Schloss Lindenburg Alles verloren-nichts geblieben
Prolog:
An Happyends glaubte ich auch mal, aber dann habe ich vieles verloren und mein Leben ging den Bach hinunter.
Schon als ich drei Jahre alt war bin ich geritten. Immer mit meiner besten Freundin Steffi. Wir hatten damals eigene Ponys. Koko und Keksi. Wir wurden immer größer und gingen zusammen auf Turniere, ritten gemeinsam aus und waren auch ohne die Pferde beste Freundinnen. Steffi und ich waren gemeinsam im Urlaub, in derselben Klasse und auch Nachbarinnen.
Doch seit wir vor einem halben Jahr, beide am selben Tag Geburtstag hatten, und vierzehn wurden, kam ein schlimmes Ereignis nach dem anderem. Zu dieser Zeit hatte ich gerade eine schwarze Noriker Stute namens Dark Fantasy und Steffi hatte einen Holsteiner Wallach namens Crispy Chip. Das erst schlimme: Fanta ist auf der Koppel gestürzt und durfte eine Woche nicht geritten werden. Dann kam noch etwas viel schlimmeres: Ich habe Steffi bei einem Springturnier zugeschaut, sie sprang gerade über einen Wassergraben. Chip ist gestolpert, hatte sich überschlagen und war sofort tot. Steffi brach sich das Genick und war auch
sofort tot. Jetzt hatte ich also meine beste Freundin verloren.
Eine Woche später konnte ich mit Fanta wieder ausreiten gehen. Wir ritten nicht weit von meinem Haus weg. Plötzlich stürmten zwei große Feldhasen aus dem Gebüsch. Fantasy erschrak, buckelte mich mit einem Satz hinunter, galoppierte ein Stück, stolperte, überschlug sich, rollte auf Zugschienen, neben denen wir geritten waren und genau in diesem Moment kam ein Zug. Wie in einem schlechten Film, sah ich wie vor meinen Augen mein Pferd von einem Zug überfahren wurde.
Kapitel 1:
Ich schrie auf. Ich habe mich gefragt:
Warum? Was habe ich getan? Warum wir mir alles genommen?
Nachdem der ganze Trubel mit der Polizei und so vorüber war, brachten mich meine Eltern nachhause. Als ich zuhause war stürmte ich in mein Zimmer, wo alle Pokale, Schleifen, Bilder von Steffi mir und den Pferden und noch vieles mehr war. Ich kniete in mitten meiner Andenken. „Nein! Bitte ich will aufwachen! Bitte! Ich will mein altes Leben wieder zurück! Das kann nicht wahr sein! Nein!! Ich will das nicht! Warum?! Was habe ich nur getan?! Womit habe ich das verdient?!“, schrie ich weinend. Ich hatte in einer Woche alles verloren. Meine Eltern
trösteten mich nicht. Und mein Vater konnte mich überhaupt nicht verstehen. Er war der Meinung, dass es nur ein Pferd sei. Meine Mutter tröstete mich nicht, da sie wusste, dass ich nur noch mehr weinen würde. Nur Steffi hätte es geschafft mich zu trösten. Doch jetzt gab es keinen mehr, der mich trösten konnte.
Ein paar Wochen vergingen und ich war seit der Woche des Todes nicht mehr draußen. Da gerade Sommerferien waren, musste ich nicht einmal zur Schule. Jeden Tag als ich aufstand weinte ich, da ich von meinem Fenster auf die Zugschienen schauen konnte wo Dark Fantasy starb. Die Pokale,
Schleifen und Co wollte ich nicht abhängen, da das die schönen Erinnerungen waren und vergessen wollte ich es ganz bestimmt nicht. Das wäre so, als würde ich vergessen, dass ich lebe. Gerade als ich in meinem Bett lag und mir ein altes Fotoalbum an sah, kam meine Mutter herein. Sie meinte: „Süße, ich weiß es ist schwer, aber du kannst nicht für immer hier drinnen bleiben. Du weinst so viel. Geh doch einmal raus mit ins Schwimmbad. Dein Papa kommt eh nicht mit. Die Sommerferien dauern noch eine Woche und du warst noch nicht einmal schwimmen! Also los jetzt!“ Ich kehrte kurz in mich und dachte nach ob ich
wirklich will. „Ja, das ist eine gute Idee.“, antwortete ich. Ich habe mittlerweile erkannt, dass ich nichts ändern kann.
Im Schwimmbad angekommen, legten ich und meine Mutter uns erst einmal auf unser Badetuch und genossen die Sonne und redeten ein bisschen. „Mäuschen ich muss dir was sagen… Ich und dein Papa haben entschieden, dass du Schule wechseln wirst. Wir haben dich im Internat Schloss Lindenburg angemeldet. Es geht nicht mehr du weinst nur noch und kapselst dich ab. Dort kannst du einen Neuanfang machen! Dort wirst du nicht jeden Tag an die Woche des Todes erinnert! Wenn
du ein Jahr dort bleibst kannst du danach entscheiden ob du weiterhin dort bleiben oder wieder in deine alte Schule gehen!“, erklärte mir meine Mutter. Mir huschte ein kleines Lächeln ins Gesicht. Ich glaube es sollte so etwas wie „okay“ bedeuten. Ich fand die Idee sogar toll. Ich könnte dort wirklich einen Neuanfang machen…
Danach wollte ich rutschen gehen. Ich ging die Stufen hinauf. Als ich oben ankam, verschwand meine gute Laune wieder. Ich sah Leute aus meiner Klasse. „ Oh, Cara! Sind wir auch mal wieder aus dem Loch heraus gekommen? Erzähl uns bitte nicht, dass du noch immer wegen dem scheiß Pferd und deiner
Freundin traurig bist!“, sagte Pascal, einer der Gruppe. Meine Augen füllten sich mit Tränen und meine Hände ballten sich zu Fäusten. Sofort stürmte ich die Treppen wieder hinunter, rannte zu meinem Badetuch, schnappte meine Sachen und rannte nach Hause. Zu Hause angekommen, schloss ich mich in mein Zimmer und weinte. Wäre die Woche des Todes nicht passiert, hätte mich Pascal nicht einmal ein bisschen reizen können, aber im Moment war mein Herz zu schwach. Ich hatte keine Kraft dumme Sprüche zu kontern oder Wut und Tränen zu unterdrücken…
Kapitel 2:
Ich suchte im Internet nach Schloss Lindenburg. Das erste was ich las war: Schloss Lindenburg- Internat für verhaltensauffällige Jugendliche mit schlechten Erfahrungen/Erlebnissen. Das bedeutete, dass es dort Leute gab dich mich verstehen würden… Schon wieder huschte mir ein Lächeln ins Gesicht. Jemand anderer hätte sich darüber aufgeregt, dass sie als verhaltensauffällig eingestuft werden, aber ich wusste, dass ich so etwas bin. Ich konnte es ehrlich gesagt gar nicht mehr abwarten endlich dort hin zu kommen. Meine Mutter kam in mein Zimmer und konnte sehen, dass ich das Internat im Internet gesucht habe. Ich
stand auf, umarmte sie fest und flüsterte ihr ins Ohr: „Danke, Mama!“ Sie antwortete mit einem glücklichen „Bitte“. Ich glaube sie hätte gedacht, dass ich streiken werde und nicht auf Schloss Lindenburg will. Eine Stunde später lag ich, so wie die restlichen Sommerferien, im Bett. Jedoch nicht mit Tränen, sondern mit einem Lächeln und mit Vorfreude auf die neue Schule. Jetzt stand ich auf. Mein Blick schweifte aus dem Fenster. Ich sah ein Mädchen, circa zwölf Jahre alt, auf ihrem schwarzen Isländer neben den Gleisen galoppieren. Auf einmal war ich wie eingefroren und eine Träne nach der anderen kullere meine leicht rot angelaufene Wange
hinunter. Ich stand fast eine halbe Stunde da, beobachtete das Mädchen und weinte. Und ganz genau deshalb freute ich mich auch schon so auf das Internat. Ich musste dann nämlich ein Jahr lang nicht jeden gottverdammten Tag diese Schienen sehen. Drei Tage dauerte es noch bis ich ins Internat konnte. Meine Hoffnung war, dort neue Freunde zu finden und nicht jeden Tag zu weinen. Freunde finden würde mir glaube ich leichter fallen als weniger zu weinen. Immer wenn ich weinte dachte ich: „ Kann man nicht einfach die Zeit zurück drehen?“- Nein kann man nicht was passiert ist, ist passiert. Auch die Zeit heilt Wunden nicht. Man gewöhnt sich
nur langsam daran.
Ich stand immer noch wie festgefroren vor meinem Fenster und weinte. Meine Hände ballten sich zu Fäusten. Meine ganze Wut und Trauer floss in meine Fäuste. Ich presste meine Zähne zusammen. Auf einmal holte ich aus, stieß einen lauten Schrei hinaus und schlug meine Fäuste gegen das Fenster. Ich brach vor den Splittern nieder. Ich blickte auf meine Hände. Sie waren voller Blut und es steckten ein paar Scherben darin. Jedoch weinte ich jetzt nicht vor Schmerz, sondern noch immer vor Trauer.
Jetzt stürmte meine Mutter in mein Zimmer, da sie meinen Schrei gehört
hatte, blickte auf das Fenster und danach auf mich hinunter. Sofort rief sie die Rettung und diese kam dann und brachte mich ins Krankenhaus. Ich landete auf der Intensivstation und wurde operiert.
Kapitel 3:
Ich riss meine Augen auf. Ich fing an hektisch zu atmen. Ich blickte auf meine Hand. Die Linke hatte nur ein paar kleine Wunden. Meine rechte Hand war jedoch einbandagiert. Mein Blick wanderte weiter hinauf. Mein Atem wurde noch hektischer als ich sah, dass ich Infusionen bekam. Schon vorm Impfen hatte ich immer Angst. Ich akzeptiere es einfach nicht, dass eine
Nadel in meinen Körper gesteckt wird und ich irgendetwas hinein gespritzt bekomme.
Jetzt kamen meine Eltern, ein Arzt und eine Krankenschwester hinein. Meine Mutter war glücklich, dass ich endlich aufgewacht bin und hatte sogar Tränen in den Augen. Mein Vater jedoch, sah man an, dass er eher wütend war und nur noch darauf wartete mich anzuschreien. Wahrscheinlich würde er mir wieder vorhalten, dass er jetzt ein Fenster bezahlen muss. Dabei haben wir nicht im geringstem irgendwelche Geldsorgen. Wir könnten uns sogar eine Villa leisten, aber mein Vater ist der Meinung, dass wir wo es nur geht sparen müssen. Der
Arzt hat bemerkt, dass meine Augen weit aufgerissen auf meinen Vater blickten und ich sehr hektisch atmete. So bat er meinen Vater das Zimmer zu verlassen. Jetzt beruhigte ich mich ein wenig, aber ich konnte mich immer noch nicht damit anfreunden, dass ich eine Infusion bekam.
„Was machst du denn für Sachen?“, fragte meine Mutter besorgt. Ich sah sie nur an.
„Willst du nichts sagen?“, sprach sie. „Drei Tage…drei Tage noch…“, flüsterte ich mit wenig Kraft, dann verstummte ich wieder. Meine Mutter brauchte kurz, bis sie begriff was ich meinte, dann lächelte sie ein bisschen. Jetzt erklärte
mir der Arzt: „ Du kannst heute, sobald du dich bereit fühlst und die Infusion fertig ist, nachhause gehen. Den Verband musst du noch zwei Wochen tragen und jeden zweiten Tag wechseln. Wenn du duscht oder etwas anderes machst, wobei deine Hand nass wird musst du den Verband runter geben. Deine Hand sollte aber nicht länger als eine Stunde ohne Verband und nass sein.“ Ich nickte. Danach verlies der Arzt das Zimmer, ich hörte nur noch, wie der Arzt meinem Vater verbot ins Zimmer zu kommen. Meine Mutter setzte sich neben mein Bett auf einen Sessel. Sie sah mich lächelnd und erwartungsvoll an. Ich glaube sie
erwartete, dass ich jetzt reden würde. Aber ich hatte nicht vor zu reden. Das einzige was ich tat war, sie anzusehen. Ich weiß nicht warum, aber in meinen Augen sammelte sich eine Träne, diese glitt langsam meine Wange hinunter. „Willst du dann mit mir und deinem Vater oder alleine nach Hause gehen?“, fragte sie mich. „Allein“, flüsterte ich wieder mit wenig Kraft. Sie sagte nur „Okay“ und verlies dann das Zimmer. „Noch drei Tage…“, wiederholte ich noch einmal flüsternd. Ich lächelte. Ich wollte einfach nur noch nach Schloss Lindenburg.
Am Nachmittag ging ich nachhause. Da ich noch immer von der Operation
erledigt war, legte ich mich ins Bett und schlief.
Kapitel 4:
Am nächsten Morgen wachte ich mit leichten Schmerzen an der rechten Hand auf. Jetzt waren es nur noch zwei Tage. Meine Schmerzen waren mir relativ egal. Das einzige, das mir wichtig war, war das Internat. Ich blieb mal wieder den ganzen Tag nur im Bett und dachte über mein Leben nach.
Am nächsten Tag war mein Grinsen schon ganz schön groß. Wer hätte gedacht, dass ich mal wieder glücklich bin, weil ich mich auf Schule freue? -Ich nicht…
Da ich schon morgen abreiste, packte ich
meine Koffer. Auch meine Andenken an Dark Fantasy und Steffi packte ich ein. Als ich gerade den ersten Pokal den ich jemals gewonnen hatte einpackte, fing ich an zu weinen. Ich drückte den Pokal fest an mich und rief meine Erinnerungen an dieses Turnier ab. Steffi fiel damals leider vom Pferd und wurde disqualifiziert. Der Sturz hatte keine Folgen außer einen kleinen blauen Fleck a der Hüfte.
„Willst du das alles wirklich mitnehmen?“, erkundigte sich meine Mutter als sie in mein Zimmer kam. Ich nickte nur.
Fortsetzung folgt...
Bleistift "Schloss Lindenburg - Alles verloren-nichts geblieben.." Donnerwetter sag ich da nur, meinen Respekt, junge Lady... ...smile* Und ich sage es, weil es unwichtig ist, ob diese Geschichte Deiner Phantasie entsprungen ist, oder ob sie tatsächlich einen realen Bezug hat. Sie ist einfach nur glaubhaft und nachvollziehbar ehrlich geschrieben... ..smile* LG Louis :-) |