Vorbemerkung
Eines der härtesten Hölzer ist das Pockholz, auch Guajak genannt (Janka Härte 4500). Das härteste Holz überhaupt ist Buloke (Bull Oak). Es ist das einzige Holz, das über die Janka Härte von 5000 kommt und nur in Australien wächst.
Es gibt aber auch das teuerste Holz der Welt und das ist das Adlerholz.
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Adlerholz
Ich darf ihnen einen ungewöhnlichen Beruf vorstellen. „Adlerholzjäger“. Japanische Konzerne vergeben diese Berufssparte.
Wie kam das?
Also, gesucht wird Aquilaria agallocha, ein immergrüner Laubbaum, der bis 40 m Höhe erreichen kann. Er war weit verbreitet, kam in Hinterindien, Indien bis nach Neuguinea vor, aber das war einmal. Und warum ist man so scharf auf diesen Baum?
Es ist der unvergleichliche Geruch.
Es ist eigentlich nicht nur der Baum, sondern vor allem das Bauminnere, das so begehrenswert ist. Und dieses Innere muss
von einem Pilz befallen sein, dem Phaeoacremonium parasiticum.
Der färbt das Innere des Stammes schwarz und der Stamm wehrt sich mit einem Harz. Einem ganz besonderen Harz. Aus ihm wird das teuerste Öl der Welt gewonnen.
Natürlich machte man Jagd auf diese Adlerholzbäume. Nur die Eingeborenen erkannten von außen, ob der Baum innen mit dem so wichtigen Pilz befallen war, andere Holzfäller eben nicht. Und wie das bei Menschen mit Gier im Hals so üblich ist, da wurde wie wild gefällt. Erst, wenn man den Baum umgesäbelt hatte, schaute man nach, ob der so teure Befall vorhanden war, oder nicht. Die Folge war natürlich, dass der Baum
heute nur noch vereinzelt in den unberührten Wäldern Kambodschas und in abgelegenen Gegenden von Laos vorkommt.
Dort sind Baumwilderer zugange. Sie wissen, welche Bäume die richtigen sind. Im dichtesten Urwald voller Mücken, Blutegeln und Infektionsgefahren schaffen sie das Holz heraus.
Wenn sie die Beute transportieren, springen die sprachkundigen Adlerholzträger hinzu. Sie kaufen das Holz sofort ab, zahlen praktisch jeden Preis für die Fuhre, die der Eingeborene bei sich hat. Der Eingeborene ist dann für sein Leben lang versorgt (für seine Verhältnisse) und die Adlerholzjäger machen einen unglaublichen, astronomischen
Gewinn. Aus 90 US Dollar pro Kilo werden schon in Jakarta 1000 Dollar und schließlich international mindestens 20.000 €.
Die Aufkäufer schaffen dann den Liebesduftstoff direkt nach Osaka, oder Tokio.
(Die teuerste Späne zum Räuchern)
Noch teurer ist das daraus gewonnene Öl,
das pro Gramm bei Zwischenhändlern (meistens gestreckt) 10.000 € kostet. Reines ätherisches Aloeöl, wie es auch heißt, bekommt man für lächerliche 62.000 €. Pro Gramm, versteht sich.
In Indien, Bangladesch, Thailand oder China sind die Bäume quasi ausgerottet. In Malaysia, Borneo stark gefährdet. Jeder verdient an dem Transportweg, einschließlich Polizei und Militärs.
Schon im Altertum war das Adlerholz und sein Öl bekannt.
Bei den Hebräern hieß es aloth, bei dem griechischen Arzt Dioskurides (um 130 n.Chr.) findet man es unter agallochon. Plinius nannte es Taurum und bei den Chinesen war
es sicher ab 400 n.chr. bekannt.
Heute brauchen es die Japaner vor allem für ihre Kodo – Zeremonie.
Es kursiert auch der Begriff Aloeholz. Man kannte es vor allem in Agypten (auch zur Einbalsamierung), Israel und Arabien, während es im Westen praktisch unbekannt war.
Der Duft des Aloeholzes ist einzigartig. Er reicht von balsamisch-süß bis würzig-bitter und scheint immer neue Duftnoten hervorzubringen.
Fachleute schwärmen vom aromatischen Crossover solcher Exemplare und fühlen sich an die Aromen von Steinpilz, Karotte, Jasmin,
Holz und Erde erinnert. Reines Harzöl wiederum verströme eine Duftmelange aus Süßgras, Sandelholz und Patschuli, heißt es.
Es soll natürlich auch ein Heilmittel sein. Man brennt Holzstückchen an, ähnlich wie Räucherstäbchen. Sogar gegen Tumore (vor allem Lunge) sagt man eine gewisse Wirkung nach.
Und es gibt noch eine wundersame Eigenart. Der Duft des Aloeholzes verliert sich nicht etwa im Laufe der Zeit, sondern verfeinert sich fortwährend.
Das führt uns zu dem berühmtesten Stück Adlerholz, Ranjatai.
Im Jahr 756 n.Chr. wurde es von Kaiser Komyo für den Todaiji Tempel in Nara gestiftet.
Dieses wird seither im Lagerhaus des Tempels aufbewahrt und ist heute im Besitz des Tenno. Nur alle 10 – 15 Jahre wird dieses Stück ausgestellt, dann aber drücken sich die Besucher die Nase an der Glaswand platt.
(Ranjatai, 11,6 Kilo und natürlich unverkäuflich)
Inzwischen gelingt es Adlerholz-Plantagen
anzulegen und die Bäume entsprechend zu infizieren. Das gewährleistet auch das Auskommen der ansässigen Bevölkerung. Trotzdem muss man bis zur „Ernte“ rund 15 bis 18 Jahre warten.