Hexenwahn und Ziegenhuf
Exodus 22,17 Denn die Zauberer sollst du nicht am Leben lassen
Pfauenfeder, Mai 2017
Hexen - vielmehr oder Normaler als normal?
Es ist cool, wenn man anders ist, als andere. Noch mehr cool ist es, wenn man das unterstreichen kann.
Doch wo fängt die Hexe an - wo ist Mensch nur cool?
Die Kräuterkunde war einst über-lebensnotwendig, man musste ja etwas essen, hatte man nicht einen erfolgreichen Jäger in bzw. um sich. Aber auch, um den Wunden in Kriegen, den Verletzungen im Feld, den Fiebern in Krankheiten Herr werden zu können.
Traditionen verpflichten nicht nur, sie können auch Übersehenes, Vergessenes,
Nichtgekanntes wieder aufleben lassen.
Vielleicht haben es die Kirchen-Fürsten von damals übersehen - oder nicht gewusst: die fleißigen und frommen Mönche und Klosterfrauen hatten ihrerseits, auch aus dem Grund des allgegenwärtigen Elends, ihre reichhaltigen Kräutergärten, darin sie allerlei Wurz zu ziehen wussten. Fernab von Größenwahn, fristeten sie ihr bescheidenes Leben in ora et labora - in beten und arbeiten - und gedachten nur der Hilfebedürftigen, die in Schmerz und Leid dalagen - ebenso der Freude an Wachstum und Gedeihen, wenn sie gewiss wurden, wie ihre Kräutlein zu helfen wussten.
Sie gaben mitunter freimütig ihr Wissen an das gemeine Volk weiter, was wiederum nicht bedeuten soll, dass nun ein jeder ihr Wissen kannte.
Vereinzelt kam es sicherlich vor, dass ein Bürger, eine Bürgerin Kenntnis davon erhielt, und dann durch eifersüchtige Ränkeleien der Hexenkunst bezichtigt wurde.
Hexen - so sagte man - waren mit dem Teufel im Bunde. Und da der Teufel auch ein Schönling sein konnte, wusste niemand so recht, ob in der Heilung nicht letztendlich ein Fluch steckte.Also blieb jeder Kräuterkundige, jede Heilende unter Beobachtung. Auch Nonnen waren da nicht "gesafed".
Der Teufel war nicht nur eine harmlose, unwichtige Fliege - er war überall, ob im Eheweib, -mann, besten Freund, im Selbstzweifel oder in der Kuh, die auf einmal keine Milch mehr brachte -
Der Teufel war hinterhältig und falsch. Und alle, die sich nicht entgegen setzen konnten, fielen dem weltlichen Gericht zum Opfer. Wobei der Teufel da sicherlich seine Hand im Spiel haben musste, denn die Schuld der Schuldigen, stand nicht in Relation zu dem, was die Richter ihnen zugedacht hatten.
Heute würde man es mit "Überreaktion" zu rechtfertigen suchen...wenn da nicht der Beigeschmack von "Korruption" wäre -
In kirchlichen Belangen eine durchaus übliche Interpretation. Auch heute noch.
Wie auch immer -
Der Teufel ist heute außer Mode, hat die Relativierung doch Einzug gehalten, damit auch die Möglichkeit, Kindern neue Namen zu geben. Damit gemeint sind alte Gebrechen, die nun endlich als solche erkannt sind.
Nunja, damals wusste man noch nichts von Epilepsie, zum Beispiel. Auch nichts von Hyperaktiv oder Depressionen, etc. Trotz-dem aber wird heute die Zeit damals - mit Blick auf die Verantwortlichen - nicht relativiert: Die verbissenen, verklemmten, notgeilen und
/oder in anderen vertrackten Situationen gefangenen Richter und Henker von damals, gelten heute alle als normal. Wo doch jeder inzwischen weiß, dass normal relativ ist.
Zurück zu Teufel und Hexen.
In den Märchen begegnen sie uns vielerorts. Für unsere Kids sind sie ein wertvoller Beitrag zu dem, wie Böses wirkt und Gutes dagegen hält. Märchen sind ein Part unserer Gesellschaft - sie sollten nicht dem Trend weichen, der in "Hex - hex" und "Hohohooo" "Killekille" eine angeblich fortschrittlichere Welt propagiert. Die wundersamen Wesen darin verkünden nur den Schwachsinn,
der unseren Kindern kein reales Potential vermittelt.
Indem sind die Hexen heutzutage eher dazu geneigt, Wohlwollen zu verbreiten, den alten Kulten anzuhängen, weil sich in diesen noch die Nähe zur Natur und zu den mannigfachen Riten wiederspiegeln. Sie senden Segen und wünschen - Kraft ihrer Räucherwerke - gute Dinge.
Böse werden sie, oh Wunder, wenn ihnen wer blöd kommt. Was für eine Macht!
Heute wird sonst niemand mehr böse, richtig böse erst recht nicht, denn wer möchte schon gerne von den Herren, in den weißen Kitteln, abgeholt werden?!
Man muss diese Macht inne haben.
Es ist heute leicht, sich als Hexe auszugeben, und dann darf man auch mal richtig böse werden.
Fakt also ist: die "Hexen" von einst sind Opfer ganz ordinärer Anschuldigungen. Kein Mythos umrankt sie, kein Zauber, der heute nicht nachvollziehbar wäre. Und der Teufel steckt manchmal im Detail, weil Menschen Fehler machen, weil Defizite zu Krankheiten führen, weil die Umwelt beide Problemzonen provoziert.
Hexenwahn
Ein Beispiel nur.
Knapp ein halbes Jahrhundert vor der Entdeckung Amerikas, brachte ein Dominikaner, Heinrich Institoris, ein weltbewegendes Schriftstück hervor, das fortan alle kirchlich Interessierten - und Involvierten - beeindruckte: es war der "Hexenhammer".
Inwieweit echte Zauberei da Ursache wurde, entzieht sich objektiv der Kenntnis, allein aus dem Grund, weil es seit Römer- und dann Christenzeit verboten und verpönt war, magische Kräfte walten zu lassen. Schufen die Kelten noch ihre Runen mit Mysterium, so wurden diese Schriftkundigen mehr
und mehr, wegen ihrer magischen Kräfte, verfolgt, was im Nachhinein sicher zu Verunsicherungen geführt hatte - auf beiden Seiten.
Keine Zauberei jedoch vollbrachte eine Maid zur Zeit der hochaktiven Inquisition zu Lemgo, als sie der Folter und peinlichen Befragung ( die sich wohl mehr auf Pein, als auf peinlich bezogen hatte) lebend entrinnen konnte und damit die Endzeit der Hexenverfolgung in der Region einläutete.
Ihr ist heute ein Denkmal und eine Strasse gewidmet.
Hexen galten - was ich nicht bestreiten
möchte - als gemeingefährliche, terroristische Wesen, die mit üblen Tricks die Gutgläubigkeit unbescholtener Leute bearbeiteten, um sich Vorteile zu verschaffen -
Solche Typen gibt es derzeit immer noch, und könnte in der Tat für den heutigen Begriff "kriminell" stehen.
Der besagte Hexenhammer ermöglichte jedem Inquisiteur, nach genauen Angaben und Regelungen, das Wesen einer Hexe, eines Hexers, ausfindig zu machen, ohne Wenn und langwieriges Aber.
Die Prozesse waren aber langwierig, und zunächst verlauteten sie auf
Landesverweisung. Später folgten die berüchtigten Todesurteile, und dafür wurden sogar Universitäten zur Absicherung von Gerichtsurteilen heran gezogen. Angehörige konnten eine Begnadigung erwirken, indem sie noch mehr zahlten, als die Prozesskosten verschlangen. Aber eine "Begnadigung" erlöste nicht vor dem Tod, nur vor dem Feuer.
Hier zu finden, ist wohl auch ein Detail, das den Teufel versteckt: Was hat eine Hexenschuld mit Begnadigung zu tun - es sei denn die "Schuld" gibt es nicht - oder der Richter war nicht Herr seines Amtes.
Jedenfalls ist der Mythos "Hexe" bis heute - mehr oder weniger - erhalten. Die einen lieben den Weihrauch in ihren Kammern, die anderen fürchten die Warze auf ihren Nasen. Für die einen ist sie, die Hexe von heute, ein wahrer Realist, weil sie die alten Bräuche pflegt und somit ein Stück mehr hat, als Smartphone und Laptop zu bieten haben. Sie kennt die Kräuter und die Sterne und den Mond, weiß, wann was geschehen sollte, und vertraut auf ihre Hände, die das alles auch wissen. Sie vertraut ihrem Glauben an die Götter und Göttinnen, denn sie will eins sein mit der Welt, dem Paradies von einst, darin die Elemente ihr Begleiter sind und die Natur ihr
Komplize. Oder umgekehrt.
Jedenfalls sieht sie sich nicht als Hamster in einem Laufwerk von intriganten Größenwahnsinnigen, der immerzu Strom erzeugen soll, damit deren Licht leuchten kann.
Sie will -
Damals und heute ein Unding, das ihr damals viel Leid brachte. -
Für Manche bleibt sie eine Aussteigerin, eine Querulantin, manchmal auch nur eine "Kräuterhexe", weil sie sich in der Natur auskennt. Man sucht die Warze auf der Nase, man sucht den schwarzen Raben auf ihrer Schulter - gibt es weiße Raben?
Ich kenne keine solche. Früher waren sie wohl verbreiteter, weil auch der Rauswurf, aus der Gemeinschaft verbreiteter war..
Warum
Todeswürdige Verbrechen: Zauberei, Bestialität, Götzendienst
Ex 22,17 Eine Hexe sollst du nicht am Leben lassen.
Ex 22,18 Jeder, der mit einem Tier verkehrt, soll mit dem Tod bestraft werden.
Ex 22,19 Wer einer Gottheit außer Jahwe Schlachtopfer darbringt, an dem soll die Vernichtungsweihe vollstreckt werden.
Aus solchen Weisungen geht hervor, zu was Menschen fähig sind.
Was ist der Unterschied von Tier und
Mensch?
Ich denke, dass es früher noch Menschen gab, von denen man das nicht genau wissen konnte - entsprechend dachten damalige Gelehrte und Fürsten, angesichts mancher Wesen, die aussahen wie Menschen, sich aber verhielten wie Tiere.
Sicherlich spielte da auch eine Entfaltungsmöglichkeit eine nicht unwesentliche Rolle.
Dennoch beweisen heute Internet und die Handhabung medialer Instrumente eindeutig, dass manche Wesen immer noch nicht auf dem Stand menschlicher Empfindungen angelangt sind.
So könnte auch der Dominikaner
Heinrich Kramer alias Heinrich Institoris gemeint haben, als er die frühere Mär von Hexen und Zauberei aufgriff, um sich als gefürchteter Inquisiteur hervor zu tun.
Entgegen der heute allgemeinen Meinung, "die Kirche" hätte die vielen Unschuldigen auf den Scheiterhaufen geschmissen, scheinen tatsächlich nur einige Wenige, darunter nicht ausschließlich Kleriker, auf verbissene Weise verantwortlich gewesen, nicht zuletzt wegen Kramers Irreführungen.
Bemerkenswert und nicht unerwähnt sollte sein, dass aus Sicht der Kirche das Wort "Hexe" als ein nicht realer Ausdruck gewertet wurde, sondern dass
es sich um eine vom Teufel verführte und irre geleitete Person handelte, die sich selbst, auf Grund unverständlicher Umstände, für "anders" hielt. Man sprach ursächlich also eher von schlimmstenfalls Besessenheit. Wogegen Heinrich Kramer dieses Verständnis umwandelte und der Hexe eine willentliche Buhlerei um den Teufel unterstellte.
Eine kirchliche Motivation, dem Problem Herr zu werden, lag wohl mehr darin, diese verirrten Schafe wieder in die Normalität zurück zu führen, resp. sie aus der Nähe von Menschen zu schaffen.
Was jedoch offenbar nicht das Anliegen
des Dominikaners war, denn er "korrigierte" die bis dahin geeinten Verfassungen der Kirche mit päpstlichen Segen und fügte dann dieser verschiedene ver-fälschte, gutachterliche Genehmigungen damaliger Gelehrter bei, so dass ihm letztendlich alle Handhabe legalisiert und uneingeschränkt möglich wurde.
Die Befürchtung, durch die Existenz von Hexen sei dem Teufel die Tür geöffnet, um die Weltherrschaft an sich zu reißen, mag wohl einer der Gründe, für die Entstehung des Hexenhammers, verantwortlich sein.