Biografien & Erinnerungen
Ralley Cross im Hinterhof

0
"Ralley Cross im Hinterhof"
Veröffentlicht am 29. April 2017, 10 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich habe schon immer gerne Geschichten erfunden. Noch bevor ich überhaupt schreiben konnte. Wann immer die Welt nicht so war, wie ich siie mir vorstellte, habe ich mich in eine Traumwelt geflüchtet, in dem ich Bücher las. Bücher sind, anders als Filme, vorgefertigte Geschichten, in denen immer noich Raum bleibt für die eigene Fantasie. Genau das hat mich schon immer an der Literatur fasziniert. Und ich hoffe, dass ich mit meinen Geschichten ...
Ralley Cross im Hinterhof

Ralley Cross im Hinterhof

Ralley Cross im hinterhof

Für uns drei Kinder gab es zunächst nur ein Fahrrad in der Familie. Das meiner Schwester. Und da es zum Glück nicht rosa war, sondern silbermetallic, konnte es an uns Jungs weitervererbt werden, als meine Schwester ein Klapprad bekam. Das heißt, offiziell bekam es mein Bruder, da ich mir sehnlichst einen roten Roller mit weißen Reifen wünschte. Zu der Idee dazu kam ich durch eine Geschichte in einem Kinderbuch, in der es um einen roten Roller mit weißen

Reifen ging, der Zauberkräfte besaß. „Roter Roller Kilingeling“, hieß die Geschichte, von der ich aber weder weiß, wer sie geschrieben hat, noch in welchem Buch sie veröffentlicht war. Aber zurück zum Fahrrad. Meine Eltern bestanden darauf, dass ich so früh wie möglich Fahrrad fahren lernen sollte und dazu durfte ich dann auch das Fahrrad meines Bruders benutzen. Ich lernte es auch ziemlich schnell, mich sicher auf diesem kleinen Kinderfahrrad zu bewegen. Auf unseren Exkursionen durch die Stadt wechselten sich mein Bruder und ich auf dem Roller und dem Fahrrad ab.

Es gäbe so einiges zu erzählen über unsere Fahrrad Abenteuer, doch eines blieb mir ganz besonders in Erinnerung. Auch deswegen, weil ich noch heute meinem Schutzengel dankbar bin, dass mir damals nichts ernsthaftes passiert ist. Auf die Idee kamen mein Bruder und ich durch eine Sendung im Fernsehen, bei der Motorrad Fahrer spektakulär über die verschiedensten Hindernisse fuhren. Unser Hinterhof war von vier Gebäuden eingerahmt. Der ganze Komplex war im Mittelalter ein Kloster, daher auch unsere damalige Anschrift. Klostergasse. In diesem Klosterhof befanden sich zwei

große Beete, in denen die Bewohner der Klostergasse etwas anpflanzen konnte, die aber sehr zur Freude von uns Kindern, im wesentlichem der Natur überlassen wurden. Besonders das erste Beet hatte es uns an getan, in dem sich ein großer Erdhaufen befand. Wieso und warum der da war, weiß ich nicht. Jedenfalls haben wir auf und um diesem Erdhaufen sher gerne gespielt und nannten ihn unseren Klosterhügel. Nun war es aber so, dass zu dem Klosterkomplex auch die Karmelitenkirche gehörte und zu dieser der Heizungsraum, der gleichzeitig und praktischerweise auch Waschküche war.

Diese Wachküche hatte nicht nur einen Zugang vom Haus her, sondern auch vom Hof. In Form einer Betongrube, in der rechts Stufen hinab führten und links wieder hinauf. Der Zwischenraum zwischen unserem Klosterhügel und dieser Betongrube war ziemlich knapp bemessen, weswegen auch immer eine Diele (Holzbrett) über der Grube lag, die diese aber nur halb bedeckte. Man wollte ja schließlich noch runter und rauf gehen können. Eines Tages sahen wir im Fernsehen also diese Sportsendung, bei der Motorradfahrer querfeldein und über sämtliche Hindernisse fuhren. Mein

Bruder und ich waren uns sofort einig, dass das auch mit Roller und Fahrrad gehen musste. Gesagt, getan. Am nächsten Tag würden wir unseren eigenen Rallley Cross im Hinterhof veranstalten. Je zwei Runden mit dem Roller und mit dem Fahrrad. Die Strecke verlief rund um den Klosterhügel, über die kleine Wiese bis zum Betonpfosten, an der die Wäscheleine angebracht war und wieder zurück zum Klosterhügel. Die Runden mit dem Roller verliefen ganz gut, nur mit dem Fahrrad verlor ich in der ersten Runde etwas an Zeit, die ich in der zweiten unbedingt aufholen musste. Bei der Anfahrt zum

Klosterhügel gab ich ordentlich Gas, umrundete ihn und bekam zum ersten Mal im Leben so richtig zu spüren, was Fliehkraft ist. Ich ging viel zu schnell in die Kurve, Kam auf das Brett über der Betongrube, sah den Abgrund nahen, rutschte von dem Brett ab und stürzte in voller Fahrt in die Grube. Ob meine Eltern mich damals geschimpft hatten, weiß ich gar nicht mehr. Beichten musste ich es ja, da ich am arm einige Abschürfungen hatte. Am Fahrrad selbst war nur das vordere Schutzblech etwas verbogen, das wir aber selbst wieder hin biegen konnten. Ich darf gar nicht zurückdenken, was alles hätte passieren könne, ohne

Fahrradhelm und Ellbogen und Knieschützer, die heute so üblich sind, für Kinder. Aber noch heute, wenn mich mal wieder der Rausch der Geschwindigkeit packt, denke ich ab und zu an dieses Erlebnis und daran, dass ich nie schneller fahren sollte, als mein Schutzengel fliegen kann.

0

Hörbuch

Über den Autor

rolandreaders

Ich habe schon immer gerne Geschichten erfunden. Noch bevor ich überhaupt schreiben konnte. Wann immer die Welt nicht so war, wie ich siie mir vorstellte, habe ich mich in eine Traumwelt geflüchtet, in dem ich Bücher las.
Bücher sind, anders als Filme, vorgefertigte Geschichten, in denen immer noich Raum bleibt für die eigene Fantasie. Genau das hat mich schon immer an der Literatur fasziniert. Und ich hoffe, dass ich mit meinen Geschichten die Leser und Leserinnen auch ein bisschen aus ihrem Alltag holen und sie auf ein gemeinsam erlebtes Abenteuer entführen kann.
Denn der Leser, oder die Leserin sind auch immer ein Teil der Geschichte, die sie gerade lesen. Wenn auch nur als Beobachter.

Leser-Statistik
14

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
Marita Finde die Geschichte sehr schön, vor allem imponiert es mir, dass auch ihr nicht mit Reichtum überschüttet wart und miteinander teilen, in diesem Falle weitervererben, müssten. Bin ausserdem froh, dass die Geschichte damals glimpflich für dich ausgegangen ist.
Vor langer Zeit - Antworten
rolandreaders Hallo Marita.
Danke fürs Lesen und den Kommentar.
Naja. Arm waren wir auch nicht gerade. Aber ich finde es im Nachhinein auch richtig, dass wir nicht mit Geschenken überschüttet wurden, wie es heut zu Tage oft der Fall ist.
So war der erwähnte rote Roller auch mein ganzer Stolz damals.
L.G.Roland.
Vor langer Zeit - Antworten
KaraList Eine bildhaft geschriebene Kindheitserinnerung, die offenbar nachhaltig wirkt. :-)
Erst mit dem Älterwerden begreift man, welcher Gefahr man entkommen ist.
LG
Kara
Vor langer Zeit - Antworten
rolandreaders Hallo Kara.
Danke fürs Lesen, den Kommentar und die Coins.
Ja, stimmt. Aber Erfahrungen sammeln gehört nun mal dazu.
L.G.Roland.
Vor langer Zeit - Antworten
GertraudW 
Ganz ganz zauberhaft geschrieben lieber Roland. Es war zwar noch sehr
mühsam, aber ich MUSSTE sie einfach lesen. Und schon wurden wieder
Erinnerungen wach ...
Mein Bruder - damals vielleicht neun Jahre alt - wettet, dass er seinen
Fuß (mit offenen Sandalen) stehen lassen würde, wenn ein anderer Bub
mit dem Fahrrad drüberfahren würde ... Gesagt, getan ...
Ein Schrei - und dann schleppte ich meinen Bruder nach Hause ...
Sicher werden die Eltern geschimpft haben, aber wie Du sagst, daran
erinnert man sich nur sehr selten.
Ganz liebe Grüße und danke für diese Geschichte
Gertraud
Vor langer Zeit - Antworten
rolandreaders Hallo Gertraud.
Danke fürs Lesen, den Kommentar, den Favo und die Coins.
Ich weiß ja, wie schwierig dir das Lesen fällt. Hoffentlich hat dich nicht schon das Cover überfordert. Ist ziemlich grell geworden.
Zu deinem Kommi: Ja, so sammelt man Erfahrungen. Nur ob es die Erfahrungen alle braucht ist wieder ne andere Frage.
L.G.Roland.
Vor langer Zeit - Antworten
GertraudW 
Lieber Roland,
Das Cover ist schon gut so - Mut zur Farbe - schmunzel*
Du hast schon recht, manche Erfahrung könnte man sich
wirklich schenken. Aber ohne die würden die guten gar nicht
auffallen .
Liebe Grüße und einen schönen 1. Mai
Gertraud
Übrigens, recht ♥lichen Dank f+r die Talerchen
Vor langer Zeit - Antworten
schnief Eine wunderbare Erinnerung!!
Liebe Grüße Manuela
Vor langer Zeit - Antworten
rolandreaders Hallo Manuela.
Danke fürs lesen, den Kommentar, den favo und die Coins.
Ja. Eine Erinnerung mit bleibendem Wert.
L.G.Roland.
Vor langer Zeit - Antworten
Zeige mehr Kommentare
10
9
0
Senden

152230
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung