Zusammen mit den wohl zwei charaktervollsten Katzen überhaupt, teile ich mein Leben. Ja, jeder Katzenliebhaber wird seine Schützlinge wohl als etwas ganz besonderes sehen, was sie bestimmt auch allesamt zweifelsohne sind und möglicherweise haben ihre menschlichen Gefährten diese ebenfalls mit Kindern verglichen? Frech, verspielt, manchmal etwas laut… Kinderseelen eben. Von diesem Vergleich ausgehend, sind die beiden wohl dann meine Adoptivkinder. Der männliche „Kindskopf“ wurde kastriert, das Weibchen jedoch entging dem endgültigen Schnitt, leider! Reine Hauskatzen, muss ich noch hinzufügen. Als ich deren Besitzer geworden bin, wobei mir der Begriff
Besitzer sehr missfällt, sind sie schon alt (über 10 Menschenjahre) gewesen. Ich verurteile meine damalige Unwissenheit darüber, dass weibliche Katzen niemals in eine Wechseljahrphase gelangen, denn ansonsten hätte ich vielleicht anders gehandelt, aber da ich es nicht besser wusste, behielt ich meine Geduld. Ich glaubte fest daran, dass eines Tages die Katze ihre rollige Neigung verlieren würde, war ja schon meine kleine Seniorin und in dem Alter wollte ich ihr keine Operation zumuten. Doch irgendwann hatte ich keine Wahl mehr: Ich entdeckte etwas Geschwollenes an ihrem Bauch, das geblutet hat!!
Sofort rief ich beim Tierarzt an und ließ
mich auf den schnellstmöglichen Termin ein. Seltsamerweise blieb die Katze völlig ruhig. Sie schnurrte viel, was schon zu ihrer festen Angewohnheit gehörte und schmuste genauso häufig, als hätte sie keinerlei Beschwerden. Das machte ihr Wesen aus, ganz anders als der Kater, der eher eine Kämpfernatur in sich trägt. Es wird niemanden verwundern, dass sie daher unter den Menschen eine kleine Herzensbrecherin ist? Ungewöhnlich lieb und sanft, ja sie hat nur einmal in ihrem Leben gefaucht! Zumindest habe ich es nur einmal mitbekommen… sie erlitt nämlich angeblich damals, als neugeborenes Kätzchen, ein Futterneidtrauma: Das schwächste und kleinste Kätzchen im
Wurf, eben. Dass wir beide bald unser nächstes Trauma erlebten, war mir nicht bewusst. Klar, befürchtet hatte ich das Schlimmste, aber mit sowas hatte ich nicht gerechnet! Wie in den meisten Praxen, waren zwei Ärzte tätig, ansonsten nur Assistenten. Das ist wichtig zu erwähnen, weil ich daher als Patient verschiedene Kommentare und Ansichten zu hören bekam. Die älteste Person will ich in meinem Bericht als „Oberarzt“ betiteln, denn ich denke, das bringt die Hierarchieordnung gut zur Geltung, besonders da jene Gestalt als Besitzer der Praxis angesehen wurde. Den jüngeren Tierdoktor hingegen, möchte ich als „Neuling“ bezeichnen, meinetwegen auch als
„Frischling“. Hauptsache ist, dass man die beiden unterscheiden kann, ohne dass ich nähere Personenbeschreibungen wiedergeben muss. Von der Empfangsdame selbst, durfte ich mir anhören, wie süß doch die kleine Katze ist. Keine Seltenheit, wie ich bereits erwähnte, obwohl meine Kleine bei Fremden scheu und zurückhaltend reagiert. Besonders in dieser Umgebung war sie verängstigt, typisch für Tierpatienten… wahrscheinlich fühlen sie einfach mehr raus, als es den menschlichen Besitzern bewusst ist. Was der Klumpen auf ihrem Bauch nun genau sein sollte, ließ sich nur erahnen, aber Fakt war, dass er operativ entfernt werden muss, wobei die nötige Narkose, wegen des hohen Alters
der kleinen Katze, ein großes Risiko mit sich trägt. Zum Glück verlief die Operation glatt, sie überlebte es und ich war glücklich und erleichtert darüber. Der „Oberarzt“ zeigte mir den hässlichen, blutigen Fleischklumpen, den er entfernt hatte. Mir dabei vorzustellen, dass es aus meinem Liebling rausgeschnitten worden ist, war mir unangenehm und während mir dieses Geschwulst von dem Tierdoktor präsentiert wurde, bot er mir auch an, für fünfzig weitere Euros den Fleischbrocken untersuchen zu lassen. Damit wir Gewissheit haben könnten, ob es nun Krebs sei oder nicht. Dabei machte ich meinen ersten Fehler und gab die dumme Antwort: „Wenn es streuen sollte, werde ich es
sowieso erfahren.“ Gleich daraufhin machte ich meinen zweiten, gravierendsten Fehler und gab ein großzügiges Trinkgeld vor lauter Dankbarkeit. Die arme Katze musste diverse Medikamente zu sich nehmen und eine Halskrause tragen, nichts Ungewöhnliches. Aber warum das Tier Hundemedizin bekam, obwohl es sogar für eine Katze sehr klein und zierlich war, das konnte ich erst im Nachhinein erahnen. Nun… mein Glück verschwand einige Monate später, als ein neuer Klumpen entstand. Diesmal blutete er aber nicht, hatte ihn vermutlich rechtzeitig bemerkt und die Katze erneut schnell zum Tierarzt gebracht. Was mir dabei auffiel, war das erneut einer ihrer Brustwarzen befallen
war. Dabei kam ich auf die Überlegung, dass die Brustwarzen von der Katze „überreif“, mit Hormonen überfüllt und „verstopft“ sein könnten und wahrscheinlich auch darum es damals blutete: Um die überschüssigen „Inhalte“ loszuwerden, sozusagen. Diese Überlegungen bestätigte mir auch der „Frischlingsarzt“, nur sei es nicht machbar die „Milchdrüsenquelle“ (verzeiht, soviel Anatomieverständnis besitze ich noch nicht um irgendwelche Fachbegriffe nennen zu können) zu entfernen, weil der Eingriff zu gewaltig wäre und die Katzendame umbringen könnte. Nach dieser Diagnose, musste ich mit dem „Oberarzt“ reden. Also auf in den nächsten Raum, nach einer kurzen
Wartezeit. Ich sprach mit dem „Häuptling“ über meinen Wunsch, bei der nächsten Operation auch gleich eine Sterilisation durchzuführen, da ja die Katze ohnehin narkotisiert sei. Seltsamerweise lehnte dieser ab, weil die Überlegungen von mir und dem „Frischlingsarzt“ in einer neueren Studie wiederlegt worden sein sollten. Das kam für mich sehr überraschend, da ich kein Sterbenswörtchen über diese Spekulation verloren hatte und ich es für verwunderlich gehalten hatte, dass in der kurzen Wartezeit der „Frischlingsarzt“ mit dem „Arzthäuptling“ darüber sinnieren musste: Wozu? Wie töricht von mir, dass ich nicht auf die Sterilisation bestanden hatte… dann würde das arme Ding nun
weniger leiden. Aber wie gesagt: Ich wusste nichts davon, dass Katzen ihr Leben lang gebärfreudig bleiben. Zum Glück ging auch diese Operation glücklich aus, jedoch bekam ich eine unschöne Warnung mit von dem „Arztführer“ und zwar, dass mein Liebling eine weitere Operation nicht überleben wird, aufgrund ihres hohen Alters. Aber falls der nächste Fleischklumpen kommen sollte, wäre eine heilende Salbe ebenfalls eine geeignete Notlösung, müsste ich jedoch regelmäßig geben. Nun… leider kam es Monate später dann doch zur nächsten und letzten Operation. Richtig: Operation, an den Vorschlag mit der Salbe erinnerte sich der „Oberarzt“ auf einmal nicht mehr, ja sogar
der Kommentar, dass die Katze eine weitere Operation nicht überleben wird, verschwand aus dessen Gedächtnis. Angeblich muss ich was falsch verstanden haben… als könnte ich SOWAS vergessen!! Ein Bekannter gab mir den Rat, solche ärztlichen Behauptungen schriftlich mitgeben zu lassen. Für die Zukunft nützt es mir vielleicht, für die Leser hier hoffentlich schon jetzt. Bin eben trauriger Weise nicht der einzige, der Horrorgeschichten von den „edlen Doktoren“ miterleben durfte. Emergencyroom fürn Ar$€ß!! Zurück zum Erfahrungsbericht, bevor ich komplett abschweife: Diesmal sollten auch die Zahnsteine der Katze mitentfernt werden,
da sie ja ohnehin narkotisiert wird und was geschah, als ich die Katze glücklicherweise lebendig wieder abholte? Ihr fehlten die meisten Zähne! Zufälligerweise konnten die Tierärzte auch beim Zähne ziehen entdecken, dass die Katze nun Klumpen im Hals bekommen hat, also nicht mehr auf der Brustwarzengegend verteilt! Das war für die Ärzte der Beweis dafür, dass mein Schützling an Krebs erkannt ist. Immerhin hat es sich ja verbreitet. Diese zufällige Entdeckung war für mich mehr als suspekt, fast schon wie geplant. Aber bestätigt in meinem Misstrauen fühlte ich mich, als der „Oberarzt“ mit sichtlich genervtem Blick mir erzählte, dass er völlig kostenlos noch eine unbefallene Brustwarze des haarigen
Patienten mitentfernt hat. Könnt Ihr meinem Zweifel folgen? WOZU eine Brustwarze entfernen, wenn die Ursache für das Ganze Krebs ist, der sich ja nun auch angeblich an der Rachengegend verbreitet? Das nützt überhaupt nichts, es sei denn, dass diese Krankheit doch was mit den Milchdrüsen zu tun hat, folglich hormonell bedingt ist! Okay, weiter zum Geschehenen: Die alte Katzendame wird mit diesen Klumpen im Hals nichts mehr essen können, daher sollte ich sie einschläfern lassen. Es wäre humaner als sie verhungern zu lassen. Geistesgegenwärtig stellte ich dem „Oberarzt“ eine Frage, die jener von sowas „Dummen“ wie mir nicht erwartet hat: „Kann sie noch Wasser trinken?“.
Überraschung und sogar einen leichten Schock konnte ich in dem Gesicht des Arztes sehen, weshalb dieser wohl meine Frage impulsiv bejahte. Darum erklärte ich, dass ich das Katzenfutter einfach in Zukunft pürieren werde, was mit so wenigen Zähnen im Maul sowieso notwendig ist. Zum Abschied bekam ich von allen Mitarbeitern (Assistenten) ein falsches Grinsen geschenkt, dass seltsamerweise bei allen gleich aussah. Es widerte mich richtig an. Deren falschen Trost ignorierte ich ebenfalls, am liebsten wollte ich die allesamt anbrüllen, ob sie das Leiden meines Haustieres so lustig finden, daher können die Leser hoffentlich nachempfinden, wie falsch das tröstende
Lächeln aussah von all den Aasgeiern, die sich zur Verabschiedung um uns gescharrt hatten. Doch ich schwieg. Ich wollte die arme Katze nur aus diesem Alptraum herausholen… ich konnte eindeutig in ihrem Gesicht sehen, wie hart das kleine Ding um ihr Leben gekämpft hat. Nie wieder, versprach ich ihr im Geiste. Nie wieder. Soviel dazu, wie süß und brav die Katze doch angeblich ist. Das war das letzte Mal, dass ich diese Tierarztpraxis aufgesucht hatte. Daheim angekommen, studierte ich die Nebenwirkungen der dubiosen Hundemedizin intensiver als zuvor und Googel sei Dank, wurde das Rätsel schnell gelöst. Was kann auftreten? Ödeme, vorzugsweise an der Halsgegend. Darum
musste die Katze auf dieses schädliche Schmerzmittel verzichten, hat aber zum Glück alles heil überstanden. Und was passierte daraufhin? Die Klumpen an der Halsgegend verschwanden KOMPLETT. Tja, kein Wunder, dass der „Oberarzt“ genervt von den Internetrecherchen seiner Patienten war.
Noch immer bricht es mir das Herz, wenn ich ihr rolliges Miauen nachts höre… lächle frustriert über ihre Reviermarkierungen, sobald ich den Boden wischen muss und verfluche innerlich diesen Abschaum, der Tag für Tag weitere Tiere auf dem Gewissen haben wird, getrieben von der Gier des Mammons und der Verbitterung, kein „höherer“ Arzt geworden zu sein, wie
ich annehme. Wie ich versuche, mir solch ein Verbrechen zu erklären. So läuft das eben in einem System, in dem man sich Berufe nur des Geldes wegen aussucht und nicht aus Liebe und Leidenschaft. In Deutschland eben, in dem Verbrecher auch noch vom Gesetz her beschützt werden, da man nicht „übel“ über sie im Nachhinein reden darf, weshalb ich hier keine Namen nenne. Zurück zu den „besseren“ Zeiten? Kann es hier noch mittelalterlicher werden, als es ohnehin schon zugeht? Nur die Begriffe haben sich leicht verändert: Aus „Adel“ mach „Arzt“ und Hungerleider, wie mich, die „Leibeigene“. Melkt uns, bis aufs Blut und unsere Liebsten ebenfalls noch dazu.