Jugendbücher
Plötzlich ist alles anders

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"Plötzlich ist alles anders "
Veröffentlicht am 05. Juni 2017, 100 Seiten
Kategorie Jugendbücher
© Umschlag Bildmaterial: Olga Drozdova - Fotolia.com
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Plötzlich ist alles anders

Plötzlich ist alles anders

1.Kapitel

Nervös! Alle Augen waren nur auf mich gerichtet. „Das ist unsere neue Schülerin Celine. Seid bitte so nett und nehmt sie in eurer Klasse gut auf.“ stellte die Lehrerin mich vor. Meine Beine zitterten wie Wackelpudding. Ich blickte mich um. Alle lächelten mich an, bis auf einer. Der Junge blickte mich nicht mal an. Er schaute nur auf einen Punkt auf dem Tisch und bewegte sich kein bisschen. Da bin ich ja wohl in eine tolle Klasse geraten. „Setz dich doch bitte neben dem freien Platz neben Kai“ lächelte meine Klassenlehrerin mir zu. Wer war Kai? Sie zeigte auf den leeren Platz, der genau links von dem merkwürdigen Jungen war. Na super! Die Klasse gab mir ihr Mitleid, dass ich mich neben diesen Kai setzen müsse. Warum verstand ich allerdings noch nicht. Kai sagte mir nicht mal „Hallo“, er saß die ganze Stunde vertieft da,

spielte mit seinen Fingern und schrieb ab und zu mal was auf seinen Block. „Hey, ich bin Celine“ flüsterte ich ihm nach einer Weile zu. Für einen kurzen Moment schaute er mich an, antwortete mir nicht und blickte wieder auf sein Block. Er hatte blaue Augen, die mir irgendwas sagten. Aber was? Als es zur Pause klingelte, stopfte Kai sein Zeug hastig in seine Tasche und verließ schnell den Raum. Was hatte er den? Fand er mich hässlich? Stank ich? Ein Mädchen stand plötzlich vor meinem Tisch. „Hey, ich bin Steffi. Hast du Lust das ich dir ein bisschen die Schule zeige?“ Ich nickte ihr freundlich zu. „Ist dieser Kai immer so komisch?“ fragte ich Steffi, während wir über den Pausenhof liefen. „Joa schon“ lachte sie. Anschließend saßen wir auf einer Bank. „Erzähl mir mehr von ihm“ fordete ich sie auf. „Okay, wenn du willst“ kicherte sie und band sich ihre schwarzen hüftlangen Haare zu einem Zopf zusammen. „Er hat eine kleine Schwester, die

genau das gegenteil von ihm ist. Außerdem ist er ein Einzelgänger und hat in dieser Schule nicht wirklich Freunde.“ „Was warum das?“ unterbrach ich sie. „Naja, wir ärgern ihn halt, weil er sich auch ritzt und halt niemanden an sich ranlässt“ murmelte sie leise. Nachdenklich schaute ich sie an. „Oh okay“ sprach ich und ließ das erstmal auf mich wirken. Wie können sie diesen Junge ärgern? Nur weil er anders ist, wie der Rest der Klasse? Er ist doch nicht mal hässlich. Im Gegenteil! Ich finde ihn hübsch, vorallem seine blauen Augen und dass er immer so vertieft ist und mit Kapuze durch die Schule läuft finde ich auch passend zu ihm. Gerade als wir aufstehen wollten da die Pause vorbei war, lief der Außenseiter an uns vorbei. Er tat mir leid, dass er niemanden hatte. „Was haben wir jetzt als nächstes?“ fragte ich Steffi. „Biologie“ antwortete sie mir lächelnd und hackte sich bei mir ein. Auch ich lächelte ihr zu. „Willst du dann neben mir sitzen?“ wollte

sie wissen, als wir vor dem Biosaal standen. „Oh ja gerne“ freute ich mich. Im Biologieunterricht saßen wir in einer U-Form. Vorne saß Kai und wir auf der anderen U- Seite. Kai malte mal wieder irgendwas in seinem Block, während ich ihn die meiste Zeit anschaute. In der heutigen Unterrichtsstunde beschäftigten wir uns mit dem menschlichen Körper – das Herz. Ein paar aus der Klasse lachten. „Ich glaube, der Kai hat kein Herz“ ärgerte sie ihn. Steffi machte nur bei diesem Mobben mit, weil sie zur Klasse mit dazugehören wollte. Aber heute ließ sie ihn mal in Ruhe und war mit auf meiner Seite. Vielleicht konnte ich sie ja auch eines Tages überreden? Der Lehrer schaute die Jungs in der letzten Reihe böse an. Den Rest der Stunde verwarfen sie ihn mit Papierkügelchen. Am liebsten wollte ich Kai echt helfen, aber wie? Ich bin eigentlich nicht so der offene Mensch,

vor allem weil ich gerade mal seit 2 Stunden in dieser Klasse bin. Kai interessierte es nicht, das er gerade wieder geärgert wurde. Er ignorierte es. Bei einer Frage des Lehrers meldete ich mich und nahm meinen Mut zusammen. „Ja Celine richtig?“ rief er mich auf. Kurz nickte ich ihm zu. „Jetzt mal ganz ehrlich. Ich bin zwar neu hier und hab noch keine große Ahnung was hier abgeht aber macht es euch Spaß Kai zu ärgern? Könnt ihr das nicht einfach mal lassen? Was hat er euch eigentlich getan?“ fragte ich die anderen. „Er ist halt voll langweilig und so“ meinte ein Junge arrogant. „Langweilig? Na und? Deswegen muss man ihn doch nicht beleidigen oder so. Nur weil du mir nicht gefällst, mobb ich dich doch auch nicht“ äußerte ich mich. Steffi stimmte mir zu. „Ich dachte du bist auf unserer Seite?“ fragte eine weitere Freundin Steffi. „Nee danke, ich verzichte“ motzte sie zurück. Der Lehrer scheinte begeistert zu sein, dass wir

uns für Kai einsetzen. „Danke ihr zwei, aber jetzt ist dann auch wieder gut“ sagte der Lehrer. Erst jetzt merkte ich, dass Kai mich bzw auch Steffi anschaute. Für einen kurzen Moment lächelte ich ihn an. Er lächelte zwar nicht zurück, aber vielleicht war er erstmal damit beschäftigt zu verstehen, was wir gerade für ihn gemacht haben. Steffi stubste mich leicht an und grinste mir zu. „Ich bin ab heute an auf deiner Seite“ flüsterte sie mir zu. „Danke“ antwortete ich ihr zurück und folgte weiter hin dem Unterricht. Nachdem ich zu Hause angekommen war, schrieb ich Steffi über Whatsapp an. Sie hatte mir ihre Nummer in der letzten Stunde noch gegeben. Ich fragte sie, wie dieser Kai mit Nachnamen hieß. „Fichtner“ antwortete sie mir. Den restlichen Nachmittag googelte ich nach dem Jungen. Nach einer gewissen Zeit fand ich ihn auf Facebook und schaute mir seine Seite

an. Viel zu sehen gab es leider nicht, da er das meiste auf Privat gestellt hatte. Sein Profilbild hatte er in einem Schwarz-Weiß Filter. Er war so gut wie mit niemanden aus meiner Schule befreundet. Wahrscheinlich waren die Freunde bei Facebook nur Verwandte oder alte Freunde aus einer anderen Schule. Als ich weiter nach unten scrollte, sah ich weitere Bilder. Eins fand ich besonders merkwürdig. Er mit zwei weiteren Mädels und ein weiterer Junge. War das eine Mädchen nicht Dagi Bee? Sofort rufte ich Steffi an und erzählte ihr alles. „Warum stalkst du ihn den jetzt so?“ fragte sie mich, aber als ich ihr das Bild schickte mit Dagi Bee, war sie schon ein wenig verwirrt. „Komm, lass das. Wir kennen ihn doch gar nicht so richtig. Ich finde es ja gut wie du dich für ihn einsetzen willst, aber ich glaube er will das gar nicht“ meinte Steffi am Telefon zu mir. „Mhh“ sagte ich leise. „Hast du Lust morgen mit mir und Sarah ins Kino zu gehen?“ wechselte sie schnell das

Thema. Sarah war übrigens auch eine Klassenkameradin von mir. Ich sagte ihr zu und so traffen wir uns am nächsten Tag nach der Schule im Kino.

2.Kapitel

„Magst du Popcorn oder Nachos“ fragte Sarah mich, als wir vor der Kasse standen. „Ich nehm nur eine Cola“ antwortete ich ihr. Sie lächelte mir zu und bestellte für mich eine Cola und für Steffi und sich selbst zwei Cola und eine große Tüte Popcorn. „Danke“ bedankte ich mich bei ihr, nahm meine Cola und folgte den anderen in den Kinosaal. Dort angekommen suchten wir unsere Plätze. Als wir sie gefunden hatten, fragte mich Sarah ob ich mich schon gut in die Klasse eingelebt hätte. Leicht nickte ich und sagte noch dazu: „Das dauert noch ein bisschen. Das geht nicht so schnell“ Es dauerte noch circa 10 Minuten bis der Film anfing. Plötzlich saß sich zwei Reihen vor uns ein braunhaariges Mädchen mit einer Freundin. Die beiden waren nicht gerade zu überhören, da sie ziemlich laut lachten. Steffi verdrehte die Augen. „Was ist ?“ flüsterte ich Sarah und Steffi zu. „Das

kleine Mädchen vor Steffi ist die kleine Schwester von Kai“ erklärte Sarah. Steffi hatte Recht. Seine Schwester war echt das komplette Gegenteil von ihm. „Wie heißt sie?“ fragte ich noch schnell. „Du bist ja neugierig“ kicherte Sarah. „Jessi heißt sie“ antwortete mir Steffi. Anschließend wurde das Licht ausgemacht und der Film begann. Kai's Schwester scheint ja sehr abenteuerlustig zu sein. Jessi sah aber nicht aus als wär sie die kleine Schwester von ihm, eher die größere. Sie trug große Ohrringe, eine teure Uhr und eine Tasche von Gucci. Seufend konzentrierte ich mich auf den Film. In dem ging es um zwei Kinder die in eine neue Familie kommen, da sie davor in einem Kinderheim waren. Die beiden Kinder erinnerten mich an Kai und Jessi. Zwar sahen sie anders aus, aber vom Charakter waren sie fast gleich. Ich nahm einen Schluck von meiner Cola und blickte kurz zu Steffi und Sarah, die gemütlich den Film schauten und abwechselnd

in die Popcorn Tüte greiften. Jessi schwätzte während des Films auch die ganze Zeit mit ihrer Freundin rum. Nachdem wir aus dem Kino waren, verabschiedete ich mich von meinen Freunden. „Ich muss noch was erledigen. Wir sehen uns morgen wieder in der Schule“ sagte ich, nahm beide in den Arm und überquerte anschließend die Straße. Zuerst beschloss ich mir ein Buch über Mobbing zu kaufen. Irgendwas musste ich doch dagegen tun. In dem Bücherladen fande ich einige gute Bücher, doch ich entschied mich für eins. „Mobbing ein Ende setzen“ hieß es. Danach ging ich noch schnell in den Drogerieladen. Ich schlenderte durch die Gänge, suchte ein neues Deo und brauchte noch eine neue Wimperntusche. Gerade als ich an der Herrenabteilung vorbei ging, sah ich auf einmal Kai. Sollte ich auf ihn zu gehen? Ich würde so gerne mal seine Stimme hören. Er suchte gerade

nach einem Parfüm. Als er sich in meine Richtung umdrehte, rannte ich schnell in die Damenabteilung, schnappte mir mein Deo und ging langsam zur Kasse, wo Kai schon stand. Ich blickte auf seinen Einkauf. Ein Männerperfüm und Klingen. Klingen? Tief schluckte ich den Kloss in meinem Hals hinunter. „H-Hey“ stotterte ich. Er drehte sich kurz um, schaute mich an, sagte ganz schnell „Hallo“ und drehte sich wieder um. Endlich hatte er mal mit mir geredet. Nachdem er gezahlt hatte, setzte er seine Kopfhörer wieder auf und ging aus dem Laden. „4,25€ macht es dann bitte“ sprach mir die Kassiererin zu. Passend gab ich ihr das Geld in die Hand und versuchte dann schnell Kai zu folgen. Er verschwand in eine Gasse. Mit großen Schritten ging ich ihm hinterher. Als er mich sah verdrehte er nur die Augen. „Was willst du?“ murmelte er nur. „Ich mach mir Sorgen um dich“ erklärte ich ihm. „Haha ich bitte dich.

Das hat jeder aus der Klasse gesagt und dann haben sie angefangen mich fertig zu machen. Du bist doch auch eine davon, also verschwinde am besten“ gab er laut von sich. „A-Aber?“ stotterte ich und verstand nicht warum er sowas von mir denken würde. „Du sollst gehen!“ sagte mir nun auch sein guter Kumpel, der neben ihm stand. Sein Freund sah auch nicht gerade besser aus. Er war total blass, genauso vertieft wie Kai und trug auch Naben. „Und deine Aktion gestern im Biounterricht war auch peinlich. Wahrscheinlich denken sie jetzt alle, dass ich mich bei dir ausgeheult habe oder so'n Scheiß. Jetzt kann ich mich bald nicht mehr in der Schule blicken lassen!“ schlug er mir noch an den Kopf. „Ich meinte es doch nur gut? Tut mir leid, dass ich nicht so wie die anderen bin. Ich will nur dass einer aus der Klasse für dich da ist bzw. Steffi will das auch. Sie hat da nur mitgemacht, damit sie zur Klassengemeinschaft dazuhört.“ erklärte ich ihm. „Ach komm, erzähl

mir keine Lügen. Wieso verschwende ich eigentlich meine Zeit mir dir?“ feixte er mich an und ging mit seinem Kumpel weiter. Was war das den? Zuerst ist er mega schüchtern und kann nicht mal Hallo zu mir sagen und dann knallt er mir so ein Zeug an den Kopf? Was würde Steffi dazu sagen? Ich beschloss ihr von der Aktion erstmal noch nichts zu erzählen. Nachdenklich schlenderte ich nach Hause, wo schon meine Eltern mit dem Abendessen warteten. „Wo warst du den so lange?“ fragte mich mein Vater, der gerade den Tisch deckte. „Ich musste noch was besorgen“ antwortete ich und lag meine Sachen im Zimmer ab. Dann kehrte ich wieder zurück in die Küche, setzte mich und stocherte in Mama's selbstgemachter Lasange rum. „Hast du keinen Hunger?“ fragte sie mich. Ich zuckte nur mit den Schultern und nippte an meiner Cola. „Ich bin einfach nur müde von der Schule und vom Kino“ behauptete ich. Als meine Eltern mir erlaubten aufzustehen, verschwand ich in mein

Zimmer und lass die ersten paar Seiten des neuen Buches. Es dauerte aber nicht lange bis meine Mutter schon an der Tür klopfte. „Gehst du bitte noch duschen!“ befahl sie mir, als sie in meinem Zimmer stand und ich hastig das Buch unter dem Kissen versteckte. Fraglich schaute sie mich an. „Ja, sofort“ sprang ich auf, suchte meine Sachen zusammen und ging ins Bad. Nach 15 Minuten schaute mich meine Mutter besorgt an. „Wolltest du mir irgendwas erzählen?“ Ich schüttelte mit dem Kopf. Anschließend hielt sie mir das Buch vor die Nase, was ich eben noch unter dem Kissen versteckt hatte. „D-Das ist...I-Ich hab mir das nur gekauft...“ versuchte ich zu erklären. „Wirst du gemobbt?“ fragte sie mich. „Nein! Wirklich nicht! Es wird nur einer in der Klasse gemobbt und ich will ihm helfen, aber heute hat er mich total angemotzt und will sich nicht helfen lassen“ redete ich schnell und merkte wieder

wie sehr er mir Leid tat. Meine Mutter gab mir das Buch in die Hand, nickte und schickte mich dann in mein Zimmer.

3.Kapitel

Am nächsten Tag war Kai nicht in der Schule, also saß ich alleine da. Steffi bemerkte das mit mir irgendwas nicht stimmte, aber auf meine Antwort, dass alles in Ordnung sei ließ sie mich in Ruhe. Jetzt kam er nur wegen mir nicht in die Schule? Nur weil ich ihm helfen will? Ich will ihm doch nichts böses. Kopf zerbrechen saß ich weiter im Unterricht und überhörte sogar den Pausengong. „Celine? Hallo?“ stubste mich Steffi an. „Wir haben Pause“ kicherte Sarah, die neben ihr stand. „Oh sorry, ich war so in Gedanken“ sagte ich. „Ja ja, der Kai“ scherzte Steffi. Sarah schaute mich nur mit großen Augen an. „So ein Quatsch“ redete ich ihr aus. „Fang bloß nichts mit dem an!“ warnte mich Sarah vor, als sie gerade in ihren Apfel beißte. „Steffi? Kann ich mal mit dir heute reden? Nach der Schule oder so?“ fragte ich vorsichtig.

„Klar, aber heute nach der Schule kann ich nicht. Da muss ich schnell nach Hause und dann zum Handball“ antwortete sie mir. „Du spielst Handball?“ fragte ich interessiert nach. Sie nickte: „Ja 2x die Woche. Du kannst ja mal mitkommen und es dir anschauen“ Für ein paar Sekunden überlegte ich es mir, aber sagte dann doch eher „nein“. In den letzten beiden Stunden hatten wir Chemie. Unsere Lehrerin Frau Müller betrat das Zimmer. „Aufstehen bitte“ forderte sie uns auf. Nach der Begrüßung teilte sie uns Arbeitsblätter aus, die wir in den nächsten Stunden bearbeiten sollten. Mit Sarah arbeitete ich mich durch die Blätter. „Was meinst du dazu?“ fragte sie mich. „Was?“ zuckte ich zusammen, da ich wieder in Gedanken war. „Meinst du die Aussage zur Aufgabe 1b stimmt“ wiederholte sie. Ich laß es mir durch und nickte ihr zu. „Sag mal, magst du eigentlich den Kai?“ flüsterte sie mir zu. „Naja, warum du nicht?“ fragte ich zurück. „Mich hat

er mal Blöde Kuh genannt nur weil er mal über meine Tasche geflogen ist und angeblich ich ja schuld daran bin“ erzählte sie mir. „Okay, und was hat der Rest der Klasse für Probleme mit ihm?“ wollte ich anschließend wissen. „Ach, die meisten in der Klasse sind hier nur immer auf Partys und teure Markenklamotten und da Kai denen Vorstellungen nicht wirklich entspricht sowie ich auch nicht und Steffi auch nicht mobben sie ihn halt. Ich versteh es auch nicht, aber ich würde trotzdem die Finger von dem lassen. Der schaut immer so als würde er dir gleich was antun wollen“ behauptete sie. „Aber dann könnten sie so gut dich oder Steffi mobben?“ meinte ich. „Ja könnten sie, aber da wir ja eigentlich immer so getan haben das wir auf deren Seite stehen, tun sie es nicht“ erzählte sie. Das ist doch alles kompliziert. „Weißt du den wo er wohnt?“ hinterfragte ich. Sie überlegte und seufzte: „Nee, aber ich weiß nur das er immer mit dem Bus Nummer 225 fährt“

„Arbeitet ihr bitte weiter!“ unterbrach uns die Lehrerin. Sarah und ich vertreten die Augen und folgten ihrem Befehl. Nachdem Steffi beim Handball war, radelte sie anschließend zu mir. „Heyyy, was gibt’s?“ begrüßte sie mich. „Komm rein. Willst du was trinken?“ Steffi schüttelte mit dem Kopf. „Es geht um Kai“ fing ich an. Sie keuchte und setzte sich auf den Küchenstühl. „Ich hab ihn gestern nach dem Kino getroffen. Beim Drogerieladen hat er mein Hallo erwiedert und dann bin ich ihm noch gefolgt in so eine Gasse, wo er dann neben seinem Kumpel stand. Der hat mir vielleicht Sachen an den Kopf geworfen, die gar nicht stimmen“ „Was? Was für Sachen?“ unterbrach sie mich. „Ja, das ich ihm gar nicht helfen will und das die Aktion in Biologieunterricht total peinlich war und so weiter“ erzählte ich. „Ich sag doch der spinnt. Der lässt niemanden an sich ran. Ist halt ein

Einzelgänger“ sprach sie. „Ja, aber er hat sich Klingen gekauft. Damit ist nicht zu spaßen“ „Du weißt doch das er sich selbst verletzt“ unterbrach sie mich wieder. „Jaa, aber das ist einfach nur ekelhaft und der soll damit aufhören“ Mich schüttelte es am ganzen Körper. Nach eine Weile fragte ich: „Du wolltest ihm doch auch helfen?“ „Ja, aber die ganze Klasse ist doch gegen ihn. Die müssten wir erstmal alle überzeugen damit aufzuhören. Die werden uns dann mitmobben“ meinte Steffi und band ihre Haare zu einem Dutt zusammen. „Wir können ja auch mal mit der Schulleitung oder mit den Schültersprecher reden. Dafür sind sie doch da oder nicht?“schlug ich vor. Steffi hielt das für keine gute Idee, aber ging am nächsten Tag doch mit mir zum Schulleiter. „Ich weiß nicht so recht“ zögerte sie wieder, als wir vor der Tür standen. „Ich mach das schon. Vertrau mir“ redete ich ihr zu und klopfte anschließend. „Herein“ sprach der Schulleiter.

Wir wurden herzlich begrüßt und setzten uns. „Was gibt es den?“ fragte er. Ich schaute Steffi an und anschließend erklärte ich ihm. Der Schulleiter verstand zwar meine Sorge um meinen Mitschüler, aber konnte jetzt erstmal nichts dagegen machen. „Was ist den mit der Schulpsychologin?“ wollte ich wissen. „Kai war vor einem Jahr schon mal dort, hat dann aber abgebrochen und hat die Hilfe nicht angenommen“ schilderte der Schulleiter uns. „Ich sag doch Einzelgänger, der keine Hilfe will“ sprach Steffi erneut. Solangsam konnte ich diesen Satz nicht mehr hören. Nachdem wir das Gespräch beendet hatten, schaute mich Steffi nur an. „Was willst du jetzt machen?“ Ich zuckte nur mit den Schultern und verabschiedete mich erstmal von Steffi um nach Hause zu gehen. Dort angekommen wollte mein Vater nochmal mit mir in Ruhe reden. „Celine kommst du mal

bitte“ rief er mich in die Küche. „Ich wollte mit dir nochmal reden wegen der Mobbing Sache. Setz dich“ „Ja, was ist ?“ hinterfragte ich. „Mama hat mir gestern abend erzählt, dass du deinem Mitschüler helfen willst. Ich finde es ja beeindruckend dass du dich da hinstellst und ihm helfen willst, aber ich würde an deiner Stelle ihn erstmal besser kennenlernen. Er wird dir dann schon erzählen was los ist.“ gab mir mein Vater den Rat. Ich überlegte es mir, aber eigentlich war es keine schlechte Idee, weil so würde er mich auch besser kennenlernen und wüsste dann, dass ich nicht so bin wie die anderen. Ich beschloss einfach ab der kommenden Woche mich ein bisschen mit ihm anzufreunden, doch das war nicht so leicht wie getan. Vorallem wenn er mit dir nicht redet und dich ignoriert. Am Dienstag kam dann der nächste Schlag. Ich sollte mit Kai ein Geschichtsreferat halten. Die Klasse schaute mich an. Kai scheinte das egal zu sein oder er

ignoriert es. Sarah und Steffi schauten auch nicht begeistert. Na super! Hätte ich mal die Aktionen alle gelassen, hätte ich vielleicht eine bessere Chance dieses Referat einigermaßen gut hinzubekommen. Nach wenigen Sekunden hörte ich eine Stimme. Es war die von Kai. „Wann willst du das Referat machen?“ fragte er, ohne mir dabei in die Augen zu schauen. Was wäre jetzt die beste Antwort? Ich dachte an den Rat meines Vaters. „Ich hätte immer Zeit. Wie du willst“ sagte ich vorsichtig, weil ich nicht wusste wie er reagieren würde. „Okay, dann morgen? Bei dir?“ Jetzt schaute er mir mal in die Augen. Musste es bei mir sein? Ich wüsste gar nicht wie ich mich verhalten sollte, wen wir bei mir zu Hause wären. „Wie wäre es den bei dir?“ fragte ich lächelnd. „Nee, lass uns das lieber oben in den Pc- Räumen in der Schule machen. Ich warte da morgen nach dem Unterricht auf dich“ schlug er vor und beendete das Gespräch. „Welches Thema haben wir?“

fragte ich die Lehrerin. „Kai und du habt das Thema : Leben in der DDR und BRD“ sagte sie mir. Na, das kann ja was werden. „Willst du lieber DDR oder BRD machen?“ fragte ich ihn. „BRD“ antwortete er mir, packte mal wieder schnell sein Zeug zusammen und verließ das Klassenzimmer, da es zur Pause klingelte. Auch ich packte meine Sachen zusammen und fand auf dem Boden ein zerknülltes Papier. Es war bestimmt von Kai und darauf eine Zeichnung. Von mir? Für einen kurzen Moment blieb mir die Luft weg. Warum ich? Wann hatte er das gezeichnet und was soll ich jetzt machen? Vorsichtig packte ich den Zettel in meine Tasche und beschloss ihn diesen morgen wiederzugeben. Er kann echt gut zeichnen. „Celine, willst du noch mit imir uns Sarah ins Café kommen?“ fragte mich Steffi, als wir aus dem Klassenzimmer gingen. „Gerne“ lächelte ich ihr zu. Es dauerte keine halbe Stunde als die Mädels

mit einem Stück Kuchen und ich einer Tasse Kaffee in der Caférteria saßen. „Du tust mir echt leid mit dem Referat und Kai“ sagte Sarah. „Ach, geht schon. Ich krieg das schon hin“ sagte ich motiviert. Als Sarah kurz auf die Toilette verschwand, zeigte ich Steffi die Zeichnung die ich im Klassenzimmer gefunden hatte. Sie war auch begeistert von seinen künstlerischen Fähigkeiten. „Wow, der hat dich echt gut getroffen“ zwinkerte sie mir zu und lächelte. „Finde ich auch“ grinste ich zurück. Als Sarah wieder zurück kam, stopfte ich schnell die Zeichnung wieder in meine Tasche. Nachdem wir bezahlt hatten, fuhr ich nach Hause um meinen Eltern von dem Referat zu erzählen. „Na, das ist doch schön. Dann könnt ihr gleich ein bisschen besser kennenlernen“ scherzte mein Vater rum. Ich zeigte ihnen das Bild, was Kai gezeichnet hat. „Das bist ja du“ bemerkte mein Vater früh und grinste. „Schöne Zeichnung“ lächelte meine Mutter, „kommt er

dann morgen mit zu dir nach Hause oder fährst du zu ihm“ „Nee, wir machen das in der Schule, weil zu ihm will er nicht und er hat das vorgeschlagen“ äußerte ich mich. Meine Eltern nickten mir nur zu und gaben mir wieder die Zeichnung von mir. Am nächsten Tag wartete ich nach Unterrichsschluss vor dem Pc- Raum. Er hatte mir gesagt, dass er in 5 Minuten kommen würde, den er wolle sich noch eine Cola bei unserem Kiosk kaufen und schnell eine Zigarette rauchen. Ich hätte nicht gedacht, dass er raucht. Bevor er gegangen war, fragte er mich sogar ob er mir was vom Kiosk mitbringen sollte. Dankend lehnte ich dies ab und wartete auf hin. Nachdem es in der Schule schon ruhiger wurde, hörte ich jemanden wie er schnell die Treppen hochsprang. Es war Kai, der immer gleich zwei Stufen aufeinmal nahm.

Er schnaufte, als er auf mich zu kam. „Sorry, hat ein bisschen länger gedauert“ entschuldigte er sich bei mir. „Passt schon“ lachte ich. Eine Lehrerin hatte uns schon die Tür geöffnet, so dass wir gleich mit der Arbeit beginnen konnten. Kai fing an seine Punkte auf eine Power -Point zuschreiben, während ich ihn dabei beobachtete. Er trug heute eine schwarze, am Knie zerissene Jeans, ein weißes Shirt, eine Lederjacke und am Hals zwei Ketten. „Das sind coole Ketten“ machte ich ihm als Kompliment. „Danke, die sind von meinem Opa, aber der ist leider schon gestorben“ schilderte er mir. „Oh, das tut mir leid. Darf ich fragen an was?“ fragte ich. Es war für einen Moment still. „Autounfall“ sprach er und seufzte dabei. Ich schluckte und wusste nicht so ganz was ich antworteten sollte. Er wirkte traurig. „Hast du auch zufälligerweise das zeichnen von deinem Opa gelernt?“ Kai blickte mich nur fragend an. Ich holte die Zeichnung aus meiner Tasche und

legte sie ihm vor. „Woher hast du das?“ fragte er sofort. „Das hast du gestern auf dem Boden im Klassenzimmer vergessen.“ Er schaute die Zeichnung an und drückte sie mir anschließend wieder in die Hand. „Schenk ich dir“ lächelte er mir für einen kurzen Moment zu. Sein Lächeln war so schön. Auch ich lächelte. Im Anschluss tippte ich meine Punkte auf die Power Point und als wir fertig waren, lächelte wir zusammen. „Mit dir zu arbeiten ist gar nicht so schlimm. Du bist echt nicht so wie die anderen. Sorry, dass ich am Anfang so scheiße zu dir war.“ entschuldigte er sich bei mir. Mein Herz schlug schneller, weil er auf einmal so süß war. „Danke und ist schon okay“ zwinkerte ich ihm zu. Wir schoben die Präsentation auf den USB- Stick und liefen noch zusammen nach draußen. „Soll ich dich noch auf einen Döner einladen?“ fragte ich nach. Zuerst zögerte er, doch dann ließ er sich doch überreden. Mich freute es zu hören, dass er mich doch nicht so schlimm fand.

Mein Vater hatte also doch Recht mit dem Kennenlernen. Wir liefen zusammen zum Dönerstand, wo ich uns beiden einen Döner kaufte und eine Cola. „Ey danke nochmal“ sagte er als ich ihm sein Essen gab. Während des Essens lernten wir uns noch ein wenig kennen. So erfuhr ich zum Beispiel wo er wohnt, das er eine kleine Schwester hat,die ihn ziemlich nervt und zum Schluss tauschten wir noch unsere Nummern. Das nenne ich doch mal ein guter Tag.

4.Kapitel

„Na, wie war es gestern noch so?“ fragte Steffi und zog die Augenbrauen nach oben. Ich lachte kurz. „Eigentlich gut. Haben gestern Abend noch zusammen gegessen“ schwärmte ich leicht. „Achja? Ist da jemand verliebt?“ fragte sie mich und stich mich dabei leicht in die Rippen. Im darauffolgenden Moment kam Kai auch schon durch die Tür. Mein Gesicht färbte sich rot. Steffi flüsterte mir ein „süß“ ins Ohr und ging auf ihren Platz. Nervös band ich meine Haare zu einem Zopf zusammen und begrüßte Kai. „Heyy, wie geht’s ?“ fragte er mich. „Gut und dir ?“ erwiederte ich. „Ebenfalls“ antwortete er. Steffi und Sarah schauten ab und zu neugierig zu uns. Kai verhilt sich die nächsten Tage sehr ruhig und entspannt. Vielleicht auch ein bisschen offener wie sonst, bis auf den Tag an den wir das Geschichtsreferat halten mussten. Wir hatten

Geschichte erst in der 5. Stunde und Kai schob schon in der 1. Pause die große Panik. Nervös kam er auf mich und die anderen zu. „Celine, komm mal bitte“ bettelte er mich an. Die anderen beiden Mädchen begrüßten Kai auch, doch er war so nervös das er es nicht hörte. Ich fragte mich allerdings, ob ich Sarah und Steffi schon mal zu 100% auf meiner Seite hatte mit dem Mobben aufzuhören. „Was ist den los?“ fragte ich besorgt. „Ich bin eigentlich nicht so der Typ, aber ich hab heute mega Angst vor diesem Referat und will einfach nicht, dass sie mich wieder ärgern oder so“ brachte es aus ihm heraus. „Kai, jetzt atme erstmal durch. Du hast es mit der Klasse schon länger ausgehalten wie ich. Für mich ist das auch das erste Referat vor der neuen Klasse. Ich bin auch nervös, aber wir kriegen das schon hin“ beruhigte ich ihn. „Wenn sie was sagen, dann red ich schon mit denen“ versprach ich ihm. Bis zur Geschichtsstunde war seine Nervosität

immernoch da, vorallem sie wurde immer schlimmer. „Ich glaube ich geh nach Hause“ meinte er vor der Stunde. „Du gehst jetzt nirgendswo hin! Du ziehst das jetzt durch! Wir haben die ganze Arbeit gemacht und jetzt willst du alles wieder hinschmeisen? Du kannst nach der Schule heute, nach Hause gehen und dich von mir aus in dein Bett legen aber jetzt bleibst du hier!“ redete ich ihm aus. Als Kai sich aber umdrehte und weggehen wollte, schnappte ich seine Hand und zog ihn wieder zu mir. „Hey, was soll das?“ rief er. „Hör auf damit! Werd jetzt nicht wieder der doofe Kai, der du warst bevor wir das Referat gemacht hatten“ „Was soll das den jetzt werden? Eine Liebeserklärung?“ unterbrach er mich. Schön wärs, dachte ich mir. „Nein! Ich will dir nur Mut machen, dass du nicht alleine jetzt dadurch musst!“ überredete ich ihn weiter. „Wo willst du den hin?“ fragte uns eine Stimme, die zu unserer Geschichtslehrerin passt. Kai blickte

mich an, dann die Lehrerin und dann auf meine Hand, die seine immernoch festhilt. „Nirgendswo“ fluchte er und riss sich von meiner Hand los. Als unsere Lehrerin meinen und seinen Namen aufrief, war die Klasse noch ruhig. Eng aneinander standen wir vor der Klasse und warteten bis wir beginnen konnten. „Ihr dürft beginnen und in der Klasse ist jetzt Ruhe!“ rief sie als Befehl aus. Zuerst begann ich meinen Text vorzulesen, danach Kai. Alles lief perfekt bis zum Ende. Als unsere Klasse uns das Feedback gab, machte das Schicksal Kai wieder einen Strich durch die Rechnung. Es fing harmlos an. „Ich finde ihr beide habt das gut gemacht“ sagte Steffi und der größte Teil der Klasse stimmte ihr sogar zu. „Celine gut, Kai schlecht. Der kann doch so oder so nichts, außer sich ritzen oder so“ rief einer der dummen Jungs rein. Die Lehrerin ermahnte ihn. Seine Kumpels hackten aber mit darauf um, so dass

Kai seine Blätter in den Müll schmiss und aus dem Raum ging. „Ihr seid doch so bescheuert!“ zickte ich die dumme Jungsgruppe an und versuchte Kai noch zu erwischen. „Kai“ rief ich, „warte mal bitte“. Er lehnte sich an eine Wand und ließ sich herab sinken. Er zog seine Knie an sich, verschränkte die Arme über den Kopf und versuchte sich zu beruhigen. Ich hörte wie die Geschichtslehrerin unsere Klasse anschrie. „Kai, egal ob du jetzt alleine sein willst, du kommst nach der Schule mit zu mir okay?“ sprach ich. Ich weiß nicht ob er es hörte, er mich ignorierte oder ähnliches. Meinen rechten Arm lag ich um ihn. Wenige Minuten später kamen Steffi und Sarah mit meinem und Kai's Schulzeug. „Die Lehrerin lässt euch jetzt schon gehen. Sie meinte, es hat keinen Sinn jetzt nochmal darein zu gehen“ erzählte mir Sarah. Steffi's Aktion überraschte mich. Sie kniete sich vor Kai und redete zu ihm: „Das war echt gut. Ihr habt übrigens eine 1 bekommen.

Lass den Kopf jetzt nicht hängen.“ Danach zwinkerte sie mir zu und verschwand mit Sarah im Klassenzimmer. „Komm mit“ sagte ich zu Kai und reichte ihm meine Hand. Er ließ sich von mir aufhelfen und so gingen wir anschließend zu mir nach Hause, ohne das Kai irgendwas dazu sagte. Zu Hause öffnete meine Mutter mir die Tür. „Hallo?“ begrüßte sie uns. Verwundert schauten mein Vater und meine Mutter uns an. „Ja, das ist Kai. Sie haben ihn heute wieder fertiggemacht und deswegen habe ich ihn jetzt erstmal mit zu mir genommen“ erklärte ich sofort. Bei dem Wort „feritggemacht“ wischte er sich erneut ein paar Tränen aus dem Gesicht. „Wollt ihr was trinken?“ fragte mein Vater uns. „Ein Wasser“ wisperte Kai und ich nickte meinem Vater auch zu. Anschließend gingen wir in mein Zimmer. „Leg dein Zeug einfach davorn ab“ sprach ich und schon stand meine Mutter schon mit den zwei Gläsern Wasser im Zimmer. „Braucht ihr

noch was?“ fragte sie nach. Wir schüttelten erstmal die Köpfe. „Du hast ein schönes Zimmer“ sagte Kai und schaute sich ein bisschen um. „Danke“ lächelte ich, „kannst dich ruhig auf mein Bett setzen“ Mein Zimmer war recht groß. Ich hatte letztes Jahr zum Geburtstag ein weißes Doppelbett bekommen, was vor meinem Fenster stand. Gegenüber ein Schreibtisch, sowie ein mittelgroßer Kleiderschrank und ein Schminktisch. „Kann ich dich was fragen?“ fing ich an. Kai schaute mich an. „Warum wirst du eigentlich von den anderen geärgert bzw. es sind ja eigentlich nur diese Jungsgruppe?“. Zuerst zuckte er mir den Schultern, trank ein Schluck von dem Wasser und erzählte mir dann: „Früher war es mal die ganze Klasse, aber nach einer Zeit haben sie mich dann einfach nur in Ruhe gelassen und jetzt sind es eigentlich nur noch die 4 Jungs. Und warum sie mich ärgern? Naja, weil ich mich halt... Ach ist nicht so

wichtig“ „Doch ist es, bitte erzähl es mir“ widersprach ich ihn. Er schwieg. Das konnte er echt am besten. Auch ich trank nun ein Schluck Wasser und versuchte das Thema zu wechseln. „Was wollen wir machen?“ fragte ich. „Erzähl mal was von dir“ schlug er vor. „Was willst du den wissen?“ grinste ich ihn an. „Am liebsten so fast alles“ lächelte er mich an. „Okay“ prustete ich los. „Also ich bin 16 Jahre alt“ „So wie ich“ unterbrach er mich. „Ich bin Einzelkind und höre gerne Hip Hop Musik“ erzählte ich, weil mir gerade nichts besseres einfiel. „Da haben wir ja fast alles gemeinsam, außer das mit dem Einzelkind. Ich hab ja meine kleine Schwester“ sagte er und verdrehte dabei die Augen. „Aber eine Frage hast du mir noch nicht beantwortete. Warum bist du mit mir befreundet bzw. warum willst du mir helfen?“ fragte er mich. Es dauerte eine Weile bis ich nach den richtigen Wörtern gesucht habe. „Naja, ich

finde es halt bis heute noch scheiße dass du so alleine da stehst und du keinen hast bzw hattest und deswegen wollte ich dir helfen.“ versuchte ich ihm zu erzählen ohne dabei blöd zu klingen. „Ich schätze mal das Buch hat auch was damit zu tun?“ grinste er. Mist! Ich hatte vor lauter Probleme vergessen, das Buch über Mobbing wegzuräumen. „Haha, ja irgendwie schon“ sagte ich schnell, rieß im das Buch aus der Hand und schmiss es ins nächste Eck. „Du bist echt mega einfühlsam und hilfsbereit“ sprach er mir nach ein paar Sekunden zu. „Tja, ich hab doch gesagt das ich anders bin wie die anderen“ lachte ich. „Ja, hätte ich dir das mal früher geglaubt“ lachte er und spielte wieder mit seinen Fingern.

5.Kapitel

Nachdem ich mich auf einmal gut verstanden hatte mit Kai, kamen auch wieder Tage bzw. Wochen wo er wie ausgewechselt war. Alles begann an einem Donnerstagmorgen. Ich lächelte ihn an, als er gerade sturr an mir vorbei ging. Seine Haut war blass und seine Augen klein und rot. „Was war den heute wieder mit ihm los?“ fragte ich Steffi, doch diese zuckte nur mit den Schultern. Im Klassenzimmer angekommen, ärgerten ihn auch schon wieder die ersten Jungs. „Geh doch sterben, du Mistgeburt“ rief einer. „Ohh, konnte der kleine Kai die Nacht nicht schlafen?“ fragte einer und warf sein Federmäppchen zu Boden. „Hey Boys, seine Perle kommt“ zischte der dritte und somit waren die Augen auf mich gerichtet. Ich seine Perle? Na, da hatte ich mal einen tollen Ruf bekommen. Eingeschüchtert ging ich auf meinen Platz und wollte am liebsten im Boden

versinken. Die Klasse tuschelte weiter. „Danke... Jetzt denken sie ich wäre mit dir dummen Kuh zusammen!“ fluchte Kai vor sich hin. Blöde Kuh? „Wie bitte?“ hinterfragte ich. „Du hast schon richtig verstanden“ sagte er deutlich. Seine Worte verletzten mich. Kai drehte sich von mir weg und schaute den restlichen Tag nicht einmal zu mir. Was konnte ich den dafür? Ich glaube echt, dass er keine Hilfe mehr von mir wollte. „Du kannst dir von nun an alleine helfen“ zickte ich ihm zu. „Pff, ich brauch deine scheiß Hilfe nicht“ feixte er mir zu, schubste mich und verschwand aus dem Klassenzimmer. „Was war das den?“ wunderte sich Steffi, als sie nach der stunde auf mich wartete um mit mir in die Stadt zu fahren. „Ach, der ist heut mal wieder von einem Teufel besessen“ scherzte ich als plötzlich Leon mir einen Arm um die Schulter lag. Leon war übrigens einer der Mobber von Kai. „Na, wie lang geht da schon was zwischen euch?“ wollte

er wissen. Ich schüttelte seinen Arm von meiner Schulter und sagte: „Da läuft garnichts und jetzt kümmer dich um dein Leben!“ „Uhhh, ist da jemand schlecht drauf?“ meldete sich der nächste zu Wort. „Hey, lasst sie in Ruhe“ mischte sich Steffi ein und zog mich von den Jungs weg. Bin ich jetzt deren nächstes Mobbingopfer? Hoffentlich nicht. „Lass dich nicht von den runterziehen. Die wollen jetzt nur sehen ob sie dich auch mobben können, aber wenn du dir das nicht gefallen lässt, dann hören sie damit auf.“ redete Steffi mir zu, als wir auf dem Weg in die Stadt waren. „Was brauchst du eigentlich in der Stadt?“ fragte ich sie. „Ich brauche für das Wochenende ein Outfit. Mein Schwarm hat mich auf eine Party eingeladen“, freute sie sich, „ich kann ihn fragen, ob du mitkommen darfst“ „Oh nein, danke. Das ist super lieb von dir, aber ich hab schon was vor“ sagte ich sofort. „Kannst es dir ja nochmal überlegen“ zwinkerte sie mir zu und zog mich

anschließend in den ersten Laden. Zusammen schauten wir uns um. „Was hälst du von dem schwarzen Kleid? Oder von dem weißen? Doch lieber das rote ?“ bombadierte sie mich voll. Ich schnaufte. „Probier sie doch mal an?“ schlug ich vor. „Welches findest du am besten?“ fragte sie mich, als sie mit dem letzten Kleid vor mir stand. „Ich finde das schwarze am besten“ lächelte ich ihr zu. „Findest du das rote und das weiße Kleid hässlich?“ unterbrach sie mich sofort. „Das habe ich nicht gesagt. Es muss dir gefallen, aber ich würde das schwarze nehmen“ erklärte ich meine Freundin. „Du bist mir ja eine große Hilfe“ gab sie eingeschnappt wieder. Genervt verdrehte ich die Augen und flüsterte leise vor mich hin: „Ich liebe es, wenn man mir was unterstellt was nicht stimmt, aber passt schon“ Bis Steffi mit umziehen fertig war, schaute ich auf mein Handy und „stalkte“ wann Kai das letzte Mal auf Whatsapp online war.

„Zuletzt online heute um 3:46 Uhr“ lass ich. Was hat er wohl die ganze Nacht gemacht? Mordpläne? Bitte nicht! „Bin fertig. Wir können gehen“ maulte Steffi und wir gingen zur Kasse. „Was ist eigentlich dein Problem?“ fragte ich sie mit leicht lauter Stimme. „Du und dein scheiß Kai, das nervt einfach voll. Der will doch so oder so nichts von dir. Mach mal bitte die Augen auf, Süße!“ sprach sie zu mir. „Alles klar, woher willst du das den wissen? Du hast letztens noch gesagt, dass du auf meiner Seite bist wegen Kai und jetzt kommst du mir wieder so? Kannst alleine shoppen gehen.“ motzte ich zurück. Was war das den für eine Freudin? „Celine, jetzt bitte...“ hörte ich sie rufen. Schnell lief ich die Shoppingstraße entlang und schaute noch kurz bei Müller vorbei. Ohne auf die Leute zu achten, huschte ich an den Regalen vorbei, schnappte mir eine Cola und stellte mich an der Kasse an. Tief atmete ich ein und aus um mich erstmal zu beruhigen. Für einen

kurzen Moment schloss ich meine Augen und als ich sie wieder öffnete, stand Kai wieder vor mir. Sowie das letzte mal, als ich ihn im Drogerieladen getroffen hatte. „Kai?“ rief ich vorsichtig seinen Namen. Er drehte sich um. „Was willst du ? Verfolgst du mich jetzt oder was? Ich brauch keine Person, die auf mich aufpasst und jetzt lass mich für immer in Ruhe“ brummte er und schmiss seinen Einkauf, der aus Rasierklingen bestand, aufs Kassenband. Es war nicht nur eine Packung Raserklingen, wie das letzte mal, es waren fünf. Da er heute nur mit T-Shirt unterwegs war, konnte ich das erste Mal seine Narben sehen. Wie angewurzelt stand ich auf der Stellte und staarte auf seine Arme, als er der Kassiererin das Geld gebte. „Was schaust du so?“ gaffte er mich zum Schluss an und verließ wieder den Laden. Vielleicht hatte Steffi Recht und Kai wollte wirklich nichts von mir bzw. wollte sich nicht helfen lassen. Seine launische Art machte alles noch komplizierter.

Wenn ich ihm nicht helfen kann, wer dann ? Und vor allem was sagen seine Eltern dazu? Ob die wissen, das er gemobbt wird und das er sich selbst verletzt?

6.Kapitel

„Wissen eigentlich deine Eltern das mit dem Mobben?“ fragte ich ihn am nächsten Tag in der Schule. „Alter... Was interessiert dich das? Das kann dir doch so egal sein und meinen Eltern auch“ gab er mal wieder genervt von sich. „Und das mit dem Ritzen?“ fragte ich zitternd. „Was für Ritzen? Das sind nur Kratzer von meiner Katze“ log er mir ins Gesicht. „Erzähl mir jetzt endlich die Wahrheit Kai“ bettelte ich ihn an und musste meine Tränen unterdrücken. „Ich erzähl dir garnichts! Geh wieder da zurück, wo du hergekommen bist!“schrie er mich mitten auf dem Schulflur an. Steffi rannte gleich auf mich zu und nahm mich in Arm. „Süße, es tut mir so leid wegen gestern. Ich wollte das alles nicht“ tröstete sie mich. Weinend stand ich da und verzeihte Steffi. „Was ist passiert?“ fragte uns der Schulleiter, der gerade an uns vorbei lief. „E-Es geht um K-Kai, ich will ihm helfen aber

er beleidigt mich nur u-und lässt sich nicht h-helfen“ schluchzte ich. „Ich werde mal mit ihm reden“ beschloss der Schulleiter und knüpfte sich Kai in der kommende Woche vor. -Aus der Sicht von Kai- „Kai Fichtner aus der 10c bitte ins Direktorat“ hörten wir in der Durchsage. Ich warf Celine und der Klasse einen bösen Blick zu und zog meine Kapuze wiede auf. Keiner sollte mir helfen, auch wenn ich mir wünschen würde, dass ich jemanden an meiner Seite hätte. Keiner sollte die Wahrheit erfahren, warum ich so bin wie ich heute war. Als es zur Pause klingelte, ging ich zu unserem Direktor. „Guten Morgen, Kai. Setz dich bitte“ befahl er mir. „Es gibt da jemanden, der dir helfen möchte, aber du diese Person nicht an dich dran lässt“ fing er an mir zu erzählen. Warum war mir klar, dass Celine dahinter stecken würde? „Ja und diese Person

geht in meine Klasse, ist neu und heißt zufällig Celine? Vielen Dank, ich geh wieder“ äußerte ich mich und stand gerade auf. „Kai! Sie meint es doch nur gut mit dir. Vielleicht wirst du ihr eines Tages dankbar sein? Bitte überleg es dir“ laberte er mich voll. „Ich brauch keine Hilfe! Ich brauch keinen der mir sein unnötiges Mitleid schenkt, nur das es mir besser geht! Ich brauch auch niemanden, der weiß was gut und was schlecht für mich ist“ knurrte ich, verließ das Zimmer und knallte die Tür hintermir zu. Ich will nicht dass mir jemand hilft. In zwei Jahren verzieh ich mich sowieso in eine andere Stadt, wenn ich bis dahin überhaupt noch lebe. Vielleicht schnapp ich mir auch schnell eine Wodka Flasche aus dem Schrank meiner Eltern und ex sie schnell. Angespannt ging ich nach dem Gespräch wieder zum schon begonnenen Unterricht, wo mich alle anstaarten. „Du bist echt so ne Petze“ flüsterte ich Celine ins Ohr

und gab ihr dabei einen leichten Schlag auf den Kopf. „Spinnst du?“ rief ich. „KAI!“ ermahnte ich nun auch die Lehrerin, „du kannst gleich wieder zum Schulleiter gehen“ Ich setzte mich auf meinen Platz, ignorierte die Sprüche und Blicke der anderen und vertiefte mich wieder in meine Probleme. Zum Glück hatte ich die Musik, die mir half das alles ein bisschen erträglicher zu machen. Wärend des Unterrichts kritzelte ich ein paar Totenköpfe auf den Block sowie ein paar neue Texte.

7.Kapitel

„Warum hast du mich belogen? Wieso hast du mir alles vorgespielt? Angeblich war ich ja hilfsbereit und einfühlsam?“ schrieb ich Kai am selben Nachmittag noch per Whatsapp. Es dauerte nicht lange, bis er mir eine Antwort schrieb. Was mir aufgefallen ist, ist das er mir immer sofort auf Whatsapp antwortete, den anderen nicht. Hatte das nicht was positives zu bedeuten? „Ich hab gelogen, damit es dir besser geht. Damit du dir keine Sorgen um mich machen musst“ schrieb er mir zurück. „Ich mach mir aber Sorgen“ tippte ich zurück. „Mach sie dir bitte nicht! Ich hau so oder so bald ab. Es hat alles keinen Sinn mehr ...“ Nachdem ich diesen Satz gelesen hatte, liefen mir bereits Tränen über die Wangen. „Nein Kai bitte... Ich meine das doch nicht alles böse, aber du hast doch irgendein Geheimnis... Kai, ich will nicht das du gehst und das soll keine Liebeserklärung

werden aber du bist mir einfach wichtig geworden, auch wenn wir uns erst einen Monat kennen, aber für mich bist du interessant“ schrieb ich so schnell ich konnte, als würde es um Leben und Tod gehen. Er sah es, lass es vermutlich und ging offline. Mein Herz klopfte wie wild. „Kai, mach jetzt kein Scheiß“ sprach ich vor mich hin, während ich in der Küche mir ein Glass Wasser holte. Meine Eltern schauten mich verwirrt an. Ich öffnete das Fenster um frische Luft zu bekommen. „Was ist los?“ fragte mich mein Vater. „Kai, will abhauen und keine Ahnung was noch alles in seinem Kopf abgeht“ brach es aus mir heraus. „Weißt du den wo er wohnt?“ wollte meine Mutter wissen. Ich schüttelte mit dem Kopf. „Schade, sonst hätten wir dich schnell zu ihm gefahren“ sprach sie. „Komm, lass uns ein bisschen spazieren gehen. Du bist ja total blass im Gesicht“ schlug meine Mutter vor, nahm meine Hand und zog mir meine Schuhe an. Wir liefen durch den

nahegelegenen Park. „Was weißt du den so über diesen Kai?“ wollte sie nach einer Zeit wissen. „Naja nicht viel. Nur das er eine kleine Schwester hat, Musik liebt, gemobbt wird und sich deswegen ritzt“ erzählte ich. „Es kann aber auch mehrere Gründe geben warum er sich ritzt“ meinte meine Mutter. „Ja, aber er sagt mir ja nie was obwohl ich ihm gesagt habe, dass ich für ihn da bin. Aber ich glaube auch dass er doch schon irgendwie froh ist mich zu kennen z.B. wegen dem Geschichtsreferat“ setzte ich fort. Plötzlich hörten wir Schreie. Wir blickten uns um. „Ist das nicht Kai da vorne?“ so meine Mutter. Ich nickte. „Du hast alles kaputt gemacht. Unser ganze Familie will nichts mit dir zu tun haben. Deine Lügen will keiner hören. Am besten du tauchst nie wieder bei uns zu Hause auf! Fress deine Klingen oder mach sonst was“ schrie seine Schwester laut durch den Park. Mal wieder schluckte ich tief. Wie konnte sie ihm sowas antun? Kai saß

zusammengekauert auf der Bank und zitterte. Ich rannte auf die beiden zu, als Jessi Kai gerade eine Backpfeife gab. „Hey, lass ihn in Ruhe“ rief ich dazwischen. „Wer bist du den jetzt?“ zickte sie mich an. „Eine Klassenkameradin“ sagte ich. „Was mischt du dich jetzt eigentlich ein?!“ fragte sie mich giftig. „Sowas brauch ich mir nicht gefallen lassen. Zieh mal ganz schnell ab.“ schrie ich sie an. „Hey, schrei hier nicht so rum“ zischte sie. Laut lachte ich los: „Aber du warst eben nicht laut oder?“ Jessi schwieg und haute dann ab. Meine Mutter kam nun auch auf mich zu. „Kai“ sagte ich erleichtert und nahm in den Arm. Anschließend saß ich mich neben ihn auf die Bank, legte einen Arm um seine Schulter und ließ ihn erstmal zur Ruhe kommen. Er schnaufte tief nach Luft. „Hier, hast du ein Taschentuch“ sprach meine Mutter und gab es ihm, da er durch den Schlag seiner Freundin aus der Nase blutete. „Sollen wir einen Notwagen rufen?“

fragte ich besorgt, doch Kai schüttelte mit dem Kopf. „Danke, dass du da bist, aber ich glaube es ist besser wenn ich jetzt wieder gehe. Mach dir echt keine Sorgen. Ich gehe jetzt und werde einfach nie wieder wiederkommen“ sagte Kai kalt. „Nein Kai bitte“ weinte ich und nahm seine Hand, „du siehst schrecklich aus. Du kannst nicht einfach so gehen. Ich will zwar die Wahrheit wissen, was bei deiner Familie los ist aber mein Herz würde eher daran kaputt gehen wenn du dich umbringen würdest oder so. Bitte bleib, komm mit zu mir. Du tust mir so leid. Versteh doch, dass ich dir helfen will“ flehte ich ihn an. „Celine bitte...“ „Kai bitte“ unterbrach ich ihn. „Komm doch mit. Hier draußen ist es kalt. Zu Hause ist es warm und dann kannst du erstmal bei uns schlafen. Morgen schauen wir dann weiter“ überredete meine Mutter ihn. „Okay, von mir aus“ wisperte er leise. „Danke“ flüsterte ich und wischte mir dabei die Tränen

weg.

8.Kapitel

Zu Hause angekommen, ging ich mit Kai in mein Zimmer. Ich gab ihm eine Decke, da er durch den Regen total verfroren war. „D-Danke“ zitterte er und saß sich auf meinen Teppich. Ich wollte irgendwie mit ihm reden, aber ich wusste nicht wie und andererseits würde Kai wahrscheinlich mir sein Herz sowieso nicht öffnen. Trotz mulmigen Gefühls fragte ich doch noch vorsichtig nach: „Kai, was war den jetzt eben los zwischen dir und deiner Schwester? Es ist ja nicht normal, dass sie dich anschreit und dich dann noch schlägt und es sah nicht so aus als wäre das nur ein kleiner Streit gewesen.“ Ich hörte Kai schlucken und anschließend kuschelte er sich mehr in meine Decke ein. „Geht dich nichts an!“ murmelte er vor sich hin. „Kai... Wann willst du damit aufhören? Ich merk doch das da was ist.“ redete ich ihm ins Gewissen. Im nächsten Moment

klopfte es an meiner Tür – meine Mutter. Sie wollte wissen, ob wir was essen wollen. Kai schüttelte mit dem Kopf. „Möchtest du wenigstens hier schlafen?“ bat ich ihm an. Er wirkte schüchtern, aber nickte anschließend. „Darf ich dich mal umarmen?“ fragte er mich nach einer Weile süß. „Hehe ja“ lächelte ich ihn an und öffnete meine Arme nach ihm aus. Er lag seine Arme um mich. Sein Duft werde ich ab heute an wahrscheinlich nicht mehr vergessen. Sein Geruch war unbeschreiblich, aber es passte einfach zu ihm. Es war schön ihn in meinen Armen für einen Moment zu spüren. Den restlichen Abend verbrachten wir mit Filme schauen und Pizza essen, da er dann doch noch Hunger bekam. „Ich geh mich mal kurz umziehen“ sagte ich zu Kai, schnappte mir meinen Schlafanzug und ging ins Badezimmer. Ich fand es echt cool, dass er nun bei mir übernachtete und hatte auch ein gutes Gefühl bei der Sache, da er so keinen

Stress wieder zu Hause hatte. Nachdem ich mich angezogen hatten, putzte ich mir die Zähne und lief wieder in mein Zimmer zurück. „Bin wieder..“ wollte ich gerade zu Kai sagen, doch er lag schon schlafend auf meinem Bett. Leise schloss ich die Tür hinter mir, schlich mich an mein Bett und deckte ihn zu. Kai sah im Schlaf genau so süß aus wie immer. Ich beobachtete ihn gefühlte zwei Stunden und lächelte dabei. Ganz leicht fuhr ich mit meinem Finger über seine Lippen. Sie fühlten sich sehr weich an. Als ich müde wurde, knipste ich das Licht aus und kuschelte mich leicht an ihn und schlief ein. „Celine, warte mal bitte!“ rief Kai mir hinterher. Ich drehte mich um und schaute in seine blauen Augen, seine kleine Nase und sein bezauberndes Lächeln. „Ich hatte, die ganze Zeit Angst dir von meinen Gefühlen zu erzählen, die ich für dich empfinde aber ich

liebe dich“ sagte er mir. Mein Herz schlug schneller und am liebsten wollte ich ihn um den Hals fallen, doch ich versuchte cool zu bleiben. „Ich liebe dich auch“ flüsterte ich und begann ihn zu küssen. „Celine?! Aufwachen! Celine?“ weckte mich Kai lachend auf und stupste mich dabei leicht. „Was den?“ fragte ich mit müden Augen. „Hast du geträumt oder warum sagst du die ganze Zeit meinen Namen?“ hinterfragte er mich. Ich rieb mir die Augen und musste erst mal ein paar Sekunden nach denken. Da fiel mir mein Traum von letzter Nacht wieder ein. „Oh, ach das war nur ein Traum. Nichts besonders“ redete ich schnell und bemerkte, wie ich dabei rot im Gesicht wurde. „Okay“, grinste Kai, „du, ich muss jetzt wieder nach Hause. Wir sehen uns morgen wieder in der Schule.“ Er zog sich seine weiße Adidas Schuhe an, schnappte sich seine Jeansjacke, zwinkerte mir schnell zu und ging

dann nach Hause. Ich konnte nur hoffen, dass er dort nicht wieder irgendeinen Stress hatte. Nochmal möchte ich ihn nicht so im Park sehen, wie gestern. Nachdem ich meine Tasse Kaffee getrunken hatte, rief mich Steffi an. „Celine? Mein Date war total schön“ schwärmte sie sofort. „Achja? Das freut mich für dich“ gratulierte ich ihr. „Ja, wir waren auf der Party und wir haben die ganze Zeit getanzt und geredet. Er hat mich sogar zwei Getränke spendiert. Wir wollen uns nächstes Wochenende wieder treffen. Könntest du da vielleicht mitkommen?“ „Schön, aber wieso soll ich da mitkommen?“ wollte ich wissen. „Naja, er will dich gerne kennenlernen“ sagte sie. Ich seufzte kurz. „Du, ich bin mir noch nicht sicher, ob ich nächste Woche Zeit habe“ entschuldigte ich mich. „Was hast du den vor?“ fragte sie mit einer neugierigen Stimme. „Weiß ich noch nicht“ lacht ich. „Achso okay. Naja, ich will dich nicht stören. Bis morgen“ sagte sie und wir

beendeten anschließend das Gespräch. Es dauerte nicht lange, bis ich durch ein „Pling“ meines Handy aus meinen Gedanken gerissen wurde. „Celine?“ hat mir Kai geschrieben. „Ja?“ schrieb ich zurück. Gelesen hat er es sofort – Antwort gab es keine. Sollte ich ihn anrufen? Am Montagmorgen suchte ich Kai. „Celine“ rief mich Steffi und kam auf mich gut gelaunt zu gelaufen. Innerlich verdrehte ich kurz die Augen, weil ich jetzt eigentlich nur zu Kai wollte. Sie nahm mich in den Arm und fragte mich, wieso ich so hektisch mich umblickte. „Such nur Kai“ sagte ich. „Na danke, für Kai hast du Zeit, aber was mit mir ist, ist dir egal?“ meinte sie enttäuscht. „Was soll das den? Natürlich hab ich für dich Zeit? Was unterstellst du mir hier?!“ „Ach und was ist mit dem Wochenende? Triffst dich bestimmt mit Kai und liegst mit ihm in der Kiste. Sag doch

gleich, dass du mit ihm was hast!“ unterbrach sie mich. „Ich hab nichts mit ihm!“ stellte ich klar, „du bist doch am Wochenende wieder bei deinem Typen“ zickte ich zurück. Steffi verdrehte nur die Augen und ging Richtung Klassenzimmer. Da Kai immer noch nicht zusehen war, ging ich ebenfalls Richtung Klassenzimmer. Nach wenigen Minuten kam Kai den Gang lang geschlendert. Er trug heute seine schwarze – zerissene Jeans mit einem grauen Shirt und seine grauen Kapuzenjacke. Auf seiner rechten Schulter trug er lässig seinen Rucksack. „Kaiii“ rief ich leise und rannte auf ihn zu. „Warum hast du mich gestern angeschrieben?“ erkundigte ich mich. „Ich... Also... Als ich...“, stotterte er rum. Es wirkte so, als wollte er mir die Wahrheit erzählen. „Ach egal“ sagte er schnell und lächelte einfach seine Probleme weg. „Okay?“ sagte ich und schaute ihn dabei fraglich an. „Alles cool. Vergess es einfach“ meinte er und ging in

Richtung Klassenzimmer, wo wir erst mal eine Stunde Vertretung hatten. In dieser Klasse durchzublicken, war echt nicht einfach. Steffi ist zwar mega nett, aber jetzt wo sie mit ihrem Schwarm rumhängt will sie damit immer in den Mittelpunkt stehen und der Rest ist ihr egal. Sarah ist auch auf Steffis Seite. Ich hatte in der Klasse nur Kai, aber auch nur dann wen er mit sich reden ließ. „Eure Lehrerin meinte, ich wisst was ihr zu tun habt“ erzählte uns die Vertretungslehrerin. „Kai umbringen“ lachte einer der fiesen Jungs. Die neue Woche fing mal wieder super an. „Sei du mal ganz still, bevor ich dich umbringe!“ fluchte ich zu ihm. „Sag mal, was sind das den ihr für Töne?!“ ermahnte sie uns. Ich zuckte zusammen und rechnete lieber an den Matheaufgaben, bevor es noch mehr Ärger gab. Währenddessen blickte ich ab und zu zu Kai, der eher mit Schreiben beschäftigt war als wie mit Mathe. Die Lehrerin ging rum. „Was machst du da?“ fragte sie Kai.

„Sehen sie doch... Texten“ sagte er, während er weiter malte. „Mach bitte Mathe“ bat sie ihn freundlich. „Kai, mach bitte Mathe!“rief wieder die Jungs in die Klasse. „Wahrscheinlich schreibt er Liebesbriefchen für...“ kicherte Steffi fies. Ich schüttelte nur den Kopf. Die Klasse lachte. „Ey, ihr habt alle was zu tun“,schrie die Lehrerin, „würdest du auch bitte Mathe machen?“ Kai blickte die Frau mit einem bösen Blick an und schlug anschließend sein Mathe-Heft auf und versuchte die Aufgaben zu lösen. „Dumme Kuh“ feixte Kai und zeigte nun wieder seine rebellische Seite.

9.Kapitel

Wie sollte das mit Kai noch weiter gehen? Er ignorierte mich wieder die kommenden Schultage oder kam erst gar nicht in die Schule. Sarah und Steffi redeten die ganze Zeit nur über Steffi's Schwarm namens Jason. Da sie ihre rosarote Brille an hatte, sah sie nicht wie dieser Jason sie nur betrügte. Jason war in der Parallelklasse, trug oft diese Jeanshosen mit Nietengürtel und hatte mehrere Piercing. Ich verdrehte immer die Augen, wenn ich den beiden in den Pausen begegnete. Lieber ging ich zu anderen aus meiner Klasse und redete mit denen. Wenigstens machte es ihnen nichts aus, dass ich Kai helfen wollte. Jessica, ein weiteres Mädchen aus meiner Klasse, hat mich am Wochenende auf ihre Geburtstagsfeier eingeladen. Schnell hatte ich ein Geschenk für sie gefunden. Da sie seit einem Monat sich für das Kochen

interessierte, schenkte ich ihr ein Kochbuch sowie einen Kochkurs. Ich hoffe mal, dass es ihr gefallen würde. Am darauffolgendem Samstag zog ich mich für ihre Feier an und machte mich auf den Weg. Ein leichter Wind wehte mir durch meine offenen Haare. Es dauerte nicht lange, bis mir Jessica die Tür öffnete. Sie trug ihre blonden Harre zu einer schönen Hochsteckfrisur zusammen und hatte einen Jumpsuit angezogen, der ihre schlanke Figur noch besser zum Vorschein brachte. Ihre grünen Augen funkelten mich an. "Hey, alles Gute zum Geburtstag" gratulierte ich ihr und umarmte sie. "Dankeee" bedankte sie sich. Jessica ließ mich in ihr großes Haus. Anscheinend gab ich ihr mein Geschenk und begrüßte die anderen. "Oh, wie cool. Das ist echt ein schönes Geschenk" lächelte sie mir zu. "Das dachte ich mir" zwinkerte ich ihr zu. Als Jessica ihre Geschenke ausgepackt hatte, machten wir eine selbstgemachte Pizza. "Was

wollt ihr draufhaben?" fragte sie uns. "Schinken und Ananas" sagte einer ihrer Freunde. "Bei mir darf auf jeden Fall kein Mais fehlen" lachte ich. Was wäre eine selbstgemachte Pizza bitte ohne Mais? Für mich nichts. Als wir unsere Pizzen in den Ofen getan haben, deckten wir den Tisch und tanzten zu ihrer Lieblingsmusik. "Hey Leute, unsere Pizza!" rief Jessica und machte dabei große Augen. Im ganzen Haus roch es nach frischer Pizza und ich weiß nicht, ob ihr den Duft mögt, aber ich liebe es. "Yummy" sagten wir alle und saßen uns an den Tisch. Ich glaube ich habe noch nie so eine gute Pizza gegessen. Während des Essen lernte ich die anderen Mädels noch besser kennen. Nach dem Essen schauten wir ein paar Filme, futterten Süßigkeiten und zum Abschluss tranken wir noch ein Glas Sekt. Gegen Mitternacht machte ich mich wieder auf den Heimweg. Die Bahn war leer. So still, dass

ich wieder nachdenken musste - an Kai. Bis zu mir nach Hause dauerte es mindestens 30 Minuten. Ich war so vertieft, dass ich fast meine Haltestelle verpasst hätte. Schnell ging ich nach Hause. Ich flitzte die Treppen nach oben und sah ihn auf einmal auf der Stufe sitzen. "Kai?" fragte ich vorsichtig. Er blickte mich wieder mit einem traurigen Blick an. Ich setzte mich neben ihn, lag meinen Arm um seine Schulter und flüsterte in sein Ohr: "was ist den los?" Kai brach in Tränen aus und legte sofort seinen Kopf auf meine Schulter. Ich spürte seine weichen Haare an meinem Hals und roch leicht an ihnen. Sie rochen genauso gut wie er. "Meine Schwester wieder... Kann ich bei dir schlafen?" fragte er mich nach wenigen Sekunden mit verweinten Augen. "Ja, klar" sagte ich und sprach ihn anschließend auf die Wodkaflasche an, die neben ihm stand. Auf meine Frage antwortete er nicht. Vorsichtig schlichen wir uns in die Wohnung, um meine

Eltern nicht aufzuwecken. "Komm mit" flüsterte ich und zog ihn am Arm in mein Zimmer. Ich ging davor noch schnell ins Bad um mich aus den Klamotten von der Party zu befreien. Im Zimmer angekommen, trank Kai die Wodkaflasche aus. Ich konnte mir das nicht ansehen und riss ihm die Flasche aus der Hand. "Hey, was soll das?" rief er. "Alkohol ist keine Lösung Kai!" machte ich ihm klar. "Aber.." stotterte er und blickte mich mit seinen schönen blauen Augen an. Seine Augen beruhigten mich jedes Mal wenn ich ihn sah. Ich war verliebt in seine Augen. Sie funkelten genau so wie seine Kette. Sie schauten mich an und sagten mir, dass ich Kai mochte. "Du kannst immer mit mir reden wenn was ist und du kannst auch immer hier übernachten wenn du willst" redete ich ihm zu. Ein paar Sekunden hörte man wieder die Stille. Das einzige was ich hörte, war das Ticken meiner Uhr. Ich schloss kurz für maximal 2 Sekunden meine Augen, weil ich so

müde war. In dieser Zeit legte Kai seine Hände an meine Wange und küsste mich. Danach schauten wir uns tief in die Augen. "Okay?" flüsterte ich aufgeregt. Seine Hände lagen nun um meinen Hals. Mein Herz schlug für einen Moment höher. Ob er gerade den Kuss ernst meinte?

10.Kapitel

Nach dem Kuss legten wir uns nur noch ins Bett und schliefen aneinander gekuschelt ein. Ich spürte seinen warmen Atem auf meiner Haut und sah wie sein Arm um mich gelegt war. Während Kai schon schlief, streichte ich mehrmals über seinen Arm und spielte mit seinem Armband. Irgendwann schlief ich auch ein. Am nächsten Morgen erwachte ich durch einen lauten Knall. Ich schockte hoch. Es war gerade mal 6 Uhr am Sonntagmorgen und Kai lag nicht mehr neben mir. Schnell rannte ich zum Küchenfenster, wo man sehen konnte wer gerade die Wohnung verlassen hatte. Schon circa 10 meter entfernt, sah ich Kai wie er mit langsamen Schritten davon lief. Müde ging ich wieder in mein Zimmer und fand dort ein kleinen Zettel. Darauf stand: "Ich muss gehen.

Tut mir leid, dass ich gestern gekommen bin. Kai." Irgendwie fand ich den Brief komisch. Es musste ihm doch nicht leid tun? Ich beschloss, erst mal weiter zu schlafen und fragte ihn am nächsten Tag einfach in der Schule. Noch davor fragte mich meine Mutter gegen Mittag wie die Party von Jessica war. Ich sagte einfach nur ein knappes "Gut" ohne dabei zu erwähnen, dass Kai gestern stockbesoffen hier war, wir uns geküsst haben oder sonstiges. So wie es aussieht, hat sie so oder so nichts von dem Knall heute morgen mit bekommen. Angespannt wartete ich am Montagmorgen auf Kai, vor der Schule. Mit Augenringen kam er auf mich zu und nahm mich in den Arm. "Du wir müssen mal reden" flüsterte ich. "Okay klar" sprach er neutral. "Es geht um den Kuss..." Kai runzelte die Stirn. "Samstagnacht, als du besoffen vor meiner Tür standest und ich dann von der Geburtstagsparty kam. Als wir in

meinem Zimmer waren?" erzählte ich ihm. Kai schaute mich immer noch fragwürdig an. "Was bildest du dir den ein? Wahrscheinlich hast du das geträumt! Safe, haben wir uns nicht geküsst" zischte er mir zu und ging kopfschüttelnd zum Unterricht. "Kai" rief ich ihm hinterher, doch da kam schon Jessica auf mich zu und legte ihren Arm auf meine Schulter. "Na wie fandest du meine Party?" fragte sie mich. "Richtig schön" lächelte ich ihr zu und versuchte so schnell wie möglich zu Kai zu kommen.

11.Kapitel

Erst am Donnerstag suchte Kai mit mir wieder den Kontakt. Es klingelte an unserer Tür und meine Mutter brachte mir Kai ins Zimmer. "Hey?" sagte ich leise und legte gerade meine Hausaufgaben bei Seite. "Hey" sagte auch er und blickte kurz zu Boden. "Du... Ich glaube ich weiß die Sache mit dem Kuss wieder" meinte er. "Du glaubst?" unterbrach ich ihn. Er nickte und kratzte sich kurz am Kopf. "Tut mir leid, dass ich dich da geküsst habe. Vergess das einfach so wie ich okay?" sprach er dann ganz leicht, so als würde er es zu jedem zweiten Mädchen sagen. "Vergessen?" fragte ich mit großen Augen. "Vergessen." wiederholte ich und nickte dabei. "Okay. Gut das wir das geklärt haben" lächelte er mich an. Ich musste mir echt das heulen verkneifen. "Dann kannst du ja jetzt gehen" fluchte ich. Innerlich kochte ich vor Wut und Enttäuschung. "Ja, bye" sagte er und haute

ohne Umarmung ab. Er hat diesen Kuss also vergessen? Kein Wunder, er war auch besoffen, aber trotzdem? Wie soll ich das den jetzt vergessen? Ich meine, kein Mädchen vergisst einen Kuss von einem Jungen den sie liebt. So ein Arschloch... "Was wollte Kai den?" fragte mich kurze Zeit später meine Mutter. "Ach, nur wegen Schule" log ich. "Achso, kommst du mit einkaufen oder bleibst du hier?" wollte sie von mir wissen. "Ich bleib hier. Muss noch lernen" erzählte ich ihr gelangweilt.

12.kapitel

Nachdem ich Kai und seine kaltlose Aussage nicht verstand, zog ich mich erst recht von ihm zurück. "Was ist den eigentlich mit dir los?" lachte Kai leise am Montagmorgen in der Schule. "Gar nichts" meinte ich nur und konzentrierte mich weiter auf meine Aufgaben. "Sieht aber anders aus" behauptet er. "Ach echt?"zickte icn ihn an, ohne das die Klasse davon was merkte. "Alter, was geht den mit dir ab? Ich hab nicht mal was gemacht. Das ist jetzt mega lächerlich." lachte er, stand auf und ging dann anschließend zur gerade begonnenen Pause. Kurz schnaufte ich durch. Eigentlich wollte ich nicht so fies zu Kai sein, aber ich fand es einfach scheiße das er den Kuss schon vergessen hatte. Auch ich machte mich nun auf den Weg in die Aula. Alleine saß ich auf einer Stufe. Jessica, meine beste Freundin, ist krank und Steffi, die am Anfang total nett zu mir war

doch mich jetzt auch nicht mehr besonders mag weil ich mit Kai abhänge, ist irgendwo draußen mit ihrem Freund. Ich schnappte mir meine Brotdose und aß dann mein Brot. Im nächsten Moment saß dann plötzlich Steffi neben mir. Sie klammerte sich um meinen linken Arm. "Ähh? Was wird das jetzt?" fragte ich nach. "Mein Freund Jason hat gerade mit mir Schluss gemacht" schluchzte sie. "Wusste ich es doch. Hast jetzt endlich mal deine rosarote Brille abgenommen" sagte ich. "Was soll das den jetzt ?" fragte sie mich und löste sich gleichzeitig von meinem Arm. "Sorry, aber ich hab mir schon gedacht, dass es nicht lange halten wird" antwortete ich. "Ach du, du bist doch nur neidisch weil du keinen Typen hast" fluchte sie. "Jaa genau" meinte ich und lachte. "Du weißt doch gar nicht wie es ist jemanden zu haben, der dich liebt und der dich in Arm nimmt" argumentierte sie. "Doch eigentlich ja schon" dachte ich mir. "Und du hattest auch

noch nie einen Kuss, also sei du mal ganz still" setzte Steffi vor. "Doch Kai" wollte ich fast sagen, blieb aber ruhig bevor die ganze Schule davon wusste. Ich lachte einfach nur los. Sie schaute mich komisch an. "Du hast so keine Ahnung über mein Leben! Und du bist jetzt einfach nur enttäuscht und willst Jason wieder zurück haben! Aber ganz ehrlich, ich vergeude nicht meine Zeit mit Leuten, die meinen mich besser zu kennen als ich selbst!" sagte ich nur und ging wieder zum Klassenzimmer. Sie musste mir gefolgt sein, da sie hinter mir stand als sie fragte wen ich schon mal geküsst hatte. "Ich wüsste nicht was dich das jetzt angeht" fluchte ich. "Komm schon, ich dachte wir sind beste Freunde?" schluchzte sie. "Wir? Beste Freunde? Weißt du überhaupt was beste Freunde sind? Leute, die füreinander da sind und sich vertrauen. Die hinter einem stehen und nicht die Meinung tausendmal wechseln mit "Hey ich bin auf deiner Seite" und dann wieder nicht. Du

hast damals gesagt du hilfst mir mit Kai und dann hast du dich gegen ihn gestellt und nur rum gemeckert das ich ihm ja so oder so egal bin" platzte es aus mir heraus. "Bist du doch auch" meinte sie. "Woher willst du das wissen?" fragte ich. Am liebsten wollte ich ihr das Gegenteil beweisen aber irgendwie sollte das auch ein Geheimnis bleiben. "Er schaut dich doch nicht mal mit dem Arsch an" so Steffi. "Ach sei einfach still und kümmer dich um dein Leben!" sagte ich zum Schluss, als ich sah das Kai gerade um die Ecke kam.

13.Kapitel

Nach der letzten Unterrichtsstunde schnappte Kai meinen Arm und zog mich mit zur Seite. „Was eigentlich los mit dir?“ fragte er mich. Ich blickte wieder mal in seine Augen. „Nichts warum?“ sagte ich sofort. „Du bist nicht mehr du selbst. Ich weiß auch nicht“ äußerte Kai sich. „Kannst ja mal darüber nachdenken.“ zischte ich und haute dann ab. Eigentlich konnte er es sich doch denken oder? Ich lief nach Hause, als Kai mich wenige Minuten später einholte. Er keuchte. „Jetzt warte mal... Ist es wegen dem Kuss neulich?“ fragte er mich und schnappte nach Luft. Am liebsten wollte ich ganz schnell weitergehen. „Vielleicht“ murmelte ich. Kai nahm meinen Arm und zog mich auf die Parkbank, die gerade in der Nähe war. „Red mit mir“ zwang er mich, als wir uns hingesetzt hatten. Für einen kurzen Moment schwieg ich. Er schaute mich geduldig an.

„Also ich hab Zeit“ meinte er und lehnte sich an die Bank. „Ja es geht um den Kuss...“ fing ich an, „ich finde das einfach doof das du es einfach so vergessen will bzw. schon hast“. „Aber warum?“ fragte er nach. Kann er eins und eins zusammenzählen? Ich schluckte erst tief, bevor ich ihm antwortete: „Ja, weil ich mich in dich verliebt habe...“ „Bitte?! Du hast dich in mich verliebt? Du verarscht mich gerade oder?“ grinste er mich an. „Nein?!“ widersprach ich. „Du, ich glaube das wäre keine gute Idee mit uns beiden wegen meiner Familie...“ sagte er. „Was ist den mit deiner Familie?“ hinterfragte ich. „Das kann ich dir... Das geht dich einfach nichts an“ sprach er nervös und stand auf. „Ich geh jetzt auch lieber“ War das jetzt sein Ernst? „KAI“ rief ich ihm hinterher, doch da setzte er sich schon seine Kopfhörer auf. Ich verstand die Welt nicht mehr. Warum sollte ich ihn verarschen und warum hätte seine Familie was dagegen wenn ich mit ihm zusammen wäre? Die

kennen mich ja gar nicht? Am besten ich folge ihm jetzt und stell ihn zu Rede. Als ich vor der Haustür stand, war ich schon ein wenig aufgeregt. Ich las das Klingelschild „Fichtner“ und klingelte kurz. Es dauerte einen kleinen Moment bis mir Kai dann aufmachte. Seine Augen wurden sofort groß und er huschte schnell vor die Tür. „Was willst du hier?“ flüsterte er leise. „Mit dir reden!“ sagte ich. „Das können wir auch morgen machen. Geh jetzt wieder“ meinte er. „Dein Ernst? Was ist eigentlich mit dir los? Erzähl mir jetzt was hier abgeht?! Wieso meinst du das ich dich verarsche? Ich hab mich wirklich in dich verliebt!“ stellte ich ihm klar. „Ja ja, du ich kann dir das nicht erklären“ flüsterte er weiter. „Kai, wer ist das?“ rief eine Mädchenstimme. Die Tür wurde weiter aufgerissen und seine kleine Schwester Jessi stand nun neben ihm.

„Was willst du hier? Lass Kai in Ruhe! Er braucht niemanden!“ zickte sie mich an und kaute dabei auf ihrem Kaugummi rum. Kai blickte zu Boden. „Kai bitte?“ flehte ich ihn an. Seine Schwester zog ihn in die Wohnung. „Magst du mich den überhaupt?“ fragte ich noch schnell, doch Kai war schon nicht mehr zu sehen. „Er hat schon eine Freundin“ zischte seine Schwester und schlug die Tür zu. Was?! Wurde mir gerade der Boden unter den Füßen weggezogen? Ich setzte mich auf den Boden und weinte einfach nur. Wieso hat er nur so eine fiese Schwester, die über ihn wacht? Ich konnte das Gespräch in deren Wohnung lauschen. „Wenn die hier nochmal auftaucht, dann sorge ich dafür das du hier nicht mehr wohnst! Hast du mich verstanden? Hau ab in dein Zimmer!“ hörte ich Jessi. Das ließ sich Kai gefallen? Er war älter wie sie, warum wehrte er sich nicht? Verheult saß ich am Boden und heulte mehr, als ich mir

vorstellte wie schlecht es Kai ging. Ich weiß nicht wie lang ich dort saß, aber es war schon dunkel als ich nach Hause kam. „Celine wo warst du den und was ist passiert?“ sprach mich mein Vater an, als ich zur Tür hinein kam. „Bei Kai“wisperte ich und setzte mich erst mal auf den Küchenstuhl. „Ich musste mal wieder feststellen wie schlecht es ihm geht und über den Rest will ich nicht reden“ schluchzte ich. Nachdem mich meine Mutter ins Zimmer gehen ließ, krabbelte ich in mein Bett und zog mir die Decke über den Kopf. Meine Zimmertür wurde geöffnet und wieder geschlossen. Ich blieb weiter unter der Decke liegen. Es war wahrscheinlich nur meine Mutter, die nach mir sehen wollte. Jemand räusperte sich. Ich schaute mit verweinten Augen auf. Es war Kai. Sofort saß ich mich hin, wischte mir meine Tränen aus dem Gesicht und band meine Haare schnell zu einem Zopf zusammen. „Kai?“ stotterte ich und umarmte ihn so fest wie noch

nie. „Hey...“ sprach er leise. Ich schaute ihn an. „Hast du geweint?“ fragte ich ihn vorsichtig. Er nickte nur. „Warum?“ hinterfragte ich. „Weil ich scheiße zu dir bin und du es nicht verdient hast. Weil ich immer gegangen bin, wenn wir uns gut verstanden haben“ antwortete er. Wir setzten uns auf mein Bett. „Ich weiß, du willst nicht drüber reden aber kannst du mir bitte jetzt wie Wahrheit erzählen“ bettelte ich ihn an. „Ich weiß nicht... Ich will nicht dass du das alles weißt“ meinte er erst, schnaufte durch und erzählte mir dann alles. „Also meine Eltern haben sich immer ein Mädchen gewünscht, aber dann wurde halt ich geboren. Bei der Schwangerschaft meiner Schwester waren sie dann super glücklich und sie hat die ganze Aufmerksamkeit bekommen. Jessi hat alles bekommen was sie wollte und ich?“ schluchzte er kurz und drückte sich die Tränen aus den Augen. „Und deswegen ritze ich mich auch und so“ setzte Kai fort. „Und was ist

mit deiner Freundin?“ fragte ich. „Ich hab keine... Jessi hat das nur erfunden...“ stellte er klar. Meine Augen füllten sich nach seiner Geschichte erneut mit Tränen und anschließend fiel ich ihm wieder in die Arme.

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Dreamy18

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Marcia99 Ich mag den Geschichtsverlauf sehr! Ich hoffe, dass es eine Fortsetzung geben wird :)

Liebe Grüße
Marcia :)
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