Jugendbücher
Warum ich?

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"Warum ich?"
Veröffentlicht am 09. April 2017, 16 Seiten
Kategorie Jugendbücher
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Über den Autor:

Ich bin 17 Jahre alt und komme aus einem kleinen Dorf aus Baden-Württemberg. Meine Vergangenheit war nicht sehr toll, darum habe ich mit dem Schreiben angefangen.
Warum ich?

Warum ich?

kapitel 1

Es ist kalt. Alles um mich herum ist kalt. Ich bin kalt. Wie ich so geworden bin? Naja, manche Leute haben großes Glück im Leben, aber so ein Mensch bin ich nicht, zumindest nicht bisher. Ich kenne meinen Vater nicht und mit meiner Mutter habe ich nichts mehr zu tun und das ist auch besser so, denke ich. Die Erinnerungen an meinen Vater sind nicht wirklich gut, und auch nicht wirklich viele, aber die wichtigsten Erinnerungen sind da. Vage. Aber sie sind da. Er schlug meine Mutter, schrie und trank und rauchte. Wollte immer Geld, um es zu verzocken. Ein Versager also. Ihn interessiere ich bis heute nicht.

Und meine Mutter? Tja, meine Mutter ist ein hoffnungsloser Fall. Verliebt, Verlobt, Verheiratet. Am Anfang schien ihr neuer Typ ja ganz normal zu sein, aber der erste Eindruck täuscht oft. Als ich 3 Jahre alt war, zogen wir zu meiner Oma und meinem Opa, weil das Leben bei unserem Vater kein gutes war. Er konnte uns durch all das nicht richtig großziehen und meine Mutter war auch überfordert, sowohl mit uns, als auch mit sich selbst. Bei unseren Großeltern ging es uns gut, sehr gut sogar. Meine Mutter? Ohja...der ging es auch sehr gut. Sie konnte so gut wie jeden Tag in den Club gehen, wir waren ja in guten Händen. Sie hat sich null für uns interessiert,

Hauptsache sie hatte ihren Spaß und konnte sich ausleben. Manchmal da war sie tagelang weg, bei Typen oder Freundinnen, dass weiß keiner so genau. Ich habe kaum Bilder mit ihr. Naja wie denn auch, sie war ja nie da. Und an einem Tag, ein paar Jahre später, da kam sie, total strahlend und verkündete, sie habe einen neuen Freund. Und sie wollte mit ihm zusammenziehen. Mit uns und ihm. Wir, mein Bruder und ich, waren nicht so begeistert von der Idee, aber was tut man denn sonst? Es ist schließlich unsere Mutter und wir sind Kinder. Waren Kinder. So zogen wir zu ihm, in die Wohnung unter seinen Eltern. Anfangs weinte ich jede Nacht, weil ich Heimweh hatte und zurück wollte. Aber das interessierte ihn nicht besonders. Irgendwann

wusste ich, dass es sinnlos war, und begann mein neues Leben zu akzeptieren. Was sollte ich denn auch sonst tun? Nach ein bis zwei Jahren zogen wir dann in ein großes Haus. Es war eigentlich ganz schön dort, aber ich mochte ihn trotzdem nicht. Das Familienklima war ganz in Ordnung, aber er war streng und wurde immer strenger. Wir kauften uns einen Hund, dieser wurde im Laufe meiner weiteren Jahre mein bester Freund. Irgendwann war es so weit. Ich bekam meine erste Ohrfeige. Klar, viele von euch denken jetzt, das sei nichts schlimmes und sie hätten damit auch schon ihre Erfahrungen gemacht, aber wisst ihr, ich würde nicht hier sitzen und meine Geschichte erzählen, wenn das alles

wäre. Freunde hatte ich keine, ich war ein Außenseiter, verbrachte meine Freizeit mit Hilfe im Haushalt und Lernen. Das machte keinen Spaß, glaubt mir. Wie es zu der ersten Ohrfeige kam? Das kann ich euch noch so gut beschreiben, als sei es gestern gewesen. Ich hatte Staub gewischt und wohl eine Stelle übersehen. Als er mich deswegen zur Rede stellte, schlug er mir auf den Hinterkopf. Ich weinte, natürlich weinte ich, putzte aber weiter. Was ich nicht wusste war, dass mein Bruder das alles gesehen hatte und es meiner Mutter erzählte, die ihn deswegen zur Rede stellte. Als er hörte, dass gesagt wurde, ich hätte eine Ohrfeige bekommen, kam er zu mir. Es ging alles ganz schnell. Ich spürte nur

noch einen festen Schlag auf meine Wange, bevor ich gegen die Wand knallte und in mich zusammensackte. Es tat weh. So sehr weh. Ich weinte und weinte. Meine Wange war rot. Genau wie meine Augen. Ich konnte es kaum fassen, was passiert war. Ich habe eine Ohrfeige bekommen, obwohl ich nicht mal etwas getan hatte. Warum? Ich machte mich weiter an meine Aufgabe, das Abstauben. Nach ein paar Minuten kam mein Stiefvater wieder. Er entschuldigte sich und nahm mich in den Arm, versprach mir, es wäre das erste und letzte Mal gewesen und es würde ihm wirklich leidtun. Ich glaubte ihm natürlich. Der Vorfall war also vergessen…Doch leider nicht so lange, wie ich gehofft hatte...

kapitel 2

Ich kam in die 5.Klasse. Neue Schule-Neues Glück? Naja, mehr oder weniger. Ich traf Freunde aus der 1. und 2.Klasse wieder. Das war ein tolles Gefühl. Ich meine, damals ist man ja noch gerne in die Schule gegangen und 5. Klasse, neue Schule ist ja auch sehr aufregend. Ich verstand mich super mit ihnen, die Noten stimmten und zu Hause war auch alles wieder gut. Die größte Neuigkeit? Meine Mutter war wieder schwanger. Von ihm. Noch ein Kind. Entweder ein Bruder, oder eine Schwester. Was sind die Ängste eines Kindes, wenn man hört, dass man bald noch ein Geschwisterchen bekommt? -Genau, die

Angst, vergessen zu werden. Diese hatte auch ich. Aber ich habe mich damit abgefunden, verbrachte wie immer viel Zeit mit Lernen und dem Haushalt, lief viel mit meinem Hund. Meine Freunde hatte ich eigentlich nur während der Schule. Außerhalb war ich immer zu Hause oder im Garten. Und dann kam auch schon meine kleine Schwester zur Welt. Irgendwie freute ich mich, das war einfach etwas Neues. Und meine Mutter war lange zu Hause. Aber hatte nicht wirklich Zeit, zumindest nicht für uns. Nur für sie. Unsere Zimmer waren im Keller, er und Verwandte und Freunde haben alles umgebaut. SIe waren riesig und schön. Ich fühlte mich wohl, Heimweh hatte ich

trotzdem. Immer. Mal mehr, mal weniger. Aber ich dachte immer an meine Oma und meinen Opa und an meine Tanten und Onkels. Naja, also mein Bruder und ich hatten so unsere Probleme mit dem Fach Mathe, das geht wahrscheinlich vielen von euch so. Man kann eben nicht alles perfekt. Nach ein paar Monaten ging meine Mutter wieder arbeiten und mein Stiefvater kümmerte sich um uns drei. Mein Bruder und ich saßen an unseren Matheaufgaben und bekamen sie einfach nicht hin. Warum auch immer, aber wir wussten nicht, wie wir sie lösen sollten. Meine Schwester lag im Wohnzimmer, bei meinem Stiefvater. Er schaute hin und wieder nach uns und würde immer wütender, weil wir,

seiner Meinung nach, zu dumm waren, diese einfachen Aufgaben zu lösen. Er schrie uns an, drohte uns mit Schlägen. Wir versuchten unser bestes, aber richtig waren die Aufgaben immer noch nicht. Ich hatte solche Angst, begann zu zittern. Ich wollte keine Schläge. Ich schrieb das Ergebnis hin und bekam sofort einen Schlag auf den Hinterkopf. "Falsch, das ist falsch, bist du denn so dumm?" Er schrie. Tränen schossen mir in die Augen, der brennende Schmerz an meinem Hinterkopf machte sich bemerkbar. Er wollte das ich weiter rechnete. Nächstes Ergebnis-wieder falsch. Der nächste Schlag. Das brennen wurde stärker, immer mehr Tränen kullerten meine Wangen hinunter. Warum tut er das? Warum?

Das ging den ganzen Abend so, er schlug mit der Zeitung und mit seiner Hand. Anfangs ins Gesicht und auf den Kopf. Als ich es später jedoch immer noch nicht hatte, legte er mich übers Knie, zog mir meine Hosen herunter und schlug mir mit der Hand mehrmals auf meinen nackten Hintern. Diesen Schmerz werde ich nie vergessen. 1 mal, 2 mal, 3 mal, 4 mal... Ich hörte auf zu zählen. Ich weinte, ich weinte so laut, ich wollte das mich jemand hört. Ich konnte ihm kaum in die Augen schauen, als er mir sagte ich solle mein Zeug zusammenpacken und abhauen. Ich war wie in Trance. Ich konnte mich nur langsam bewegen, der Schmerz brannte, die Tränen trockneten nicht. In meinem Kopf spielte sich

alles wie in Zeitlupe ab, jeder einzelne Schlag, der Schmerz, seine laute Stimme, die mich anschrie. Meinem Bruder ging es genauso. Wir wussten, dass das nicht das letzte Mal sein wird. Wir wussten, wir müssen uns gegenseitig helfen. Ich stellte mich noch kurz vor den Spiegel und zog meine Hose leicht runter. Ich unterdrückte ein schluchzen als ich die Handabdrücke und meinen roten Hintern sah. Ich war geschockt, schloss die Tür hinter mir und lief langsam hinunter in mein Zimmer. Ich legte mich ins Bett und starrte gegen die Wand. Der Schmerz hatte etwas nachgelassen. Ich begann wieder zu weinen. Ich vermisste meine Mutter, meine Familie, mein altes Leben. Der Ausdruck in seinem Gesicht hat mir Angst gemacht. Er

macht mir Angst. Ich schlief irgendwann ein. Am nächsten Morgen schaute ich zuerst auf meinen Hintern, hoffte, es sei nur ein Traum gewesen. Die Handabdrücke waren immer noch da, mit Blutergüssen. Ich realisierte, dass es kein Traum gewesen war. Leider. Ich zog mich langsam an, mein Kopf war voller Gedanken. Ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte. wollte nicht, dass das nochmal passiert. Sollte ich meiner Mutter davon erzählen? Ich wusste es nicht. Er war normal zu mir, als wäre nichts gewesen. Als er aus dem Haus gegangen ist, stellte ich mich zu meiner Mutter und erzählte ihr alles von dem gestrigen Abend. Zeigte ihr meinen Hintern. Sie war geschockt und versuchte mich, zu trösten, aber dafür war es zu spät.

Der Schmerz und die Erinnerung an den letzten Abend waren zu groß.

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