Vorbemerkung
Dies ist ein Beitrag zur Forumsbattle 60, Thema "Schlaflos".
Die Vorgabewörter wurden alle verwendet.
(wieder eingestellt: 14.08.2019)
Copyright: G.v. Tetzeli
Cover: G.v. Tetzeli
Internet:
www.welpenweste.de
Schlaflos
Ich kann nicht schlafen.
Gut, auf der Erde gibt es bestimmt Millionen von Menschen, denen es genauso geht. Zumindest dort, wo es im Augenblick dunkel ist. Ich könnte ja Licht anmachen, aber ich mag nicht. So bleibt es bei einer Not-Funzel, die nur diffus und unheimlich glimmt.
Da kann ich besser zum Fenster hinaussehen und mich an der Natur ergötzen, an der Weite. Dunkelheit ohne Schatten.
Vielleicht ein gutes Buch lesen? Welches? Und habe ich Lust dazu? Ich wälze mich auf die andere Seite. Das Herz pocht, pocht viel zu wild.
Vielleicht versuche ich es mit Schäfchen
zählen. Ich fange an zu zählen, aber sie sind zu dick. Sie stolpern andauernd über das Gatter. Es werden immer mehr, so dass sich ein Stau ergibt. Ein Stau von vielen dicken Schafen, die verzweifelt versuchen über das Gatter zu klettern. Ich merke, wie ich etwas hysterisch in mich hinein lache. Wie soll man da schlafen?
Wie wäre es mit einem Abendspaziergang? Von dieser Koje bis zum Kühlschrank, ein kurzer Stopp, dann wieder in den Sessel? Das Wetter spielt auch mit. Ein netter Witz für Faule. Bei mir kommt das so gut rüber, wie ein Seeräuber im Unterrock. Kein Wunder, denn das Wetter spielt für mich sowieso keine Rolle mehr.
Warum überhaupt schlafen?
Da kommt mir der Spruch in den Sinn:
„Möge die Schlaflosigkeit mit Dir sein.“
Star Wars Blödsinn! Das Böse schläft nie.
Ein Kapaun ist es, der mir plötzlich nicht aus dem Kopf geht. Er schwimmt in einer Soße mit Polenta und kräht. Erste Traum-erscheinungen? Auch Blödsinn!
Meine Sinne sind offensichtlich getrübt.
"Du solltest dich aufschwingen, dich zusammenreißen", rede ich mir ein.
Jetzt ist es soweit, sie melden sich wieder.
Der verborgene Lautsprecher knistert ein wenig.
„Hallo Max! die Reserve lässt sich nicht mehr abpumpen. Nimm die Pille! Du schläfst einfach ein. Glaube mir, es ist besser.“
„Halt doch den Mund“, denke ich. Ich raffe mich sogar auf und schalte den Ton ab. Sollen sie mich doch alle!
Was wohl Sabine macht? Wahrscheinlich bin ich einfach zu lange unterwegs. Sie wird sich einen Scheißdreck um mich sorgen. Sie wird sich einen Anderen geangelt haben. Irgend so einen Schnösel, der hip und vor allem greifbar ist. Dabei hatte sie mir geschworen auf mich zu warten. Inzwischen bereue ich es, dass ich die Nachricht von ihr bis jetzt nicht abgehört habe. Könnte ich jetzt tun.
Aber soll ich mir das noch antun?
Ich würde nur flennen.
Es ändert eh‘ nichts mehr. Wenn ich bedenke, wie viele Menschen jetzt nach Höherem
streben. Hektisch irgendwelche Ziele verfolgen, dann würde ich sogar mit ihnen tauschen wollen. Wenigstens ein Ziel vor Augen.
Ich lege mich wieder entspannt hin. Soll ich die Hände überander legen, wie Kleopatra? Die Fingerspitzen werden inzwischen kalt, deswegen behalte ich auch die Socken an.
Scheiß drauf! Ich nehme jetzt einfach die Pille.
Immer noch besser, als in dieser engen, verfluchten Raumkapsel, die ständig Sauerstoff verliert, unter Qualen zu erfrieren und zu ersticken.