Prolog
Prolog
Das was ihn in der materiellen Welt umgab war bereits weitestgehend hinter einem Schleier versunken, der sich in den letzten Minuten immer schneller über sein Bewusstsein gelegt hatte.
Die Menschen in dem Wagen, der ohne Blaulicht durch die Nacht fuhr, nahm er bewusst gar nicht mehr als real war. Ihre Stimmen waren fern und wie durch einen Schleier.
Was war passiert? Wie konnte er das vermasselt haben?
Die Fahrt fühlte sich hinter dem Schleier an wie eine Fahrt mit einem Luftkissenboot, als würde er schweben.
Die ganzen Vorbereitungen, über Monate hinweg.
Und dann ist es doch passiert.
Er hörte eine weibliche Stimme sagen, das man in seinem Fall nichts machen könne, außer warten und hoffen, das es gut ausgehen würde.
War er wirklich so tief gesunken?
Ein hoffnungsloser Fall?
Ein Fall bei dem selbst Wissenschaftlern nichts übrigblieb als zu hoffen?
Zu glauben? Zu glauben?
Seinem Zeitgefühl war nicht mehr zu trauen.
Wie lange waren sie schon unterwegs?
Die Strecke, die sie zurücklegen mussten, war recht kurz. Das wusste er.
Doch es kam ihm schon vor wie eine halbe Ewigkeit.
Hätte er doch nur diesen einen Fehler nicht gemacht und sich an seinen eigenen Plan
gehalten.
Das war nun die Strafe dafür, das er sich trotz besseren Wissens, im selbstverursachten Zustand der Benebelung, seiner eigenen Biologie entgegengesetzt hatte.
Er war sich sicher das nichts mehr so sein würde, wie es mal war.
Wenn überhaupt jemals wieder was sein würde. Zumindest für ihn.
Die Frau wiederholte in dem Moment, wie zur Bestätigung seiner Gedanken, noch einmal das sie außer Flüssigkeitszufuhr, mit und ohne Kohle, nichts tun
könnten.
„Wie bitte“ schallte es durch seinen Kopf, wobei sich der Gedanke anfühlte wie ein rostiges Messer, das sich durch halb gefrorene Butter kämpfte.
„Wir leben im 21. Jahrhundert in dem die Menschheit Technisch weit genug ist um eine Maus auf dem Mars am Herzen zu operieren. Und das einzige was denen bei einer Vergiftung zur Verfügung steht sind Mittel die jeder im Supermarkt bekommt“
Was für eine Ironie.
Über eine weitere stolperte er gleich danach.
Den er könnte ihnen sagen das zu der unbekannten Substanz, die gerade toxisch in seinem Körper wütete noch eine weitere hinzukam.
„jygs“, eine weit verbreitete Partydroge die er an dem Abend genommen hatte, nur drei Stunden bevor er die unbekannte Substanz zu sich nahm, jene unbekannte Substanz welche seine Psyche heilen sollte, sich jedoch mit jygs gegen ihn verbündet hatte.
Die ihn gemeinsam womöglich töten würden. Und das einzige was andere machen konnten war wiederliches
Aktivkohlewasser?
Ein anderer Gedanke war, war sterben nicht auch eine Art von Heilung? Im Buddhismus war Leben Gleichbedeutend mit Leiden. Keine Frage, man würde nach dem Glauben in der Regel rasch wiedergeboren werden. Jedoch dazwischen? Heilung!
Seit er sich erinnern konnte hatte er diese Krankheit des Geistes die ihn so sehr einschränkte und ihn mehr als alles andere daran hinderte er selbst zu sein.
Man selbst, sein eigenes Ich, die eigenen Gedanken als größter Widersacher. Hatte sein Leben ein Drehbuch mussten die Autoren psychopathische Schizophrene
sein.
Er konnte es sagen, damit die Chance auf Rettung erhöhen und anschließend weiter an seiner geistigen Heilung arbeiten. Stück für Stück und ohne Gifte. Die ihm schon öfter von, nur zu Schein hilfsbereiten Menschen, in egoistischer Habgier gereicht wurden.
Doch wenn er es sagte, mussten ihn diese Unbekannten doch nicht für einen Junkie halten?
Außerdem müsste er sich dann eingestehen, das seine Vermutungen drei Stunden Puffer müssen reichen falsch
waren.
Ein Proargument und zwei Kontraargumente.
Das Leben gegen das nicht vorhandene Ansehen von Unbekannten und sich selbst.
Am Ende gewann, wie schon viel zu oft in ihm und überall sonst, die subjektive Vernunft.
Den was war den schon das flüchtiges und vergängliches Leben gegen mindestens genauso vergängliches Ansehen.
Dann waren sie endlich am Ziel angekommen und der innere Horror sollte
erst beginnen.
Erst in den nächsten zwei Tagen sollte er sich langsam erholen.
Wobei der Leidensdruck, durch das vernebelte Bewusstsein und die Vergiftung mit fortschreitender Heilung immer weiter zunahm.
Denn der Wahnsinn machte nur dann so richtig wahnsinnig, wenn man ihn mit vollem Bewusstsein und mit klarem Verstand miterleben
Epilog
Erst einige Tage nach seiner Entlassung aus der Intensivstation fand er heraus, das dass herausrücken der Information über die zweite Substanz zu einer Behandlung geführt hätte, die diesen Leidensweg um Tage verkürzt hätte.
Er hatte seine Lektion gelernt. In einer solchen Situation stand das Leben höher als das Ansehen. Doch er kannte sich selbst leider auch sehr gut und wusste daher.
Sollte es wieder so weit kommen.
Es würde genauso laufen.
Oder schlimmer.