Warum Gutenberg als erstes die Bibel Druckte
Nachdem Johannes von 1434 – 1444 in Straßburg studiert hatte war Johannes wieder zurückgekehrt zu seinem ursprünglichen Geburtsort Mainz. Seine Eltern, der Patrizier Friedrich (Friele) Gensfleisch und Else Wirich freuten sich sehr. Sie hatten schon lange nichts mehr von ihrem Sohn gehört. Während seines Studiums und seines Aufenthalts in Straßburg war es ihm kaum möglich gewesen, mit seinen Eltern Kontakt aufzunehmen.
Johannes wollte nicht wieder bei seinen Eltern einziehen und hatte sich deshalb eine
eigene kleine Wohnung gesucht und in einem einsamen Haus auch gefunden.
Eines Tages saß Johannes mit seiner Familie zusammen am Tisch und sie unterhielten sich über seine neuen Pläne. Er erzählte, dass er sich von seinem Vetter Geld geliehen hatte, da er eine große Idee hatte, die seiner Meinung nach die Welt verändern würde. Wenn Kinder Ideen haben, finden das die Eltern nicht immer gut. Die Eltern haben immer eine bestimmte Vorstellung wie ihr Kind sein soll, und wenn das Kind dann nicht so ist wie die Eltern sich das vorstellen dann gab es auch schon m Mittelalter Probleme. Und schon damals hatten die Kinder verrückte Ideen.
Als seine Eltern hörten, dass er für eine Idee, die die Welt verändern sollte, Geld von seinem Vetter geliehen hatte, waren sie entsetzt. Sie konnten allerdings nur wenig dagegen tun, da Johannes natürlich schon längst erwachsen war und selbst entscheiden konnte, was er tut. Es entwickelte sich ein handfester Streit, der zum Schluss so schlimm wurde, dass seine Eltern ihn hinaus warfen und ihm verboten, jemals wieder das Haus seiner Eltern zu betreten. Dieser Streit war so laut und so heftig, dass er in der ganzen kleinen Gemeinde zu hören war. Johannes ging wutentbrannt zurück in seine Wohnung und dachte nach, wie er seine Eltern doch noch überzeugen könnte. Er war
sehr traurig, denn in der Zeit in der er lebte, war, anders als heute, Familie noch sehr wichtig, und für Johannes war dieser Bruch mit seinen Eltern sehr schlimm. Doch es sollte noch viel schlimmer kommen. Noch ahnte er davon allerdings nichts.
Johannes kleine Wohnung lag in einem ziemlich verfallenen alten Haus, in dem außer ihm niemand lebte. Man munkelte, dass es in diesem Haus spuken würde, doch an so etwas glaubte er nicht. Fast jeden Abend saß er an seinem Tisch in dieser kleinen Wohnung und überlegte sich, was er tun könnte, um die Idee, die er im Kopf hatte, noch besser umzusetzen. Er wollte die Drucktechnik revolutionieren. Es konnte doch
nicht sein, dass Bücher auch heute noch im Wesentlichen dadurch entstanden, dass irgendwelche alten und einsamen Mönche die Bücher abschrieben. Diese Bücher waren zwar immer wundersshön gestaltet, aber es dauerte sehr lange, bis wieder eins fertig war. Da hatte er eine viel bessere Idee. Ihm schwebte vor jeden Buchstaben auf eine Art Platte zu machen und mit diesen dann die jeweiligen Seiten abzubilden und dann zu drucken. Er war sich sicher, das würde es auch den ärmeren Menschen möglich machen, Bücher zu kaufen. Sicher, diese würden erst das Lesen lernen müssen, doch auch dafür würde es sicher schon bald Möglichkeiten geben, wenn nur erst einmal seine Erfindung in der Welt war. Er war sich
sicher, daß sich das Lesen und Schreiben dann sehr viel schneller verbreiten würde und er war der Meinung, daß das eine gute Sache sei.
An einem trüben Herbstspätnachmittag saß Johannes wieder an seinem kleinen Tisch in seiner kleinen Wohnung. Damit er ein bisschen Licht hatte, hatte er einige seiner Kerzen angezündet. Draußen schneite es so sehr, dass er schon dachte, dass es niemals mehr aufhören würde zu schneien. Plötzlich hörte er es an seiner Tür klopfen, und er fragte sich, wer denn so spät noch zu ihm kommen wollte. Da Johannes aber sehr neugierig war, ging er zum Fenster und schaute vorsichtig nach draußen. Er
erschrank, als er eine wütende Menschenmenge sah, die vor seiner Tür stand. Die ersten aus der Menge polterten schon kräftig gegen die Tür und versuchten, diese einzuschlagen, weil Johannes nicht öffnete.
Johannes bekam große Angst und konnte nicht verstehen, wie die Menschen denn auf so etwas kamen. Er konnte doch nun wirklich nicht einmal einer Fliege etwas antun. Immer, wenn sich eine Fliege in seine kleine Wohnung verirrt hatte, schlug er nicht, wie die meisten anderen, auf sie ein. Nein, Johannes war da anders, er suchte sich immer irgendein Gefäß, mit dem er die Fliege einfangen konnte, um sie dann nach draußen
zu bringen. Wie konnten die Menschen da nur denken, dass er ein Mörder wäre? Überhaupt, wen sollte er denn umgebracht haben?
Er schlich ganz leise durch die Hintertür davon und tatsächlich hatte keiner der Leute, die vorne jetzt die Tür eingeschlagen hatten, etwas davon gemerkt, daß er entwischt war. Da er wissen wollte, was hier los war, entschloß er sich, zu seinen Eltern zu gehen und dort nachzufragen. Er beschloß aber zu seiner Sicherheit, auf Schleichwegen dorthin zu gehen und das gelang ihm auch.
Johannes erschrak, als er vor dem Haus seiner Eltern stand und sah, daß die Haustür
dort weit offen stand. Er ging ins Haus hinein und fand alles zerwühlt vor und schließlich ging er hinein. Er fand seine Eltern in ihrer guten Stube auf dem Boden liegend und sah sofort, daß sie tot waren. Sie waren blutüberströmt und im Rücken seiner Mutter steckte noch das große Küchenmesser. Johannes fiel neben ihr auf die Knie und zog das Messer heraus, in der Hoffnung, sie doch noch retten zu können. In dem Moment, als er das Messer in der Hand hatte, stürmten die Dorfbüttel und der Schultheiß herein.
Johannes fiel es siedendheiß ein, daß es jetzt so aussehen würde, als hätte er seine Eltern wegen des Streits umgebracht. Der Streit
einige Tage vorher war ja im ganzen Dorf zu hören gewesen.
Auf Mord stand in dieser Zeit die Todesstrafe durch Erhängen und hängen wollte Johannes nicht, dafür hing er viel zu sehr an seinem Leben. Natürlich machte er auch nicht immer alles richtig, aber wer tat das schon?
Und so wurde Johannes auch sofort mitgenommen. Natürlich war Johannes nicht davon begeistert, denn er wusste, dass dies eventuell sein Todesurteil sein könnte. Er vertraute allerdings darauf, dass die Wahrheit doch noch irgendwie ans Licht kommen würde.
Johannes wurde in den Kerker gesperrt, dort war es so dunkel, daß er die eigene Hand vor Augen kaum noch sah. Licht gab es hier keines, und es gab auch nichts, womit er sich etwas Licht hätte machen können. Johannes versuchte, sich in seiner Kerkerzelle zurecht zu finden, Er versuchte es damit, alles abzutasten in der Hoffnung, doch noch irgendetwas zu finden, mit dem er vielleicht doch etwas Licht machen konnte. Doch das einzige, was er fand, war eine Art Bett, das aus Strohballen gebaut war. Auf diesem provisorischen Bett sollte er wohl schlafen. Er suchte weiter und dann fand er irgendetwas, das sich wie Knochen anfühlte. Erst dachte er an Tierknochen, aber als Johannes weiter
tastete, fand er weitere Knochen, und als er dann einen menschlichen Schädel erfühlte, da wusste er, dass diese Knochen zu keinem Tier gehörten, sondern zu einem Menschen, den offensichtlich dasselbe Schicksal getroffen hatte wie ihn. Erschüttert setzte er sich erstmal auf das Strohbett, faltete die Hände und fing an zu beten.
Da Johannes sehr gläubig war und sich sicher war, dass Gott alles hörte und alles sah, sah er nur eine Möglichkeit, er musste beten. Vielleicht würde er ja irgendwelche Visionen bekommen, so wie diese Jungfrau von Orleans, von der er schon gehört hatte. Und wenn er welche bekam, dann würde Gott ihm sicher den Weg zeigen, wie er sich aus
dieser schrecklichen Lage befreien konnte.
Aber nichts geschah. Johannes wusste allerdings, dass auch Gott oftmals nicht sofort auf ein Gebet reagierte, er wusste aber auch, wenn man fest genug daran glaubte, dann würde Gott auch das Gebet erhören und er würde einem eine Lösung für das Problem aufzeigen.
So betete Johannes viele Tage und viele Nächte, und außer, dass ab und zu Wasser und Brot durch eine kleine Luke in der großen Stahltüre geschoben wurden, hatte er keinerlei Kontakt mit anderen Menschen. Auch die, die ihm das Brot und das Wasser brachten, sagten keinen Ton. Nicht einmal dann, wenn Johannes sie etwas fragte.
Johannes war schon kurz davor, verrückt zu werden und hatte viele Kilos abgenommen, als plötzlich die große Stahltüre geöffnet wurde, und ein sehr stämmiger Mann, der in seinen Vorfahren bestimmt den einen oder anderen Wikinger hatte, die Türe öffnete und zu Johannes sagte: „Raus hier Johannes, Du bist frei“
Johannes konnte nicht glauben, was er da hörte. Nach so langer Zeit sollte er frei sein? Er hatte so lange nicht mehr gesprochen, dass ihm das sprechen sehr schwer fiel, irgendwie gelang es ihm aber, den großen stämmigen Mann zu fragen, wieso er frei gelassen wurde. Dieser erklärte ihm, dass man den wirklichen Mörder seiner Eltern
gefunden hatte. Es war ein ganz normaler Dieb, der bei seinem Einbruch überrascht worden war und sich wehrte und weil er eben Angst hatte, im Kerker zu landen, brachte er Johannes Eltern einfach so auf die Schnelle um. Und dieser Dieb war auch geständig und so gab es keinen Grund mehr, Johannes festzuhalten. Johannes ging nach oben und er brauchte einige Zeit, bis er sich wieder an das für ihn jetzt sehr grelle Tageslicht gewöhnt hatte. Er ging sofort wieder zu seiner Wohnung. Außer dass überall Spinnweben hingen und der Staub überall zentimeterhoch lag, war nichts passiert. Sogar die Tür hatte jemand wieder repariert.
Johannes zog zunächst um und lebte wieder im Haus seiner Eltern. Jetzt konnte er weiter an seiner neuen Erfindung arbeiten und alles daran setzen, seine neue Druckerei einzurichten. Nachdem er sich überlegt hatte, welche Materialien er benutzen wollte und wie er die beweglichen Lettern einsetzen würde. Eins stand dagegen sofort fest: Welches Buch er als erstes drucken wollte. Für ihn kam da nur die Bibel in Frage, weil er sich sicher war, dass Gott ihn aus dem Kerker befreit hatte und auf diese Art wollte er sich wenigstens ein bisschen bei Gott bedanken.