"das ich eine Schneeflocke wär" - Forumbattle 58
Thema:
"Abenteuer einer Schneeflocke"
Flechtet in Eure Geschichte bitte folgende Begriffe sinnvoll ein:
Kartoffelbrei, Waschmaschine, Puderzucker, Feierabend, siebenachtel, bohnern, umgraben, fasten, hochtrabend, vergraulen, Souvenirshop, Klient.
Bodo, der kleine Regentropfen, ist schon seit Tagen aufgeregt. Er schuppst und drängelt, will unbedingt als erster aus der dunklen grauen Wolke springen.
“Autsch, kann dieser Rüpel nicht aufpassen“, denkt Sira, das Regentröpfchen mit der roten Schleife, reibt ihr Knie und ärgert sich über so wenig Rücksichtnahme bei dieser Enge. Hochtrabend und schnippisch fragt sie: “Willst du Flegel dich nicht wenigstens bei mir entschuldigen?“
„Ich wollte dir nicht weh tun, habe es eilig", stottert Bodo vor Verlegenheit.
“Eilig, was hast du denn so Wichtiges zu erledigen“, fragt Sira
neugierig.
„Na, es ist doch Winter, die Menschenkinder wollen ihre Schlitten ausprobieren. Ich möchte als Erster alles sehen“, antwortet er mit hochrotem Kopf.
„Das ich nicht lache, als Regentropfen werden wir ihnen die Lust am Rodeln vergraulen. Lass uns zu Herrn Frost gehen, der weiß bestimmt Rat. Er wohnt dort drüben in dem Haus mit dem vielen Schnee auf dem Dach, gleich neben dem Souvenirshop. Seine Haushälterin, die fleißige Frau Holle, ist auch noch da. Sie hat heute schon die Fenster geputzt und in der Waschmaschine all seine Hemden gewaschen“, berichtet Sira. Beide laufen
schnell über die Straße und klopfen an die eisblaue Haustür.
„Hereinspaziert, doch Vorsicht, ich bin gerade beim Bohnern“, ruft Frau Holle freundlich und fügt hinzu: „Geht in die Küche und lasst euch die Plätzchen schmecken. Herr Frost kommt gleich nach Hause. Er darf sowieso nicht naschen. Dr. Drosselbart hat ihm gestern für die Frühlingsmonate eine Fastenkur im Gesundheitszentrum „Schneeweißchen und Rosenrot“ verordnet. Er soll sich viel bewegen und dort unter Anleitung von Schwester Gretel und Gärtnermeister Hänsel die Beete umgraben, Rosen schneiden und den Rasen
mähen."
Als Herr Frost nach Hause kommt, fragt er schnuppernd im Flur: „Hm, das riecht aber lecker, was gibt es denn zum Abendbrot?“ „Kartoffelbrei, mit Zwiebeln, vegetarischen Klopsen, gemischtem Salat und hinterher noch Sauerkirschkompott. Ich habe den Tisch für 4 Personen gedeckt, in der Küche warten zwei Regentropfen. Sie brauchen dringend ihre Hilfe“, antwortet Frau Holle.
Herr Frost setzt sich umständlich auf den Küchenstuhl und schaut beide erwartungsvoll an. „Wir möchten so gern“, ruft Bodo aufgeregt, „dass sich die Kinder
über uns im Winter freuen können.“„Na, da passt es ja gut, dass ich mit Frau Holle, bevor sie Feierabend macht, noch die Betten ausschütteln will. Es soll in dieser Nacht auch im Flachland tüchtig schneien“, brummt er fröhlich, zwirbelt seine Bartspitzen und berührt mit seinem Reisestab die beiden Tröpfchen. Sofort fangen deren Arme und Beine an zu kribbeln und schon nach 3 Sekunden glitzern und funkeln sie als wunderschöne Schneeflocken in den Farben des Eises.
„Schnell, schlüpft in mein rotkariertes Kopfkissen. Es ist nur zu siebenachtel gefüllt, da könnt ihr ohne drängeln bequem herausspringen“, fordert Herr Frost sie auf und öffnet weit das Fenster.Sira tanzt
graziös wie eine weiße Elfe neben dem wild wirbelnden Bodo durch die Luft. Beide landen auf dem Wetterhahn der Kirche in einer kleinen Stadt. Sie rufen dem Schneemann Möhrennase von oben ein fröhliches „Guten Morgen“ zu und können gar nicht genug kriegen vom bunten Treiben auf dem Kirchberg. Sie staunen über die Bommelmütze des kleinen Fabian, den seine Oma mit dem Schlitten in den Kindergarten bringt und auch über Fräulein Meier, die heute ihre hübschen roten Pelzstiefel trägt. Über die Unvernunft von Rechtsanwalt Hadermann allerdings, der aus dem Auto steigt und ohne Jacke eilig zu einem Klienten läuft, schütteln beide nur verständnislos den Kopf.
Der Nordwind bläst den ganzen Tag kräftig um die Kirchturmspitze. Als es Abend wird nimmt er Sira und Bodo mit auf seine weite Reise durch die winterliche Welt. Von ihren spannenden Abenteuern werden sie Euch, liebe kleine und große Leser, sicher als Regtropfen im Frühling berichten.
Doch jetzt zieht schnell eure Mäntel an, stülpt die Mützen über die Ohren, geht raus an die frische Luft. Trefft euch mit Freunden und habt viel Spaß beim Rodeln und Schlittschuh laufen. Bäume, Häuser und selbst der alte Schuppen von Opa Krause sind dick mit feinem weißem
Schnee bedeckt. Es sieht fast so aus, als hätte man die ganze Welt mit Puderzucker eingestäubt.
Abseits auf den Wegen und Feldern glitzern und funkeln im Sonnenlicht Tausende Schneeflocken. Die Natur hält den Atem an, es ist still, nur die Spatzen hört man zanken und in der Ferne die Kirchturmuhr schlagen.
(C) Martina Wiemers