Wissenschaft
Das Gesicht

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"Wann entstand ein Gesicht?"
Veröffentlicht am 04. Februar 2017, 14 Seiten
Kategorie Wissenschaft
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http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten. Hoffentlich glückt es. Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren. Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert. Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.
Wann entstand ein Gesicht?

Das Gesicht

Vorbemerkung

Wir sehen tagtäglich in den Spiegel. Wir sehen ein Gesicht. Aber wann wurde ein Gesicht erfunden? Da können wir eine unglaubliche Zeitspanne zurück gehen.

Kaum zu glauben!







Copyright: G.v.Tetzeli

Cover: G.v.Tetzeli

Internet:

www.welpenweste.de

Das Gesicht

Entelognatus heißt er, so haben es die Wissenschaftler beschlossen. 20 Zentimeter ist das Fossil lang. Eigentlich für meine Leser uninteressant. Aber dieser Fund hat doch was! Dazu müssen wir die Zeit zurück drehen. Ich meine damit wirklich zurück. Vor ca. 460 Millionen Jahren, da sah unsere Erde ganz anders aus. Auch die Tiere unterschieden sich. Wer will, der kann gerne meine Reihe „Massensterben“ durchstöbern. Man würde in der Zeit der Fische anlanden. Auf den Erdteilen gab es noch kein Leben, nicht mal Pflanzen, aber im Wasser, da tummelte sich eine reiche Fauna.

Die Wissenschaftler sind der Meinung, dass es eine große Anzahl sogenannter Panzerfischen gab. Platten umschmiegten den Vorderteil und hinten hatten sich Flossen ausgebildet. Das Gesicht dieser Lebewesen war nicht wirklich anmutig. Platte war an Platte getafelt. Angenehmes Äußeres war auch nicht erforderlich. Man brauchte zwei Augen, damit man die Beute fokussieren konnte und ein Maul. Zuschnappen und Schluss. Dazu braucht man nur ein Gelenk. Oberteil aus einer Knochenplatte heraus ist gezackt, Unterteil ist gezackt. Das reicht. Die Teile der Beute werden herunter geschluckt und das Unbrauchbare wird dann wieder heraus gewürgt. Der ultimative Räuber dieser alten Zeit, den

wir kennen, nennt sich Dunkleosteus. Er hatte die Größe eines Reisebusses (eine Tonne Gewicht, 10-12 Meter lang).

Das war wohl nur möglich, weil es damals genügend Opfer gab, um einen solchen Riesen zu ernähren. Wenn wir uns einmal die Physik angedeihen lassen wollen, ist es doch viel sinnvoller,

Nahrung besser zu verwerten. Das reine Zerteilen ist nicht wirklich effektiv. Schauen sie in den Spiegel. Da gibt es Zähne, da kann man mahlen, den ganzen Unterkiefer bewegen. Und schlussendlich prägen die Kiefer auch unser Gesicht. Vor ca. vier Millionen Jahren traten die Haie auf die Bühne der Welt. Eine unglaublich gute Konstruktion, aber sie können die Beute mit ihrem Maul nur zersägen. Mehr nicht.

Kommen wir endlich wieder auf Entelognatus zurück. Er sah irgendwie doch, wie ein Panzerfisch aus, aber er hatte ein ungewöhnliches Maul. Nun mag jedem Leser es ziemlich Wurst sein, wieso er mehrere Knochen benötigte, um zu fressen. Der

Evolution war es eben nicht. Wann also wurde so eine technische Neuheit erfunden? Da staunten die Wissenschaftler.

Damals schon, also vor ca. 460 Millionen

Jahren, da wurde diese Erfindung schon umgesetzt. Dieser Fisch hatte bereits Ausformungen, wie sie jedes moderne Wirbeltier hat, einschließlich uns Menschen. Kiefer und auch die Entwicklung der Wirbeltiere allgemein, hängen damit zusammen.

Niemals hätte man daran gedacht, dass diese Konstruktion schon vor 460 Millionen Jahren auf der Bühne des Lebens aufgetaucht war. Entelognatus beweist es.

Er ist der Erste, der tatsächlich ein Gesicht aufweist. Nun wissen wir nicht, ob er wirklich grinsen konnte, aber man nimmt an, dass er dem Partner durch Verändern des Mauls etwas mitteilen konnte. Vielleicht. Es ist nicht ganz auszuschlie0en. Um meine Leser nicht zu sehr zu verwirren, aber auch den wissenschaftlich angehauchten Interessenten gerecht zu werden, führe ich die wissenschaftlichen Begeisterungsstürme an. "Bislang schien klar, dass Knochenfische moderner als Knorpelfische waren", sagt Per

Ahlberg, Fischpaläontologe an der schwedischen Universität Uppsala, "aber mit dem Fund dieses neuen Fossils scheint es genau umgekehrt zu sein."

Dieser Entelognathus primordialis ist 419 Millionen Jahre alt, stammt also aus dem oberen Silur und ist weder Knochen- noch Knorpelfisch, sondern steht verwandtschaftlich wohl in der Nähe der Panzerfische, einer weit urtümlicheren Gruppe, die am Ende des Devon ausstarb. "Er ist keine atemberaubende Erscheinung, vielleicht 20 bis 30 Zentimeter groß, mit knubbeligem Kopf und ein wohl eher langsamer Jäger von bodenlebenden Würmern", beschreibt Ahlberg den in der südwestlichen chinesischen Provinz Yünnan

gefundenen Fisch. Wissenschaftlich geredet, handelt es sich bei ihm um einen Placoderm. Trotzdem konnte er die ersten Backen entwickeln. Nicht selbstverständlich. Dieser Fisch hatte also Knochen. Einzelne Knochen, welche durch Muskeln zusammen wirkten. Damit unterscheidet er sich von den Knorpelfischen, wie den heutigen Haien oder Rochen. Damit hatte er osteichthyan (viergliedrig) – Merkmale. Also, in früher Zeit, da gliederte sich die Knorpelfische (Chondrichthyes) und viergliedrige Tiere ab. Und genau dazwischen liegt Entelognatus.

Ein „Missing Link“.

Eine Übergangsform, die eigentlich erst viel später hätte auftauchen dürfen.

In dieser frühen Zeit eine sagenhafte Entdeckung. Entelognatus starb aus, aber seine Kieferkonstruktion hat er uns Menschen überlassen.

Unglaublich, aber wahr.

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welpenweste
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Hoffentlich glückt es.
Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren.
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mohan1948 Eine wie immer spannende Geschichte lieber Günter
liebe Grüße
Hannelore
Vor langer Zeit - Antworten
CHM3663 Das ist mal wieder eine super-spannende und unglaublich interessante Geschichte, bei der ich mit viel, viel Freude sehr viel dazugelernt habe!
Einfach super, wie Du immer wieder so faszinierende Entdeckungen findest und sie für Deine Leser so wunderbar verständlich und unterhaltsam beschreibst!
Ganz vielen herzlichen Dank und liebe Grüße,
Chrissie
Vor langer Zeit - Antworten
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