Fantasy & Horror
Seelenrächer

0
"Die raubenden Seelen der toten Kinder sind wieder auf der Jagd."
Veröffentlicht am 12. Februar 2017, 18 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ersteinmal, hallo ihr Menschen da draußen! :) Ich schreibe seit ungewisser Zeit meine kreativen Ideen in Form von Geschichten, kurzen Abhandlungen über fiktive Personen und Orte, auf. Dabei versuche ich, wenn möglich, auch die verschiedenen Schreibstile auszuprobieren, denn wie jeder weiß, Übung wird irgendwann den Meister machen, auch wenn ich diesen Satz für eine sehr lange Zeit selbst keinen Funken Glauben oder gar Aufmerksamkeit geschenkt ...
Die raubenden Seelen der toten Kinder sind wieder auf der Jagd.

Seelenrächer

Schatten

Die Füße ermattet vom langen Tag stolperte sie unbeholfen in Richtung ihres starren Bettes. Kalt patschten ihre kindlichen Füßchen über den Steinboden, welcher gesäumt war mit an die vierzig Betten, ordentlich in Reih und Glied aufgestellt. Kein Kratzen der Bettfüße, kein Klacken von Truhen, kein Rascheln der Kissen, nein, noch nicht mal ein einzelnes Atmen schien den ansonsten leerstehenden Raum mit Atmosphäre zu füllen. Lediglich ein Lichstrahl des

weißlichen Mondlichts traf das schlurfende Mädchen auf ihrem Weg zum eigenen Bett. Nur kurz erhellte er blässlich den Raum mit seiner ungewöhnlichen, unangenehmen Helligkeit. Er schien zu zeigen, was sonst niemanden erreichen durfte. Kaltherzigkeit, Leere, gar Einsamkeit in der so großen Menge von Kinderscharen. Auf dem Weg zum ersehnten Schlafplatz betrachtete das Mädchen zuckende, zerschürfte Füße, deren Geräusch der Stille einen Inhalt gab. Ein abgebrochenes Hüsteln, ein Keuchen. Krankheit. Dann wieder

Stille. Sie spannte ihre zerschundenen Glieder an, reckte den Kopf nach oben und erstarrte, während sie den Blick durch die Reihen der Kinder schweifen ließ. Benommen, den Kopf gefüllt mit scheinbar süßer rosafarbener Watte, ließ sie nicht die erscheinenden Schatten am anderen Ende des Raumes wahrnehmen. So schlug sie ins Bett, hart, wie ein leiser, überraschend zarter, Stein, dessen Oberfläche über die Jahre hinweg so standhaft wie Granit geworden war. Wieder erfüllte das Geräusch von raschelnden Bettdecken den Raum,

als sie diese mit hastigen Bewegungen über ihren Körper zog. Ihre Lippen bebten, dennoch drang kein Laut des Leids aus ihnen. Weiße Wölkchen stoben aus ihren Lippen, so kalt war die Luft, die sie umgab. Starr hielt die Braunhaarige ihre Augen offen, ihre Lider zuckend, die Finger umklammerten einer Zange gleich die Kante ihrer Bettdecke. Angst bohrte sich durch jede der Gliedmaßen ihres zierlichen Körpers, der die zehn Jahre noch nicht überschritten hatte. Sie hatte kein Angst vor den

Schatten, nein, sie kannte sie. Die Schatten, die sich in der Helligkeit des Sichelmondes groß ihr gegenüber an der hohen Wand aufbauten. Wie sie ihre schwarzen Finger über die anderen, schlafenden Kinder gleiten ließen. Suchend nach jemanden, den sie zu sich nehmen konnten. Die Schatten huschten bedrohlich hin und her, wechselten die Betten. Ganz plötzlich tauchten sie auf der Wandseite des Mädchens auf. Sie erschrak, so leise es ihr möglich war. Eine besonders große Atemwolke entwich ihr und verflog in der Nachtluft. Denn sie wusste,

sie durfte während des Prozesses nicht wach sein, sollte ruhen, wie die anderen Totgeweihten Kinder neben ihr, rechts, links, und gegenüber von ihr. Würden die Schatten sie entdecken, wahrnehmen, das sie gar wach wäre, so wäre es sogleich um sie geschehen, wenn sie nicht schlimmeres erwartete, das wusste sie. Doch die Gedanken vernebelt kamen ihr diese Gedanken heute Nacht nicht zur Rettung. Sie begann zu tasten, nach dem Lichtschalter, der sich direkt neben dem Bett befand. Diese Möglichkeit war ein

Recht, das sie sich verdient hatte. Mit harter Arbeit, unfairen Machenschaften. So beschloss sie, dies als Waffe gegen die Schatten zu verwenden. Später, würde sie sich schelten für diese Dummheit. Ihre tapsigen Finger wanderten, zappelnd wie Würmer am Faden, in Richtung des glatten Schalters. Sie wollte ihn drücken, die Schatten vertreiben, aus Angst, ihre Wahl würde diese Nacht auf sie fallen. Doch das Mädchen zuckte zurück. Handgroße mandelförmige Augen erschienen unmittelbar neben ihrer Hand. Sie erstarrte. „Beweg dich nicht. Sie beobachten

dich.“ Ein Zwinkern der orangegelben Katzenaugen. „Und das weißt du, richtig.“ Das rollende R der Katze klang beinahe gleich einem Schnurren, wandelte sich sogleich jedoch in ein ernstes Knurren. „Zieh die Hand weg. Ganz langsam. Klamm nickte das Mädchen. Das Zittern in ihren Händen war unfehlbar zu erkennen. Die Katze, deren Umrisse nun im blassen Licht deutlicher zu sehen waren, wandte sich geschmeidig um, während das Kind ihre Finger und der kratzigen Bettdecke verbarg. Nun erkannte sie auch die wahre

Größe des Tieres. Zwar wahren die Augen deutlich unverhältnismäßig größer als der Rest des Körpers, doch auch dieser erinnerte mehr an einem groeßen Hund. Das Mädchen legte den Kopf schief. Alle Katzen, die sie in ihrem Leben bereits gesehen hatte , waren dürr, hatten dünnes Fell und entsprachen längst nicht der Größe des ausgewachsenen Schäferhundes der die Kinder an langen Tagen bewachte. Ihr brannten die Augen vom Zusehen, wie die flinken Schatten weiter hin und her flogen, mal sich sammelt und aufbrausend, mal

klein und unfolgbar mit dem bloßen Auge. Dennoch war eine Tendenz erkennbar. Zwar stoben sie immer noch hin und wieder auseinander, doch sie kamen stets zusammen über der Bettkante eines älteren Jungens, der bereits so lange sie sich erinnern konnte hier, an diesem Ort gewesen war. Und schließlich war es beschlossen. Die Schatten, alle unterschiedlicher Form und Gestalt begannen einen seltsam anmutenden Tanz, den die Braunhaarige nahezu auswenig im Gedächtnis behalten hatte. Sie wusste was er bedeutete oder nahm

es zumindest stark an. Groß wurden ihre Augen trotzdem jedes Mal bei dem Spektakel. Die unscheinbare Katze hatte es sich indes auf ihrem Fußende bequem gemacht und betrachtete die Vorstellung mit hin und her schlagenden Schwanz. Ihre Schnurrhaare schienen zu beben, doch es ließ sich nicht sagen, ob von der beißenden Kälte oder der Ehrfurcht vor den ungreifbaren Schatten. Schließlich verschwanden sie so schnell, wie sie erschienen waren. Kaum waren sie noch in ihrer Prozedur versunken, das

verschwanden sie hinaus oder hinein in die Dunkelheit. Der Mond wurde von einer Wolke bedeckt, gleich mit ihrem Verlassen. Die Stille legte sich erneut über den lagerraumgroßen Schlafsaal der an die vierzig Kinder, das wache Mädchen in ihrem gewärmten Bett eingeschlossen. Tänzelnd begab sich die Katze zu ihr. „Du weißt, was dieser Aufzug bedeutete, richtig?“ Ihr Maul verzog sich zu einem nahezu verschmitzten Grinsen, falls Katzen zu einem solchen Gesichtsausdruck in der Lage zu sein vermochten.

Dank der Dunkelheit leuchteten ihre glänzenden Augen nur umso heller auf. „Und du weißt auch, das du mir nun etwas schuldest, ebenfalls richtig? Tief schluckte das Mädchen, sammelte sich und erhob sich leicht unter der Bettdecke hervor, um mit der Gestalt auf einer Augenhöhe zu sein. Sie zögerte. Die Zähne zeigend kroch die Katze näher auf sie zu. „Du bist Luna, nicht wahr? Wie der Mond da draußen.“ Ihr versteinernder Blick reckte sich gen Fenster. Luna erhob sich in

ihrem Bett, immer noch ängstlich, aber bereit mehr zu erfahren. Sie blickte sich um. Alle Kinder schließen. Sich nervös über die Arme streichend blickte sie nocheinmal durch den Saal. Keine Regung, kein waches Kind. „Wer bist du?“ Ihre Stimme versankte. „Deine Rettung, nicht mehr und nicht weniger.“, schnurrte die Katze leicht verzückt darüber, das das Mädchen nun endlich sprach. Dann fügte sie an, du kannst mir vertrauen. Ich weiß, das du mich noch aus deinen jungen Jahren erkennst, richtig?“ Erinnerungen stoben in ihr auf. Die

dürre schwarze gestreifte Katze. Die Katze, der sie ihr letztes Trinken vermacht hatte, nur damit sie nicht in der heißen Mittagssonne den Tod fand. Das Kätzchen, das sie dann nie wieder gesehen hatte. „Ja, ja. Ich weiß es. Denke ich.“ „Du bist immer noch so wortkarg, Luna. Willst du denn nicht mit mir über die Geschehnisse sprechen?“ Luna schüttelte sich. „Nein. Nein, das kann ich nicht. Ich hab Angst.“ Erneut zögerte sie, schaute auf ihr graues Bettzeug hinab. „Ich habe Angst Recht zu haben. Und was ist, wenn sie mich dann

bekommen?“ Die Katze schüttelte nachdenklich den Kopf, ihr Schnurrhaare bebten. „Nein. Wer sie erkennt braucht sie nicht zu fürchten.“ „Dann also, stimmt es? Stimmt es, was ich vermute? Die Kinder sterben, eins nach dem anderen. Meine Freunde werden genommen. Das muss doch einen Grund haben.“ „Ja und du hast Recht. Die Schatten nehmen die Kindern. Sie nehmen sie aus Rache, kleine Luna. Doch warum sie das tun weißt du nicht, richtig?“ Sacht schwenkte sie ihre dünnen Haarsträhnen hin und

her. „Sie sind die Seelen der verstorbenen Kinder. Kinder, die das selbe Schicksal erleiden wie du. Hier an diesem Ort. Und sie nehmen sie, damit alle fühlen, was auch sie fühlen mussten.“

0

Hörbuch

Über den Autor

tintengewalt
Ersteinmal, hallo ihr Menschen da draußen! :)
Ich schreibe seit ungewisser Zeit meine kreativen Ideen in Form von Geschichten, kurzen Abhandlungen über fiktive Personen und Orte, auf.
Dabei versuche ich, wenn möglich, auch die verschiedenen Schreibstile auszuprobieren, denn wie jeder weiß, Übung wird irgendwann den Meister machen, auch wenn ich diesen Satz für eine sehr lange Zeit selbst keinen Funken Glauben oder gar Aufmerksamkeit geschenkt habe.
Ich lerne gerade für mich selber, Geduld mit meiner Entwicklung von neuen Fähigkeiten zu haben.

Falls ihr also Interesse haben solltet, mich auf meiner, womöglich langen Reise, der eigenen Erkenntnis zu begleiten, lade ich euch damit herzlich dazu ein.

unnützes Wissen über mich:
- begeisterter "Alice im Wunderland"-Fan
- favorisierte Musik momentan von Melanie Martinez
- hat eine Schwäche für alles was flauschig ist, Fell und Pfötchen besitzt :>
- Mitglied der Fangemeinde von "The Legend of Zelda"

Leser-Statistik
13

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
Zeige mehr Kommentare
10
0
0
Senden

150769
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung