Wintersonne
Erbarmungslose Stürme aus schneidendem Eis, ziehen splitternd über weiße Wälder.
Dunkelgraue Schleier wirbelt der Winter vor sich her, der alles auf der Stelle erstarren lässt,wie kalte Statuen, welche regungslos das Land in seiner finstersten Form verzieren.
Weiß in weiß und schmerzend grell, so das kaum Silhouetten klar zu Sehen sind.
Hartes Baumholz, herunter geschlagen mit scharfer Axt, lodert in einer Feuerstelle frierender Wilderer und gibt knackend zischende Wärme, an vom Frost geschundene Glieder frei.
Schnee bedeckter Boden, soweit das Auge überblicken kann, jedoch zeigt er vereinzelnde Spuren, eines vor nicht all zu langer Zeit aufgebrochenen Stück Wilds, von dem nur noch ein trauriges Häufchen Decke und gebrochene Knochen zurück geblieben sind.
Der Kopf des Rehs starrt in die Weite, doch er erfasst keinen Punkt.
Der grimmige Tod liegt in seiner reinsten Natur, über dem sonst so ruhigen Wald und lauert auf seine nächsten Opfer.
Nur noch eine einzelne Rose, halb begraben unter geeistem Wasser, steht inmitten des Waldes und droht
jämmerlich zu erfrieren.
Schwarze Wolken, die wankend am Himmel stehen, lassen mit Schrecken vermuten,dass dieser Schneesturm noch sehr lange anhalten soll.
Der Stängel, jener wehrlosen Pflanze, muss sich Kälte und starker Witterung ergeben, so heftig, dass sie zu brechen droht.
Jeder noch so kleine Windstoß erzeugt schmerzhafte Zuckungen, die sich anfühlen, wie Bisse hungriger Wölfe, deren kräftige Zähne und Kiefer langsam einen Rumpf zerreißen.
Jeder ernsthafte Versuch zu fliehen scheitert, da sie ihn zurück zerren und mit jedem weiteren Biss, zahlreiche
Wunden versetzen.
Stück um Stück vom Leibesfleisch, versinkt in ihren gierigen, von heißem Blut verschmierten Mäulern.
Zu hören sind im Echo grauenerregende Schreie, weil sie sich von Glied zu Glied an ihrer Beute fest fressen.
Die Blätter des kleinen Wildwuchses färben sich bereits Rostbraun und schimmern wässriger Verwelkung entgegen, in den quälenden Stunden die vergehen, wie ein warmer Hauch im Gewirr eines Blizzard́s.
Es tropfen Eiskristalle vom verrotteten Stempel, so das es scheint, als würde sie bitterlich weinen.
Sie weint um den vergangenen Frühling,
oder sogar um die verschollene Sonne, deren Leben spendendes Licht, ihr tristes Dasein erleichterte.
Sie vermisst wahrscheinlich auch die blühende Schönheit des glühenden Sommers, als der Garten, welcher von Menschenhand noch unberührt verweilte, im vielfältigen Farbenspiel schimmerte.
Von jetzt an zählt das Kämpfen ums nackte Überleben und die Hoffnung, diesen Schlag der verkannten Jahreszeit zu überstehen.
Immer schwerer wird die Sicht, durch das flimmernde Treiben der tanzenden Flocken.
Ihr Köpfchen liegt bereits am Boden, als plötzlich von ganz weit draußen, zartes
Licht am Horizont aufleuchtet.
Sonnenwimmern bricht unaufhaltsam durch das tosende Schneegestöber, direkt auf die winzige unscheinbare Kreatur.
Die Bemühungen des brennenden Planeten zeigen keine Wirkung, denn es ist längst zu Spät, um sie noch zu retten.
Funken bewegen sich auf die Rose zu, jedoch Tränen schwer der Abschied naht.
Der kleine Kopf ist nicht bereit, sich nochmals in die Höhe zu richten.
Eisige Fluten ließen viele Leichen auf dem Weg dahinvegetieren.
Selbst dieses kleine Geschöpf, als ein Zeichen der Liebe geltend, blüht nie wieder auf, existiert einfach nicht mehr.
Bildmaterial https://pixabay.com/de/wintersonne-sonne-so-sonnenstrahlen-1547273/
Text© Gebeine 2017