Kut der Germane
von
Simon Käßheimer
1.
Es war der 24. Dezember oder kurz vor Zeitrechnung, wärend in Bethlehem was in Israel und damit in Vorderasien liegt irgendetwas ganz besonderes des Nachts passiert sein soll, passierte an einem anderen Ort auf unserer Erde etwas anderes. Der Ort von dem ich hier rede und erzählen will ist Deutschland was aber zur damaligen Zeit noch Germania hieß und für das Römische Imperium so etwas war wie der Stein im Pudding der Welt.
Immer wieder bissen die Römer bei der Eroberung von diesem Land, um beim Symbol zu bleiben, auf Granit oder
besser auf ägyptischen Marmor; dieser war zur damaligen Zeit bei den Römern ziemlich in und beliebt. Säulen, Paläste oder der Sand in Eieruhren wurde aus diesem Material hergestellt und was auch immer edel sein sollte es war aus Marmor gefertigt - wäre er strick- oder webbar gewesen sie hätten ihn getragen, so hingen sie sich Baumwollstoffe um, um diesen Mangel zu kaschieren.
Aber genug jetzt ich bin abgeschweift, wir waren in Germania und eben dort stand zu dieser Zeit ein junger Germane namens Kut ( vermutlich ein Vorfahre von Kurt ) vor einem schwierigen Problem. Nachdem er die Grundausbildung zum Steinschleifer
nicht geschafft hatte stand er vor großen existenziellen Schwierigkeiten in diesen Zeiten da das Loch in Steinen groß im kommen war; und jedermann Löcher durch Steine gebohrt haben wollte um damit Maschinen zu bewegen, die den heutigen Rikschas oder Schubkarren sehr nahe kommen oder Korn zu Mehl mulen. Kut war also Arbeits- bzw. beschäftigungslos wie man heute sagen würde und damit für die Zukunft nicht gewappnet und was noch schlimmer war für die Kriegerkaste seiner Gruppe ein gefundenes Fressen, oder sagen wir: „ein schneller Rekrut“, welcher er eben zu entkommen versucht hatte durch die Ausbildung als Steinschleifer. Dieser der
er aber nun auf Gedeih und Verderb ausgeliefert war ohne das Interesse an Kämpfen oder Kriegsbezogenen Schlägereien die teilweise mit dem Aufknöpfen oder Tod durch erschlagen endeten zu teilen.
Nun waren die Germanen kein all zu fortschrittliches Volk aber sie glichen diesen Mangel durch körperliche Fitness, Mangel an Manieren und Prügelqualitäten die kein anderes Volk vorzuweisen hatte aus; und eben diese waren das Verhängnis der Römer; die Germanien unterwerfen wollten und trotz ihrer technischen Überlegenheit einem gestandenen Germanen mit Keule nichts entgegen zu setzen
hatten.
Aber ich bin wieder abgeschweift, Kut hatte also als Pazifist, oder Feigling wie man damals auch genannt wurde, ein mehr als problematisches Problem und die Lösung zu eben diesem zu finden schien mehr als Aussichts- und Trostlos; aber was soll`s, es war Weihnachten das erste mal auch wenn das noch niemand zur damaligen Zeit ahnte oder ahnen konnte, die Geschenke fielen zwar mehr als spärlich aus - für alle außer einen jungen namens Jesus, dafür lag der Zauber von Weihnachten in der Luft und das nicht nur in Judäa wie sich bald herausstellen sollte.
Kut wusste nicht wie er dieses und das
nächste Jahr überstehen sollte uns so entschloss er sich seine Heimat zu verlassen um in der Fremde, fern der Gefahr von Kriegs- und Kampfeinsätzen sein Glück zu finden. Kut nahm heimlich Abschied von seiner Familie und zog durch offenes Gelände gegen Süden wie viele Jahrhunderte später seine direkten nachfahren, um sein Glück zu suchen; Wälder umging er um möglichen Hinterhalten von andern Kriegerkasten zu entgehen und hielt sich sonst so gut als möglich auf offenen Wegen soweit die schon vorhanden oder angelegt waren zu dieser Zeit.
2.
Kut war viele Wochen unterwegs gewesen und hatte sich hauptsächlich von Maulwürfen die sich durch ihre Hügel die aus dem Schnee herausragten verruten ernährt. Wie er das gemacht hat bleibt ein Geheimnis der Zeitgeschichte das die Historiker irgendwann klären sollen wenn sie die Lösung finden. Inzwischen war es in Germania an der Zeit das es Frühling wurde und die ersten Vorboten in Form von Schneeglöckchen und Krokusen zeigten ihr Gesicht wärend die auffälligen Maulwurfaktivitäten zurückgingen. Kut saß in einer Höhle nahe einem prasselnden Feuer und hatte
sich die letzen Tage mit Wandmalereien die seine Jagd zeigten und anderer Kleinkunst wie Stockanspitzen und Schnitzen vertrieben, wärend draußen die letzen Schneefälle das Land bedeckt hatten. Er war schlanker und sein Gesicht zäher geworden, aber das war wohl auch nicht weiter verwunderlich bei den genutzten und vorhandenen Jagdgründen.
Nun an diesem Morgen hatte der Schneefall den vierten Tag in Folge ausgesetzt und so entschloss sich Kut weiter zu ziehen um endlich in die Nähe des bekannten Gewässers zu kommen das sich vor dem Gebirge erstreckte. Er sattelte seinen rucksackartigen Beutel
auf seinen leicht gebückten Rücken und ging, da die Sonne aufgrund ihres Senkrechten standes in dieser Zeit ohnehin keinen Schatten warf der die Richtung bestimmt hätte, einfach der Nase nach in entgegengesetzter Richtung aus der er gekommen war.
Tage vergingen, er verbrachte die Nächte in kleinen Höhlen oder unter Felsvorsprüngen, und am sechsten Tage konnte er in der Ferne die Alpen sehen vor denen sich der Bodensee, der damals noch „großer blauer Bergtümpel“ hieß, erstreckte. Dörfer von germanischen Stämmen waren an sein Ufer gebaut, manche sogar auf Pfählen über dem Wasser, und in einem der Dörfer wurde
er sogar freundlich begrüßt. Die restlichen Besuche wollen wir an dieser Stelle besser überspringen.
Er kam also nun an in diesem Dorf an und wurde sogleich nach seinen Wünschen und seiner Herkunft gefragt, ohne den bisher üblichen Beschuss durch steinbespitzte Pfeile, und so fühlte er sich so vom Fleck weg interessant und verstanden. Wahrscheinlich hatten die Bewohner bereits, ganz im Gegenteil zu ihren Nachbarn, den touristischen und damit kommerziellen Wert ihres Standorts erkannt und versuchten ihn zu nutzen und Kut lies es sich gefallen.
Er besuchte auf Bitten der Bewohner hin den Dorfältesten, der Megango hieß und
genannt wurde; und erzählte ihm seine bisherige Geschichte worauf er kurze Zeit später in einem Boot auf die andere Seite des Sees übergesetzt, man könnte auch ausgesetzt sagen, wurde.
Kut jedoch machte das nichts aus, er war froh nun auf der anderen Seite zu sein und dies seiner Person anrechnen zu können; wie gesagt man verstand und erkannte in dieser Zeit noch nicht viel von kommerzieller Denkweise und ihren Auswirkungen.
Kut wanderte gen Süden und den Gipfeln vor ihm zu die er an ihren flachen Stellen ( Täler ) zu durchqueren suchte, was ihm größtenteils auch gelang, er genoss die Wildblumenwiesen und Hügel
mit ihren Tälern und war nicht mehr als überrascht über die vielen, reäl gesehen - wenigen, Menschen auf die er traf. Die meisten hatten einen grauweißen Bart und hielten Ziegen zur Käsegewinnung in kleinen Holzhütten, wärend ein paar andere als Bergwerkbesitzer im Kupfergewerbe und ähnlichem tätig waren; einer von ihnen hat in neuerer Zeit letztens durch seine ruhige und vom Pfeil erlegte Art von sich reden gemacht hat.
Kut traf einige von ihnen, unterhielt sich mit ihnen wärend einem guten Essen über deren Arbeit und wurde so zu einem der ersten Industriespitzel dieser Zeit ohne auch nur das geringste davon zu ahnen.
Er fand es höchst interessant statt durch einfache Steine, wie ihm bekannt, in den Fuß großer Felsgipfel Löcher zu treiben um darin zum Zwecke der Gewinnung von Rohstoffen und Abkürzungen ( Tunnel ) zu arbeiten. Er besuchte auch einen der älteren Stollen um ihn zu besichtigen und fand sich Monate darauf im Tageslicht, am andern Ende der Alpen, von Zwergen oder ähnlichem gespeist, unversehrt wieder.
3.
Kut war in Italien gelandet. Italien ja, oder besser im römischen Reich Hauptstandort. Kein einfaches Pflaster für einen Germanen; wie Kut schon schnell merken sollte. Das Essen war dort zwar sehr gut, besonders schmeckten ihm Runde Teigfladen mit Tomatensoße und Gewürzen die man im offenen Ofen dort bug. Ach ja, das römische Reich. Paradies und gefährlichster der Lebensräume zugleich. Zumindest wenn`s um Germanen ging. Mit den Franzosen ( Galliern ) hatten sie schon lange Streit, mit den Engländern ( Briten ) auch, zumindest bis erobert, und
was sie dort nicht hatten war in Germania an der Tagesordnung. Ohh diese Römer. Sie hatten tolle Städte, pompöse Bäder, und fließend Wasser. Aber zufrieden waren sie trotz allem vorhandenen Luxus nicht. Ein Neuzeitproblem schon damals. Vielleicht die ersten Anfänge sogar davon!
4.
Kut war fasziniert von Italien, er beschloss hier länger zu bleiben und sein Weg führte ihn zuerst in kleiner Städte und Dörfer an der Grenze von Italien. Dort war mit römischem Militär und bekanntem Pfeilhagel oder ähnlichem nicht viel los und er wurde freundlich begrüßt. Stürmisch ja, wie in Italien Sitte, aber nicht gefährlich für ihn. Zumindest wenn man seine Heirats- und Trauversprechen, die er Grund seiner Statur und seines Aussehens wegen bekam, mal nicht als solches betrachtet oder wertet. Es dauerte nicht Lang und Kut wurde zum ersten italienischen
Immigranten der Geschichte. Er suchte sich eine Höhle nahe einem Fluß und hatte eine schöne Italienerin an seiner Seite. Seinen Traumberuf hatte er auch bald ergriffen; er wurde Fladenbäcker, und er konnte somit schon bald eine Familie ernähren. Unfassbar fast wie schnell das ging. Kut war tüchtig und findig in dieser Sache und anderen und so machte es ihm nicht nur Spaß sondern brachte ihm Erfolg ein. Bald nannte er die Fladen mit einem neuen Namen und die Pizza war geboren. Marketing lag ihm einfach obwohl er die Fladen nur nach dem Nachnamen seiner Frau nannte. Diese hieß übrigends Margarita Pizza. Doppelnamen waren in Italien schon
üblich.
Nun, wie gesagt und geschrieben es lief dort für Kut sehr gut und so sollte es bleiben. Nur mit seiner Lieferserviceidee den er erfand dauerte es noch einige Jahrhunderte.
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Text:
2017 © Simon Käßheimer
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