Warum Vincent Van Gogh sich ein Ohr Abschnitt
Jasmin ging es nicht sonderlich gut, sie hatte gerade ihren Job verloren, ihr Freund hatte sie verlassen und heute Morgen kam noch ein Brief des Hausverwalters, dass das Haus in dem sie wohnt, an einen Investor verkauft wird, der einen riesigen Konsumtempel an dieser Stelle errichten wollte.
Eigentlich wusste Jasmin, dass sich betrinken keine Probleme löst, sondern nur neue schafft. Dennoch konnte sie nicht widerstehen, als sie an ihrer Lieblingskneipe vorbeilief zumal sie den Inhaber, der dort
noch selbst ausschenkte, gut kannte und sie ihm immer alle ihre Probleme erzählen konnte.
Sie ging in ihre Kneipe, die den lustigen Namen „Zur grünen Fee“ trug und sie fragte sich immer wieder, wie der Inhaber auf diesen Namen gekommen war, doch das verriet er nicht, so sehr sie sich auch bemühte es herauszufinden. Dieses kleine Geheimnis hütete er, geradezu so als wäre es sein Augapfel.
Als der Inhaber sie sah, merkte dieser gleich, dass mit Jasmin irgendetwas nicht simmte. So bedrückt hatte er sie, seit er sie kannte, und
das waren inzwischen immer-hin über 10 Jahre, noch nie gesehen.
Er sprach sie daher gleich an und sagte: „Ohje Jasmin, was ist denn mit Dir los? So bedrückt habe ich Dich ja noch nie gesehen, seit ich Dich kenne..:“ Jasmin antwortete: „Ach Franz, wenn ich Dich nicht hätte, wäre ich wahrscheinlich schon lange von einer Brücke gesprungen. Mein Freund hat mich verlassen, mein Job wurde mir gekündigt und so wie es aussieht, stehe ich bald auch noch auf der Strasse.
Da sagte Franz: „Nein, Jasmin, das werden wir verhindern, und ich weiss auch schon wie. Normalerweise verrat ich es keinem, aber ich
habe eine ganz spezielle besondere Freundin, die sich normalerweise niemandem zeigt, ausser sie möchte es, und ausserdem ist ein weiteres Problem, dass sie immer wieder gerne zu Schabernack aufgelegt ist und gar nicht versteht, dass der Schabernack den sie macht, die Menschen meist gar nicht so lustig finden. Sie war es auch, die Vincent van Gogh dazu brachte sich ein Ohr abzuschneiden.
Da sah man die Fragezeichen auf Jasmins Stirn und sie sprach: „WIe soll das denn gehen, Franz? Van Gogh ist doch schon
lange tot, da müsste Deine Freundin ja meh-rere hundert Jahre alt sein...
Franz sagte nichts und grinste nur. Jasmin fragte sich, was dieses Grinsen bedeute-te. Kurz darauf kam Franz zurück und er hatte eine Flasche dabei, in der eine sehr seltsame grüne Flüssigkeit zu sehen war. Und nicht nur das, in dieser Flüssigkeit in der Flasche schwamm irgendetwas. War das nun so ähnlich wie bei Mezcal in dem ja auch immer ein Wurm bzw. eine Raupe drin rumschwimmt? Jasmin sah sich die Flasche genauer an und sie war sehr erstaunt, denn das was da in dieser grünen Flüssigkeit umherschwamm hatte nicht die geringste Ähnlichkeit mit eiem Wurm. Diese Gestalt
erinnerte eher an eine Elfe oder an eine Fee. Als dieses Wesen Jasmin entdeckte lächelte es - einerseits freundlich, und doch irgendwie schelmisch. Franz goss aus dieser Flasche in ein Glas und jetzt staunte Jasmin erst recht. Sie sah dieses Wesen immer noch. Und es schien in dieser Flüssigkeit sich sehr wohl zu fühlen, ja in gewisser Weise war das wohl das zuhause dieses Wesens.
Jasmin nahm das Glas hoch, traute sich aber nicht, davon zu trinken, weil sie Angst hatte, sie könnte dieses kleine Wesen dann verschlucken. Daher fragte Jasmin das Wesen:
„Ja sowas, wer sind denn Sie“
Da musste das Wesen lachen und sagte:
„Ich bin die grüne Fee und mir wäre es lieber, wenn wir uns duzen würden.“
Damit hatte Jasmin kein Problem und so entstand eine nette Unterhaltung zwischen der grünen Fee und Jasmin in der sie erführ warum. dass manche Menschen solch schreckliche Dinge taten, wenn sie auf die grüne Fee getroffen waren.
Die Fee erzählte:
"Ach, weisst Du, Jasmin, das Leben als grüne Fee ist nicht einfach. Immer wieder versuchten und versuchen Menschen, mich einzufangen. Mir ist klar, dass diese mich dann nur für irgendwelche seltsamen
Experimente und Untersuchungen haben wollten. Man sieht es ja, wie die Menschen alleine schon mit Tieren umgehen, und da ich darauf keine Lust habe, wehre ich mich eben."
Jasmin verstand, und sie konnte es sehr gut nachvollziehen, dass die Fee keine Lust darauf hatte in einem Labor für irgendwelche Versuche herhalten zu müssen. Da fiel ihr ein, dass sie vor einiger Zeit gelesen hatte, dass Van Gogh grosser Fan von Absinth gewesen war, und fragte dieses kleine Wesen:
„Sag mal, wenn Du die grüne Fee bist, und sozusagen im Absinth lebst, wie alt bist Du eigentlich?“
Die Fee antwortete, dass die Zeit in der Welt in der sie lebte, keine Rolle spielt und sie daher genauso nur wenige Stunden wie auch viele tausend Jahre alt sei, was die Menschen aber niemals verstehen würden, da für Menschen immer nur konkrete Zahlen etwas bedeuteten.
Jasmin konnte es auch nicht verstehen wie man gleichzeitig so jung und so alt sein konnte, aber sie hatte eine Frage an die Fee:
„Du, warst Du das, die damals dafür gesorgt hat, dass Van Gogh sich ein Ohr abge-schnitten hat? Die Fee sagte:
„Ja, das war ich, aber nicht ohne Grund. Van Gogh hatte mir nach dem Leben getrachtet. Hätte er mich nur malen wollen, wäre das zwar auch nicht so schön gewesen, da ich lieber im Verborgenen lebe, aber damit hätte ich leben können. Als ich mich mit Van Gogh allerdings unterhielt, wollte er mich unbedingt ein-fangen und überall herumzeigen. Und in der Zeit, in der Van Gogh lebte, wäre das für ein Wesen für mich sehr unangenehm und sehr wahrscheinlich sogar tödlich geworden. Also habe ich ihm einen Floh ins Ohr gesetzt. Das war dank meiner Zauberkräfte kein grosses Problem. Dieser Floh machte Van Gogh weiss, dass direkt in seinem Ohr der
Teufel wohnen würde, und da er ganz fest daran glaubte, schnitt er sich zum Schluss sein Ohr ab.“ Die Fee erzählte weiter, dass sie eigentlich niemals irgendjemandem etwas böses wollte, Sie wehrte sich nur, wenn sie sich ungerecht behandelt fühlte.
Die Fee unterhielt sich weiter mit Jasmin und fragte:
„Sag mal, warum möchtest Du eigentlich von dieser Flüssigkeit trinken, in der ich lebe?“ Jasmin seufzte und sagte:
„Ach werisst du, mir gehts so richtig beschissen, mein Freund ist weg, meine Arbeit habe ich verloren, und so wie es
aussieht, verliere ich auch noch meine Wohnung.Ich würde am liebsten sterben, oder wenigstens alles auf dieser Welt vergessen“
Die Fee sagte:
„Na, sag mir das doch gleich, Du bist mir sympathisch, Du willst mich offenbar nicht einfangen und irgendwelchen verrückten Wissenschaftlern zur Verfügung stellen. Warte mal eben....“
Die Fee tauchte und als sie wieder nach oben kam hatte sie ein kleines Säckchen mit irgendwelchem Pulver dabei. Den Inhalt dieses Säckchens streute sie in den Absinth und sprach: „So, Jasmin, wenn Du jetzt von
die-sem Absinth trinkst und dann ins Bett gehst, wirst du morgen sehen, dass Du wieder eine Arbeit hast, und auch Deine Wohnung nicht verlierst, nur bei der Sache mit dem Freund da kann und darf ich Dir nicht helfen, da es uns Feen absolut verboten ist uns in Liebesdinge der Menschen einzumischen.“
So ganz glaubte Jasmin nicht daran, dass das was die Fee da sagte, stimmen konnte, sie dachte sich aber.:
„Was solls? Versuchen kann ichs ja, schlechter als im Moment kann es bei mir ja kaum werden...“
Jasmin nahm einen kräftigen Schluck des Absinth, bei dem sie fast auch die Fee verschluckt hätte was diese, durch einen herzhaften Schrei, gerade noch verhindern konnte. Jasmin ging nach Hause und legte sich ins Bett und am nächsten Tag bekam sie einen Anruf von der Hausverwaltung, dass der Investor ein anderes Gebäude gefunden hatte, und auch ihr früherer Chef rief sie an, dass es ein Verehen war mit der Kündigung und sie morgen wieder anfangen könnte.
Jasmin überlegte sich wieso das plötzlich passierte, doch das Letzte an dass sie sich erinnerte musste ein Traum gewesen sein. Sie erinenrte sich, dass sie bei Franz in der
Kneipe gewesen war und dort eine Fee getroffen hatte. Sie dachte nóch:
„Na, so ein Quatsch, es gibt doch gar keine Feen...oder etwa doch...?“
Sie ging wieder zu Franz in die Kneipe und fragte ihn:
„Sag mal, Franz, gibt es bei Dir Feen, die in den Getränken leben..?“
Franz grinste und sagte nur:
"Wer weiss...?“
Mehr war aus ihm nicht herauszubekommen, und so musste Jasmin weiter mit der Ungewissheit leben ob die Fee nun real
gewesen war, oder vielleicht doch nur ein Traum..