FORUMBATTLE 60
Thema: SCHLAFLOS
Vorgabeworte:
Schatten
streben
diffus
Socke
Kapaun
Unterrock
Polenta
abpumpen
unheimlich
Fingerspitzen
getrübt
schwingen
Nie wieder Polenta, nie wieder Kapaun, denkt Robert, als er zum wiederholten Mal eine Tablette gegen seine Gallenbeschwerden schluckt. Die ganze Nacht kämpft er schon in seinem schicken Hotelzimmer gegen das Unwohlsein.
Zu groß war die Gier am Buffet anlässlich des 75. Geburtstages von Onkel Max. Nach dem Motto „Kostet ja nichts“ hatte er sich mehrmals den Teller mit all den Köstlichkeiten vollgeschaufelt und viel zu viel getrunken.
Erschreckt geht er zur Tür als es draußen klopft. Durch den Spion sieht er Angelika, seine Cousine, im diffusen Licht des Treppenhauses im Unterrock, Socken
und Handtasche stehen.
An Robert vorbei stürmt sie in sein Zimmer, richtet mit den Fingerspitzen ihre Locken und setzt sich auf die Kante des Bettes.
„Was willst Du“, fragt Robert ziemlich barsch und vergrößert vorsichtshalber den Abstand zwischen sich und Angelika.
„Weißt du eigentlich, dass man den Verstand von Onkel Max mehr als getrübt bezeichnen kann? Wir beide sollten uns zusammentun und danach streben, dass nicht in falsche Hände gerät, was uns beiden gehören könnte“, beginnt sie und
fügt flüsternd hinzu:“ Er ist doch nur noch ein Schatten seiner selbst und will trotz seiner alten Tage Edith, seine angebliche Muse, ehelichen. Hab sie letztens in seinem Haus händchenhaltend erwischt. Ganz rot und verlegen wurde die alte Kuh, als Onkelchen sie mir strahlend als seine Verlobte vorstellte.“
„Na und gönn ihm doch ein letztes Glück“, erwidert Robert spitz, zeigt zur Tür und hofft, dass seine Cousine möglichst schnell das Zimmer verlässt. Er konnte sie schon als Kind nicht leiden. Manches Stück Schokolade musste er opfern für ihr Schweigen, weil er in der Scheune damals mit Streichhölzern gekokelt hatte. Sein
Vater hätte ihn dafür windelweich geprügelt.
„Das Testament von Onkel Max kennst Du?“, fragt Angelika und schaut Robert aufmerksam an. „Nein, nicht wirklich. Er hat vor längerer Zeit mal angedeutet, dass er zu Lebzeiten ganz gut über die Runden kommt und finanziell nicht auf fremde Hilfe angewiesen sein wird “, antwortet er wahrheitsgemäß. „Wir sprechen über Dreihunderttausend Euro, die Finca auf Mallorca und auch über die Villa in Berlin Grunewald. Soll das alles in fremde Hände fallen, wenn Onkel Max diese Tusse, mit ihren drei „Blagen“, heiratet? Du und ich, die bisher
Begünstigten, sollten das zu verhindern wissen“, sagt Angelika mit einem bissigen Unterton. Sie öffnet ihre Handtasche, holt 2 Röhrchen mit gelben Pillen hervor und legt sie auf den Hoteltisch.
„Was hast du vor und was ist das für ein Zeug?"will Robert von ihr wissen.
„Keine Angst, nichts Illegales. Es hilft bei Erektionsstörungen. Muss aber am Menschen noch getestet werden.
Onkelchen wird begeistert sein, wenn du von Mann zu Mann es ihm empfiehlst. Die Ratten haben fast alle überlebt und hatten so viel Spaß, dass die Wissenschaftler nun das Zeug an menschlichen Probanden erproben möchten. Allerdings ging es nach
kurzer Zeit mit den Biestern körperlich schneller bergab, als vermutet. Drum wurde nachträglich noch mal die Dosierung verändert",antwortet sie.
„Raus“, schreit Robert und zerrt seine Cousine zur Zimmertür. Angelika dreht sich im Gehen zu ihm um und sagt mit kalter Stimme: „Schlaf gut, mein Lieber und komm mir später nicht heulend angelaufen, wenn das Schicksal zu deinen Ungusten die Weichen stellt."
Robert wälzt sich den Rest der Nacht schlaflos im Bett hin und her. Immer wieder fällt sein Blick auf die
unheimlichen 2 Röhrchen mit den gelben Pillen.
Es wird schon hell, als ihn endlich der Schlaf übermannt. Fürchterliche Gestalten schwingen Keulen, piesacken ihn mit riesigen Spritzen, um ihm Blut abzupumpen, dass Angelika Onkel Max mit einer Schnabeltasse einflößt. Ihr dämonisches Lachen lässt Robert mit einem lauten Schrei aus diesem Albtraum hochschrecken.
Text: Martina Wiemers
Buchcover: kostenloses Bild
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