Humor & Satire
Werbung ist alles

Jeremias Freundlich war schon zu Lebzeiten ein ehrbarer und rechtschaffener Mensch gewesen. Und so war es auch nicht weiter verwunderlich, dass er nach seinem Ableben einen Platz in den paradiesischen Gefilden zugewiesen bekam.
Aber ach. Zusehends wurde ihm da von Tag zu Tag langweiliger. Den lieben langen Tag nur Manna essen und Hosianna singen - ooch nee, sowas wurde auch Jeremias Freundlich auf Dauer zu eintönig. Sozusagen einseitige Ernährung im Mantra-Sound ...
Und so beschloss Jeremias Freundlich, sich ein wenig in der sphärischen Gegend umzusehen.
Elegant breitete er seine blütenweißen, kürzlich erst erhaltenen Engelschwingen aus, nahm einen kurzen Anlauf und erhob sich nahezu majestätisch in die Lüfte.
Buntgeblümte Wiesen, kristallklare Bäche unter sich lassend, ließ er sich von einem warmen Lufthauch tragen und betrachtete von oben her das himmlische Treiben unter sich. Und gerade als er schon wieder beidrehen und umkehren wollte, glaubte Jeremias seinen Augen nicht trauen zu dürfen – durch einen kleinen Spalt im paradiesischen Ebenengefüges konnte er bis zur Hölle hinunterschauen.
Oha und aber hallo! Da ging’s ja mal echt hoch her! Von wegen: höllische Pein und Qualen leiden müssen ... paahhh!!!
Wohin Jeremias Freundlich auch blickte, er sah nur fröhliches, lachendes Treiben. Man amüsierte sich bei erlesensten Weinen, beköstigte sich mit edelsten Genüssen ... ja, sogar ... aber auch dafür hatte Jeremias schon zu Lebzeiten vollstes Verständnis gezeigt - auch die hübschesten Frauen waren zugegen und (mindestens) von allerliebstem Anblick.
Irgendwie wehleidig verglich Jeremias Freundlich sein paradiesisches Dasein mit dem hier zu Sehenden. Spontan und konsequent fasste er einen Entschluss: Er würde noch auf der Stelle bei Petrus vorstellig werden und einen Antrag auf Versetzung in die Hölle stellen.
Glück, Schicksal, himmlische Vorsehung? Wie auch immer: Jeremias Freundlichs Bitte um Versetzung wurde stattgegeben – und er selbst fand sich augenblicklich nach seiner Unterschrift auf sein Versetzungsgesuch in der Hölle wieder!
Kaum dort eingetroffen, nahm ihn ein kleines Helferteufelchen auch schon bei der Hand und – stieß Jeremias Freundlich mit lautem, hämischen Lachen mitten hinein in eine gräßlich heiße Höllenflamme!
Glühende Lohen hüllten den Ärmsten augenblicklich ein, trieben Jeremias umgehend Angst- und Schweißperlen auf die verrußte Stirn. Gepeinigt stöhnte Jeremias Freundlich auf. Hitze, Angst und Qualen schnürten ihm die Kehle zu. Mit letzten Kräften verlangte er krächzend, den Oberteufel sprechen zu können ... augenblicklich stand der auch prompt an seiner Seite. Indes: ohne dass ihm das mörderische Flammenmeer auch nur ein Härchen versengte.
Jeremias mobilisierte die allerletzten Kraftreserven und verwies in einem fort auf das, was er „von oben her“ gesehen hätte. Worauf sich Ober- und Unterteufel unter ohrenbetäubendem Gelächter auf die fellhaarigen Oberschenkel schlugen und einen regelrechten Veitstanz aufführten.
Und während sich immer mehr kleine, große, alte und jüngere Teufel und Teufelchen zu ihnen gesellten, um in das hämische Hohnlachen einzustimmen, schlug der Oberteufel Jeremias beinahe kameradschaftlich auf die schon arg geschundene Schulter und sah ihm aus blutunterlaufenen, rotglühenden Augen direkt ins Gesicht als er sagte:
„Ach weißt du, alter Freund, da wirst du sicherlich geradewegs über unsere Werbeabteilung hinweggeflogen sein ...!“