Vorwort
Was für ein Tag. Was für ein elender Tag! Nicht enden wollend …
Doch nun scheint alles geschafft …
Bis auf …
Ach, das wird schwieriger als ich annahm.
Den ganzen Tag tanzten die Wörter.
Sie wirbelten gleich den Flocken aus Schnee.
Also, genau wie die Schneeflocken, die den ganzen Tag durch die Luft wirbelten. Wild vom Wind getrieben. So, als wollten sie meine Worte VERGRAULEN.
Alle miteinander.
Und nun liegt das Papier weiß vor mir.
Leise kichert es in sich hinein.
Das weiße Papier.
Blanco ohne auch nur einen Buchstaben, einen einzigen! Ohne die Worte, die mich den ganzen Tag begleiteten. Sie haben sich versteckt. Hand in Hand sind sie wohl davon gesaust. Mit dem Wind, der nebst meinen Worten auch die Schneeflocken trieb.
Antrieb.
Davon trieb.
SIEBENACHTEL sind weg. Was blieb, ist die Schneeflocke.
Das Wort Schneeflocke.
Mein Löffel fällt in den KARTOFFELBREI.
Es klirrt. Es kleckert.
Es holt mich in die Wirklichkeit zurück.
Holt mich an den Tisch zurück.
An dem ich sitze.
Sitze und starre.
Ich starre auf die Kleckerei.
Auf den Löffel.
Aus meiner Hand geglitten.
Das Papier ist nicht mehr weiß.
Ich schreibe:
„PUDERZUCKER“.
Eine bizarre Zeichnung aus Kartoffelbrei.
Ich umrande den Fleck.
Eine dieser Zeichnungen, die die Seele spazieren führen.
Ich dachte, ich hätte FEIERABEND.
Endlich!
Aber dieser Tag lässt mich so schnell nicht los. Das war abzusehen.
Als am Morgen die WASCHMASCHINE auslief, dachte ich noch, es kann nur besser werden.
Irgendwann war der Fußboden wie frisch GEBOHNERT und trocken.
Und blitzsauber.
Immerhin.
Als ich den SOUVENIERSHOP, nach dieser nicht enden wollenden Busfahrt, aufschließen wollte, und ich in meiner Tasche nach dem Ladenschlüssel wühlte, dachte ich:
„Nicht das, bitte nicht das!“
Und
„Warum passiert das gerade mir!“
oder so …
Doch selbst nach akribischem UMGRABEN der vielen Utensilien, die nun mal in einer Frauenhandtasche nicht fehlen dürfen, musste ich feststellen, dass der Schlüssel daheim an der Garderobe hängen müsste und
dass auch die geschmierten und gepackten Butterbrote daheim auf der Garderobe liegen müssten.
Die Schlüssel hängen, die Brote liegen – ganz in Frieden.
Meine Vorfreude auf einen Tag FASTEN hielt sich in Grenzen.
Und ich stand vor der Tür.
Im Schneegestöber.
Und konstruierte gute Gedanken, um mich wieder runterzuholen.
Um mein Herz langsamer schlagen zu lassen.
Mit den zerrinnenden Minuten vor der verschlossenen Tür, sammelten sich die Flocken auf meinen Schultern.
Auf dem Revers.
Und letztendlich in meinem Schal, wo sie
sachte auftauten und frech meinen Nacken kitzelten.
Also eigentlich sich unangenehm kalt über mein Dekolleté stahlen. Aber ich wollte mich nicht weiter aufregen.
Wegen des Wetters war auf den Straßen nicht viel los. Nur die Leute, die zur Arbeit mussten, waren in diesem Schneetreiben unterwegs.
So hielt ich mich dicht an der Hauswand und wartete, bis die Kollegin kam. Das sollte nur eine Stunde sein.
Eine läppische Stunde, wenn sie sich nicht verspätete.
Doch bei diesem Wetter war das ja so gut wie vorprogrammiert.
Also hielt ich still.
Atmete ein und atmete aus.
Ganz ruhig.
Weil ich genau weiß, dass es nichts bringt.
Also, sich aufregen nichts bringt.
So ertrug ich.
Ich ertrug die Nässe, die langsam von den Füßen her aufzusteigen schien.
Kurz dachte ich an die richtig dicken Stiefel.
Die warmen!
Die, unter der Garderobe.
Die Garderobe.
Die Schlüssel hängen, die Brote liegen, und die warmen Stiefel stehen darunter.
Ganz friedlich in der warmen Stube.
Hätte ich die Garderobe eingesteckt, hätte ich all meine Probleme gelöst.
Um mich abzulenken, erdachte ich einige
Worte.
Nur ein paar …
Elf an der Zahl.
Nicht mehr und nicht weniger.
Genau die richtigen Worte.
Die richtigen mussten es sein.
Im Geiste umkreiste ich dieses Schneegestöber.
Doch um mich abzulenken, musste ich anders eintauchen.
Abtauchen.
In die filigrane Schönheit jeder einzelnen Flocke.
VERGÄNGLICHkeit.
Auch ich spürte meine Vergänglichkeit.
Durchgefroren.
Von den kalten Rinnsalen in meinem
Ausschnitt abwärts.
Von den Füßen aufwärts.
Starr und weiß gepudert.
Die eilige Kollegin sah mich kaum.
Eins mit der verschneiten Hauswand.
Mühevoll hob ich die Hand.
Schreckgeweitete Augen.
Hastig schloss sie die Tür auf.
Schob mich in die Wärme.
Ja, so war das.
Diesen Tag konnte ich mir wirklich sparen.
Hätte ich mir sparen können.
Streichen aus meinem Leben.
Einfach wegradieren.
Ich bin nicht der KLIENT für solche Fälle.
Wirklich nicht!
Aber das Elfchen ist mir wieder eingefallen.
Immerhin etwas …