Kurzgeschichte
Das kleine Mädchen und die gelben Blumen

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"Die Kindheitsjahre"
Veröffentlicht am 16. Juni 2017, 8 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Geboren und aufgewachsen im Land der Kontraste, an der Grenze Europas zu Asien. Erste Schreibversuche in der Grundschule. Germanistikstudium an der heimischen Staatsuniversität. In Deutschland seit 1996. Seit 2017 Gedichte und Kurzgeschichten, die entweder autobiographisch sind oder auf wahren Gegebenheiten beruhen. Natur ist meine Kraftquelle und Faszination, daher kommt sie oft in meinen Geschichten vor. "Wir sind eines Blutes, du und ...
Die Kindheitsjahre

Das kleine Mädchen und die gelben Blumen


Sonnenüberflutete Wiese zwischen den Häuserblöcken, ein Stückchen unberührter Natur, so wie Gott sie schuf. Leuchtend gelber Löwenzahn, ein Meer von kleinen gelb leuchtenden Sonnen…


Ein kleines Mädchen mit dunklen Haaren und einem ernsthaftem Blick aus den grünen Augen sitzt mitten auf diesem weichen gelben Blumenteppich. Sie genießt den warmen, leicht süßlichen Blumenduft, fühlt sich geborgen unter den wärmenden Sonnenstrahlen, die sich wie eine Umarmung fühlen.

Sorglose Schmetterlinge flattern über der Wiese. Das leise Summen der Bienen klingt

wie eine unaufdringliche Melodie. Das monotone Zirpen der Grillen wirkt beruhigend. Selten zu hörendes Vogelgezwitscher macht die Symphonie der

Natur vollkommen…


Ein schwarz-roter Marienkäfer krabbelt zutraulich auf die Fingerspitze des Mädchens. Sie bestaunt die frischen Farben seiner Verkleidung und zählt die schwarzen Punkte auf seinem Rücken.

Божья коровка,

черная головка,

Полети на небо,

Там твои детки

Кушают конфетки,

Всем по одной,

А тебе ни одной…

Der Marienkäfer macht sich zum Flug bereit, breitet seine Flügel aus und fliegt davon. Das Mädchen verfolgt seinen Flug mit den Augen, bis der Käfer aus ihrer Sichtweite verschwindet…


Zwei andere Mädchen pflücken neben ihr die gelben Blumen. Sie flechten daraus einen Blumenkranz, dann noch einen, dazu Armbänder…

Für das Armband wird der Blumenstängel entzweit, bittere milchige Flüssigkeit tritt heraus… Die zu weit geteilten Stängel zerreißen auch den Blumenkopf in zwei Teile, die entstellte Blume fliegt ins Gras…

Ein Blumenkranz fliegt bald darauf auch ins

Gras, weil die Blumen verwelkt aussehen.

Die toten Blumen liegen da, hilflos und verstümmelt, und sterben langsam unter der heiß gewordenen Mittagssonne…

Die gelbe Wiese bekommt grüne Flechte…


„Hört auf!“, schreit das Mädchen, „lasst die armen Blumen stehen, sie wollen  doch auch leben!“. Das Mitleid verschlägt dem Mädchen die Stimme…

Diese wunderschöne gelbe Blumenwiese muss Jemand gemacht haben, Er hat

sich viel Mühe gegeben. Jetzt wird Seine Arbeit zerstört. Wenn alle die Blumen abpflücken und dann wegschmeißen würden, wird es bald auf der ganzen Erde kahl…


„Hey, der tun die Blumen leid“. Das Gelächter der Mädchen fühlt sich irgendwo im Inneren wie ein Messerstich. „Wir denken nicht mal daran, wir brauchen noch Sträuße!“ Sie greifen großzügig nach den gelben Sonnen, die Blumenkränze fliegen ins Gras.

Ein Junge, der dazu kam, reißt einer Blume den gelben Kopf ab und wirft ihn auf ein Mädchen. Die Aufforderung zum Spiel wurde angenommen, die Mädchen werfen ihr Handwerk ins Gras und laufen lachend davon…


Das Mädchen saß immer noch da. Der wunderschöne gelbe Blumenteppich hatte jetzt hässliche grüne Flechte, überall lagen tote Löwenzahnblumen…

Trauer und Hilflosigkeit schnürten dem Mädchen den Brustkorb zu. Dicke Tränen liefen ihr über die Wangen und der unausgesprochene Schmerz erschütterte ihr Innerstes.



Auch zu Hause verstand keiner ihren Schmerz. Die gelben Blumen taten außer ihr niemandem mehr leid. Das erste Mal in ihrem kleinen Leben spürte das Mädchen, dass sie ganz allein und furchtbar einsam war.

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Hörbuch

Über den Autor

daxana
Geboren und aufgewachsen im Land der Kontraste, an der Grenze Europas zu Asien.
Erste Schreibversuche in der Grundschule. Germanistikstudium an der heimischen Staatsuniversität.
In Deutschland seit 1996.
Seit 2017 Gedichte und Kurzgeschichten, die entweder autobiographisch sind oder auf wahren Gegebenheiten beruhen.

Natur ist meine Kraftquelle und Faszination, daher kommt sie oft in meinen Geschichten vor.
"Wir sind eines Blutes, du und ich" (R. Kipling).




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Lindenblatt 
Sehr schön geschrieben. Es ist so wichtig, ein Mitgefühl mit der Natur zu zeigen. Nur wer sie nicht versteht, zertritt sie mit Füßen oder zerstört bewusst das Schöne.....
Lieben Gruß
Linde
Vor langer Zeit - Antworten
daxana vielen Dank, Linde, wie Recht du hast.
Manche Kinder haben es einfach in sich, selbst wenn sie noch klein sind, bei anderen kann man das Mitgefühl und den Blick für das Schöne gut im frühen Kindesalter erziehen, da sie es noch mit dem Herzen aufnehmen, aus welchem Gefühle ja auch kommen. Später nehmen sie es immer mehr mit dem Verstand auf..
Liebe Grüße, daxana
Vor langer Zeit - Antworten
Darkjuls Die Welt mit Kinderaugen sehen und die Kostbarkeit der Natur noch zu schätzen wissen. Gern gelesen. LG Marina
Vor langer Zeit - Antworten
daxana Liebe Marina, danke für das Geschenk!
Vor langer Zeit - Antworten
daxana Vielen Dank für das wertschätzende Kommentar, Marina
Vor langer Zeit - Antworten
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