Kurzgeschichte
Jolka. - Das Weihnachtsfest

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"Jolka. - Das Weihnachtsfest"
Veröffentlicht am 19. März 2017, 8 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
© Umschlag Bildmaterial: Alexander Dick
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Über den Autor:

Ich schreibe schon sehr lange, auch wenn das früher mehr sporadisch war. Es geht meistens um die nostalgische Prosa: Kurzgeschichten, Erzählungen, kleine Dialoge usw. Es hat angefangen, wie Edelsteine sammeln: es war als ob ich etwas sehr Schönes entdeckt habe und es war in mir drin. Und ich musste es rauslassen: aufschreiben. Sich genau zu erinnern ist etwas sehr Kostbares. Etwas verarbeiten, akzeptieren, ist wie eine direkter Kontakt zur ...
Jolka. - Das Weihnachtsfest

Jolka. - Das Weihnachtsfest

Das Weihnachten und Silvester immer näher rückten, merkte ich danach, dass in unserer Vorratskammer Kisten mit Schokoladenpralinen, Karamellbonbons, Äpfeln und Apfelsinen einen Ehrenplatz bekamen. Kurz vor der Feier, verteilten die Eltern (Klassenpflegschaft) und meine Mutter (die Leiterin der Grundschule) nach Anzahl der Kinder im Dorf. So wie ich das weiß, betraf es alle Kinder vom Säugling bis auf die Kinder in der Grundschule. Es gab eine Feier für alle die Kinder in unserem Klub. Da die Verteilung in der Schule stattfand, und die Schule nur paar Meter von unserem Haus entfernt war, bin ich oft darüber gelaufen und bekam von den Eltern ein

paar Pralinen, was meiner Mutter sehr missfiel, da sie in diesem Punkt sehr pingelig war. Die Pingeligkeit färbte auf uns ab, die Kisten standen tagelang in unserer Kammer und wir Kinder fassten die nicht an. Das Programm bereiteten die Grundschullehrer mit den Kindern vor. Es kam auch manchmal vor das eine Lehrerin den Väterchen Frost spielte. Es war dann ein schmaler Weihnachtsmann mit dem Kissen unter dem Mantel. Wir lernten Lieder auswendig, bekamen Rollen verteilt, mussten Reime auswendig lernen. An einem kann ich mich noch erinnern, nicht an den Reim selbst, sondern dass er an der letzten Seite des pädagogischen Heftes

„Natschalnaja Schkola“, eben „Grundschule“ stand, das Gedicht war lang und es wurde aufgeteilt, die anderen Kinder bekamen Zettel und ich lernte von der Zeitschrift. Ich mochte die Reime sehr. Danach müssten wir uns verkleiden, es gab keine Schulkinder ohne Kostüm. Viele waren Schneeflöckchen, oder hatten irgendwelche nationalen Kostüme (Trachten der vielen Völkern der ehemaligen Sowjetunion) an, viele verkleideten sich als Tiere oder Märchenfiguren.

Das Hauptelement in den Schneeflöckchenkostümen war die Watte: Watteborte überall und die war mit den

glitzernden farbenfrohen Weihnachtskugelscherben und mit Plastikschneeflocken beklebt. Auf dem Kopf hatten wir so eine Art Kronen mit einem hohen ovalen Vorderteil, auch mit Watte beklebt und darauf die gläserne bunte Perlenketten oder häufiger auch die Kugelscherben. Das Wetter in meinen Erinnerungen spielt meistens mit. Natürlich waren Weihnachten immer „weiß“. Es musste aber leicht schneien, mit langsam in der Luft schwebenden großen Schneeflocken, die locker zum Boden fielen. Die waren so groß, dass man das Muster von den Flocken erkennen konnte. Aber gewiss gab es auch anderes Wetter zur dieser Zeit: der

stinknormale Frost. Vor dem großen Tag wurde der Kinosaal im Klub vorbereitet: die Stühle wurden an die Wände verteilt (dort saßen dann die Zuschauer), die Weihnachtstanne wurde aufgestellt und geschmückt, der ganze Saal mit bunten Papiergirlanden, Watteflocken und glitzerndem „Schnee“ behangen Es war eine super weihnachtliche Atmosphäre! Vor dem Fest schliefen die meisten von uns Mädchen mit Haarwickeln, uns wurden die Wangen und die Lippen mit Lippenstift angemalt. An diesem Tag war Schminken angesagt. Das ganze Dorf versammelte sich, jeder hatte entweder Kinder oder Enkelkinder oder war einfach schaulustig, denn es war das

Highlight des Jahres. Viele bekamen keinen Platz und standen an der Tür. Ich glaube, so eine feierliche Weihnachtsstimmung habe ich nie wieder erlebt. Die Lehrer mit uns zogen das Programm durch. Danach wurden Geschenke verteilt. Jedes Kind bis zum  der 4. Klasse(Mittelschule) bekam alle seine Geschenke von dem Väterchen Frost und seiner Enkelin Snegurotschka(das so etwas wie „Schneechen“ übersetzt heißt). Natürlich war es die Geschenke von den Eltern und Großeltern. Dazu kam noch eine Tüte mit Süßigkeiten, die von der Kolchose spendiert wurde. Die Tüte war für mich das Größte. Danach war die Feier zu

Ende.

Wir hatten Ferien und beschäftigen uns vor allem mit den neuen Spielsachen und der Tüte. Ich teilte die Pralinen auf nach ihrer Füllung: zuerst die weiße Füllung, dann die dunkle, danach kamen die besten Karamellbonbons dran, es gab noch ein paar Äpfel und Apfelsine. Nach paar Tagen war es Schluss mit der Tüte. Aber die blieb einer der schönsten Merkmale der Weihnachten.

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Hörbuch

Über den Autor

Marita
Ich schreibe schon sehr lange, auch wenn das früher mehr sporadisch war. Es geht meistens um die nostalgische Prosa: Kurzgeschichten, Erzählungen, kleine Dialoge usw. Es hat angefangen, wie Edelsteine sammeln: es war als ob ich etwas sehr Schönes entdeckt habe und es war in mir drin. Und ich musste es rauslassen: aufschreiben. Sich genau zu erinnern ist etwas sehr Kostbares. Etwas verarbeiten, akzeptieren, ist wie eine direkter Kontakt zur eigenen Seele. Das ich die Edelsteine zu verabeiten lernen muss, dass verstehe ich. Aber diese Art von Arbeit macht mir Spaß!

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Bleistift 
"Jolka. - Das Weihnachtsfest..."
Etwas Interessantes darüber,
wie man anderswo und zu anderen Zeiten
Weihnachten feierte. Auch wenn die meisten
inzwischen vielleicht längst vergessen haben,
dass wir mit dem christlichen Weihnachten,
der Überlieferung nach auch die weltweit
größte Geburtstagsparty aller Zeiten feiern,
nämlich die Geburt des Heilands zu Bethlehem
und damit zugleich auch den Beginn
der modernen Zeitrechnung einleiteten... ...smile*
LG
Louis :-)
Vor langer Zeit - Antworten
Marita Nach der Oktoberrevolution 1917, genau im Jahre 1925 in den Zügen der antireligiösen Kompanie wurden alle religiöse Feiertage verboten, auch Weihnachten. Anstelle von der Weihnachtsfeier kam im Jahre 1935 das Jolka (Tannenbaum)-Fest dazu. Es hatte alle die formale Zeichen vom Weihnachtsfest: der geschmückte Weihnachtsbaum, die mit Tannenzweigen, Glitzer, Girlanden und anderem Firlefanz geschmückte Räume, die russische Figur des Weihnachtsmannes Väterchen Frost und seine Enkelin Snegurotschka (das Schneemädchen), die festlichen Lieder (ohne religiösen Inhalt) und die karnevalistische Verkleidung zum Fest. Es war jetzt das Neujahrfest, ein Fest der Wintersonnenwende, ein Fest des Winters im Großen und Ganzen. Nach der Perestrojka, im Jahre 1991 wurde das Weihnachten als Feiertag wieder anerkannt und gefeiert. Die orthodoxe Kirche bekennt sich zum julianischen Kalender und Weihnachten wird am 7. Januar gefeiert. Für die meisten Russen ist das ein religiöses Fest, den man in der Kirche feiert und mit dem Jolkafest hat es nichts gemeinsam. Jolka bleibt ein weltliches Fest des Winters und des Neujahres und wird parallel zum religiösen Feiertag gefeiert. Im Prinzip, hat das Weihnachten, das man in Deutschland feiert, auch wenig mit Religion zu tun.
Vor langer Zeit - Antworten
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