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Osterreise 2017

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"Eine Reise ist wie ein Trunk aus der Quelle des Lebens (Christian Friedrich Hebbel)"
Veröffentlicht am 19. April 2017, 16 Seiten
Kategorie Sonstiges
© Umschlag Bildmaterial: MerleSchreiber
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Unter dem Pseudonym MerleSchreiber veröffentliche ich seit dem Jahre 2012 Gedichte und kleine Kurzgeschichten. Neben Alltagsthemen möchte ich auch tabuisierte Lebenswelten so aufbereiten, dass sie das Interesse und den Zugang zu den Herzen der Leser finden.
Eine Reise ist wie ein Trunk aus der Quelle des Lebens (Christian Friedrich Hebbel)

Osterreise 2017

Osterreise 2017

Bei entsetzlich kaltem Wetter - so um die vier Grad - und noch schlechteren Temperaturprognosen für das kommende Osterwochenende fahren wir am Karfreitag um vier morgens Richtung Süden. Mit dem Dunkel der Nacht lassen wir auch das triste, auf das Gemüt drückende Wolkenverhangene irgendwo in der Gegend um Kufstein links liegen und erleben wenig später ein vielversprechendes Morgengrauen, als wir - an Innsbruck vorbei - die Brenner-Bundesstraße hinauffahren. Die Sonne strahlt die scheinbar zum Greifen nahen Bergspitzen über der Europabrücke an

und die vielen Burgen auf den Anhöhen grüßen uns wie alte Bekannte. Südtirol, wir sind wieder da! Unsere erste Station ist Klausen, eine kleine Stadt im Eisacktal, die uns bei unzähligen Urlaubsaufenthalten in der Vergangenheit zur zweiten Heimat geworden war. Hier wollen wir uns

treffen mit unseren erwachsenen Kindern und ihren Familien, um dann gemeinsam weiterzufahren - über Bozen zum Kalterer See, wo die Landschaft wesentlich ebener ist und hierdurch für Rollifahrer mehr Möglichkeiten geboten sind. Nach einem Freiluft-Cappuccino auf dem historischen Marktplatz von Klausen nutze ich die Wartezeit auf die Familie und die in Italien am Karfreitag geöffneten Geschäfte für einen Spontanhaarschnitt in einem für mich zugänglichen Beautysalon. Nur zwei niedrige Stufen sind hierfür zu überwinden, für meinen Mann mit seinem diesbezüglichen Know How ein Kinderspiel. Während meiner

Verschönerungssession melden sich unsere Söhne, dass sie nun auch angekommen sind und uns auf der Pizzeriaterrasse erwarten. Die Enkelkinder laufen uns entgegen. Wiedersehensfreude, wolkenarme 21 Grad sowie der Duft von frischen Bärlauchnocken und geschmolzenem Käse auf den Pizzen bringt unser Urlaubsfeeling auf Hochtouren. Die Wirtin erkennt uns und umarmt mich überschwänglich "Buongiorno, senora. Come stai?" Wir sind nur auf der Durchreise, sage ich und lächle über ihren enttäuschten Gesichtsausdruck. "Aber wir kommen wieder, schon in vier Tagen, vor der Heimreise nochmal

schnell "Chiusaflair" tanken. Im Konvoi fahren wir weiter Richtung Bozen, kurz vor der großen Stadt biegen wir ab nach Kaltern. Hier, nur zwei Kilometer

oberhalb des smaragdgrün schimmernden Sees steht das Integrationshotel, das wir gebucht haben. Integration, das heißt hier nicht nur vollkommene Barrierefreiheit für die Gäste, das

bedeutet auch, dass der Hotelbetrieb von behinderten und nichtbehinderten Angestellten Hand in Hand geführt wird.

Und das auf einem sehr hohen Niveau!

Wir genießen all das, was geboten ist, wohlwissend, dass man solch schönes Ambiente im Pool der Urlaubsangebote für Menschen mit Handycap wie die berühmte Stecknadel im Heuhaufen suchen muss. Wir haben Glück, auch das

Wetter spielt mit und hält sich wacker um gut zwanzig Grad, was für unsere

geplanten Vorhaben völlig ausreichend ist: Stadtbummel in Bozen, Besuch des Ötzimuseums, dazwischen einen Espresso am Waltherplatz. Am Ostersonntag wird nach dem Frühstück das Nestsuchen der Kinder im Hotelgarten auch für uns Erwachsene zu einem zelebrierten Spaßerlebnis. Danach fahren wir ins Tal hinunter zum Wandern an den Kalterer

See, das hier auch mit dem Rolli perfekt möglich ist, um danach in einem Cafe direkt am Seeufer den obligatorischen Cappuccino einzunehmen und die Kinder mit einem Eisbecher zu erfreuen.

Spontan entschließen wir uns noch zu einer Fahrt mit der historischen Standseilbahn hoch zur Mendel. Bei 64%

Steigung und einem nur bedingt barrierefreien Einstieg an der Talstation in St. Anton wird die Fahrt für mich zu einem Abenteuer, doch werde ich mit

einem phantastischen Rundblick über den Süden Südtirols entschädigt.


Abends gibt es im Hotel noch das viergängige Ostermenü, das unsere Erwartung, vor allem wegen der 

raffinierten Zubereitungsart, in hohem Maße erfüllt. Wir lassen den Tag

ausklingen mit einer guten Flasche

Wein, höchst professionell serviert von Chiandra, einem jungen Mädchen mit Down Syndrom, deren Fröhlichkeit ansteckend ist und deren Selbstbewusstsein von unserem Lob noch eine Steigerung erfährt.


"Wir kommen nicht wieder", scherzen mein Mann und die Söhne und deuten dabei auf ihre vollen Bäuche "das bedeutet anschließend wieder Diät".

Chiandras Miene verdunkelt sich für einen Moment, dann hat sie das Ganze durchschaut und raunt mir lachend zu: "Ach, immer diese Männer. Man muss nur nicht auf sie hören!" 

Wie recht sie hat, ich verspreche ihr, dass wir uns bald schon wiedersehen werden!  

   In Abendlicht getauchter Kalterer See


                  Hotelschwimmbad mit Lifter


                     Plakat entdeckt in Klausen


Kein Aprilscherz, hier der recherchierte Hintergrund:

https://www.suedtirolnews.it/italien/falschparken-wird-zum-strafvergehen


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Über den Autor

MerleSchreiber
Unter dem Pseudonym MerleSchreiber veröffentliche ich seit dem Jahre 2012 Gedichte und kleine Kurzgeschichten. Neben Alltagsthemen möchte ich auch tabuisierte Lebenswelten so aufbereiten, dass sie das Interesse und den Zugang zu den Herzen der Leser finden.

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derrainer liebe merle ,
schön , dass es doch diese hotels gibt , wenn auch zu wenig ,
aber es werden bestimmt mehr .
und wie ich lese hast du dich erholt

lieben gruß rainer
Vor langer Zeit - Antworten
MerleSchreiber Viele dieser besonderen Hotels sind in einem Verbund organisiert:
http://www.embrace-hotels.eu/de/embracehotels/
Hab vielen Dank, lieber Rainer für dein Feedback!
Herzliche Grüße, Merle
Vor langer Zeit - Antworten
Memory 
Dein Reisebricht klingt erfrischend und sehr gelungen und auch ich freue mich, dass du eine schöne Zeit genießen konntest.
Die Fotos machen Lust auf mehr und zeitgleich Fernweh.
Mit dem Integrationshotel hattest du ja wohl wirklich einen Glücksgriff. Klasse und viel zu selten (diese Hotels).
Es ist genau so schwer, gute Hotels zu finden, in denen Kinder willkommen sind. Die reinen Kinderhotels sind meistens komplett aus bunter Plastik und die anderen ...

Ganz liebe Grüße
Sabine
PS. Das Plakat und der Hintergrund - genial!
Vor langer Zeit - Antworten
MerleSchreiber Mit den Kindern, da gebe ich dir recht, Sabine. Prinzipiell bin ich gegen die Ghettoisierung. Neu im Trend sind momentan die kinderfreien Hotels, entspannen ohne lästigen Kinderlärm... Das wirklich Schöne an "meinem" Hotel ist, dass dort auch viele Nichtbehinderte absteigen. Was für mich bezüglich der Ausstattung absolut notwendig ist, wie z. B. der Lifter im Schwimmbad, BEHINDERT die Gesunden ja nicht. Sie müssen "nur" die Gesellschaft von "nicht der Norm entsprechenden Menschen" aushalten können oder im besten Falle dies als Bereicherung empfinden. Mit Kindern ist es ja nix anderes ;-)
Vielen Dank für deinen anregenden Kommentar, Sabine!!!
Liebe Grüße, Merle
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Ach, da war ich ja gerne wieder dabei. Wenn es mir gesundheitlich mal besser gehen sollte, muss ich da auch irgendwann mal hin.Jetzt, wa mein Samptpfötchen nicht mehr lebt, könne wir uns auch mal ins "Ausland" begeben, Ledier kann ich kein Italienisch......
Habe Euch um die schönen Temaraturen beneidet.

Liebe Grüße Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
MerleSchreiber Die können dort alle italienisch UND deutsch, Bärbel. Ich mag nicht nur die wunderbare Landschaft und das milde Klima, sondern vor allem auch die Mentalität der Leute. Würdest du - glaub ich - auch!!
DANKE und liebe Grüße, Merle
Vor langer Zeit - Antworten
Bleistift 
"Osterreise 2017..."
Herzlichen Dank für diese optimistische Reisegeschichte,
die hat mir nämlich sehr gefallen, bin ich doch selber immer
auf der Suche nach gut berollerbaren und lohnenswerten
Reisezielen... smile*
Bislang bin ich immer nur an Bozen vorbei,
ins südlicher gelegene Venezianische gefahren...
LG
Louis :-)

Vor langer Zeit - Antworten
MerleSchreiber Ich bin immer etwas vorsichtig, anderen Leuten zu etwas Bestimmtem zu raten, sei es bei der Arzt- oder Rehawahl etc. Was für den einen das Non plus Ultra ist , ist für den anderen vielleicht gar nicht passend. Aber indem ich lediglich meine Eindrücke wiedergebe, bin ich da auf der sicheren Seite. Gibt es denn im Venezianischen barrierefreie Orte, Hotels?
Ich danke dir für deine Rückmeldung, Louis!
Liebe Grüße, Merle
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR 
Liebe Merle,
ich habe dich sehr gern auf deiner Osterreise ins schöne Südtirol begleitet und die bezaubernde Landschaft beim milden Frühlingswetter genossen. Auch das Integrationshotel scheint ja ein Volltreffer gewesen zu sein.
Ich freue mich für dich, dass du so schöne Ostern hattest!
Liebe Grüße
fleur
Vor langer Zeit - Antworten
MerleSchreiber Ja, Volltreffer ist das richtige Wort, fleur. Dadurch, dass die Rahmenbedingungen so ideal waren, war es eine richtig entspannte Sache. Hab vielen DANK für deine Begleitung!
Liebe Grüße, Merle
Vor langer Zeit - Antworten
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