Vorwort
Eine Geschichte nur für Tierfreunde gedacht, denn verstehen und nachempfinden kann nur, wer selbst ein Tier betrauert.
So mancher mag es übertrieben finden, dass man einem alten Kater so nachweinen kann. Aber ein Tier, welches sich derart eng an seine Familie angeschlossen hattte und welches man bis zuletzt gepflegt hat, ist einfach ein großer Verlust.
Der Verstand sagt einem: "Es war gut so, wie es war, weil Tiere auch nicht das ewige Leben haben."
Nur das Herz mag sich nicht damit abfinden, dass es nun nicht mehr da ist.
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Immer wenn ich an dich denke,
wird gar traurig mir ums Herz.
Dass ich dir nicht helfen konnte,
war mein allergrößter Schmerz.
So lange Zeit hast Du uns begleitet, warst
stets an unserer Seite, hast zu der Zeit, wenn mein Mann von der Arbeit kam, schon im Vorsaal gesessen und auf ihn gewartet. Nun ist es still geworden in unseren Räumen.
Mir fehlt dein leises Miau, Miau
wenn du um Futter gebettelt hast.
In letzter Zeit warst du schier unsersättlich,
obwohl dein Futternapf immer gefüllt war.
Dann hast du aber meist nur die Soße aufgeschleckt und das andere blieb liegen. Meist klang es wie bei einem Schweinchen, so hast du geschmatzt und vieles ging auch daneben, so dass ich immerzu am Putzen war.
Du konntest dich auch selber nicht mehr richtig putzen und so musste ich dein
Mäulchen immer mit einem nassen Läppchen säubern.
Das hättest du dir in jüngeren Jahren nie gefallen lassen.Die Medizin vom Tierarzt hast du leider nur zwei Wochen genommen, dann war für dich Schluß. Wir fanden die Tabletten
dann immer irgendwo in der Wohnung, wo du sie wieder ausgespuckt hattest, obwohl ich sie immer in allerhand leckerer Wurst eingewickelt und sie nur mit einer Pinzette in den Wurst- oder Fleischstückchen "verpackt" hatte.
So habe ich es halt mit Homöopathie versucht und es ging auch seit über einem Jahr ganz gut, aber die Schilddrüsenüberfunktion war leider nicht aufzuhalten. Die kleinen Kügelchen habe ich in einer Spritze aufgelöst und dir ins Mäulchen gegeben. Das schien dir sogar zu schmecken, denn wenn ich die kleine Spritze in der Hand hatte, kamst du freiwillig und hast es dir ins Mäulchen träufeln lassen
Seit fast zwei Jahren hattest du immerzu Durchfall und bist mehr und mehr mehr abgemagert, obwohl du doch so großen Hunger hattest.
Oft hast du es dann nicht mehr auf dein Katzenklo geschafft und manches Häufchen an anderer Stelle hinterlassen. Zum Glück
meist an Stellen, wo ich es schnell weg machen konnte.
Dich deswegen einschläfern zu lassen, kam mir nicht in den Sinn, denn du bist immer noch auf´s Sofa oder den Tisch gesprungen.
Wenn dir zum Streicheln zumute war,
bist du auf meinen Schoß geklettert,
hast mir deine Pfötchen auf die Brust gelegt
und mich unverwandt angeschaut. Stundenlang hast du geschnurrt, allerdings klang es in letzter Zeit lauter und kratziger.
Vielleichst waren es Hilferufe, die du aussandtest und ich habe sie nur nicht verstanden.
Es war ja zu sehen, dass du immer mehr abgebaut hattest und nun mache ich mir Vorwürfe, dass ich so dumm war, das nicht zu erkennen, deine Hilferufe nicht gehört habe.
Vielleicht musstest du zu lange leiden, aber du warst immer ein Stehaufmännchen und liebtest das Leben bis zuletzt.
Du warst so müde und fandest doch keinen
Schlaf. Immer, wenn du dich hingelegt hattest, standest du nach fünf Minuten schon wieder auf und hast dir wieder ein anderes Plätzchen gesucht.
Du hattest auch ständig Durst und überall musste wir Schälchen mit Wasser hinstellen, sogar im Waschbecken. Denn wenn sich jemand von uns die Hände wusch, warst du
auch gleich da und wolltest dieses Wasser saufen. Das ging natürlich gar nicht und so stellten wir immer ein Näpfchen mit Wasser auch da hinein.
Man konnte an den letzten beiden Tagen schon sehen, dass die Kraft dich immer mehr verließ.
Der Tierarzt, denn ich gebeten hatte zu uns nach Hause zu kommen, kam nicht, so musste ich wohl oder übel mit dir in die nächste Tierklinik fahren. Du lagst in deiner Transportbox, die Hinterbeinchen ganz dicht an den Bauch gezogen, verkrampt und schautest mich nur unverwandt an.
Diesen letzten schweren Weg hätte ich dir gern erspart, denn du hattest große Angst, als die Tierärztin dich aus der Box nahm und kralltest dich mit letzter Kraft an meinem Arm fest.
Dann ging alles ganz schnell. Du hast nicht mal gezuckt, als sie die Narkosespritze setzte und plötzlich löste sich deine Verkrampfung. Du lagst ganz still und friedlich da, als würdest du schlafen. Ich hielt dich im Arm und heulte
wie ein Schloßhund.
Nun hast du deine letzte Ruhestätte in unserem Garten gefunden unter dem gro0en Eichbaum, der dir im Sommer Schatten bieten wird und wo die Morgensonne die Blumen auf deinem Grab küsst. Schlafe wohl mein kleiner Freund. Du hast nun viel Zeit zum Ausruhen.
Was von dir blieb, sind viele schöne Erinnerungen an einen wundervollen graugetigerten Kater und viele Bilder.
-- 2 --
Nun erinnere ich mich, als ich dich eines schönen Tages zusammen mit deinem
Schwesterchen mit nach Hause brachte
Mein Mann staunte nicht schlecht, über die neuen "Mitbewohner", als er von der Schicht nach Hause kam.
"Nö," meinte er, "das kommt gar nicht infrage! Wir gehen beide arbeiten, da können wir die Katzen gar nicht gebrauchen!"
"Ist ja nicht für lange," beschwichtigte ich ihn.
"Wenn ich sie nicht genommen hätte, wären beide tot. Das konnte ich doch nicht zulassen, oder?"
Ihr wart auch sofort heimisch bei uns, fandet sofort euer Katzenklo und dann ging die wilde Jagd los, über Tische und Bänke.Dabei ging schon mal einiges zu Bruch.
Als mein Mann dich kleinen Kater dann das erste Mal in den Händen hilt und du dort auch gleich eingeschlafen warst, hattest du auch sein Herz im Sturm erobert.
Zwei Katzen aber wollte er nicht in der Wohnung haben, zumal dein Schwesterchen auf einmal unsauber wurde und damit zu verstehen gab, dass ihr etwas nicht passte. Also gaben wir sie schweren Herzens an tierliebe Menschen weiter. Von da an warst du
alleinger Herrscher in unserer Wohnung.