Sonnenüberflutete Wiese zwischen den Häuserblöcken, ein Stückchen unberührter Natur, so wie Gott sie schuf. Leuchtend gelber Löwenzahn, ein Meer von kleinen gelb leuchtenden Sonnen…
Ein kleines Mädchen mit dunklen Haaren und einem ernsthaftem Blick aus den grünen Augen sitzt mitten auf diesem weichen gelben Blumenteppich. Sie genießt den warmen, leicht süßlichen Blumenduft, fühlt sich geborgen unter den wärmenden Sonnenstrahlen, die sich wie eine Umarmung fühlen.
Sorglose Schmetterlinge flattern über der Wiese. Das leise Summen der Bienen klingt
wie eine unaufdringliche Melodie. Das monotone Zirpen der Grillen wirkt beruhigend. Selten zu hörendes Vogelgezwitscher macht die Symphonie der
Natur vollkommen…
Ein schwarz-roter Marienkäfer krabbelt zutraulich auf die Fingerspitze des Mädchens. Sie bestaunt die frischen Farben seiner Verkleidung und zählt die schwarzen Punkte auf seinem Rücken.
Божья коровка,
черная головка,
Полети на небо,
Там твои детки
Кушают конфетки,
Всем по одной,
А тебе ни одной…
Der Marienkäfer macht sich zum Flug bereit, breitet seine Flügel aus und fliegt davon. Das Mädchen verfolgt seinen Flug mit den Augen, bis der Käfer aus ihrer Sichtweite verschwindet…
Zwei andere Mädchen pflücken neben ihr die gelben Blumen. Sie flechten daraus einen Blumenkranz, dann noch einen, dazu Armbänder…
Für das Armband wird der Blumenstängel entzweit, bittere milchige Flüssigkeit tritt heraus… Die zu weit geteilten Stängel zerreißen auch den Blumenkopf in zwei Teile, die entstellte Blume fliegt ins Gras…
Ein Blumenkranz fliegt bald darauf auch ins
Gras, weil die Blumen verwelkt aussehen.
Die toten Blumen liegen da, hilflos und verstümmelt, und sterben langsam unter der heiß gewordenen Mittagssonne…
Die gelbe Wiese bekommt grüne Flechte…
„Hört auf!“, schreit das Mädchen, „lasst die armen Blumen stehen, sie wollen doch auch leben!“. Das Mitleid verschlägt dem Mädchen die Stimme…
Diese wunderschöne gelbe Blumenwiese muss Jemand gemacht haben, Er hat
sich viel Mühe gegeben. Jetzt wird Seine Arbeit zerstört. Wenn alle die Blumen abpflücken und dann wegschmeißen würden, wird es bald auf der ganzen Erde kahl…
„Hey, der tun die Blumen leid“. Das Gelächter der Mädchen fühlt sich irgendwo im Inneren wie ein Messerstich. „Wir denken nicht mal daran, wir brauchen noch Sträuße!“ Sie greifen großzügig nach den gelben Sonnen, die Blumenkränze fliegen ins Gras.
Ein Junge, der dazu kam, reißt einer Blume den gelben Kopf ab und wirft ihn auf ein Mädchen. Die Aufforderung zum Spiel wurde angenommen, die Mädchen werfen ihr Handwerk ins Gras und laufen lachend davon…
Das Mädchen saß immer noch da. Der wunderschöne gelbe Blumenteppich hatte jetzt hässliche grüne Flechte, überall lagen tote Löwenzahnblumen…
Trauer und Hilflosigkeit schnürten dem Mädchen den Brustkorb zu. Dicke Tränen liefen ihr über die Wangen und der unausgesprochene Schmerz erschütterte ihr Innerstes.
Auch zu Hause verstand keiner ihren Schmerz. Die gelben Blumen taten außer ihr niemandem mehr leid. Das erste Mal in ihrem kleinen Leben spürte das Mädchen, dass sie ganz allein und furchtbar einsam war.