Sonntag ganz früh
"Oma, ich muss zum Gottesdienst, Stempel holen für den Konfirmandenunterricht. Kommst du mit? Ich guck gern ins Internet, um die Zeiten des Gottesdienstes zu erfahren". Während Laurien dies sagte, hasteten seine Finger schon über seine Handytastatur.
"Ja, mach das Laurien, natürlich komme ich mit zu deinem Gottesdienst. Wir haben hier drei Kirchen in der Nähe. Willst du auf meinem Laptop die Öffnungszeiten herausfinden?"
"Oma, über Handy schon erledigt. Morgen 9 Uhr müssen wir in der Kirche sein."
Waren wir dann auch. Von außen sah das Gemäuer nicht gerade einladend aus. Wir mussten durch einen Torbogen gehen. Laurien empfand das schon mal als unheimlich und holte schon sein Handy aus der Tasche. Ich sah ihm an, dass er gleich die Öffnungszeiten der anderen Kirchen im Internet suchen wollte.
"Los Laurien. Wir gehen da jetzt durch." Mutig betraten wir beide den Torbogen und sahen auf einen einladenden in gelb gehaltenen Eingangsbereich zum Gottesdienst.
"Geht ja.", kam es zögernd gesagt von meinem geliebten Enkelkind. Also hinein in die Kirche, die gar nicht wie eine Kirche aussah. Eine Bühne und ca 40 Stühle sahen uns an. Einige Besucher hatten bereits Platz genommen.
Der Pastor begrüßte uns sehr emotional. Ich hatte das Gefühl, er freute sich wirklich, neue Gesichter begrüßen zu dürfen, als er uns ansah. Die anderen Gäste waren Stammgäste, merkte man sofort. Alle waren per du.
Die Predigt begann mit einem Gebet und dann legte die Band los. Drei Schwarze
machten Musik. Einer am Schlagzeug, einer an der Gitarre und dann begann die Sängerin ihr Lied zu singen mit einer sehr, sehr angenehmen Stimme. Der Text des Liedes wurde per Beamer an die Wand geworfen. Wir sangen mit. Ich war glücklich, als ich das strahlende Lächeln im Gesicht meines Enkels sah. Schlagzeug und Gitarre in einer Kirche und alle sangen die flotten Lieder mit. Die Gruppe war super. Ich hätte am liebsten Beifall geklatscht. Schade, ging nicht in einer Kirche. Wirklich schade.
Die Predigt erzählte von einem Mann in Afrika, der dort als Missionar tätig war und dessen Auto nach 20 Jahren den
Dienst quittiert hatte. Er brauchte ein neues Fahrzeug. Der Pastor erzählte über das Leben dieses Mannes, über seine Gemeinde und seine Tätigkeit.
Ich war absolut ergriffen. Laurien zupfte an meinem Ärmel. "Können wir bitte spenden, damit der Mann sein Auto bekommt?", sah mich Laurien fragend an.
"Hier, das kann ich spenden". Ich gab Laurien einen Schein und sah mein glückliches Enkelkind an.
"Tanken kann er dann schon mal". Laurien legte den Schein strahlend in
die Sammelbüchse.
Nach der Predigt gingen wir nach Hause.
"Meinst du, das der Mann bald sein Auto hat?", fragte mich Laurien nachdenklich.
"Bei dem Pastor - Morgen schon", sagte ich lachend.
"Ich freue mich für ihn". Lächelnd sah mich mein Enkel an. "Ich freu mich auch Laurien".