Eine Phantastische Nacht
Im Fackelschein tänzeln
lächelnde Mädchen
von Tisch zu Tisch,
verteilen Trauben und Käse
und weißes, ährenduftendes Brot.
Aus großen Karaffen gießen sie
roten Wein in die silbernen Becher,
aus denen der Sommer in die
dürstenden Kehlen rinnt.
Wein – Weib – Gesang.
Männer küssen Frauen,
Frauen küssen Frauen,
Frauen küssen Männer,
Männer küssen Männer,
versammelt um den Altar der Liebe.
Lieblicher Gesang hallt durch
die Räume, der Duft
der Liebe erfüllt den Saal,
euphorisch glänzende Augen,
laszive Lippen,
glänzende Leiber.
Poesie schreitet von Herz zu Herz,
bekränzt deklamiert der Dichter Verse,
weinend voller Rührung,
den Becher in der Hand.
Aus den Weinkelchen steigen die Geister
der toten Dichter:
Euripides, Ovid, Li Bai,
Hafez, Dante, Shakespeare, Goethe,
Tagore, Puschkin, Rilke und Neruda.
Unvergessene Verse
klingen wie Glocken,
während die Zuhörer versinken
in der Romantik
von leuchtenden Kerzen und Fackeln,
bis die Sonne selbst auflodert
und ihr Gleißen durch
das Fenster schmettert.
Die Geister sterben im Licht,
schließen als müde Gestalten
ihre Augen und wandern
in das Land der lieblichen Träume.
(c) rajymbek 06/2017