Krimis & Thriller
Der Blauwal

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"Museen bilden!"
Veröffentlicht am 30. Januar 2017, 30 Seiten
Kategorie Krimis & Thriller
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten. Hoffentlich glückt es. Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren. Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert. Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.
Museen bilden!

Der Blauwal

Vorbemerkung

Frederike klaut geheime Papiere, um ihr Kind zurück zu bekommen.

Die Krimi-Story ist natürlich völlig aus der Luft gegriffen, oder etwa nicht?

Ein Kurzkrimi, der wenig Platz für Charaktere ließ, aber dafür mit meiner Erachtens feinem Plot aufwartet.


(Wieder eingestellt 30.04.2020)


Copyright: G.v.Tetzeli

Cover: G.v.Tetzeli

Internet:

www.welpenweste.de

Der Blauwal

Frederike war aufgelöst. Sie zitterte. Dass sie zu so etwas fähig sein würde, das hatte sie nie gedacht. Als Vorzimmerdame des Chefs hatte sie sich in sein Büro geschlichen. Eigentlich war nur die eine Tür dazwischen gewesen. Ihr kam es aber so vor, als hätte sie endgültig eine unsichtbare Schranke durchbrochen. Wo er den Schlüssel für den Schreibtisch versteckt hatte, das wusste sie durch einen Zufall, als sie überraschend zum Diktat zu früh erschienen war.

Sie hatte seine Schreibtischschublade durchwühlt und auch tatsächlich den Vorgang gefunden. Schnell wieder zurück, hatte sie in ihrem eigenen Büro alles kopiert. Dann,

husch, den Vorgang wieder zurückgelegt und die Schublade wieder zugeschoben, war eines, aber ihr Gewissen etwas Anderes. Sie stopfte die Papiere in ihre Handtasche. Was war sie nervös! Es dauerte nicht lange und das Handy zwitscherte die Tatort Melodie. Der erwartete Anruf. Man nannte ihn heimlich mit Spitznamen „Buttermilk“. Das war nicht abwertend gemeint, sondern es hielt sich das hartnäckige Gerücht, dass Spenzer immer ein Glas Buttermilch trank, wenn er einen ‚Auftrag‘ schließlich zu Ende brachte. Spenzer war Profi-Killer und war im Moment genervt. Das sechs jährige Balg, die kleine Kathie, ging ihm auf die Eier. Schon als er den

Auftrag annahm, da war ihm die Kindesentführung arg zuwider gewesen. Außerdem hatte ihn der enge Zeitpfeil des Auftrags gestört. Er hatte nur die wichtigsten Eckpunkte eruieren können. Er hatte Frederike Kastello und Meike Brummel mehrfach abends ausgehen sehen. Zu wenig Vorbereitung. Das Kind von Federike war der Hebel, an dem er ansetzen musste. Mit Kindern hatte er es nicht so. Präzisionsgewehr und Schluss, das war seine Stärke. Der Auftrag lautete die Unterlagen zu beschaffen. Erst danach waren die Mitwisser operativ zu subtrahieren. Der eigentliche Höhepunkt der beschissenen ‚Destination‘, denn Spenzer mochte seinen Beruf.

Eine gewisse Erfüllung übermannte ihn

immer dabei. Nun also diese Göre. Zum Glück hatte er heraus gefunden, dass die Kleine ohne große Umstände ruhig zu stellen war. Nein, nicht fesseln und knebeln. Auch nicht Beruhigungsspritzen. Ein Fernseher, DVDs mit Cartoons und ab und an etwas von Mac Donalds und die Kleine war gefügig. Vorerst musste sie absolut unversehrt und zufrieden bleiben, um der Mutter blöde Hoffnungen vorzugaukeln. Die erste Nacht hatte er tatsächlich etwas vorgelesen. Eine gute Nacht Geschichte. Ein halbe Flasche Whiskey hatte er getrunken, so schlecht war ihm danach. Im Augenblick war Kathie vor dem Fernseher mit dem rosaroten Panter beschäftigt und kicherte ab und zu.

Jetzt war es an der Zeit anzurufen.

„Haben Sie’s? „Ja“, vibrierte die Frau. „Gut.“ „Ich will sie hören! Sofort!“

Wie die Leute so drauf aus waren, da konnte er nur den Kopf schütteln.

„Kathie, komm doch mal bitte“, säuselte Spenzer. „Kann nicht, is‘ grad so irre lustig“, krähte die Kleine zurück. „Auf der Stelle!“

Sie kam herbei. Der Ton hatte die Musik gemacht. Auch das Kind hatte erkannt, dass Spenzer gefährlich sein konnte.

„Ja, hier ich“, fiepte sie.

„Nein alles prima. Ja, Mami, ich dich auch!“ Spenzer riss ihr das Handy weg. Die Kleine fing an zu greinen.

„Der rosarote Panther wartet auf Dich“,

sprach Spenzer verschwörerisch.

„Und danach gibt es „Feifel, der Mauswanderer.“

„Au ja“, hüpfte sie zurück zur Glotze.

„Um drei Uhr. Endgültiges Ziel ist das Ozeaneum. An der Decke oben hängt ein Blauwal. Am Geländer im ersten Stock, links neben der Fluke, da stellen sie sich hin.“ „Und wie erkenne ich sie?“ „Tut nichts zur Sache. Wenn ich nur Einen erahne, der im Ozeaneum dort nicht hingehört, können sie das Thema Kathie abschreiben. Vernünftig wäre es daher, wenn wir das gütlich bereinigen könnten. Bei Polizei allerdings..“, er ließ es im Raum stehen. „Und glauben sie mir, ich bekomme es mit. Ich kenne die

Sperenzien der Polente. Als Erstes werfen sie das Prepaid-Handy weg, das sie durch mich in der Tonne gefunden haben. In der SMS standen auch die Beförderungen drauf, die sie benutzen müssen. Die SMS? Gelesen?“

„Habe ich, aber der Endpunkt war mir nicht bekannt.“

„Nun wissen sie’s. Das Gerät direkt in den Brunnen vor ihrem Haus versenken. Sie stehen unter Beobachtung, glauben sie mir.“ Es entstand eine kleine Pause.

„Ach ja, seien sie bitte pünktlich.“


Spenzer ging in das andere Zimmer und setzte der Kleinen ein Glas Orangensaft vor. Sie trank gierig. Gut so. Kathie kippte um und

Spenzer schaltete den blöden Cartoon aus. Dann fesselte und knebelte er sie. Schließlich war er nun eine ganze Zeit lang ‚beruflich‘ unterwegs.

Er verließ die Baracke und schmiss sein billiges Prepaid-Handy in die seitliche Blechtonne, in der Abfälle kokelten. Er hatte noch ein zweites. Die Kommunikation musste aufrecht erhalten werden. Dann sprang er auf sein Motorrad. Ein Motorrad war ideal. Nur Blödiane benutzten Autos. Außerdem konnte man sein Spezialgewehr auseinander nehmen, im Rucksack verstauen. Diesmal brauchte er es nicht. Noch nicht! Mit einem Motorrad konnte man eventuellen Verfolgern immer entkommen. Mit einem Auto nicht.

Treppen, Gelände, Sprünge, Staus, alles kein Problem mit einem Motorrad. Für eventuelle Verfolger unüberwindbar. Er fuhr los, mit einem leeren Rucksack auf dem Rücken. Zuerst sah er in den Brunnen vor dem Bürogebäude nach. Das Handy war ordnungsgemäß ertrunken.

„Brav“, sagte er zu sich. Er gab wieder Gas. Er wollte mindestens eine halbe Stunde früher im Ozeaneum sein. Er würde in aller Ruhe sondieren, ob sich Unregelmäßigkeiten auftaten.

Frederike hatte noch Zeit, um rechtzeitig zu dem Ozeaneum aufzubrechen. Sie weinte. Sie konnte sich über ihren Chef nicht beklagen. Wie oft hatte er gesagt: „Ihr seid meine

Perlen!“ Er meinte damit ihre Ordnungsliebe, ihre Geschicklichkeit in technischen Dingen, ihr Organisationstalent. Die andere, die er meinte, war Meike Brummel, die Buchhalterin. Die hatte nämlich die Sache entdeckt, die ihren Chef blass werden ließ. Besagte Schreibtischunterlagen. Kein Wunder, dass sie und Meike Freundinnen waren. Frederike schluchzte wieder. „Ach Kathie, meine Liebste!“

Sie packte noch dies und das in ihre Handtasche, wollte gerade gehen, als sie Meike Brummel in die Arme lief. Nur nichts anmerken lassen.

„Ich habe gerade nochmal nachgeforscht. Die Beamten wurden bestochen. Der Auftrag

ging, wie üblich an die Großfirma. Wir gehen leer aus.“ „Wirklich? Schau Brummelchen, ich hab‘s wirklich eilig!“ „Aber versteh‘ doch. Einer der Beamten hat gesungen. Er hat uns die Aufstellung gegeben. Die übliche Firma bekommt bei der Vergabe den Zuschlag. Immer dieselbe! Die kriegen unser Angebot vorgelegt und unterbieten. Das machen die Beamten, weil es für sie Tantiemen gibt und unsere Firma..“Ja, ja, Meike, das ist eben so.“ Frederike hastete weiter. Brummel rief ihr nach. „Und danach wird dann alles doppelt und dreifach so teuer. Das ist doch eine Schweinerei! Frederike, verdammt noch mal, bleib‘ doch stehen!“

Frederike lief, wie von Furien gehetzt, aus

dem Bürogebäude, um gemäß den früheren Anweisungen den Bus zu erwischen. Das Handy schmiss sie in den Brunnen. Sie sollte zweimal umsteigen und brauchte deshalb mindestens noch eine ganze Stunde bis zum Museum. Sie würde beobachtet werden, hatte der Unhold in der SMS versprochen. Nervös schaute sie auf die Uhr. Wenn nichts dazwischen kam, würde sie es rechtzeitig schaffen. Spenzer schlenderte durch das Ozeaneum. Erst hatte er sich die Schaubecken betrachtet und festgestellt, dass Fische genauso stumm waren, wie seine Auftragsabschlüsse. Sympathisch, dachte er, als er auch noch die Piranhas betrachtete. In der großen Halle war

die Sonderausstellung 1:1 wirklich beeindruckend. Die riesigen Meerestiere hingen in Originalgröße von der 25 Meter hohen Decke. Irgendwelche Stahlseile hielten sie. Ihm fiel nichts auf. Seit einer dreiviertel Stunde prüfte er. Polypen erkannte er auf der Stelle, da konnten die sich verkleiden, wie sie wollten. Die Luft war rein. Um drei Uhr sah er nach oben auf die Balustrade. Am Geländer, direkt an der Fluke des Blauwals, stand eine unscheinbare Tussi. Eine langweilige Hausfrau eben.

Er rief mit seinem zweiten Predaid-Handy an. Die hässliche Zicke wühlte in der großen Handtasche und führte ihr Handy ans Ohr. „Schön brav gewesen?“

Sie nickte nur, wie er sehen konnte.

„Sie gehen jetzt nach draußen durch den Hintereingang. Auf dem Parkplatz draußen steht ein Motorrad. Da stellen sie die Handtasche ab. Das war‘s dann auch schon.“ „Halt, halt“, rief sie in das Handy. „Meine Kathie!“ „Das jetzt ist auch ein Prepaid-Handy? Das andere haben sie versenkt?“

„Ja, verdammt noch mal!“ „Das Handy in die Handtasche zurück!“

„Was ist mit Kathie“, schrie sie.

„Seien sie ruhig, sonst werde ich grimmig“, befahl er. Frederike schluckte.

„Ich mache mich vom Acker, dann rufe ich sie zu Hause an, auf dem Festnetz.“

„Was ist mit Kathie!“

„Wenn ich sie anrufe, dann können sie mit ihr sprechen. Sie können den Wurm dann in aller Ruhe abholen. Ist das ok?“

„Nichts ist ok!“

„Ist das ok?“

„Was soll ich denn sagen, sie Schwein!“

„Das Schwein ist zufrieden. Jetzt tun sie, was ich ihnen aufgetragen habe. Pronto, Schätzchen, sonst filetiere ich Dein Kleines, da kannst Du Gift darauf nehmen.“

Erfreut sah Spenzer, wie sie kraftlos den Arm fallen ließ. Sie brachte das Handy unter und ging zielstrebig zum Lift. Er stellte sich hinter einen Pfosten. Unten angelangt, stiefelte sie zum Hinterausgang Richtung Parkplatz. Spenzer folgte ihr unauffällig. Er hielt professionellen Abstand. Durch eine kleine

Luke konnte er verdeckt auf sein Motorrad nach draußen blicken. Das dämliche Weib stellte die Handtasche ab und stöckelte zügig zur Bushaltestelle. Sie würde in etwa zeitgleich zu Hause ankommen, wie er mit dem Motorrad die Baracke erreichen würde. Dann war der Zeitpunkt gekommen, die Sache zu erledigen.

Frederike saß daheim vor dem Telefon. Neben ihr saß Brummel. Meike hatte die Arme um sie gelegt. „Wird schon schief gehen!“ „Die Originale hast du“, fragte Frederike. „Klar, du hast ja die Schreibtischschublade nicht wieder abgesperrt.“ „Und ich selbst habe zwei mal kopiert. Wo sind sie denn nun, die Unterlagen?“

„Schließfach! Und eine Kopie beim Chef.“

„Ist der Chef schon wieder zurück?“

„Nee, der ist länger beschäftigt. Der will doch den neuen Firmenkredit bei der Bank aushandeln.“ Spenzer betrat die Baracke, dann rief er seinen Auftraggeber an. „Erledigt!“

„Sie sollen doch nicht anrufen, sie Rindvieh!“ Buttermilk brach ab. „Blöde Schweine“, warf Spenzer das Handy aufs Bett. Er packte den Rucksack aus. Die Handtasche, obwohl sie recht groß war, hatte spielend hinein gepasst. Wie hätte es denn ausgesehen, wenn er mit einer großen Damenhandtasche durch die Gegend gegurkt wäre. Er öffnete. Die Papiere waren da. Er blätterte. Es handelte sich eindeutig um die

Ware. Das Handy von ihr war auch da. Er ging nach draußen und schmiss die Tasche in die Tonne. Ein Fläschchen Benzin warf er nach und programmgemäß loderte es auf. Erledigt! Es blieb nur noch der Höhepunkt.

In der Baracke schlief die kleine Kröte immer noch. Er öffnete den Kühlschrank und goss sich ein Glas Buttermilch ein.

Dann setzte er sein geliebtes Präzisionsgewehr zusammen, legte es vorsichtig auf der Couch ab. Das Früchtchen wachte allmählich auf und er befreite es schnell. „Schlecht geschlafen“, fragte er scheinheilig. Die kleine Kathie war noch schläfrig und hatte nichts mitbekommen. „Was

meinst Du, rufen wir Mami an?“

Kathie nickte. „Hallo meine Liebe. Ich halte mein Versprechen. Das gehört zu meinen Grundsätzen.“ Frederike presste das Handy an das Ohr und Meike hörte mit. „Wo?“

„Am Wasser!““

„Oh, Gott“, entfuhr es ihr.

Spenzer weidete sich.

„Nein, meine Gute, sie ist wohlauf. Du kannst das Püppelchen bei einer Baracke abholen. Von Stralsund, dem Ozeaneum, nimmst du die Hafenstraße Richtung Dänholm. An der Hafenbahn weiter und dann in Richtung Werftstraße. Du biegst dann rechts ab. Nennt sich ‚zum kleinen Dänholm‘. Links zur Sternstraße. Hinter dem Schrotthandel findest

Du etwas abseits eine Baracke. Sie ist grau, aber darüber ist ein Esso Schild. Dort kannst Du Deinen Balg abholen. Das war’s, Schlampe. Adieu!“

Kathie saß da und wachte richtig auf.

„Spielen wollen“, murmelte sie. Er gab ihr eine Ohrfeige. „Schluss jetzt mit dem Scheiß“ Spenzer war sauer. Er ließ die Kleine auf dem Bett liegen. Kathie wimmerte. „Herrgott nochmal“, dachte sich Spenzer. Ein Irrenhaus!

Knack, es war still. „Wir nehmen meinen Wagen“, schlug Brummel vor. Sie stürzten aus dem Haus ins Auto.


Auf dem Weg zur Couch klingelte das Handy. Spenzer schnappte sich das Teil und schaltete zögernd frei. Ein Unbekannter war dran. Spenzer staunte. Wer konnte, außer seinem Auftraggeber, die Nummer haben? Er verließ vorsichtshalber die Baracke und stellte sich neben die glühende Tonne.

„Was soll das“, rief er erbost. „Ich bin mitten in der Arbeit.“

„Hör mal, Buttermilk, hast Du unsere Ware?“ „Na klar habe ich die.“

„Mit Siegel und so? Wo ist sie?“

„Ich, äh, ich habe sie verbrannt. Ihr wolltet doch den Zettel-Scheiß vernichten, habt ihr selbst gesagt.“

Am anderen Ende war gefährliche Stille.

„Hör' mal, Buttermilk. Ein gewisser

Unternehmer hat uns informiert. Es sei eine Akte aus seinem Schreibtisch ausgetauscht worden. Die echte mit Siegel ist weg, eine Kopie wurde ihm untergeschoben. Und da haben wir uns gefragt, ob Du nicht auch so eine Kopie bekommen hast. Du verstehen?“ Bei Spenzer bildete sich ein dicker Kloß im Hals. Jetzt fing das Gör auch noch zu plärren an! Stress pur!

„Aber hören sie doch. Es ist alles paletti. Die Handtasche mit samt Inhalt ist verbrannt.“ „Und die Unterlagen hatten ein Siegel? Du weißt, dass unsere Anwälte Kopien in der Luft zerreißen können, nicht aber das Original!“ „Klar, war da irgendwo ein Siegel“, log Spenzer. „Auf welcher Seite denn?“ „Auf der letzten“, beschloss Buttermilk.

„Na dann ist ja alles in Ordnung. Du bist bei der Baracke, nicht wahr? Es kommen gleich ein paar Freunde vorbei. Du musst nichts überstürzen. Du weißt, dass wir Dich in jedem Fall finden.“ Es wurde aufgelegt.

Er stand bleiern da. War so ein Siegel nicht auf der Vorletzten Seite? Er grübelte und wusste es. Er hatte sich verraten. Auch er war nur mit einer Kopie abgespeist worden. Spenzer drosch das Handy in die Tonne. Dann hastete er zurück, schnappte sich das Gewehr. Die Kleine war überraschender Weise ruhig, obwohl kein Cartoon lief. Sollte ihm nur recht sein, dass sie da an irgendetwas herum nestelte. Es ging also auch, wenn man sie einige Minuten allein ließ. Die gab auch so Ruhe. Das Dreckskind hatte

ihn nur malträtiert! Es ist jetzt dann sowieso Schluss, wusste er.

Es schoss aus der Baracke und erkletterte mühsam den nahe gelegenen Müllberg. Dort legte er sich in Positur. Nun wurde er endlich ruhiger. Das war seine Spezialität, sein Metier. Das Drei-Bein war justiert, das Präzisionsfernrohr ebenfalls. Das ganze, flache Terrain vor der Baracke hatte er im Visier. Es dauerte auch nicht lange, als ein Kleinwagen heran preschte. Zwei Tussis stiegen aus. Die eine war die Langweiler Schlampe, die Mutter von Kathie, die andere war etwas füllig und auch zum Kotzen. Er visierte einmal, plopp, Schwank zu Opfer zwei, plopp. Keine von den Beiden fiel um. Wie konnte das möglich sein? Er prüfte.

Das Magazin war leer!

Frederike und Meike liefen in die Baracke hinein. Kathie war mit mehreren Patronen auf dem Bett beschäftigt, mit denen sie offensichtlich Mikado spielte. Frederike schnappte sich Kathie tränenüberströmt und Brummel war schon vorgestiebt, um das Auto wieder anzulassen. Mit viel Effet spritzten sie von dem Gelände. Buttermilk lag immer noch da. Die Kleine musste das Magazin herausgezogen und die Patronen zum Spielen entfernt haben. Diese Drecksbälger kann man nicht eine Minute allein lassen!

Scheiße!

Scheiße! Scheiße!

Wie hatte das Gör nur darauf kommen können? Ein Magazin herausnehmen und dann wieder einsetzen? So tun als ob sie es nicht angerührt hätte. wie kann man nur so schlecht, so hinterfotzig sein?


Er musste nur auf die „Freunde“ warten. Er gab sich nicht den Hauch einer Chance. Er lag da und Buttermilk weinte. Sein Abgang würde für ihn nicht einfach werden. Ein halbes Jahr später eröffnete ein nobles Kinderbekleidungsgeschäft auf. Es hieß Meike und Frederike.

Der Laden war exquisit und man sagt, dass die beiden Inhaber die große Investition ohne Probleme hatten bewältigen können.


Der Leichenfund in einer riesigen Milchmaische wurde vertuscht, weil ansonsten hätte die ganze Buttermilch-Charge der Großproduktion entsorgt werden müssen.

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Über den Autor

welpenweste
Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten.
Hoffentlich glückt es.
Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren.
Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert.

Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.

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erato 
Hi, Günter,
ausgedruckt und morgen mit in die Klinik....

Schönen Restsonnntag
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
CHM3663 Ich liebe solche gut durchdachten Krimis, in denen die Charaktere und Situationen so lebendig beschrieben werden, dass ich sie beim Lesen vor mir sehe, und die mich immer wieder mit überraschenden Wendungen überraschen!
Hier baut sich die Spannung perfekt auf, man ahnt etwas, was dann doch anders kommt, – und das Ende ist ein absoluter Knüller!
Mehr will ich hier nicht verraten, aber allen anderen viel Spaß beim Lesen wünschen! Es lohnt sich! ;-)
Vielen herzlichen Dank für die tolle Unterhaltung und liebe Grüße,
Chrissie
Vor langer Zeit - Antworten
Gast Mach daraus mehr.Mehr einzelheiten,mehr Handlung,auf 200_300 Seiten und dann schick es an einige Verlage.Du hast das zeug dazu.Dein einziges Manko,du schreibst zu wenig,und wenn du wirklich seit deiner Kindheit schreibst,dann weißt du genau was ich da meine.Aber versteck dich nicht,gerade jetzt nicht.
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Einfach mein Profil durchstöbern. Echte Krimi-Romane, dazu ist hier leider nicht die richtige Plattform.
Gruß und Dank für's Lesen
Günter
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