Gedichte
In dieser Stadt - von Kerim Mallée

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"In dieser Stadt - von Kerim Mallée"
Veröffentlicht am 19. März 2017, 6 Seiten
Kategorie Gedichte
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Über den Autor:

Das Schreiben hat mittlerweile Ausmaße erreicht, bei denen ich es nicht mehr als Hobby abtun kann. Es ist zur Krankheit geworden und ist gleichzeitig die Medizin. Problem und Therapie. Ich bin süchtig nach meinem Methadon, es ist mir mittlerweile wichtiger geworden als das Heroin. Die Worte sind Hunger und Brot zugleich. Sie halten mich nachts wach und machen mich tagsüber müde. Nichts liebe und hasse ich so sehr, wie das geschriebene Wort. Ich ...
In dieser Stadt - von Kerim Mallée

In dieser Stadt - von Kerim Mallée

In dieser Stadt

Über den Straßen ist der Tag schon hell, In dieser Stadt. Doch in der Nähe des Bodens, Krallt sich der Nebel, unnachgiebig An den Morgentau der noch überall zu finden ist, Auf den kalten Oberflächen, Wo der März sich gestern voller Zuversicht, In die Gewänder des Junis hüllte. Du erwachst, Zu den Geräuschen im Treppenhaus, Dem kratzen auf der anderen Seite der Schlafzimmerwand, In dieser

Stadt. Dein schwermütig schlagendes Herz begreift, Dass es nun zu wach ist, um erneut zu schlafen, Zu wach um zu dem Traum zurückzukehren, Der gerade noch war, Aber in unfassbar große Ferne rückt, Wenn man diesem “gerade”, Den Namen “Letzte Nacht” nun gibt. Ein Regen fällt auf ihre Dächer, Ein ungestümes Kind der Wolken Und ein Wind zieht durch alle Straßen, Über alle fleckigen entstellten Stellen, Derer sich so zahlreich finden in dieser

Stadt. Ein Wind, wie die Hände eines neugierigen Blinden, Für den das Aussehen keine Rolle spielt, Der an den Wänden der Häuser, Die Geschichten jener, die darin lebten und starben Liest, Der nach dem Zigarettenqualm vergangener Atemzüge Unter den Schichten einer Tapete, Die so oft gewechselt wurde, Dass die Wände näher rückten wie unpassend an den Tag gelegte Zärtlichkeit, Gräbt, Wie es Archäologen nach ihrer

Vorstellung von Schönheit tun. Der Regen fährt dir in Knochen, Der Wind sticht dir in deine Haut. Du bist jetzt so wach, dass du fast Gewissheit findest, Könnte die Stadt nur eine Sekunde in Stille verharren, Könnten all die grellen Lichter nur für den winzigsten Atemzug, Die Existenz der Nacht verstehen, Es würden sich noch finden lassen, Spuren jenes letzten Traumes, In den Augen all der Menschen, Die starrend in das Licht des Großstadt-Molochs, Den Wunsch zu wissen, was an der Schlafzimmerwand in der anderen

Wohnung kratzt Und was die Stimmen im Treppenhaus an Worten mit sich tragen, Zusammen mit den anderen Resten eines zerbrechlichen Paradieses, Im Staub und Echo leerer Himmel begraben, Wo einmal die Sterne schimmerten, wie die ewige Fotografie von Glühwürmchen Und eben erst ein Traum verklang.

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Über den Autor

weltenweiterw
Das Schreiben hat mittlerweile Ausmaße erreicht, bei denen ich es nicht mehr als Hobby abtun kann. Es ist zur Krankheit geworden und ist gleichzeitig die Medizin. Problem und Therapie. Ich bin süchtig nach meinem Methadon, es ist mir mittlerweile wichtiger geworden als das Heroin. Die Worte sind Hunger und Brot zugleich. Sie halten mich nachts wach und machen mich tagsüber müde. Nichts liebe und hasse ich so sehr, wie das geschriebene Wort. Ich kann nicht anders als es als meine Berufung zu sehen. Hermann Hesse trifft es mit seinen Worten am besten. Ich will Dichter werden oder Nichts.-Kerim Mallée

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