Biografien & Erinnerungen
Empathie

Rücksicht

Einkaufsbummel. Verkaufsoffener Sonntag. Ich brauche ein paar neue Schuhe. Brauche ich die nicht andauernd? Na, heute war es mal wieder so weit.

Ich öffnete die erste Tür des Kaufhauses. Warme Luft strömte mir entgegen. Hui, ich hatte meine warme Daunenjacke an und mir wurde schon jetzt warm.

Vor mir ging ein etwa Mitte 40-Jähriger Mann. Er öffnete die zweite Tür und ließ sie einfach los. Die Tür fiel gegen meinen Arm. Überrascht sah ich dem

Mann hinterher.

Mh, war es nicht mal so, dass man hinter sich blickte, ob jemand kam, dem man dann die Tür aufhielt? Nun ja, vielleicht hat er gerade Stress mit seiner Frau und war gedanklich ganz weit weg.

Ich fand meine Schuhe. Freude, große Freude.

Auf dem Rückweg ging ich über den großen Platz vor dem Einkaufszentrum. Oh, ein Glühweinstand. Bei dem Wetter doch geradezu genial.

Ich stellte mich an den Tresen. Meine

Geldbörse hatte ich in der Hand und las erfreut, was es an Getränkeangeboten so gab. Eierpunsch. Das wäre jetzt was. Volles Programm mit dicker Sahnehaube. Ich war bestimmt eine Stunde gelaufen. Also, in der Zeit werde ich wohl Platz geschafft haben für ein paar Kalorien.

Neben mir stellte sich plötzlich ein ziemlich angetrunkener Kunde und hielt mühsam nach Gleichgewicht suchend zwei leere Becher in den Händen. Sofort kam einer der drei Bedienungen zu ihm gerannt und fragte nach seinen Wünschen.

"Nun", dachte ich, "okay, der Kunde ist

volltrunken und bedarf wohl der Bedienung vor mir". Gut fand ich das nicht.

Rechts von mir erschien laut grölend eine Kundin und verlangte drei neue Getränke. Erstaunt sah ich die Bedienung an, die sogleich zu der Frau rannte.

"Hab ich heute eine Tarnkappe auf?" Ich steckte mein Portemonnaie langsam wieder ein und verließ den Stand.

Seltsamer Tag. Ich hab jetzt auch mehr Lust auf einen schönen Kaffee bei mir zu Hause.