Abschied
Ich sitze auf dem Sofa, müde, enttäuscht, verletzt. Tausend Gedanken rasen durch meinen Kopf aber keiner davon ergibt irgendeinen Sinn. Genauso wenig wie der Schwachsinn im Fernsehen, irgendeine Doku über Masthähne oder KAPAUN, wie es dort benannt wird. Frustriert zappe ich weiter, wobei ich mir das eigentlich auch sparen könnte, denn es interessiert mich ja doch nicht. Ich lasse den Fernseher dennoch laufen, um nicht von der überaus lauten Stille erschlagen zu werden. Während im Hintergrund irgendwas über die Zubereitung von POLENTA läuft, schweifen meine Gedanken ab.
Du wolltest unbedingt verhindern, dass ich gehe. Wolltest nicht, dass ich unsere Verbindung einfach trenne. Deine Begierde hast du mich deutlich spüren lassen. Wie konnte ich dem schon widerstehen, ging es mir doch nicht anders.
Also ließ ich mich auf das Abenteuer ein, schrieb mir mit zitternden Fingern deinen Namen auf die Vulva, zeigte dir damit, wem ich gehöre. Dieses Gefühl mich zu markieren, deinen Namen zu tragen, hat mich UNHEIMLICH erregt. Jede Faser meines Körpers verlangte nach mehr, alles kribbelte wie nie zuvor. Zarte FINGERSPITZEN strichen über meinen Körper, es waren meine, angeleitet durch dich. Sie spürten die Gänsehaut, die Feuchte, verwischten den
Schriftzug, während sie göttliche Erlösung schenkten. Nun war ich also deins, dein Stolz und es fühlte sich so richtig, so gut an. Ich hatte in jener Nacht so gut geschlafen wie lange nicht mehr. Gebannt wartete ich wie dieses Abenteuer weitergehen würde, tagelang, doch ich hörte nichts mehr von dir. Du warst einfach weg, still und heimlich.
Zurück bleiben dunkle SCHATTEN der Erinnerung, Tage die GETRÜBT an mir vorüberziehen und bittere Enttäuschung. Schlaflose Nächte in denen ich mich frage, was wohl geschehen ist, ob es dir gut geht, ketten sich endlos aneinander. Da sitze ich also im DIFFUSEN Licht, schwelge in Erinnerungen, bade im Schmerz, vergesse
wonach es sich zu STREBEN lohnt.
Im TV schwingt derweil der UNTERROCK einer Tänzerin rhythmisch im Takt. Die Musik dringt in mein Innerstes, wärmt die geschundene Seele. Sie arbeitet sich zu den Füßen vor, die in warmen SOCKEN stecken. Zart wippen sie zu den Klängen, bringen Leben in meinen trägen Körper zurück. Ich muss endlich dieses Kapitel abhaken und meinen sexy Hintern vom Sofa SCHWINGEN. Ich habe ein Leben und das ist verdammt lebenswert, daran sollte mich dieses kleine Abenteuer nicht hindern.
Es werden sicher noch einige schlaflose Nächte vor mir liegen, bevor mich das Leben endgültig zurück hat, aber immerhin hat sich ein Funke Vergessenheit in mir entzündet. Ich
zappe weiter, eine Pseudohebamme erklärt wie das ABPUMPEN der Muttermilch funktioniert, während meine Gedanken erneut abschweifen. Noch einmal durchlebe ich diese köstliche Erinnerung, bevor ich mich endgültig von dir verabschiede.
21.03.2017 © M.Rethorn