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Die Insel

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"Ein alter, dämonisch ausgearteter Kauz, gleich einem langgezogenen Schatten, mit glühend roten Augen"
Veröffentlicht am 11. März 2017, 14 Seiten
Kategorie Sonstiges
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Ein alter, dämonisch ausgearteter Kauz, gleich einem langgezogenen Schatten, mit glühend roten Augen

Die Insel

Die Insel

Auf einer alten Burg, dessen klobiges Mauerwerk deutliche Zeichen der verronnenen Jahrhunderte darlegt, erbaut auf dem höchsten Berg, welcher steil und von Gefahren verseucht, aus der Mitte einer finsteren Insel entspringt, Ziellos im lodernden Herzen endloser Ozeanrotten, für Ewigkeiten dazu verdammt ist, ins ungewisse nichts zu treiben, immer den vollen Fels der unbeweglich am Himmel thront im Rücken, haust in Elendsgestalt ein erbarmungswürdiger Mensch und blickt von Sorgen betucht hinaus aufs, vom Mond überflutete

Wasser. Ohne jegliche Lebenszeichen wahr zu nehmen, steht er jeden Tag am höchsten Punkt, nur um zur späten Stunde gewiss zu sein, nichts weiter verfolgt zu haben, als das Meerestreiben und den nicht enden wollenden Horizont. Weder Geräusche von fernen Schiffslauten, noch vernahm er das Schreien von gefiedertem Getier, welches die Hoffnung auf baldiges Land erweckten. So geht der Kopf betrübt zu Boden, denn auch an diesem, mit Trübsal behangenen Tag, baute ihm das Schicksal keine Brücken. In seiner kleinen, spärlich möblierten

Kammer aus bedrängenden Gesteinsbrocken, ist sein Herz genauso kalt und gähnend leer, wie die blass grauen Wände, die ihn umzingeln. Das Einzige in diesem tristen Dasein, dass es zu Wege bringt, ihm ein wenig innere Wärme zu spenden, ist das flackernde Licht einer tief schwarzen Kerze, welche er gestrandet auf jener trostlos öden Insel fand. Seither brennt sie nur für ihn allein und gibt ihm ein Gefühl stiller Umsorgtheit, beinahe als befinde er sich in zivilisierter Gesellschaft. Wie wild flackert die Flamme im Zug der Meerbrisen, die sich ihren Weg durch die Ritzen und Spalten des vermoderten

Gemäuers bahnen, dass seine Besorgnis, sie könnte erlöschen, fast in unkontrollierte Panik umschlägt. Nicht eine Sekunde weicht seine Aufmerksamkeit von der unscheinbaren Lichtquelle, seine knorrigen Hände ganz dicht über sie gefaltet, so nah, das er nicht einmal im geringsten registriert, wie die Haut an den Handflächen zusehends verbrennt. Karg liegt der Mutterboden, besudelt vom Schlick des Versagens, und jener es nicht zu Stande bringt fruchtbares Gut heraus zu pressen, aus dieser faulig stinkenden Inseldepression. Sanft ziehen knochige Fingerkuppen Furchen in die Erde, jedoch bleiben es

klagende Spuren der unausgesprochenen Verzweiflung. Die Leibspeise der fleischlichen Essenz ist die verwelkende Zuversicht auf einen letzten Sonnenaufgang, sein erfrischender Trunk sind die erdigen Tränen der verdorrten und hohlen Bäume, deren dünne Strukturen den schmalen Pfad hinauf in die Burgeinsamkeit zieren, sein Diskutant, ist das trügerisch salzige Gewässer, dessen langatmiges Flüstern über die Wellen zieht, aber manchmal nicht einmal annähernd bis an den Wall heran reicht. Ein alter, dämonisch ausgearteter Kauz, gleich einem langgezogenen Schatten,

mit glühend roten Augen ruft ihm in verstörenden Kreischlauten eindringlich zu und weist mit aufgeplustertem Federkleid auf den Turm hin, drängt mit dieser Geste den Gepeinigten wieder hinauf zu steigen. Unendliche Stunden, zerfallen und verblasst zu Staub, in dieser abscheulichen Stätte des Verderbens, die ihm selbst bald nur noch zum Grabe gereichen wird und nicht als ein Ort, an dem man glücklich werden könnte, sondern als einen Platz, an dem man nur noch darüber meditiert, welch schreckliche Passionen dieses teuflische Eiland einem im nächsten Moment

auferlegt. An jenem Ort, an dem man begierig darauf wartet, bis auch die kleinsten Überreste der menschlichen Zeitgeister im Wind der See vergehen. Dem Himmelslicht beraubt, weil Düsternis den Erdtrabanten verhängt und steife Brisen, wie nicht von dieser Welt, einen gewaltigen Sturm ankündigen. Es kriecht empor ein breites Grinsen, geleitet von einer Seelischen Verrücktheit, welches sein an Traurigkeit erkranktes Gesicht zu einer verhöhnenden Fratze entstellt. Er zögert nicht und klettert wie ein aufgescheuchter Primat ins Geäst einer verkümmerten Weide, um dem Getöse

des Orkans aus vollem Halse verachtendes Geschrei entgegen zu schmettern. ,, Komm her....komm und hol mich doch endlich! Oder willst du mich nicht?! ” Auch dieser Sturm von vielen Hunderten zog nur rasch vorbei, denn selbst die Tobsüchtigsten Unwetter meiden solche Schandflecke der Vergessenen und Ungewollten. Sehnsüchtig aus dem Fenster seiner armseligen Kabine spähend, als Sturm und Gewitterwind sich verflüchtigen, fließt Träne um Träne an seinem Kinn entlang, während der Kopf schmerzt wie von Schmiedehämmern traktiert, unter dem Umstand, langsam aber stätig

steigender Einsamkeit. Nicht er selbst, sondern sein verdammter Körper ist es, der sich noch mit allem ihm gebliebenen Ehrgeiz gegen den Verfall stemmt, welcher ihm seinen größten Wunsch, dass Sterben verwehrt. Die morgendlichen Nebelbänke schenken dem Menschenwesen gelegentlich wohlig kühlende Umarmungen und lassen ihn entfremdete Nähe erfühlen, die in ihm den Gedanken frei setzen, niemals so enden zu wollen, wie die Möwen auf offener See, weit draußen vom Festland entfernt, denn dies kann und darf nicht seine letzte Reise gewesen sein. Absurde Ideen zwängen sich scharf fauchend durch seine Synapsen,

umgarnen seinen schwach gewordenen Geistesfluss mit anmaßend existenziellen Fragen. Er vollbringt es einfach nicht länger zu entsagen, den Willen nach dem Tode, kann nicht damit aufhören, diese vom Teufel verfluchte Insel Abgrundtief zu hassen. Zeit, was spielt Zeit überhaupt noch für eine Rolle? Sie ist nichts mehr von wahrer Bedeutung, nicht für ihn und nicht für den Rest seines erbärmlichen Lebens. Ist sie letzten Endes nicht auch nur eine auferlegte Qual, deren Folge nicht vergehen will, denn sie gibt ihm deutlich zu verstehen, dass er wie ein Vogel,

gefangen in einem verrosteten Käfig, mit einem Wassernapf gefüllt von Gift ist. Vor seinem Angesicht liegt die ganze verdorbene Welt, doch um ihn herum, ein steiniges Gefängnis mit dicken Gitterstäben, bestehend aus entwürdigender Bedrängnis. Ein seltsamer Drang verharrt in seiner Brust, welchen er nicht erkennt, oder gar nicht gewillt ist ihn zu kennen, den er seit seinem Ankommen auf dieser Menschen verachtenden Insel nicht gänzlich verschmerzte, aber trotzdem, auf eine merkwürdige Art und Weise, für alle Intervalle seinen persönlichen Frieden damit schloss. Und so steht er wieder und wieder am

gleichen Fleck, beklagend der finsteren Öde, jedoch wissend, dass ihm eines treu bleibt.

Ein leuchtend warmes Glimmen, vom Lichte der tief schwarzen Kerze.




Bildmaterial und Text © Gebeine 2017

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Tigerlilie Einsam auf einer Angst einflößenden Insel ohne Aussicht auf Rettung mit dem Wunsch die Ausweglosigkeit seines Daseins beenden zu können, wäre da nicht dieses Licht.

Hat mich sehr bewegt und einmal lesen genügt mir nicht, dafür sind zu viele Details enthalten. Ein klein wenig erinnert es mich an Robinson Crusoe.

Liebe Grüße, Karin
Vor langer Zeit - Antworten
Gebeine Ich freue mich das es Anklang findet.
Vielen Dank fürs lesen.

Grüße, Andy
Vor langer Zeit - Antworten
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