Schatz, eigentlich sind diese Schlunskes ganz nett, aber diese Rita: die wusste echt Alles.“

Susi schmiegte sich am mich.

„Ich finde, dass Kinder im Schwimmbad gar nicht so laut sind.“

„Finde ich auch. Sollten wir Schlunskes nicht auch einmal einladen?“

„Das machen wir“, sagte sie. „Aber sie

müssen Labrador Rudi mitbringen. Du kannst ihm ja ein verbranntes Würstchen servieren.“ „Das hast du mitgekriegt?“

„Du siehst es an Rita. Wir Frauen sehen eben Vieles.“ „So ein Grillfest hat was“, ergänzte ich.

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welpenweste
Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten.
Hoffentlich glückt es.
Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren.
Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert.

Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.

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Gast Bei den Grillmonstern ... Lustig, realistisch, gekonnt in Szene gesetzt und mit versöhnlichen Schluss. Dann mal weiter - auf gute Nachbarschaft ...
b.G. Sweder
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