Romane & Erzählungen
Alex, der Lord

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"Als Alex, das Kanalkind aus Bukarest, seine Entdeckung macht, mit der er die Welt verändern wird"
Veröffentlicht am 07. März 2017, 60 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

Mich interessieren schöne, auch schöngeistige Dinge, besonders Klarheit im Denken, sofern es in der heutigen Zeit der Überflutung mit Informationen möglich ist. Ich habe Jahrzehnte meines Lebens damit verbracht, ein kleines Stück dieser Welt zu verändern. Leider geschah dies mittels eines kleinen Unternehmens, welches letztlich an der stärkeren Macht ? der realen Wirtschaft ? gescheitert ist. Das war mein Glück !.
Als Alex, das Kanalkind aus Bukarest, seine Entdeckung macht, mit der er die Welt verändern wird

Alex, der Lord

PROLOG

Bevor ich euch nun berichte, wie alles begann, möchte ich ein paar Sachen klarstellen. Alex hat bis heute einen Greuel vor dem Schreiben, speziell davor seine eigenen Erlebnisse auf Papier zu bringen. Zu dem Zeitpunkt, als alles begann, war seine Ausdrucksweise doch recht limitiert. Zudem kann man nicht alles aus dem rumänischen wörtlich übersetzen. Ich begann schon damals, alles was Alex mir erzählte zu Papier zu bringen. Bevor es aber veröffentlicht wurde, hat Alex alles noch mal durchgelesen und auch einige Veränderungen vorgenommen. Speziell

die Kraftausdrücke, die er damals verwendete, sind ihm peinlich. Ich finde es schade, aber es sind seine Geschichten. Auch wenn wir uns jetzt, im Jahre 2026 befinden und beinah jedermann von unserer Existenz weiß, sind unsere wahren Identitäten bis heute geheim und das soll auch so bleiben, Wir haben zwar vieles auf dieser Welt verändert , aber die Mittel die wir dazu benutzten waren bekanntlich nicht immer in Konformität mit den jeweils gültigen Gesetzen. Wie wir später darstellen werden, war dies auch nicht anders möglich, in kürzester Zeit weltweite Veränderungen zu erwirken. Es werden auch keine Jahreszahlen genannt,

speziell für den Beginn unserer Entdeckungen, damit auch diesbezüglich keine genauen Rückschlüsse möglich sind. Auf Grund der Schilderungen werden die meisten von euch durch Vergleich mit der Geschichte der letzten 20 Jahre so ziemlich genau wissen, von welchen Jahren wir jeweils sprechen. Desgleichen wird in diesem ersten Buch zwar der größte Teil des Geheimnisses entlüftet, wir beschränken uns allerdings in diesem Buch auch auf die Entlüftung der (meisten) Geheimnisse und die Wiedergabe einiger Abenteuer, die Alex in den ersten Jahren erlebte. Sollte euer Interesse groß genug sein, werden wir in weiteren Bänden den ganzen Zyklus der

Veränderungen darstellen sowie auch in einem Band alle Abenteuer von Alex und seinen Freunden. Und so begann es. Wie ihr schon erfahren habt, lebte Alex vom Betteln und verbrachte seine Tage auf der Straße und im Kanalsystem Bukarests. Ab und zu suchte er auch eine verfallene Lehmhütte am Rande der

größten Mülldeponie Bukarests auf. Sein Vater hatte immer behauptet, diese würde ihm gehören. Da bisher niemand Besitzansprüche darauf stellte, nutze Alex diese als seine Zweitwohnung, wie er manchmal sagte. Nun sei gesagt, dass eine Unterkunft im Kanalsystem tatsächlich einen höheren Komfort gewährte. Die Hütte bestand aus Lehmwänden, Tür und Fenster waren durch einen Vorhang (von der Mülldeponie gesammelt) dargestellt, darüber war ein Strohdach, welches alles andere als dicht war. Auf dem Lehmboden war eine alte Matratze (deren Herkunft sie bestimmt erraten), eine vertiefte Stelle mit einem Eisengrill

drüber (ein 5 Sterne Herd), einige Latten in der Wand beherbergten ein paar Utensilien wie Pfanne, Kochtopf, Besteck , bei deren Anblick man sich fragte, welcher Steinzeitmensch sie wohl zuletzt benutzt hatte. Ein verrosteter Kleiderhaken im Lehm einer der Wände, eine verrostete Waschschüssel, ein Stück Seife und 2-3 nicht identifizierbare Utensilien komplettierten das Mobiliar. Der Gestank von der nahen Müllhalde konnte es jederzeit mit den Gerüchen aus dem Kanalsystem aufnehmen. Wie gesagt, es war ja auch bloß die Zweitwohnung. Und doch war es dieser Halt, der ihn vor dem totalen Absturz bewahrte. Die Gewissheit noch etwas

sein Eigen zu nennen. Zu seiner Hauptwohnung im Kanalsystem werden wir auch noch kommen. Zunächst war die Umgebung der Lehmhütte der Hauptpunkt seiner Erzählungen.

FASSUNGSLOS

Es war einer dieser stickig heißen Tage in Bukarest. Nach einigen Geschäftsterminen in den Betonburgen der Stadt, hatte ich beschlossen, meinen Lieblingsplatz aufzusuchen, einen Park rings um einen See. Hier gab es Restaurants mit großen, schattigen Terassen . Eine Kleinigkeit essen, etwas Kaltes, Erfrischendes trinken, und schon wäre die Welt wieder in Ordnung. Dachte ich zumindest. Nun, ich suchte mir ein ruhiges Eck auf einer dieser Terrassen aus, bestellte ein Bier und ließ mir Zeit mit der Bestellung fürs Essen. Für Heute war nichts Großes mehr geplant, außer

einem Besprechungstermin abends mit 2 Mitarbeitern. Langsam legte sich die Hitzemüdigkeit und ich konnte meinem strapazierten Denkapparat Abwechslung gewähren. Die hübschen Mädchen, die um den See herum flanierten, die Möchtegern Playboys, die mit Ihren teuren Autos wichtigtuerisch auf dem Parkplatz ankamen, Geschäftsleute, die schnell und genauso wichtigtuerisch mit gezogenem Handy einen Tisch ansteuerten – all dies war für mich eine gute Ablenkung und belebte meinen Geist. Es gefiel mir schon immer, verschiedene Leute zu beobachten und ihre Handlungen zu interpretieren.

Die Sonne knallte weiter erbarmungslos auf all dies hernieder, aber mein schattiges Plätzchen und das kühle Bier ließen es erscheinen, als ob es außerhalb meiner Welt wäre. Ich genoss es aus vollen Zügen, war voll vertieft in das Studium der verschiedenen Menschen, als das geschah, was mein Leben vollständig verändern sollte. „Tag. Ich hoffe schon lange, dich hier zu finden“. Die Worte kamen schnell, scheu, irgendwie gehetzt. Ich wusste gleich, wem ich die Stimme zuordnen sollte, sah ihn aber nicht. Der Stimme nach war es Alex. Alex ,der Lord. Er war eines der vielen Straßenkinder

Bukarests, streng genommen war er ein Kanalkind. Dies war in der Hierarchie der Straßenkinder die tiefste Stufe. Alex war ein Zigeunerkind, seine Eltern waren vor einiger Zeit aufgebrochen, um einen Bettelzug durch Europa zu machen und hatten ihn schlicht vergessen. Nicht, das ihm das was ausgemacht hätte, aber es gab immer wieder Probleme wenn er mal aufgegriffen wurde und nach Domizil, Eltern, etc. gefragt wurde. Er wusste nicht, ob er sie überhaupt noch wiedersehen würde. In seinem Leben hatte sich dadurch auch kaum was verändert: er hatte vorher schon betteln und dann das Geld seinen Eltern abliefern müssen. Jetzt konnte er es

wenigstens behalten, zumindest einen Teil davon. Die Wohnung, in welcher seine Familie zur Miete gewohnt hatte, war natürlich weg. Es stand noch eine beinah zerfallene Lehmhütte am Rande der großen Mülldeponie, welche angeblich seinem Vater gehörte – ein Ort wohin er sich manchmal zurückzog. Meistens aber war er mit „der Bande“ zusammen und hatte sein „Domizil“ zusammen mit diesen im weitverzweigten und viel bewohnten Kanalnetz Bukarests. Den Beinamen „der Lord“ hatte er erhalten, da er mehr als die anderen auf sein Äußeres achtete und auch beim Betteln seine Eigenarten hatte. „Nicht erschrecken. Du kannst mich

nicht sehen.“ Seine Stimme klang als ob er dicht neben mir stehen würde. Dabei sah ich mich um. Niemand war neben mir! Im Umkreis von ein paar Metern waren allerdings etliche Büsche, Bäume und auch eine recht hohe Hecke paar Meter links von mir. Wahrscheinlich hatte er irgendeinen Trick gelernt, um seine Stimme so nah an meinem Ohr klingen zu lassen. Ich war mir sicher, dass es Alex war. Seine rauchige, aber doch kindliche Stimme war in meinem Umfeld einmalig, zumal ich nicht viele Kinder zu meinem Umfeld zählte. Ich kannte Alex seit fast 2 Jahren. Da ich eine kleine Firma in Rumänien hatte, war

ich auch etwa die Hälfte des Jahres dort. In Rumänien, speziell in Bukarest kann man kein Restaurant (zumindest jene mit öffentlichem Zugang oder Terrasse), keinen Parkplatz eines Supermarktes, einer Behörde oder eines Hotels aufsuchen, ohne von Bettlern angesprochen zu werden. Das geht los mit den Straßenkindern, aber es sind auch viele andere Gruppen (Rentner, Alkoholiker, Mütter mit Babys) auf diese Almosen angewiesen. Manche verkaufen im Straßenhandel oder auch von Tisch zu Tisch gehend (in Restaurants) irgendwelche Produkte, um zumindest einen Teil ihrer Würde zu wahren. Im Laufe der Zeit kriegt man eine

ziemlich dicke Haut und sucht sich ein paar „Bevorzugte“ aus, denen man gelegentlich was zukommen lässt. Dies gilt übrigens im selben Maße für die zahllosen herrenlosen Hunde, wobei sich um diese mehr internationale Berühmtheiten bemühen, als um die Menschen. Alex fiel mir beim ersten Mal durch seine Art des Bettelns auf. Er lächelte mich in einer Art an, in der er zu sagen schien „wenn du magst, gut- wenn nicht, macht es auch nichts“. Er bekam also ein paar Lei (rumänische Währung) von mir und dies auch noch 2-3mal danach. Er war mir sympathisch, aber das war es dann auch. An einem Herbstabend, den

ich mit Geschäftspartnern und Mitarbeitern bei einem guten Essen und ein paar Glas Wein verbracht hatte, verblieb ich allein am Tisch. Ich wollte mein Glas austrinken und dann aufs Zimmer gehen, als Alex auftauchte und mir mit seinem spitzbübischen Lächeln „ein kleines bisschen“ (so war sein Ausdruck) verlangte. Da ich leicht beschwipst war, ritt mich der Teufel und ich erzählte ihm, ich hätte ein Problem. Ich sei ohne Bargeld geblieben und hätte nicht mehr genug, um die Rechnung zu bezahlen, geschweige denn auch ihm noch was zu geben. Er wurde ganz ernst, setzte sich zu mir und fragte dann, wie viel ich denn noch brauche. Ich nannte

ihm eine relativ kleine Summe, für ihn aber doch recht hoch. Daraufhin leerte er alle seine Taschen, zählte den Berg an Kleingeld durch und schob dann den von mir genannten Betrag zu mir. Es blieben ihm noch ein paar Münzen. „ Meinst, du kannst mir das morgen wiedergeben?“ fragte er beinah schüchtern. Nun war mir klar, dass ich ihm keinesfalls gestehen konnte, dass dies nur ein Scherz war. Ich bedankte mich überschwänglich bei ihm und war froh, dass er ging bevor ich wirklich zahlte. Sein „Darlehen“ überließ ich der Bedienung als Trinkgeld. Ab diesem Tag war Alex kein x-beliebiges Straßenkind mehr für mich. Ich hatte danach viele Gespräche mit ihm und

kann auch ruhigen Gewissens behaupten, das ich auch einigen Einfluss auf sein weiteres Leben hatte. Doch dazu später mehr. Ich sah mich weiter um, doch ich konnte ihn nirgends sehen. Aber ich war auch zu träge, um aufzustehen und hinter Hecke und Büschen nachzuschauen. Lächelnd wartete ich, dass er sich zeigen und mir diesen Trick erklären würde. Trotz aller Gelassenheit hatte ich auch ein Gefühl der Unsicherheit, irgendwas stimmte da nicht. „Nun ist aber gut. Du hast da einen guten Trick drauf. Komm raus und iss was mit mir. Dann kannst mir auch den Trick erklären“. Ich hielt dabei beide Daumen

nach oben, um ihm anzuzeigen, das sein Trick wirklich alle Achtung verdiente. „Es wird ein bisschen dauern, bis du mir den Trick glaubst“ klang seine Stimme direkt in mein Ohr. Es war viel Resignation und auch ein Hauch Angst aus seiner Stimme herauszuhören. „Die Wahrheit ist, dass es kein Trick ist“. Die Stimme konnte nicht weiter als ein Meter sein. Ich sah mich nach technischen Hilfsmitteln um. Ich traute Alex zwar nicht zu, solche raffinierte Mittel zu beherrschen, andererseits wusste ich, dass er ein sehr gutes Auffassungs- und Umsetzungsvermögen hatte. Ich war ja auch mehrere Wochen nicht mehr in Bukarest

gewesen. „Bitte erschrecke jetzt nicht. Was ich dir sagen und zeigen werde wird dich mit Sicherheit an allem zweifeln lassen, an mir und an deinem Verstand“. Die Situation musste sehr ernst sein. Und Alex hatte sich total verändert. Er hatte bisher in den Gesprächen mit mir ganz selten so gewählt sprechen können. Trotz des wahrlich sommerlichen Tages, verspürte ich ein Frösteln. Ich verspürte das Bedürfnis, mich in die wärmende Sonne zu stellen. „Ich muss dir als erstes sagen, dass ich seit etlichen Tagen durch diesen Park wandere, um dich zu finden. Ich hatte so sehr gehofft, dass du auftauchst“. Es

entstand eine kurze Pause, bevor er mit verzweifelter Stimme weitersprach. „Du bist der einzige, dem ich mit dieser Sache vertraue. Ich weiß, dass du mich nicht verraten wirst. Vielleicht kannst du mir sogar helfen“. Alles Mögliche ging in Bruchteilen von Sekunden durch meinen Kopf. Alex, als Krimineller. Alex tot, und ich sprach mit seinem Geist. Und noch viel mehr. Ich war mir sicher, mit etwas Ungewöhnlichem konfrontiert zu werden. „Ich werde mein Möglichstes tun, um dir zu helfen Alex. Erzähl einfach mal“, sagte ich mit unsicherer Stimme. „Ich werde mich jetzt hinsetzen. Du wirst mich nicht sehen. Du wirst

wahrscheinlich auch einen Teil des Stuhls nicht mehr sehen. Nimm es einfach als gegeben.“ Tatsächlich bewegte sich der Stuhl rechts von mir ganz leicht. Was aber dann geschah, war mehr als ich glauben konnte. Auf der Terrasse waren Stühle aus Rattangeflecht, mit hoher bequemer Lehne. Nach dem Rücken des Stuhls verschwand einfach auch ein Teil der Lehne. Verschwand einfach! War einfach nicht mehr da. Und dann verschwand einfach der gesamte Stuhl. Kein Flimmern, keine Bewegung, er war einfach nicht mehr da. Komplett weg. Ich dachte an die Tricks der besten Illusionisten, an Hypnose und sonstige

Tricks. Doch ich wusste, es war mehr als nur das. „Es ist besser, wenn man den Stuhl gar nicht mehr sieht. Wenn nur ein Teil unsichtbar wäre, würde das eventuell auffallen“, vermittelte mir die Stimme von Alex. „Kannst du das beeinflussen ?“ fragte ich ungläubig. „Naja, manchmal. Kommt immer auf das Objekt an. Jetzt habe ich meinen Körper so breit flächig wie möglich auf dem Stuhl verteilt.“ Da klang ein bisschen was vom alten Alex durch. Seine Stimme klang ein bisschen belustigt. „Das bedeutet, du durch deinen Körper beeinflussen kannst, ob etwas unsichtbar

wird?“ Ich fand mich schön langsam mit dem Unmöglichen ab und begann zu analysieren, als ob es ein Zustand wäre, der analysiert werden könnte. Wenn ich meinen Verstand bewahren wollte, blieb mir ja auch nichts anderes übrig. „Bei kleineren Sachen schon. Was aber noch schlimmer ist: manche bleiben auch längere Zeit unsichtbar, auch wenn ich sie nicht mehr berühre.“ Egal, ob die sengende Sonne mir den Verstand geraubt hatte, ob ich hypnotisiert war, ob der Trick des Jahrhunderts vor mit stattfand oder ob ich mit dem Unfassbaren konfrontiert war: ich musste da durch! „Nun der Reihe nach. Du bist also

unsichtbar und kannst sogar durch Berührung manche Gegenstände unsichtbar machen. Erste Frage: lebst du noch?“ Mir war bange vor seiner Antwort. „Noch lebe ich „ lachte er gequält auf. „Ich kann dich beruhigen. Ich bin kein Geist.“ Ich entschloss mich zur Attacke. „Okay, dann berühre mich einfach mal.“ „Das ist nicht so einfach. Du wirst es nicht spüren, wenn ich dich berühre. Außerdem wirst du beziehungsweise der Körperteil den ich berühre , dann auch unsichtbar.“ Aha ! Also stimmte doch was nicht. Er lebte, ich konnte seine Berührung aber

nicht fühlen. Da stimmte doch was nicht! „Nun, dann mach doch einfach mal einen Finger von mir unsichtbar. Bleibt der dann für immer unsichtbar?“ „Eigentlich nicht. Nur für kurze Zeit. Also gut, strecke mal deine linke Hand aus. Ich werde deinen kleinen Finger in meine Hand nehmen.“ Ich tat wie mir geheißen. Ich spürte ein ganz leichtes Kribbeln in meiner linken Hand. Ob das von der Berührung oder meiner Angst kam, konnte ich nicht eindeutig feststellen. Ich starrte also auf meine linke Hand. Und tatsächlich. Der kleine Finger verschwand. Sogar ein kleiner Teil des Handballens unter dem kleinen Finger.

Er war nicht mehr sichtbar, war aber noch da. Ich konnte ihn fühlen, krümmte ihn. Alles war da! Ich zog meine Hand weg, kniff in den Finger, konnte es genau spüren. Und dann wurde alles auch schon wieder sichtbar. Ich studierte mindestens eine Minute den Finger. Nichts war anders als vorher. In dieser Zeit hörte ich Alex kichern. Vielleicht war also doch alles eine Farce! Ich versuchte, so cool wie nur möglich zu bleiben. „Alex, wenn dies eine Show ist, Hypnose oder was auch immer. Du kannst damit reich werden“ „Ich bin schon reich. Ich kann beinah alles haben, was ich will.“ klang es

amüsiert von neben mir. „ Leg mal einen Geldschein auf den Tisch.“ Ich holte eine 10,-Euro Schein aus meiner Tasche und legte ihn mitten auf den Tisch. Keine Sekunde später war er verschwunden. „Dein Schein gehört jetzt mir“,lachte Alex. „Aber ich will ja nicht so sein. In 5 Sekunden hast du ihn wieder.“ Ich hatte das Gesagte kaum verdaut, und schon tauchte der Schein auf meiner Hand auf. Ich unterzog ihn einer gründlichen Prüfung, der Schein war derselbe. „Aha. Also kannst du dir Geld von anderen einfach aneignen“, stellte ich

fest. „ Von anderen, aus dem Supermarkt, von der Bank“, zählte er lachend auf.“ Aber trotzdem kann ich mit dem Geld nichts anfangen.“ „Das kann ich jetzt nicht verstehen. Es wird doch wieder sichtbar.“ „ Das Geld wird wieder sichtbar, ja. Aber nicht ich. Versuch mal als Unsichtbarer was zu bezahlen.“ Das Lachen aus der Stimme war wieder weg. Es klang verbittert, was er sagte, Ich schob, zumindest vorläufig, den Gedanken an Hypnose mal beiseite und versuchte das Ganze als unverrückbare Tatsache zu betrachten. „Verstehe. Also brauchst du jemand, der

für dich bezahlt.“ Das sollte also meine Rolle sein? „Nein“,klang es enttäuscht, “die meisten Gegenstände kann ich ja unsichtbar machen und einfach mit mir nehmen. Und wenn ich das auch noch bezahlen will, lege ich einfach das Geld hin.“ Alex, der Betteljunge. Alex, das Kanalkind. Alex, der Lord. Wenn das alles Wirklichkeit war, was hatte dieser Junge plötzlich alles haben können! Sachen, die er nicht mal zu träumen gewagt hätte. Aber was musste da noch dahinter stecken, da ich kaum Freude aus seiner Stimme heraushören konnte, sondern eher Verzweiflung?

Ich sah mich um. Mir wurde plötzlich bewusst, dass ein Außenstehender einfach glauben musste, da sei ein Irrer am Tisch, der mit sich selber Konversation machte. Zum Glück saß ich auf einem Teil der Terrasse, wo kaum Betrieb war. Der nächste besetzte Tisch war mindestens 10 Meter weg von mir. Außerdem war mir in der momentanen Situation auch ziemlich gleich, was andere von mir dachten. Ich wurde in meinen Überlegungen von der Stimme unterbrochen. „ Ich habe die besten, die teuersten Klamotten an. Doch was bringt es mir, wenn ich die weder selber an mir und auch andere nicht sehen können.“ Auch das klang bitter.

Das konnte ich bei diesem Jungen sehr gut nachvollziehen. Die besten Klamotten, und keiner kann es sehen. Und das bei dem „Lord“. Das musste sehr deprimierend sein. „Ich habe in den besten Hotels geschlafen. Ich habe gegessen, was nur die reichsten essen. Ich war auch in anderen Ländern. Und trotzdem...“ Ich versuchte das alles nachzuvollziehen. Das absolut Unerreichbare war für ihn wahr geworden. Der Traum eines jeden Menschen. Ich begann schon, mir für mich selber auszumalen, was ich als Unsichtbarer tun würde. Aber es gab ja ein Trotzdem. Alex schien in Erinnerungen versunken

zu sein. Ich musste ihm Zeit lassen. Ich brauchte auch selber Zeit für diesen Traum. In der Zwischenzeit hatte sich am benachbarten Tisch eine kleine Herde Alphatiere niedergelassen. Junge, muskelbepackte, hirnlose Kerle. Allein ihr Erscheinen auf der Terrasse sorgte für Unbehagen bei den meisten Gästen. Es waren die typischen Kleinganoven Bukarests, die Möchtegern Playboys, die sich für reich und unwiderstehlich hielten und dabei die meisten Menschen nur anekelten. Lärmend schoben sie Stühle hin und her , setzten sich nachdem sie jedermann gezeigt hatten, wer hier kam und legten ihre Beine mit den ach so

schönen Nike, Puma, Adidas auf den ansonsten liebevoll gestalteten Tisch. Ein junges hübsches , etwa 20 Jahre altes Mädchen bediente am anderen Ende der Terrasse, sie war aber die einzig sichtbare Bedienung, Prompt rief einer der „gepflegten Geschäftskerle“ mit lautester Stimme quer über die Terrasse: „Hey, du kleine Pflaume da hinten. Bring deinen Fickarsch mal in Trab und komm zu uns rüber. Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.“ Grölend unterstrichen die anderen 4 die Aufforderung. „Vielleicht springt auch ein nettes Stündchen mit uns für dich raus.“ grölte ein anderer zusätzlich. Die junge Dame lief rot an und setzte zu

einer gepfefferten Antwort an. Doch dazu sollte sie gar nicht mehr kommen. Ein gut bestückter Ober erschien prompt , kam zu den Kerlen hin und machte ihnen klar, dass dies ein Restaurant und keine Bodega sei und das sie sich entweder wie Erwachsene Gäste zu benehmen hatten oder sich woanders einen Platz suchen sollten. Die Kerle wurden daraufhin zwar noch frech, aber doch kleinlaut und bestellten Bier für alle. 3 von ihnen nahmen auch die Beine vom Tisch. Der Ober beließ es dabei und kam nach 2 Minuten mit 5 Halbe Bier. In dieser Zeit schwiegen Alex und ich. Wir beobachteten das Geschehen und hingen unseren Gedanken nach. Doch

kaum hatten die Kerle ihr Bier, begannen sie schon wieder mit unflätigen Worten die Aktivität des jungen Mädchens zu kommentieren. Ich hörte nur, wie Alex plötzlich sagte „kleinen Moment mal“ und dann ging alles sehr schnell. Ich nahm noch wahr, wie der Stuhl neben mir wieder sichtbar wurde und dann ging es am Nachbartisch rund. Ich sah, wie die erste Halbe sich selbstständig machte, einen Bogen beschrieb und der Inhalt einem der Kerle voll ins Gesicht stürzte. Dann ging es noch schneller. Die nächsten Halbe erhoben sich, das Bier klatschte jedem von denen ins Gesicht. Dann hob sich der Tisch wie durch Geisterhand, wurde ein

Stück weiter abgesetzt. Daraufhin wurden die Stühle einer nach dem anderen ruckartig gekippt, so dass die Kerle mitten auf dem Boden und voll in den entstandenen Bierlachen landeten. Damit nicht genug. Als die Schreie und das lamentieren der Kerle nachließen ertönte eine tiefe Stimme. „ Und jetzt verschwindet ganz schnell, solang eure Beine noch ganz sind“. Nicht nur die Kerle standen sichtlich unter Schock, sondern alle auf der Terrasse, die den Vorgang beobachtet hatten. 2 Männer weiter hinten bekreuzigten sich. Die Kerle rappelten sich auf, das Entsetzen war ihr Markenzeichen geworden. Sie sammelten sich in einer

Gruppe und gingen wortlos Richtung Ausgang. „Halt“ ertönte die tiefe Stimme nochmal, „die Rechnung ist auch noch offen. 5 Bier plus die Entschädigung für die Aufräumarbeiten macht 150 Lei (etwa 50 Euro). Einer von Euch legt das Geld hier auf den Tisch.“ Zaghaft sahen sich die Typen an, dann fasste sich einer ein Herz und kam Richtung Tisch. „ Und nochmal 150 für die Dame, die ihr beleidigt habt.“ Ohne jeglichen Kommentar legte der Kerl 300 Lei auf den Tisch, und lief dann den anderen hinterher, die schon beinah am Ausgang waren. Nun wandten sich alle Augen wieder dem Geistertisch zu und dann suchte man

mit den Augen alles aus der Nachbarschaft des Tisches ab. Und am Nähesten von allem war ich. Nacheinander blieben die Augenpaare an mir hängen. Zuerst von denen, die den Vorgang mitgekriegt hatten, dann von denen , welche die Geisterszene selbst nicht gesehen hatten und mich für den Helden hielten. Das in dieser Zeit 150 Lei von dem Tisch unsichtbar wurden und dann sichtbar wieder auf dem Serviertablett der jungen Bedienung auftauchten, bekam außer der Bedienung niemand mit. Inzwischen war auch der Ober erschienen und betrachtete mich nachdenklich. Einer der Gäste ging zu ihm, versuchte ihm zu erklären, was vor

sich gegangen war und wies ihn auf das Geld am Tisch hin. Der Ober kam, nahm das Geld an sich, zählte dies und wandte sich an mich: „Haben Sie diese Kerle vertrieben? Wenn ja, möchte ich mich bei Ihnen bedanken.“ Nun war es an der Zeit für mich, genauso wie die anderen zu reagieren. Obwohl ich wusste, wer dafür verantwortlich war! Ich hoffte bloß, dass der Lord jetzt absolute Ruhe bewahren würde. Ich rieb mir die Augen, tat schockiert und machte dem Ober klar, dass ich auch bloß Zeuge einer Unerklärlichen Begebenheit war. Ich fügte noch hinzu, dass ich gerne solche Kräfte besessen und damit das Gleiche getan hätte. Ich erklärte ihm

noch, das ich noch gesehen hätte , wie der Anteil der Bedienung auf deren Tablett erschienen wäre, dann riefen ihn einige der geschockten Gäste , um zu zahlen. Ich profitierte davon, dass er schon da war und bezahlte gleich mein Bier. Bevor ich ging, hörte ich den Ober noch sagen: „ wer oder was auch immer das war, ich danke aus ganzem Herzen“. Und dann ging ich raus in die Hitze. Noch nie hatte ich 40 Grad im Schatten als so wohltuend empfunden wie jetzt. Die Wärme vermittelte mir ein Gefühl der Geborgenheit. Mich fror selbst jetzt noch. Die letzte Begebenheit hatte mich restlos davon überzeugt, dass Alex kein

Spiel trieb, das keine Hypnose oder sonstige Tricksereien dahinter standen. Mir war unmissverständlich klar, dass ich eine Science Fiction aus den 70-er Jahren als real erlebte. Ich war mir sicher dass Alex wieder neben mir auftauchen würde, wenn dies nicht eh schon der Fall war. Ich beschloss, mit ihm auf mein Hotelzimmer zu gehen. Wenn er wollte! Mir wurde bewusst, dass sich die Rollen geändert hatten. Alex war mir zu nichts verpflichtet, schon gar nicht hinsichtlich seines Geheimnisses. „Denen wird für eine Weile die Lust vergehen, sich so aufzuführen“, schnaubte plötzlich seine Stimme neben

mir. Und dann lachte er los, laut und befreit. Glücklicherweise befanden wir uns allein auf diesem Abschnitt des Parks, sonst wäre schon wieder ein Wunder zu erklären gewesen. Er lachte nämlich eine gute Minute lang, und ich musste trotz meines Schocks einfach mitlachen. „ Du hast mich aber in eine ganz schön blöde Situation gebracht. Davon abgesehen, das es für dich auch gefährlich sein kann. Und nicht zu vergessen, das der Stuhl plötzlich wieder sichtbar wurde.“ Er gluckste noch immer vor Lachen. „War nicht schlimm für dich. Du hattest, obwohl du es wusstest, genauso große

Augen wie die anderen. Konnte jeder sehen, das du auch wie festgenagelt da saßest.“. Er kicherte weiter. „Für mich war es auch nicht gefährlich, werde dir schon noch erklären, warum“. Dann wurde er ernster. „Was den Stuhl anbetrifft: selbst wenn das einer haargenau mitbekommen hätte, er würde es als Sinnestäuschung dabei belassen. Ich habe schon viele Tests diesbezüglich gemacht. Und wie lange ich diese tiefe Stimme geübt habe . Geil, gell ?“Ich konnte ihm da nur beipflichten, selbst Hitchcock wäre damit zufrieden gewesen. „Was mich wundert, dass du diese Kerle so unwiderstehlich fandest. Mit deiner Bande habt ihr doch auch schon

ähnliches vollbracht“, wies ich ihn hin. Ich wusste aus seinen Erzählungen von früher, was sie alles anstellten, speziell wenn sie geschnüffelt hatten. „Stimmt“ sagte er ein bisschen traurig. „Aber wir hätten das nicht getan, wenn wir Geld gehabt hätten, um zivilisiert irgendwo ein Bier zu trinken“, sagte er trotzig.“ „Und wenn man uns in Ruhe gelassen hätte“, fügte er noch hinzu. Ich kommentierte das Ganze nicht weiter. Ich war mir sicher, das seine Reaktion nicht nur dem Benehmen der Kerle vorhin zu verdanken war. Die Kleinganoven dieser Art holten sich einen guten Teil ihres Geldes von den Straßenkindern durch verschiedenste

Formen der Erpressung oder auch Misshandlung dieser Kinder. Vielleicht waren dies sogar Peiniger aus seinem bisherigen Leben. Sein bisheriges Leben! Immer klarer wurde mir bewusst, dass er innerhalb kürzester Zeit ganze Zyklen seiner Entwicklung übersprungen haben musste. „Hast du Lust, mir alles zu erzählen? Wie es dazu kam, das du unsichtbar wurdest? Was alles passiert ist?“, fragte ich ihn hoffnungsvoll. Es entstand eine kurze Pause. „Dafür hab ich dich ja gesucht. Und wenn du willst, zeig ich dir wie du auch unsichtbar werden kannst.“ Mein Herz klopfte wie verrückt. An diese

Möglichkeit hatte ich noch keinen einzigen Gedanken verschwendet. „ Aber ich glaube, du wirst es nicht wollen, wenn du erst weißt, was es an Schwierigkeiten mit sich bringt“, fügte er verbittert hinzu. „Was hältst du davon, wenn wir in mein Hotelzimmer gehen? Dort können wir ungestört reden.“ Und unbeobachtet, fügte ich innerlich hinzu. Ich brannte vor Neugier. Speziell da es anscheinend auch die Möglichkeit gab, selber unsichtbar zu sein. „Ja, das ist eine gute Idee. Später können wir auch eine Suite nehmen.“ Mit dieser Aussage kam ich nicht mit. „Wenn keine Angestellten mehr durch die Flure gehen,

können wir jede freie Suite benutzen, bis es Zeit für die Zimmermädchen ist.“. Jetzt dämmerte mir, worauf er hinaus wollte. Für einen Unsichtbaren, war es kein Problem, sich den Schlüssel für eine freie Suite zu nehmen und diese zu nutzen, speziell in der Zeit, wo es keine Aktivitäten des Personals in den Hoteletagen gab. Darüber sollten wir später entscheiden. Vorerst gab es so viel zu klären, das ich den Eindruck hatte, es würden Tage vergehen, bevor ich alles erfassen konnte. Es sollten Monate, ja sogar Jahre vergehen. Aber nicht um das bisherige zu erfassen, sondern das Mögliche. Glücklicherweise war mein Hotel nicht

allzu weit entfernt. Normalerweise hätte ich trotzdem ein Taxi genommen, mir wurde aber gleich bewusst, dass dies ob der Unsichtbarkeit von Alex ein weiteres Problem ergeben konnte. Und da begann mir auch zu dämmern, was diese Eigenschaft an negativen Folgen haben könnte. Die 15 Minuten Fußmarsch verbrachten wir damit, dass Alex mir erste Erklärungen ob der Probleme und der Eigenschaften, die mit seiner Unsichtbarkeit zu tun hatten, darlegte. Wenn wir in die Nähe eines weiteren Passanten kamen, schwiegen wir. Alex schien da schon einige Routine zu haben. Auf meine Frage, wieso die Bierkrüge vorhin auf der Terrasse nicht unsichtbar

geworden seien, als er sie berührte, desgleichen Tisch und Stühle, erklärte er mir dass die meisten Gegenstände erst unsichtbar würden, wenn er sie länger berühre. Deshalb wäre das mit den Bierkrügen auch so schnell gegangen. Größere Gegenstände wie der Tisch und die Stühle würden sowieso erst unsichtbar, wenn sie einen großflächigeren Kontakt mit ihm hätten. Vielleicht wäre ja auch ein kleiner Teil der Tischplatte unsichtbar geworden, aber darauf würde in solchen Situationen eh keiner achten. Durch noch ein paar kleine Details, die er bezüglich der Übertragung der Unsichtbarkeit nannte, kam ich zu der Schlussfolgerung, dass

die Größe und die molekulare Struktur des jeweiligen Objekts von Bedeutung waren. Unterwegs fiel mir auch auf, dass er immer wenn wir eine Straße überquerten schweigsam wurde und sich auf das Überqueren konzentrierte. Er gestand mir dann auch, dass es eine Wohltat sei, einfach so neben jemanden über die Straße zu gehen. Er würde kaum jemals allein eine Straßenüberquerung wagen. Ich begann auch dies zu verstehen. Unsichtbar über die Straße zu gehen bedeutete, für Fahrzeuglenker nicht vorhanden zu sein. Bei den chaotischen Verkehrsverhältnissen in Bukarest, wo die meisten eine rote Ampel nur

beachteten wenn ein Polizist daneben stand oder wenn „sichtbar“ Fußgänger da waren, war dieses Risiko gar nicht hoch genug einzuschätzen. Zumal auch viele die geltenden Geschwindigkeitsregeln gar nicht beachteten. Auch mit einer Geradeausbewegung war nicht zu rechnen, da die vielen Schlaglöcher die Autofahrer zu allerlei Zickzackfahrten verleitete. Von Punkt A nach Punkt B zu kommen war seinen Ausführungen nach ein wahres Abenteuer. Das Leben als Fußgänger war hochgefährlich, Taxis kamen nicht in Frage da der Fahrer unweigerlich einen Schock ob eines unsichtbaren Passagiers erleidet, Bus und S-Bahn waren gefährlich, da durch

engere Kontakte zu den Menschen zumindest ein Teil ihrer Kleidung unsichtbar werden konnte. Wer Bukarest kennt, weiß dass es beinah unmöglich ist, diese Verkehrsmittel zu nutzen ohne dauernd mit anderen in Kontakt zu kommen. Eigene Mittel, wie Fahrrad, Moped und Auto waren tabu. Also bewegte sich der Lord auf Schleichwegen und zu Zeiten wo die öffentlichen Verkehrsmittel weniger belastet waren, durch Bukarest. Er erzählte mir auch, dass diese Problematik in kleineren Städten abnehmen würde, aber die Anonymität eines Unsichtbaren war wiederum in Kleinstädten schwerer zu bewahren. In den Minuten des

Schweigens kam ich von selbst auf etliche andere Probleme. Was, wenn man krank wurde? Wenn man sich die Knochen brach? Wie sollte ein Arzt so was behandeln? Ich war froh, dass wir heil im Hotel ankamen. Die Hitze hatte ich unterwegs gar nicht mehr gespürt, allein mein total verschwitztes Hemd legte Zeugnis davon ab. Ich holte meinen Zimmerschlüssel von der Rezeption, holte an der Hotelbar 2 Flaschen Wasser und 2 Bier und wartete am Aufzug bis niemand sonst da war. Allein sein Atmen verriet mir im Aufzug, das er ebenfalls eingestiegen war. Im Zimmer angekommen sagte ich ihm,

das eine Dusche uns bestimmt gut tun würde. Er meinte, ich solle ruhig duschen, er hätte noch was zu besorgen. Und schon sah ich die Zimmertür auf und zu gehen. Besorgt stand ich dann unter der Dusche? Hatte er es sich anders überlegt? Was hatte er nur vor? Ich beschloss, mich überraschen zu lassen. Nachdem ich eine Zigarette geraucht hatte, ging die Tür wieder auf. Und dann war es wieder wie im Märchen. Eine Neuauflage von Tischlein deck Dich. Zuerst erschienen Plastikbeutel mit verschiedenem Inhalt auf dem Tisch. Dann erschienen 2 Teller, ein Tablett und Besteck und dann noch 2 Dessertteller. Dann wurden die Plastikbeutel auf die

Teller und das Tablett geleert und schon stand ein fertiges Menü erster Klasse auf dem Tisch. „Du hast bestimmt auch Hunger“, sagte er schlicht. Er war in der Restaurantküche gewesen und hatte von überall, wo niemand vom Personal war, was in die Plastikbeutel gesteckt. Da war ein Wiener Schnitzel, eine gebratene Forelle, Hackbraten, Kartoffeln in 2 Variationen, Brote, Käse, Salami, Kuchen und noch einiges mehr. Er berichtete, dass er es in Plastikbeutel packen würde, da er diese unter sein T-Shirt packen konnte und durch die größere Kontaktfläche würden die auch gleich unsichtbar. Dasselbe galt für die

Teller. Ich stellte mir vor, was er alles auf seinen Bauch oder auch sonstige Körperteile verteilen musste und lachte laut los. Er gestand mir, dass dies normalerweise weniger problematisch war, da er nur für eine Person „einpackte“ und meist auch nur, worauf er gerade Lust hatte. Er duschte auch kurz, worauf wir voller Appetit einen großen Teil der kostenlosen Hotelspende verzehrten. Und dann erzählte er.

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Tschik
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currywurschT Finde diesen "Teaser", wenn man das so nennen kann, sehr schön geschrieben. Was mag es wohl sein, was den Lord unsichtbar macht? Und was wird sich noch dahinter verbergen? Hätte richtig Lust in die Story einzutauchen und weiterzulesen.
Was würde ich wohl machen, wäre ich unsichtbar??? Hmm... Muss ich mal drüber nachdenken ;P
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Tschik Habe deine Bio gelesen. Empfehle dir , meinen Blog zu besuchen. Dort kannst du mittels Buchwürmern ( diese erhältst du für diverse Aktivitäten im Blog) Inhalte freischalten. Empfehle dir "Interview mit Gott".
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