Vorbemerkung
Selten und unglaublich!
Dabei kann man niemandem böse sein, wenn da irgendwie erotische Schlussfolgerungen gezogen werden sollten.
Hier ein kurzer Abriss über die Coco de mer.
Gute Unterhaltung!
(wieder eingestellt: 20.04.2020)
Copyright: G.v.Tetzeli
Cover: G.v.Tetzeli
www.welpenweste.de
Coco de mer
Die Coco de mer ist die größte und die schwerste Nuss der Welt, der größte Samen
und natürlich auch der Teuerste.
Übersetzt heißt sie die Kokosnuss des Meeres. Das kommt daher, dass Nüsse angespült worden sind, die man in dieser Größe nicht kannte und die Vermutung die Runde machte, dass sie von einer Pflanze des Meeres stammen müsste.
Die Pflanze wächst natürlich an Land. Es handelt sich um die sogenannte Seychellenpalme (Lodoicea maldivica). Sie kommt nur und ausschließlich auf Preslin und Curieuse vor. Preslin gehört zu der Hauptinselgruppe der Seychellen, die aus 115 Inseln und Inselchen bestehen.
Die Seychellen sind natürlich ein Traumziel
und seit 1970 haben sie eine eigenständige Verwaltung. Schließlich erlangte die Inselgruppe 1976 ihre Unabhängigkeit. Aber schon 1966 wurde das Hochtal auf Praslin Vallée de Mai wegen der Seychellenpalme zum Nationalpark erklärt und ist seit 1983 Weltnaturerbe der UNESCO. Fast 50% der Landmasse steht heute unter strengem Naturschutz. Curieuse darf man zum Beispiel nur mit Genehmigung der Regierung betreten. (wird grundsätzlich abgelehnt, außer vielleicht einmal ein Filmteam und Wissenschaftler).
Die Insel Preslin hat eine kleine Schwesterinsel, nämlich Curieuse. Man kann es auf der Karte sehen. Die beiden Inseln gehören zusammen. Und diese Inseln sind
keine Vulkaninseln. Sie sind irgendwie ein Überbleibsel aus Urzeiten. Sozusagen eine Granitbodenwelle des einstigen Gondwana-Lands. Nur die sogenannten outer Islands bestehen zum Teil aus ehemaligen Korallenbänken. Als die Erdteile Südamerika, Afrika, Asien, Australien und Antarktis heraus brachen (vor ca. 100 mio Jahren), blieben im entstandenen, heutigen indischen Ozean die inneren Seychellen Inseln stehen. Seit dieser Zeit konnte sich die Fauna und Flora auf diesen Inseln ganz eigenständig entwickeln. Und sie blieben vom Menschen verschont. Durch die isolierte Lage des Archipels haben sich hier 15 Arten und 18 Unterarten entwickelt, die es nur auf den Seychellen gibt. Der Urwald auf den Seychellen gilt als der
älteste der Welt.
(Der einzigartige, schwarze Seychellen-Papagei)
1502 ankerte Vasco da Gama vor den
„Amiranten“ (die äußeren Inseln der Seychellen) und erst ab diesem Zeitpunkt erfuhr man überhaupt von diesem Archipel.
Wie das schon so oft in der Vergangenheit vorkam und heutzutage ist, der Meereskokosnuss drohte bald das Aussterben.
Die Herkunft der Nuss mit sinnlichen, weiblichen Formen blieb nämlich Jahrhunderte lang unbekannt. Sie wurden auf den Küsten der Malediven, Chinas, des Indonesischen Archipels angeschwemmt. Umso begehrlicher waren sie bei den Reichen und Mächtigen.
Magellan, der Weltumsegler, schürte die Begehrlichkeit mit der Mär, dass diese Frucht
an einem riesigen Baum im Meer wachsen würden. Die Bäume wären sogar manchmal an der Küste Javas im Meer unter Wasser sichtbar. Wenn man hinuntertauchte, dann verschwanden sie sofort.
Damals war den Briten eine Nuss 400 Pfund Sterling wert gewesen (ca. 70.000 €). Auch bei Kaiser Rudolf II. (1552 – 1612) durfte diese Nuss in seiner Erotik – Sammlung nicht fehlen. Er legte 400 Goldflorin hin
(ca. 24 – 30.000 €).
Brayer du Barré drang als erster in den unberührten Urwald ein und entdeckte 1768 die Seychellenpalme.
Das schrie förmlich nach Gold.
Er brachte sogleich 30 der kostbaren Samen an Bord und kehrte im Jahr darauf mit einem größeren Expeditionsschiff zurück, um die Schatzkammer im Dschungel von Praslin zu plündern.
Ein rauschhafter Handel zwischen den Kontinenten begann. Die coco de mer Palme überlebte nur knapp.
Der britische General Charles Gordon zog einen Schlussstrich. Der Baum sei der Baum der Versuchung, usw., jedenfalls mit Frevel behaftet und ein Überbleibsel des Garten Eden.
Jetzt endlich sind wir wieder bei der Palme selbst angekommen. Sie kann bis 25 Meter hoch wachsen und erreicht ein Alter von
bisher bewiesenen 300 Jahren, es können aber auch bis zu 800 Jahre möglich sein. Jedenfalls lässt sich diese gute Palme Zeit, viel Zeit.
Fangen wir damit an, dass eine Nuss reif ist und zu Boden fällt. Eine dicke faserige Zwischenhaut dämpft den gewaltigen Aufschlag ab. Da liegt sie nun. Es vergehen 7 Jahre, bis der neue Baum keimt. Erst nach sage und schreibe 25 Jahren wird der Baum geschlechtsreif.
Bis vor kurzem fragte man sich, wie denn nun die weibliche Nuss bestäubt werden könnte. Kein Insekt auf dem Archipel kann in 25 Meter Höhe zum männlichen Samen klettern, fliegen und gleichzeitig am Boden herum turnen, um die Nuss zu bestäuben. Einer kann es doch!
(Männlicher Blütenstand)
Es ist der Seychellen-Tag-Gecko (man sieht ihn grün leuchtend auf dem Bild)
Die herunter gefallene Nuss bietet oben in
einer engen Kuhle Nektar an. Der Gecko weiß sein Freibier zu schätzen. Wenn er vorher in 25 Höhe tätig war, dann kann die Nuss befruchtet werden.
Und da die Erotik natürlich auch eine Rolle spielt, gibt es die Sage, dass man auf der Stelle sterben muss, wenn man nachts im Wald die Vereinigung der Kokosnuss beobachtet.
Inzwischen verkaufen die Kreolen die Früchte. Das Geschäft steht unter strenger, staatlicher Aufsicht. Nur abgefallene Nüsse und auch nur bestimmte werden verarbeitet. Es findet kein Plantagen Anbau statt. Allerdings lässt man neue Keimlinge gezielt unter Aufsicht
sprießen.
Das Kokos Fleisch ist wesentlich härter, als die der normalen Kokosnuss. Es gibt keine Kokosmilch. Die von der dicken Faser befreite Nuss wird in zwei Hälften zersägt, dann ausgeschabt. Die starke Schale wird dann mit Holzleim (im Übrigen: deutsches, importiertes Fabrikat!) wieder zusammen geklebt und für mindestens 400 € verkauft. Das weiße Kokos Fleisch wird verschickt. Man erzielt mindestens 600 € pro Nuss.
Abnehmer sind überspannte Sterne Restaurants und vor allem Chinesen, die auf die Wirkung als Aphrodisiakum hoffen.