Seelenverräter
“Sie sagen, ich bin ein Verräter. Das mag vielleicht der Wahrheit entsprechen. Alles was ich wirklich weiß, ist dass ich nur das tat, was wirklich nötig war.”
Tief kniete er auf dem Boden. Vor sich nur den staubigen Boden, der seit langem kein Tageslicht mehr erblickt hatte. Wer weiß, vielleicht würde er genauso enden, wie der graue Steinboden unter ihm. Erneut schürfte er sich die Knie weiter auf, als er sich ein Stück weiter nach vorne schob. Wie im Delirium schwankte sein Kopf unkontrolliert von einer Seite zur anderen, nicht wissend, für welche richtung er sich entscheiden sollte. Das
vom Blut hart gewordene Haar stach ihm unangenehm ins Auge. Er starrte nur so vor Schmutz, Dreck, Blut, Urin und Bitterkeit. Er holte tief Luft. Verschluckte sich an seinem eigenen Atem und brachte nur ein gebrochenes Lachen heraus.
“Bist du zufrieden? Du hast mich erwischt. Es gibt nichts, für das ich mich schuldig fühlen könnte, außer so auf mein Ziel fixiert zu sein, das ich dich erneut aus den Augen verlor.”
Er sog die Luft ein, wie ein an Land zappelnder Fisch, der um den letzten Atem kämpft.
“Wie… ärmlich von mir.” Sein Körper erbebte vor Lachen und sein
blutverschmierter Mund verzog sich zu einem breiten, hämischen Grinsen, wodurch er seine gelben Zähne entblößte. Er fühlte sich sicher, ja vollständig ungefährdet in seiner Situation, denn er war sich dieser genau bewusst, hatte sie erwartet. Sie sich auch ausgemalt, vor seinem inneren Auge und mit dem Pinsel an der Leinwand. Überall verteilt in seinem Unterschlupf hingen die grausamen Bilder seiner wirren Vorstellungen Angst kam ihm nicht im Geringsten in den Sinn. Arrogant war er.
Ketten klirrten über den kalten Stein, als er weiter voran kroch.
“Willst… willst du denn gar nichts sagen?”, kicherte er glucksend. Spuckte
Blut auf seine Knie.
Sacht hob er in gestellter Dramatik den Kopf, die ehemals hell rötlichen Haare ein einziges Chaos, vermischt mit dem Gestank seiner eigenen Ignoranz. Er entblößte sein fahles, beflecktes Gesicht. Die Augen, die tief in den schwarzen Höhlen, zuckten ruckartig durch den Raum, als wären sie das einzige Fenster zu einer Seele, die sich vor der vor ihm stehenden Gefahr zu fürchten wagte
Seine unnatürlich grünen Augen prangerte angeberisch in seinem Gesicht. “Du… du hast mich in deiner Gewalt.” Lachend knallte er mit dem Kopf auf den Stein unter ihm und kippte zur Seite. Hände und füße eng mit einem Strang
gefesselt, blieb er unfähig sich zu bewegen, zitternd liegen. Die wenigen Kleider, die er trug, entblößten einen blanken Körper, frei von Gewalt und Drohung, fast schon perfekt. Unschuld trug der Körper seit langem nicht mehr in sich. Sein kantiges Gesicht frei von Falten, jeglichen Alteranzeichen. Fast gelänge es ihm, seinem Gegenüber falsche Rückschlüsse einzuflößen, gleich Gift, denn es schien äußerlich, als spräche man mit einem Kind.
Dennoch trug er das Böse tief in sich, klebend an ihm wie Teer, zähflüssiger schwarz glänzender Teer, der sich um ihn schlang mit seinem saugender Körper, der gleichzeitig so flüchtig wie haftend
erschien. Mit den Sinnen war sein Anblick kaum erfassbar, vergleichbar mit der Wandelbarkeit eines Schattens. Verschwunden, sobald die Sonne ihn erfasst, sich verändernd durch die Verbindung mit Anderm. Weder sinnlich noch körperlich erfassbar.