„Frau Schmidt …, Frau Schmidt …!“
„Ach …, die Meiersche …! Schön, Se ma wieda anzutreff’n! Wieso steh’n Se im Unterrock? Kann Se doch jeder sehen …“
„Ach, wissen Sie…“
„Und wo wa schomal dabei sind – Ihre Lichter sind neuerdings imma so lange an, wat is denn bei Ihnen los???“
„Mein Mann, wissen Sie …“
„Jetzt wird mia aber unheimlich. Aber erzählen Se, ick bin och jarnich neugierich.“
„Ja …, Sie wissen doch sicherlich Bescheid mit dem neuen Fernsehen. Ich kenne mich ja aus mit der Materie, aber mein Mann hat da seinen eigenen Kopf!“
„Ja, ja, die Männer. Auf uns Frauen woll’n se nich hören - selbst denn nich, wenn se Schatten ihrer Selbst sind. Aber nach Mutti schreien, wenn es zu spät ist!
Aber erzähl’n Se doch weiter!“
„Ja, wissen Sie …, aber ich beginne am besten von vorn:
Wir haben ja immer Fernsehen mit DVBT geguckt. Nun gibt es DVBT2. Über DVBT kann man nichts mehr sehen. Eigentlich eine Schweinerei. Das Bild war doch gut – bis auf
ein paar gelegentliche Aussetzer und Störungen im Bild – aber das muss mit unserem Empfang zusammenhängen, oder den Fahrzeugen auf der Straße. Jedenfalls brauchen wir ja nun einen Ersatz. Der Staat bietet uns da keinerlei Wahlmöglichkeiten, wenn man fernsehen will – man MUSS sich um einen Ersatz kümmern! Sie haben ja Schüssel …“
„Na aber, echt knorke! Brauch mir um nichts kümmern! Und mit dem Staat, ja …, det ist so eine diffuse Sache – nicht richtich ausjereift, aber BÄNG … – die Leute vor vollendete Tatsachen stellen, det kennwa jut jenuch!“
„Ja, und … ähm … mein Mann sucht nun seit Tagen nach einem Ersatz. Wir haben ja in der Stube bisher DVBT geguckt. Nun haben wir uns eine Schüssel anbauen lassen. Wissen Sie, wir hatten doch auf Facebook ein paar Geräte verkauft. Unter anderem auch eine mobile Schüssel mit Receiver. Die sind wir nicht losgeworden. Zum Glück. Denn nun haben wir die draußen an der Wand zu hängen. Das Problem aber ist, dass in der Fernbedienung noch die Batterien drin steckten. Die hatte der Vorbesitzer nicht rausgemacht und wir – hatten nicht nachgeschaut. Die waren nun ausgelaufen. Und ins Menü des Satellitenreceivers kommen wir nicht rein, um das Bild neu einzustellen. Mit dem SAT-Finder haben wir es schon
versucht, aber wenn die Programme schon auf dem Gerät sind, die Position der Schüssel aber eine andere ist, muss man ins Menü – und nun kommt’s – man braucht dazu eine Fernbedienung, und diese funktioniert dank der ausgelaufenen Batterien eben leider nicht.
Ich bin da ja versiert in solchen Dingen. Hab die Fernbedienung zerlegt. Die Schraube war total vermocht! Die Batterien musste ich rausbrechen. Dann brach ich die Fernbedienung mit einem Schlitzschraubendreher auseinander. Mit etwas Kontaktspray und einer alten Socke reinigte ich Platine. Dann hab ich ja immer noch ein paar Adapter von Geräten, die schon lange nicht mehr existieren.
Hab mir einen mit 3,3Volt ausgesucht. Alles wieder zusammengefriemelt und fertig …!“
„Und? Hat's denn funktioniert?“
„Nee..., leider nicht! Wir haben uns nun eine Universalfernbedienung bestellt. Müsste Dienstag ankommen. Ich hoffe ja, dass die dann auf den Receiver anspringt, weil wir uns sonst ein neues Gerät kaufen müssten.“
„Ja, det is denn imma ärgerlich!“
„Naja, nun …! Na, jedenfalls hätten wir dann in der Stube Fernsehen über die Schüssel. Aber in der Küche haben wir ja auch TV.
Und da friemelt und guckt mein Mann, was er da machen kann.“
„Und, was machta da?“
„Na, gucken und überlegen. Der Ärmste kommt kaum zum essen. Habe ihm schon Polenta gekocht, die isst er doch immer so gerne. Die macht ja auch immer so viel Arbeit, aber dann bin ich wenigstens in der Küche und kann ihm zuschauen, was er macht und ob er vorankommt. Damit er wenigstens etwas zu sich nimmt! Er ist doch schon so dünn!“
„Frau Meier! Bereit’n Se ihm doch, wenn’s unbedingt sein muss, etwat zu, was’n ablenkt.
Wart’n se mal, ick hab hier …, nee … Moment …, HIER … ne Zeitschrift mit legga Rezept’n. Det … ähm …, nee, det nich …, abpumpen woll’n wa nüscht … eher zuleg’n …, ach …, da hamwat! Kapaun! Irjend so een Hühnerviech, soll jut schmecken und jut duften. Det wär’ doch eene dufte Ablenkung für ihren …!“
„Ja …, danke. Muss ich mal schauen.“
„Aber erzähl’n Se doch nu weiter …!“
„Ja …, ähm …, jedenfalls ist die Stimmung etwas getrübt, weil es einfach zu viele Möglichkeiten gibt. Man will ja nicht gleich ganz viel Geld ausgeben und dann
feststellen, dass es nicht passt!“
„Da hamse Recht! Det kenn ick zur Jenüje! Erst neulich, da wollte ick dem Verkäufa eine schwingen, det ihm recht warm um die Ohren jeworden wäre, wenn … - aber erzählen Se weita, is sehr spannend!“
„Naja, in der Küche haben wir so einen klappbaren 7 Zoll Campingfernseher mit DVD. Klein und fein, mit integriertem DVBT. Der fällt ja nun aus. Einen DVBT2-Receiver kaufen bringt nichts, weil der Fernseher keinen HDMI-Anschluss hat. Und ohne den läuft nichts.
Also entweder ein Fall für die Tonne …, gucken Sie nicht so entrüstet, Frau Schmidt, wir schmeißen nicht so schnell etwas weg …, also, entweder wegschmeißen, oder einen neuen Fernseher mit integriertem DVBT2 kaufen. Es gäbe da noch die Option mit USB. Der Fernseher hat ja einen USB-Anschluss, wo man einen Stick einführen kann, wo Bilder und Filme drauf sind, die man sich dann angucken kann.
Nun gibt es auch DVBT2-Sticks, vorne USB, hinten Antennenanschluss. Aber die kosten eine Menge Geld und – wer garantiert uns, dass das dann auch funktioniert? Für DAS Geld?“
„Ja, det stimmt! Und nu?? Gibt’s nüscht billigeres?“
„Klaro, gibt es. Nur – die kommen aus Hongkong und dergleichen. Und …, Sie wissen doch – was über 20 Euro kostet, hängt beim Zoll fest und – überhaupt – wenn etwas nicht geht – zurückschicken dauert. Und das bei einem Monat Rückgaberecht, das kann länger werden. Nee, diese Option fällt aus! Wir haben uns ja schlaugemacht. Waren im Midimin, im Diamarkt, und im Greif. Aber, glauben Sie mir, es gibt einfach keine kleinen Fernseher! Die streben nur noch nach Größe! Und größer! Und noch größer …!
Klein …, will scheinbar keiner, oder es klafft da eine Marktlücke, die noch keiner entdeckt hat, oder die einfach untergegangen ist, weil alle nur noch im Rausch von Freenet und DVBT2 sind. Es gab EINEN Fernseher, einen mobilen, ja, aber …, der kostet 189 Euro, das müssen Sie sich erst mal reinziehen! Für das Geld bekomme ich einen 24 Zoll Fernseher mit DVBT2 und integriertem DVD und spare noch 30 Euro. Ja, sind die denn verrückt geworden??? Wie kann ein kleiner Fernseher mit seinen lumpigen 10,1 Zoll teurer sein, als ein 24 Zoll Fernseher? Die zeigen kein bisschen Fingerspitzengefühl für die Leute, die was Kleines haben wollen. Stellen Sie sich mal in die Küche so ein Riesenteil hin! Wo soll das stehen?
Ein kleiner 7 bis 10 Zoll Fernseher mit DVBT2 und DVD, wenn’s geht, das wäre ausreichend. Aber nein…“
„Und was macht Ihr Mann, wo doch SIE sich eijentlich auskennen?“
„Der Ärmste … sitzt vorm Tablet und guckt sich die Augen aus, ob das Internet was weiß.
Apropos Internet – wir waren bei Wodkaphone. Gibt ja Internetfernsehen. Kommt für uns nicht infrage, weil wir ja kein DSL haben, sondern eben datenbegrenztes LTE. Und VDSL steht nicht zur Verfügung, so sagte uns der Verkäufer. Internetfernsehen fällt also aus!
Ach …, wissen Sie, Frau Schmidt, es gibt doch diese einfachen Receiver - die ohne Freenet. Wo man nur die öffentlichen Programme gucken kann. Natürlich gibt es auch welche, die eine Aufrüstoption haben, oder welche, wo DVBT2-Freenet schon drin ist, also man nur noch das Abo nehmen braucht. Die ersten drei Monate sollen ja kostenlos sein, aber dann – wer nicht zahlt, kann kein PTL, Pro6, Label und so weiter mehr gucken. Und – wer garantiert mir, dass, wenn ich das Abo nehme, dann auf den privaten Sendern keine lästige Werbung mehr läuft? Denn, wenn ich zahle, dann nicht für Werbung! Dann kann ich gleich Omazun-Primel - oder wie das heißt – nehmen. Kostet nicht so viel wie Fernsehen über DVBT2,
aber, Sie wissen ja, Filme gucken und Fernsehen – das sind zwei verschieden’ Paar Schuhe – das ist nicht das Gleiche!
Ich denke mal, dass ich uns einen einfachen DVBT2-Receiver kaufe und den über HDMI am Laptop anschließe. So können wir in der Zwischenzeit die Öffentlichen wenigstens gucken. Und Örte, Kostnix und Zetdepiff sind auch sehr schöne Sender! Und dann haben wir ja noch alle Programme in der Stube. Wenn’s mit der Universalfernbedienung funktionieren sollte!“
„Denn wünsch’ ick Ihnen mal viel Glück, Frau Meier, det det wat wird! Sagen Se ihrem Mann schöne Grüße!“
„Mache ich, danke!“
„Und zieh’n Se sich wat an, sonst gibt’s noch Gratishusten!“
„Ja, das mache ich. Auf Wiedersehen, … Frau Schmidt!
Wollen wir hoffen, dass bald wieder normale Zustände herrschen.
Bei dem momentanen Gekrösel im Fernsehen bekommen wir beide einfach kein Auge zu …“