Kurzgeschichte
Ein geheimes Treffen? - Rd FB 61

Ein geheimes Treffen?

Angela hatte spät abends im "Hilton" eingecheckt. An der Rezeption bat sie um Diskretion, damit sie sich vor dem Empfang morgen, noch erholen konnte.

Während einer kurzen Erfrischung an der Hotelbar unterhielt sie sich mit einem sehr sympathischen Mann Mitte Dreißig.

Sie erklärte ihm, dass sie doch sehr erschöpft sei von der Arbeit und der Anfahrt hierher. Er schmeichelte ihr

mit den Worten: "Sie sehen auch nach der langen Anreise noch so frisch aus wie der Morgentau, meine Beste."

Beim Hin- und Herrutschen auf dem Barhocker fiel ihr die Deckentäfelung ins Auge. "Wir müssten den Bundestag auch mal wieder renovieren, doch die Mittel, Sie verstehen?!" Der junge

Mann stöhnte und meinte:" Die VW-Aktien wären wohl auch gefallen, seit dem Problem mit der Chipkarte." Angela überlegte laut: "Sie meinen sicher das Chiptuning? Ja, eine absolut unerlaubte Handlung und obendrein unseriös. Was das unserer Industrie für einen Schaden zugefügt hat, ist schwer abzuschätzen."

Ihr Gegenüber trank einen kräftigen Schluck und äußerte dann seine Ängste

im Zusammenhang mit Nordkoreas Atomtests. Der Meeresboden käme wohl inzwischen einer Vulkanlandschaft gleich, nur noch Krater. Bedachtes

und zustimmendes Nicken bei Angela. "Das könnte zu schweren politischen Verwicklungen führen, denn der amerikanische Präsident hat bereits unmissverständlich seine Meinung geäußert. Wissen Sie, und das meine ich jetzt durchaus ernsthaft, manchen Leuten müsste man das Wort "FRIEDEN" ins Hirn tätowieren." Sie bekam einen qualvollen Blick und genehmigte sich noch ein Gläschen. Ihr junger Freund holte sein Handy raus und machte,

wie er es nannte, ein Erinnerungsfoto.

Dabei durchzuckte es unsere Angela plötzlich und sie fragte ihren Gesprächs-partner: "Sie sind doch nicht etwa von der Zeitung? Dann könnten Sie sich diese nämlich vom Toilettenpapier-halter rollen." "Entschuldigen Sie, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Böhmermann." Er freute sich, Angela scheinbar in flagranti ertappt zu haben. Dieser entglitten die Gesichtszüge, doch sie bewahrte wie immer Haltung und verabschiedete sich: "Ich verlasse mich auf Sie, mein Guter."