Verzaubernd und von feinster Struktur gesegnet, tanzt unbehelligt und verlockend, ein Weibsbild, welches einem Traum gleicht. Zart und wunderschön zugleich, im Mondenschein von tiefster Nacht umschwärmt und prachtvoll wie das Gefieder eines stolzen Schwans, bewegt sich ihr gebleichter Schopf, zum unvergleichlichen Rhythmus des lauen Windes. Und sinnlich betrügt ihr schmunzeln jeden schwachen Geisteszug, auf das die Willensstärke zerreißt,
wie weiches, mit Worten der bittersüßen
Liebe gefülltes Pergament.
Wie hypnotisiert, von einer Macht geleitet, die er bisher nicht kannte,
führt sein Gang ihn zur tanzenden Verführung. ,, Ist sie nur ein Traum? So lieblich lächelnd, förmlich strahlend, im Silber verschleierten Lichterglanz.” Ganz nah wagt er sich an sie heran, von zwickender Wolllust unaufhaltsam angetrieben. Betäubt und nichts ahnend begibt er sich zur mitternächtlichen Stunde, in sein unausweichliches Verderben. Er fasst verlangend in ihr glänzend weißes Haar, um es zärtlich zu liebkosen. Sein Herz rast und tobt vor
Gier. So will er sie umarmen, will sie verschlingen, von Kopf bis Fuß für sich behalten, jedoch vermag er es nicht sie festzuhalten. Sie haucht zu ihm in süßen Zungen, treibt ihn weiter in die Schattengebilde ihrer unverdrängbaren Sinnlichkeit hinein. Er kann kaum noch denken vor verlangen, denn erlegen ist er ihr in jedem Atemzug. Denkt verzückt bei sich, ,, wer ist sie nur, dass ihr´s gelingt, ohne Berührungen,ohne Lippenspiel, mich entmachtend zu verzaubern ?.” Eingebettet in des Bösen unzähmbare
Habsucht, gnadenlos und ohne Nachlass packt sie ihn am Genick. Geküsst mit brennend heißem Atem, so hat er sich endgültig verloren, an eine hungrige Bestie. wehrlos, mutlos, als sei er ein schwaches und zerbrechliches Kind. Unaufhörliche Schmerzen, als seien sie nicht aus dieser Welt entsprungen, lodern in seiner Herzschlagarmen Brust. Von Blut und Tränen ist sein aufgesprungener Mund gefüllt. Alles schmeckt falsch und metallisch, fast wie der frühe Morgentau mit Moos vermischt. Tiefe entzündete Wunden, zugefügt von scharfen Klauen, zieren großflächig
seinen halbtoten Leib, jedoch die Gedanken trüben nicht mehr, was ihm der Tod vorher bestimmte. Der Odem stockt nach endlos langem Kampf. Ein kurzer Fingerstreich wandert über seine zerfetzte Schulter. Augen flimmern glasig blass. ,, Doch nur geträumt....”, denkt er zuletzt. Neu geboren und schreiend auferstehend, in eine wilde Zunft, welche sich am Rande der lebendigen Gesellschaft in den Schatten verbirgt. Starke Krämpfe zermartern seine Eingeweide. Liegend und seiner Bewegungen nicht
mehr Gebieter, auf einem steinigen Boden, unerträglich kalt und leer. Feuerflimmern auf schwarzen Fackeln steht. ,, Erlösung !” Brüllt es in ihm klagend auf, ,, nimm von mir, was mein Herz zerfleischt ! “ Ein Lächeln der Unberührtheit, begleitet von leichten schritten und bestückt mit spitzen Fangzähnen, pendelt ihm entgegen. Blutarmut zerrt trocken durch seinen Erzgang, bis er sich schließlich kraftlos der Schönen beugt. ,, Lass dich einfach fallen und gib dich mir restlos
hin. Ich möchte dich doch nur aus deinem tristen Dasein als Mensch erlösen.” Zwei Male liegen aneinander, pochend wallt sein Aderfluss. Neben ihm, ein sich hin und her welzendes junges Mädchen. Weinend bettelt und fleht sie um ihr Leben. unbekannte Bedürfnisse steigen ihm in den Kopf, die quälend sein Gemüt umgarnen. Ihr schlank geformter Hals, durchzogen von bebend blauer Herrlichkeit, bedrängt seine Vernunft und Güte und tötet somit gänzlich seinen Willen zu
widerstehen. Dieser unersättliche Drang, ihr die Existenz aus dem Rumpf zu rauben war zu stark, als dass man ihn ignorieren könnte.
,, Maraaa....” Eindringliches Flüstern aus den düsteren Kegeln. Regungslos verharrt die ausgeschöpfte Hülle im Dreck. Fragend starrt er sie mit Blut verschmierter Miene an. ,, Du nahmst ihr Leben für dein eigenes. Bist nun Jäger und sie sind fortan deine Beute. Unsterblichkeit habe ich dir zum Geschenk gemacht, drum koste aus, was dir in der Vergangenheit verwehrt
blieb.” Liebreiz vernimmt er keinen mehr, denn sie scheint nur ein Tier zu sein, geführt von Gleichgültigkeit und Mordlust. wahrhaft dahingeschieden im inneren, lebendig nur in ihrer Gestalt gepaart mit einem mörderischen Verstand. Langsam entfernt sich seine Schöpferin von ihm, überlässt ihn seinem Untoten Schicksal. Mara... Schön wie die Sünde selbst, und doch ist sie nichts weiter, als ein Blutgieriges Ungeheuer, welches sich in der Dunkelheit versteckt, geduldig lauert, um dann gnadenlos ihr Opfer zu
zerreißen. Tage und Nächte entschwinden ungezählt im Nebel der Zeit. Immer noch kauert er ängstlich, wie ein geprügelter Hund, in den von Spinnengeweben verseuchten Ecken seiner kalten und vermoderten Behausung. Gruftgeräusche dumpf verklingen. Schrilles Rattengekreisch fegt hinweg die beruhigende Stille. Stark wankend,fast wie betrunken, müht er sich hinaus in die Raben schwarze Nachtwonne, weil Durst ihn nicht verweilen lässt. Suchende Blicke stürzen aus den Dunkelfeldern, wie Wasserfälle fließen
sie von den steilen Dächern hinab, auf die karg beleuchteten Straßen seiner Heimatstadt. Hallende Schritte sich in einander ergießen.
Würziger Rosenduft versüßt die schwere Nachtluft. Seine hungrige Aufmerksamkeit berührt den Gang einer wohl gewachsenen Weiblichkeit.
In brauner Brillanz wellt sich ihr
schulterlanges Haar und legt ab und an das Objekt seiner unabwendbaren Begierde kurzzeitig frei. Lippen rosig sanft entfaltet, verschönern das Bild ihrer Gesichtskonturen. Eine Frau, welche gleicht einer
formvollendeten Melodie. Verdruss befällt seine schwitzend bleiche Stirn, weil er das, was er in diesem Augenblick zu tiefst begehrt, um seines unbeherrschten Treibens Willen, ohne zu zögern töten muss! Mara.... Immer wieder sagt er ihren Namen, welcher sich seinen Weg im Echolauf von ihrem, vor undeutsamen Erwartungen zitternden Hals, empor zu ihren Ohren bahnt und sich lüstern verliert, in ein Ton gedämpftes, mit Angst vermischtes Weinen der unaussprechlichen Sehnsucht, bevor sein unaufhaltsames Streben, endlich von ihrem warmen Lebensnektar zu
kosten, in hemmungslose Habgier umschlägt und seine triefenden Eckzähne sich verbeißend in ihre Halsschlagader stoßen. Verröchelnd fällt zu Boden, ein Bildnis an Schönheit und tödlichem entschlafen. Holzpflöcke versinken wie aus dem Nichts splitternd in seinem Fleisch, reißen ihn mit brutalster Wucht auf die kantigen Pflastersteine. Feuerleuchten springt ihm wie ein ausgehungertes Raubtier ins Gesicht und versenkt ihm in Sekunden schnelle Haut und Muskelgewebe. Fauchen fährt ihm verachtend von der Zunge, denn Sporentritte schänden seine
Knochen. Ihm bleibt am Ende nur noch die Flucht nach vorn, mit der er sich, nur mit großer Mühe aus dieser hinterlistigen Falle befreien kann. Verletzt zieht er sich hinkend zurück, entschwindend in den Schutz der nächtlichen Schattenbänke. Der Totenacker war ihm zur letzten Ruhe geweiht, wo seine Gruft am Tage im Schlagschatten thront. Flüchtig und voll panischer Furcht, schaut er im lauf nach hinten weg. Zeigefinger drohen böswillig deutend auf den Flüchtling. Eine wütende Meute, die unkontrollierter Raserei verfallen ist, ihn traktieren, mit
Ohrenbetäubenden Hetzlauten. ,, Ergreift den Dämon! Lang genug brachte er Unheil und Tod über uns! Heute noch soll er für seine Gräueltaten Büßen!” Blanker Stahl schnellt auf den Schädel,dass er nur noch kriechend versucht seine Flucht fortzusetzen. Seine Augäpfel suchen hastig nach einem Unterschlupf. Quält sich verzweifelt auf die Beine, bevor ein zweiter Schlag in seinen Nacken fährt. Ohnmacht bringt ihn schließlich arg zu Fall. Beide Arme von sich abgebunden, hängt er entkräftet in dicken
Eisenketten, an einem massiven Kreuz aus Weidenholz. Sein misshandeltes Haupt hebt sich ohne Worte, blickt auf ein Meer der Feuersbrunst. Bemerkt erschrocken die Ketten an seinem Leibe, vermag jedoch nicht sie zu sprengen. Sein Augenmerk verirrt sich zum Horizont, denn der Morgen kommt gewiss, kommt, um ihn zu holen. Gebete stürzen aus den Reihen, Kruzifixe Bannern an seinen Schläfen, und ganz unten zu seinen Füßen liegend, die Leichname seiner Opfer. ,, Wir prangern dich dem Tode hin, du Dämon der uns
heimgesucht! Nimm entgegen unsere erlösende Gnade, die endgültige Verbannung aus deinem Jammertal!” Sonnenstrahlen kreuzend ballen, bündeln kraftvoll sich zum Morgen, läutern des Vampires Körper, bis qualvoll schreiend er in gleißenden Flammen unter geht. verbrennt zerfallend zu glühender Asche und vergeht zu feinem Staub. Mitleid zeigt hier kein Menschenwesen, da er von Anfang an verhasst gewesen ist und dem Ableben versprochen war. Ein ungewolltes Kind des Teufels, ein Engel der Nacht. Was das Licht den Schatten genommen
hat, trägt nun der Wind ins Ungewisse. am Kreuze rasseln Ketten schwer, Nachtwehen setzt sich trauernd auf den Himmel. Lautlos schleichend, tritt ein zierliches Wesen in das Licht des Mondes, kniet sich in die Überreste ihrer eigenen Schöpfung und streicht sanft durch die schwarze Asche seiner Vergänglichkeit. Tränen pressen ihre Lider hervor, mit Schmerz verzerrtem Gesicht flüstert sie ins tote Pulver, ,, der Tod des Herzens versklavt die Liebe, die da verbrannt liegt vom Lichte des Lebens. Verloren und für alle Zeiten verwünscht, hinweg getragen in die Hölle ohne
Wiederkehr....”
Bildmaterial und Text
© Gebeine 2017