Schlaflos
von
Schnief
zum 60. Forumsbattle
Thema: Schlaflos
Vorgabeworte:
Schatten, streben, diffus, Socke,
Kapaun, Unterrock, Polenta,
Abpumpen, unheimlich, Fingerspitzen,
Getrübt, schwingen
Text und Cover: Schnief
Getrübtes Licht fiel durch die Ritzen der Lamellen des Rollladens, sodass sich die Deckenlampe im Spiegel des Schrankes spiegelte und diffuse Schatten an die gegenüberliegende Wand warf. Da lag Lilly nun, wälzte sich von einer auf die andere Seite und ihre Gedanken wirbelten beim Betrachten der verschiedensten Gebilde an der Wand nur so herum.
„Was soll ich bloß mit den Wörtern Kapaun und Polenta anfangen, Polenta ist wohl irgendetwas zu futtern, aber Kapaun?“, dachte sie angestrengt, Sie starrte weiterhin in den Spiegel. Als dann auch noch ihre Fingerspitzen zu kribbelten begannen und diese auf die
Bettkannte hämmert.
„Das auch noch“, rief sie laut und drehte sich blitzschnell zur Seite, um zu sehen, ob ihr zukünftiger schlafender Göttergatte Jimmy, der sowieso unheimliche Geräusche von sich gab, wach geworden war.
„Gott sei Dank nicht“, flüsterte sie vor sich hin, doch dieser drehte sich, dass das Bett zu schwingen begann und ein lautes Schnarch - Konzert ertönte.
Am liebsten würde sie ihm ja den Rachen mit einer Socke stopfen, damit dieses grässliche Konzert ein Ende fand, stattdessen schwang sie sich mit einem Schwung aus dem Bett. Doch mit ihrem Schlafsöckchen fand sie nicht den
gewünschten Halt, rutschte auf dem frisch polierten Parkett weg und knallte mit einem lauten Rumps auf dem Boden. Sie schaute und horchte auf, doch ihr Jimmy erhöhte gerade nur die Lautstärke. Ohne weiter zu überlegen zog sie vom stummen Diener diesen entsetzlichen giftgrün geblümten Unterrock, den seine Mutter bei ihrem letzten Besuch ihr großzügig vererbte. Dabei wollte sie nur einen höflichen Kommentar abgeben, da die gute Frau einen extravaganten Geschmack in ihrer Kleidung hegte.
Und nun dass, jetzt hatte sie dieses Unding am Hals.
Ihre Fantasie setzte sich in Bewegung, die Idee ihrer Rettung nahte und fast
lautlos entschlüpfte ihr:„Den werde ich in Polenta baden. Doch beim unermüdlichen Streben nach Reinigung des guten Stückes, versagte meine Waschmaschine, die nicht mehr abpumpen wollte. Bis zur Reparatur dauerte es leider zwei Tage.“
Ein breites Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus und ohne weiter zu überlegen, warf sie den Unterrock über den laut Schnarchenden.
Sie hielt inne.
Doch es passierte nichts, so schlüpfte sie rasch zurück ins kuschelige Bett.
Kaum das Lilly es sich gemütlich gemacht hatte, vernahm sie ein leises
Rauschen, fast gleichzeitig erkannte sie im Spiegel diesen grässlichen Unterrock, wie dieser durch die Luft segelte und vor dem Kleiderschrank sich lautlos niederlegte. Jimmy drehte sich mit einem Ruck um, blieb auf dem Rücken liegen und legte ein kurzatmiges Röcheln, das immer lauter wurde und in ein lang gezogenes Schnarchen überging.
Langsam aber sicher wurde es Lilly zu bunt und bohrte ihre Fingerspitzen nicht gerade sanft in seine nackte Schulter, jedoch ließ Jimmy sich davon überhaupt nicht beeindrucken, sondern sägte weiter ungeniert an seinem gewaltig schweren Astwerk.
„Man, das muss er doch merken“, dachte
Lilly, während sie ihren Druck verstärkte.
Wie auf Kommando zuckte er plötzlich, begann sich leicht zu schütteln und drehte sich schließlich auf die Seite. Dann gab er auch obendrein noch leise Darmgeräusche von sich.
Ein kurzer Moment der Stille, Lilly atmete erleichtert auf.
Vorsichtig drehte sie sich auf die Seite, um sich in ihr Kissen zu kuscheln, aber nein, da vernahm sie die erst ein leises Schwingen, doch diese elende Kreissäge begann langsam aber stetig lauter zu werden.
„Womit habe ich das verdient“, sprach
sie es lauter als gewollt aus, dabei starrte sie gedankenverloren die Decke an. Gerade als sie langsam mehr als genervt war, wollte sie ihm schon ihr Kissen an den Kopf werfen, hörte sie plötzlich wie durch einen Wattefilter Jimmys Stimme.
„Was verdient?“
„Deine Schnarcherei“, antwortete sie ihm ruppig.
„Ich schnarche nicht!“
„Doch!“
„Wirklich, schlimm?“
„Ja!“
Jimmy nahm sie zärtlich in seine Arme und streichelte sie behutsam, da bemerkte er, dass es langsam zu
dämmern begann.
Leise wollte er gerade ansetzen „Sieh nur die ersten sanften Sonnenstrahlen“, da hörte er ihr leises gleichmäßiges Atmen.