„B-Bitte… Ich habe alles… Alles gemacht, was du verlangt hast… Ich habe ge-gewonnen… . L-lass mich gehen…. Was willst du denn
noch? Ich habe meine Lektion gelernt….Ich habe gewonnen…. B-bitte….“ „Dein Körper mag vielleicht gebrochen sein... Doch deine Seele ist es gewiss nicht. Ganz gleich wie viele Aufgaben ich dir Stelle, in wie viele Fallen ich dich stecke, so würden Menschen wie du sich niemals ändern! Heute bereuen sie alles, sagen, sie hätten gelernt…. Und Morgen sind alle guten Worte wieder vergessen! Wie oft hast du schon versprochen ein besserer Mensch zu sein? Wie oft hast du durch deine Lügen anderen das Leben schwer gemacht? Wie oft? Ich zweifle an deiner Ehrlichkeit… Wie viel Wahrheit steckt wirklich hinter deinen von Lügen geleiteten
Worten? „B-bitte….“ „Dein Flehen mag vielleicht das unschuldige Mädchen, das du so oft schon hinter ihrem Rücken betrogen hast, gnädig stimmen…. Doch hier geht es um Stärke! Den Willen, seine Vergangenheit hinter sich zu lassen und ein neues, besseres Leben zu beginnen! Zu lernen… Hast du wirklich gelernt, Joe? Du magst dich bisher gut geschlagen haben, hast alle meine Tests erfolgreich bestanden! Doch meiner Meinung bist du nicht würdig, das Leben zu erlangen! Nicht nach allem, was du bereits getan hast! „… Lass mich gehen… I-ich habe mich ge-geändert! W-wirklich… Gib mir ein…eine Chance! Bitte….“ „Mir gefällt diese Einstellung; ich werde dich gehen lassen… solltest du einen weiteren Test bestehen! Nur eine Kleinigkeit noch, die endgültig über dein Leben entscheiden wird, Joe!
Ein letztes Spiel.“ „W-wie oft…. H-hast du das…. Das schon gesagt… elender Betrüger…..“ „Hahaha; so geht nun einmal das Spiel. Keine Sorge; ich halte mein Wort. Du wirst frei sein, Und nur eine Entscheidung hängt davon ab! Das letzte Spiel erwartet dich hinter der stählernen Tür an der Ostseite. Viel Glück, Joe! Leben oder sterben; du hast die Wahl!“ * „Und ich hatte angenommen, dass die Spiele endlich beendet worden wären…“ Der Polizeikommissar kratzte sich am Kopf. John Kramer und dessen Handlanger; alle die bei den Spielen beteiligt waren, waren entweder tot oder hinter Gittern. Steven Clarks, einer seiner besten Männer, schüttelte leicht den Kopf. „Und jetzt,
nach zwei ein halb Jahren beginnt alles wieder von vorn. Nur, wer um…“ Der Kommissar hob die Hand und bedeutete seinem Gegenüber so, zu schweigen. „Wer auch immer dahinter steckt, er schlägt ein völlig neues Kapitel auf.“ „Und neue Regeln…“, murmelte Charlie. „Sie haben sich geändert. Die Spiele entsprechen überhaupt nicht dem alten Muster. Es hat den Anschein, als handelt es sich hier um einen Nachahmungstäter, der aber keineswegs die Grundzüge der alten Spiele beibehält. Es sieht mehr danach aus, als seien sie nur zum Töten; ob aus Rache oder aus Spaß… Es handelt sich auf jeden Fall um einen wahnsinnigen, der John´s Spiele neu auffrischt und dabei nicht sonderlich darüber nachdenkt, was genau er überhaupt tut! Ich gehe davon aus, er sollte daher auch leichter zu enttarnen sein, als damals zu Anfang unser guter, alter John, welcher mir bis heute wahrhaftig noch ein Rätsel ist.“ Der Kommissar, Steven Clarks, hörte Charlie aufmerksam zu,
mehr als seine Worte zu bestätigen, konnte er momentan auch nicht. Er griff nach einer Akte und schlug sie auf. Die junge Frau, welche auf dem Boden lag, stach ihm dabei wie ein Dorn ins Auge. Sie hatte nur eine dezente Rolle im makabren Spiel eingenommen, jedoch mit ihrem Leben bezahlen müssen. Sie und noch viele andere Jugendliche; die meisten von der Rocky-Highschool. „Charlie, sie wissen, was zu tun ist. Sollte es irgendwelche neuen Hinweise geben, melden Sie sich bitte unverzüglich bei mir. Ich werde noch einige Ihrer Kollegen mit einschalten; ich wünsche Ihnen bei ihren Ermittlungen viel Erfolg. Und seien Sie vorsichtig.“ Charlie nickte und verließ das Büro. Steven beunruhigte es besonders, dass seine geliebte Tochter, Verena, ebenfalls auf die Rocky-Highschool ging. Wer auch immer der Nachahmungstäter war, er musste es so schnell wie möglich in Erfahrung bringen…
Doch bis dahin sollten wohl noch einige dem Wahnsinn des Nachahmungstäters verfallen….
„Und dir geht es auch wirklich gut?“ Verena schaute entnervt zum Boden; ihr Gesichtsausdruck zu einer grimmigen Miene verzogen. Schon gezählte viermal hatte ihr Vater sie das schon gefragt. Mit verschränkten Armen und angewinkelten Beinen saß sie ihm gegenüber und starrte ihn vorwurfsvoll an. „Dad, wir sind nicht auf deiner Wache und auf deine wiederholenden Verhörspielchen habe ich jetzt auch keine Lust mehr! Ich sagte doch, dass mir nichts fehlt! Ich sitze hier, nach wie vor in ganzen
Stücken…“ Sie wollte die Küche verlassen, in welcher ihr Vater sie festhielt, doch dieser hielt Verena am Arm fest- ganz und gar nicht amüsiert über ihren sarkastischen Unterton, den sie soeben an den Tag gelegt hatte. „Die ganze Jigsaw-Sache beunruhigt mich nun mal. Deine Freundin ist bei seinen kranken Spielen ums Leben gekommen-, bedeutet dir das denn gar n-…. „ … Ehemalige Freundin….“ „Bitte? Ich dachte ihr –„ „Nein! Schon lange nicht mehr. Unsere Freundschaft ist vorbei; seit der vorletzten Klausur… Es ist mir
eigentlich egal; sie ist mir egal…“ Verena riss sich endlich los, funkelte ihren Dad wütend an und wandte sich von ihm ab. Nicht ohne ihm noch zuzurufen: „Würdest du mehr zu Hause sein und dich auch mal für mich, deine Tochter, interessieren als für irgendwelche Leichen, denen es eh egal ist….. Dann wüsstest du das auch!“ Damit verließ sie die Küche. Ihr Vater blickte seufzend zur Tür; sie hatte sich nicht mehr umgedreht und mit Schwung und einem lauten Knall die Tür zugeschlagen. „Ich mache mir doch nur Sorgen…“ Er kratzte sich am Kopf, wohl wissend er würde die Situation nicht verbessern,
wenn er jetzt zu ihr ins Zimmer käme und… Das Telefonklingeln riss ihn aus seinen Gedanken. Der helle, piepende Ton bohrte sich tief in sein Trommelfell; zum verrückt werden! Wenn er das nicht schon wäre. Seit dem Jigsaw Fall distanzierte er sich wirklich mehr von seiner Tochter… Doch er wollte doch nur dass es ihr gut ging; dass ihr nicht so etwas passiert… Der schrille Ton des Diensthandys klang wie ein nicht mehr enden wollendes Echo; festsitzend und nagend… „Mister Clarks, Sir! Das müssen Sie sich unbedingt ansehen! Womöglich könnte dies ein weiterer Hinweis auf den Jigsaw
Mörder sein.“ Der Kommissar horchte nun doch auf, nachdem er die Worte seines engsten Vertrauten hörte. Hinweise waren zurzeit mehr als nur unter dem Mikroskop sichtbar, er war froh, dass es nun vielleicht doch erheblich sichtbare Erfolge geben würde. Gespannt hörte er nun zu, nur noch mit dem Hintergedanken diesen perfiden Möchtegern- Jigsaw auf ewig einzuäschern… „Alles klar, ich komme so schnell ich kann.“, nuschelte er schnell und notierte sich eilig die Adresse, welche ihm durchgegeben wurde. Sein Gegenüber fing plötzlich an, ein
leichtes Glucksen von sich zu geben; was fast schon wie ein unterdrücktes Kichern klang. „Dass Ihnen zu diesem Zeitpunkt auch noch zu Lachen zumute ist…“ Der Kommissar kratzte sich am Kopf und seufzte. Sein Freund konnte doch tatsächlich in allen Situationen stets etwas mehr Humor bewahren, als von Vorteil wäre. Er war ein gutmütiger Mann; und ein guter Ermittler. Steven hatte sich mit ihm sofort gut verstanden, auch wenn er erst seit zwei Jahren in Dienst getreten ist, so hatte Steve bisher mehr Vertrauen zu ihm, als zu anderen Kollegen geschlossen. Charlie war wie ein Bruder, sie verstanden einander und
konnten gut zusammenarbeiten. „Ach komm, du kennst mich doch. Komm einfach und sieh dir die Grabschändung an, die ich hier veranstaltet habe.“, mit einem leichten Lachen verabschiedete Charlie sich. Während der Telefongespräche blieben sie meistens beim ´Du´, nur auf der Arbeit blieben beide bei der höflichen Anrede. Nun musste Steven auch leicht grinsen, nicht zuletzt wegen Charlies letzten Kommentars. Er schaffte es immer wieder, jede noch so ernste Situation zu neutralisieren; Charlie war einfach jemand, dessen übermutige Laune ansteckte. Steve arbeitete gerne mit ihm
zusammen, er selbst fühlte sich innerlich ruhiger, auch jetzt. Er wusste, dass er von seiner Tochter nur ein mürrisches und hasserfülltes Gesicht zu erwarten hatte, also gab sich Steven gar nicht erst die Mühe; sie würde sich wieder fangen, alles was sie brauchte war etwas Zeit… Und die war zu Tagen äußerst knapp. Der Weg führte ihn eine holprige Straße entlang, die Kirche des Friedhofes am Ende der Straße ragte hoch in den Nachthimmel. Die Lichter einiger Einsatzwagen erleuchteten die sonst tote Straße und tauchten sie in ein bläuliches Licht. Clarks parkte seinen Porsche in eine
freie Lücke und wurde auch schon wenig später von seinen Kollegen, allen vorne ran Charlie, oder auch Mister Spencer, der dem Kommissar anerkennend auf die Schulter klopfte und ihn angrinste. „Dann zeig ich dir, ähem, Ihnen mal das schöne Stück, Mister Clarks.“ Er folgte seinen Kollegen, lange Schlangenwege zogen sich durch den Friedhof, bis sie an ein einzelnes Grab kamen, welches unter einem großen Baum angelegt war. Oder zumindest das, was davon noch übrig blieb; Eine tiefe Kuhle tat sich vor Steven und dessen Kollegen auf und nur umherkriechende Maden und anderes Getier zierte das vor einiger Zeit noch geschlossene Grab,
welches nun mehr von gähnender Leere und Dunkelheit bewohnt wurde. Steven Clarks hüllte sich in seine warme Jacke ein und stieß einige kleine Wölkchen aus seinem Mund aus. Er beäugte das leere, kälteausströmende Loch vor sich, doch der umgestoßene Grabstein erweckte noch mehr Bedenken in ihm. John Kramer *7.Aug.1942*-….+27.Okt.1994+ „Da gönnt wohl jemand dem alten John wohl keine Ruhe“, flüsterte Charlie Spencer und ein leichtes Grinsen
umspielte seine Lippen, während er sich gegen Steven lehnte. Dieser schaute seinen Freund und Kollegen missgünstig an. „Ist das für Sie ein Spaß? Ich schätze ihre lockere Art, Mister Spencer, jedoch ist dieser Sarkasmus hier absolut unangebracht! Ich bitte Sie mit aller Hingabe und Konzentration an diesem Fall zu arbeiten; es handelt sich hier um Leichenschändung! Wer auch immer für diese Untat verantwortlich ist; er hat weder Respekt vor dem Tod noch vor dem Gesetz und vor allem…“ „Es beunruhigt mich, dass es
ausgerechnet die Leiche von John Kramer ist…“, murmelte Officer Grey, der sich leise zu Wort meldete und beunruhigt in die Runde schaute. „Knapp drei Jahre schon liegt-… lag- er nun hier, genau an dieser Stelle, vergraben…“ „Er wird doch wohl nicht von den Toten auferstanden sein?“ „Mr. Spencer, bitte verkneifen Sie sich diese Kommentare! Diese Lage ist mehr als nur ernst zu nehmen! Ich weiß, worauf Officer Grey hinaus will. Bitte, fahren Sie fort!“ Steven schaute seinen nächsten mit strengem Blick an, welcher sich räusperte, eine knappe Entschuldigung
murmelte und dann schwieg. „Danke sehr.“, ergriff Officer Grey nun wieder das Wort, „Wie ich bereits sagte, beunruhigt mich die ganze Situation zunehmend. Die Jigsaw-Spiele beginnen erneut und ausgerechnet die Leiche desjenigen, der den Stein überhaupt erst ins Rollen gebracht hat, ist jetzt verschwunden. Wäre es nicht denkbar, dass dies ein weitergedachter Plan des alten John´s sein könnte? Er hatte viele Kumpane, die für und mit ihm gearbeitet haben, so wäre es allzu gut denkbar, dass all das hier ein geplanter Akt des alten Jigsaws sein könnte.“ Steven Clark nickte anerkennend. „Dies ist gut möglich. John Kramer hatte
viele Geheimnisse und es war schwer ihn genau zu durchschauen. Heute noch bleibt er mir in mancher Hinsicht noch ein Rätsel. Es ist gut möglich, dass ein weiterer von Johns Helfern dahinter steckt, sich im Schatten gehalten und jetzt zugeschlagen hat. Wir müssen jede Möglichkeiten überdenken und überprüfen. Schaut nochmals in den Akten nach, zu welchen Personen John Zugriff hatte. Lasst kein Detail aus! Ich werde versuchen herauszufinden, was mit seinem Leichnam geschehen ist.“ „Warum heute nur so ernst?“, brummte Charlie und wedelte hustend mit seiner
Hand den Zigarettenqualm seines Gegenübers weg. „Möglich, dass all dies etwas mit deiner Tochter zu tun hat? Sie ist kein Kleinki….“ „Was verstehst du schon, du hast keine Kinder; nicht einmal eine Frau, um die du dich sorgen müsstest.“, entgegnete ihm Steven verächtlich, ohne seinen Freund anzusehen. „Tag und Nacht nicht stillsitzen zu können, vor der Angst demjenigen könnte etwas passieren…“ „Schon verständlich, aber nun, wie wäre es, wenn Sie – und ich zitiere- `mit aller Hingabe und Konzentration an diesem Fall
arbeiten´.“ „Du findest tatsächlich zu jedem Moment den falschen Kommentar… Aber im Aufheitern warst du schon immer miserabel. Zugegebenermaßen hast du jedoch auch Recht, Charlie. Wir müssen uns in den Fall reinhängen, also los; steig schon ein! Ich will keine Zeit verlieren und zu Hause wartet noch eine miesgelaunte Möchtegernerwachsene, mit der ich auch noch einiges zu klären habe.“ Mit diesen Worten stieg Steven Clarks in seinen Porsche und schaute dann zu, wie sich Charlie reumütig zu ihm gesellte. „dann können wir ja los. Ach und Charlie… Lass uns ein Spiel spielen. Die
Regeln sind einfach: Wer während der Autofahrt länger schweigen kann gewinnt… Du magst doch Herausforderungen, oder nicht?“ Steven grinste nur, als sein Freund ihn zunächst schockiert anschaute.
„Und du sagst immer, mein Humor wäre in manchen Situation unpassend?“
Steven nickte nur und drehte langsam seinen Kopf zu Charlie.
„Tja, mein Freund: Game Over!“