Kurzgeschichte
Unsichtbare Helferlein

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"Unsichtbare Helferlein"
Veröffentlicht am 03. Mai 2017, 14 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
© Umschlag Bildmaterial: Mateo
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ersteinmal, hallo ihr Menschen da draußen! :) Ich schreibe seit ungewisser Zeit meine kreativen Ideen in Form von Geschichten, kurzen Abhandlungen über fiktive Personen und Orte, auf. Dabei versuche ich, wenn möglich, auch die verschiedenen Schreibstile auszuprobieren, denn wie jeder weiß, Übung wird irgendwann den Meister machen, auch wenn ich diesen Satz für eine sehr lange Zeit selbst keinen Funken Glauben oder gar Aufmerksamkeit geschenkt ...
Unsichtbare Helferlein

Unsichtbare Helferlein

Das Nachtlicht leuchtet schon in seiner schönsten Pracht, zeigt Mond und Sterne an blauem dunklem Himmel. Es leuchtet dir den Weg, bis zur Tür und zurück, hatte Mama immer augenzwinkernd zu Lucinda gesagt. Was daran so witzig sei, fragte sie sich, schließlich brauchte sie den Mond, der sie führen konnte, falls die Monster wieder kommen würden. Auch diesen Abend zeigte die Mutter wieder mit einer Geste auf die kleine Lampe in der Steckdose und zeigte ihrem Mädchen, das sie auch ganz sicher an war. Denn ohne Licht würde die Kleine nicht in ihrem Zimmer bleiben, so hatten sie das einmal abgesprochen und seit dem wahr es beschlossenes Programm,

gehörte mit zum abendlichen Ritual zwischen Mutter und Töchterchen. Genauso das Abendlied, das gemeinsam gesungen wurde. Lucinda kuschelte sich unter ihre Blümchenbettdecke, sodass nur noch die Nase zu sehen war. „Nein, nein, das geht aber nicht.“, mahnte Mama. „So kann ich deine Stimme doch gar nicht mehr hören.“ Etwas missmutig, dann aber in freudiger Erwartung auf das Singen, setzte die Rothaarige sich in ihrem hohen Bett auf. „Abendstille überall, nur am Bach die Nachtigall sing ihre Weise klagend und

leise durch das Tal.“ Auch dieses Mal sprang das Kind begeistert auf und rief den letzten Vers in den Raum hinaus. „Sing, sing, sing Frau Nachtigall!“, schmetterte Lucinda hinaus und wurde dann lachend zurück ins Bett gekitzelt. „Jetzt ist aber Schluss, gute Nacht, Luci.“, sie gab ihr einen Kuss auf die Stirn, zog noch rasch die Vorhänge zu und stahl damit dem Mond die Show. Gerade wandte sie sich zum Gehen, da sprach das Mädchen sie noch einmal

an. „Mutti, die Monster.“, flüsterte sie. „Hast du schon nachgeschaut?“ Ihre Augen wurden groß und sie zog die Decke wieder ganz weit über sich. Diesmal lachte ihre Mutter aber nur und zog sacht die Tür hinter sich zu. Das Mädchen schluckte. Sogleich hörte sie das Knarren und Tapsen im Schrank auf der anderen Seite, das Poltern unter ihrem Bett und das Klopfen an ihrem Fenster. Angst breitete sich in ihrem kleinen Körper wie ein Brand aus und flutete dann über sie hinweg, gleich einer Flutwelle. Unerkannt, ungehört. Nein, diesmal würde sie nicht weinen und nach Mama rufen, sie würde es ihr

doch eh nicht glauben, dachte sie trotzig. Dennoch konnte sie kaum einen Moment den Blick von den tanzenden Schatten abwenden, die das Nachtlicht an die Wand neben ihrem Bett warf, bis sie schließlich in einen unruhigen Schlaf fiel, der trotzalledem bis zum Morgen anhielt.

~ Am nächsten Tag wachte sie früh auf, früher als ihre beiden Eltern. Schnell kletterte das Mädchen aus dem Bett und verscheuchte die letzten Schatten, indem sie den Vorhang aufzog. Anziehen und dann los, Lucinda liebte das morgendliche Erkunden des Hauses,

wenn noch alles den Mantel des Schlafes trug und nur sie wach war und den Moment genießen konnte. Mit leisen Schritten, was nicht unbedingt einfach, aufgrund des knarrenden Holzfußbodens, war, stahl sie sich aus ihrem Zimmer in den Flur. Mittlerweile war sie genug gewachsen, um die Türklinke selber gut zu erreichen. Wie stolz sie darauf war, sah man unverkennbar an ihrem breiten Grinsen auf den Lippen, als sie die Tür hinter sich zu zog. Das Mädchen lachte und schwang ihre lange rote Mähne beim Tanzen durch die Gegend. Jetzt habe ich alles für mich, kicherte sie in sich hinein. Auch die Süßigkeitenschale in der Küche hoffte sie für sich zu

gewinnen. Dann hörte sie ein anderes Geräusch und hörte schlagartig auf und lauschte. Weit drehte sie sich in die Richtung, aus der es kam und ja, sie hörte ganz eindeutig etwas Klopfen. Wo ist es?, fragte sich das Kind und stolperte den Gang entlang. Nun kam es näher das Geräusch, unverkennbar ein Klopfen gegen eine Scheibe. Lucinda wunderte sich und zog unvermittelt die Augenbrauen zusammen. Es war gar nicht hinter dem Fenster des Flures, wie sie gedacht hatte, es kam aus einem der Bilder, da war sie sich mit einem Mal ganz sicher. Die Neugier in ihr siegte triumphierend über die kurze, kleine Angst, schon lief sie mit tapsenden

Schritten über den kalten Boden und hielt eine Meter weiter vor einem Bild an. Den Kopf schief legend, wodurch ihre Haare alle zu einer Seite fielen, betrachete sie das Bild. Stille, kein Klopfen mehr. Merwürdig, seufzte das Mädchen innerlich und war schon auf dem Weg zurück, da klopfte es wieder. Schnell, wie der Wind, hastete sie zurück und da, da war ein Wesen im Bild! Nicht die normale Schale mit Früchten. Es war groß und zottig, mit vielen langen, pelzigen Haaren bedeckt. Lucinda schrak zurück, doch ehe sie sich versah, war es wieder verschwunden. Kurz rappelte sie sich auf, aber das Klopfen, es kam jetzt wieder aus einem anderen Bild, und sie

rannte zurück, erhaschte ein Blick auf das Wesen, bevor es auf eines neues verschwand. Nun war die Kleine verärgert, wenn auch ein bisschen ängstlich, sie fühlte sich verfolgt. Bestimmt war es eines der Monster aus ihrem Zimmer, die sie nie alleine lassen wollten, ängstigte sie sich. Bereits oft waren schlimme, gefährliche Dinge, wie ihre Eltern sagten, passiert und Lucinda sei wohl immer knapp davon gekommen. Da war das eine Mal im Urlaub, als das Kind unbedingt auf einer Luftmatratze schwimmen wollte und dann fast abgetrieben wäre. Nur ein plötzlicher Luftstrom, so Mama und Papa, hatte sie zurück gebracht. Aber Lucinda, sie

wusste was wirklich geschehen war, wer sie in diese missliche Lage gebracht hatte, denn kurz vorher hatte sie unter sich wieder eines der Monster gesehen. Damals, vor Jahren, war es die grüne große Schlange mit den Hörnern gewesen, die tief unter ihr geschwommen war und sie zum Abtreiben gebracht hatte. Oder das andere Mal, als sich die Kinder in der Schule über ihre Angst vor den Monstern lustig gemacht hatten, einzig, weil sie ein paar Minuten zuvor aus der Klasse geflüchtet war, in dem Glauben, der grüne Baummensch würde sie wieder bis hierhier verfolgen. Mit bösen und fiesen Wörtern, wie „Angsthase“ oder

„Zimperlieschen“ hatten sie sie beworfen, sodass sie fast musste. Dann hatte irgendetwas sie erschreckt und schon waren sie weg. Lucinda lachte sich noch heute ins Fäustchen über diese blöden Jungen, die schließlich selber weggelaufen waren. Der Baum habe gesprochen, sagten sie, er habe sie mit seinen Ästen hauen wollen. Wer glaubte schon an so etwas?; Luci zumindest nicht! Im Gedanken schon ganz bei ihren Ängsten wollte sie in ihr Zimmer und unter die Decke flüchten, da hörte sie in lautes Poltern. Ihre Eltern waren aufgestanden und liefen so schnell aus dem Zimmer und die Treppe runter, das

Lucinda ihnen nicht mit den Äuglein folgen konnte. Ihre Eltern riefen von unten etwas Unverständliches hoch, dann kam ihre Mutter dem Kind entgegen gelaufen und nahm sie fest in die Arme. „Ach Gott, geht es dir gut? Unten muss etwas runter gefallen sein, überall liegen scharfe Scherben und Splitter.“ Sorgend betrachtete sie ihr Mädchen von allen Seiten. „Bist du auch nirgends reingetreten? Da hattest du aber wieder einen deiner Schutzengel. Die leisten gute Arbeit und lassen dich nie aus den Augen!“

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Über den Autor

tintengewalt
Ersteinmal, hallo ihr Menschen da draußen! :)
Ich schreibe seit ungewisser Zeit meine kreativen Ideen in Form von Geschichten, kurzen Abhandlungen über fiktive Personen und Orte, auf.
Dabei versuche ich, wenn möglich, auch die verschiedenen Schreibstile auszuprobieren, denn wie jeder weiß, Übung wird irgendwann den Meister machen, auch wenn ich diesen Satz für eine sehr lange Zeit selbst keinen Funken Glauben oder gar Aufmerksamkeit geschenkt habe.
Ich lerne gerade für mich selber, Geduld mit meiner Entwicklung von neuen Fähigkeiten zu haben.

Falls ihr also Interesse haben solltet, mich auf meiner, womöglich langen Reise, der eigenen Erkenntnis zu begleiten, lade ich euch damit herzlich dazu ein.

unnützes Wissen über mich:
- begeisterter "Alice im Wunderland"-Fan
- favorisierte Musik momentan von Melanie Martinez
- hat eine Schwäche für alles was flauschig ist, Fell und Pfötchen besitzt :>
- Mitglied der Fangemeinde von "The Legend of Zelda"

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KaraList Sehr lebendig beschreibst Du die Ängste und Phantasien eines kleinen Mädchens, das in der Mutter immer eine liebevolle Trösterin findet.
Die Geschichte gefällt mir gut, liebe Tintengewalt.
LG
Kara
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