Humor & Satire
Die Beauty-Farm

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"Ein einziger Schrecken!"
Veröffentlicht am 17. Januar 2017, 12 Seiten
Kategorie Humor & Satire
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten. Hoffentlich glückt es. Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren. Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert. Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.
Ein einziger Schrecken!

Die Beauty-Farm

Vorbemerkung

Einer Frau kann man viel Freude machen. Sei es Schuhe, Handtasche, oder Diamanten.

Sie dürfen die Beauty-Farm nicht vergessen. Da können sie Überraschungen erleben.









Copyright: G.v.Tetzeli

Cover: Monika Heisig

Die Beauty-Farm

Meine Holde war heute prächtiger Laune. Sie war auf gestylt, wie schon lange nicht mehr. Hecktisch war sie, geradezu elektrisiert. Dauernd schaute sie auf die Uhr. „Was ist denn los? Wo willst Du denn hin?“ „Friseurtermin!“ Ach ja, natürlich! Es gibt nichts Wichtigeres.

„Wenn es nur das wäre“, stöhnte sie fahrig, „aber diesmal ist es ein Date in der ‚Beauty-Farm‘.“ „Wo?“ „Ich will einfach toll aussehen. Für Dich!“

Sie machte eine Pause.

„Und für mich.“

Zack, und schon war sie aus dem Haus.

Schon nach kurzen fünf Stunden kam sie wieder zurück. Mir war es eigentlich ganz recht, weil ich in der Zwischenzeit noch Einiges an Ablage in meinem Wohnungsbüro erledigen konnte. Nun saßen wir am Küchentisch gegenüber. Also ich, und ein fremdes Wesen aus dem All. „Ist das rot? Ich meine das, was einmal Dein Haar war“, frage ich.

„Nein, extraoriginäres Malvenrot.“

„Aha.“ Ich hatte ursprünglich den Eindruck, dass sie einen Helm auf hätte. Betonhaar! Sah so fest aus, wie aus Karbonfieberglas. Der Helm war irgendwie zerteilt worden. Auf der einen Seite fehlte er. Nur kurze malvenrote Borsten

sprießten. Auf der anderen Seite war noch ein blondheller Racing-Streifen sichtbar, sozusagen seitlich am verbliebenen Helm-Teil.

„Schick, nicht?“ Ich schwieg.

Insgeheim hatte ich bereits den Schriftsatz formuliert, wie dem Friseur eine Klage wegen Körperverletzung anzulasten war. „Frau Haselbeck war auch hin und weg“, strahlte sie stolz. „Kann ich mir denken. Sie ist ohnmächtig geworden, oder?“ Sie nickte amüsiert. „Schäker, du“, und schlug die künstlichen Gothic-Wimpern, die Garagentoren glichen, auf und ab.

„Und findest du nicht, dass dein Mund etwas

zu sehr bepinselt worden ist?“

Ihr Mund, die Magma-rote Vulkankammer, öffnete sich und ihr Schwefelwasserstoff -Dampf klärte mich auf.

„Das ist hip!“ „Und was ist das denn“, fragte ich nach der silbernen Kugel an der Lippe.

„Das ist ein Piercing!“ Ich Glücklicher, da klappert es richtig, wenn man sich näher kommt. Zum Glück zeigte sie mir ihre Krallen nur auf dem Küchentisch. „Echte Handarbeit!“ Die Ziselierungen waren ganz nett, aber mussten sie eine Krallenlänge von fünf Zentimetern bepflastern?

„Unter fünf Zentimeter“, so erläuterte sie, „kann das Kunstwerk in seinem gesamten

Habitus nicht zur Entfaltung kommen. ‚Come to envolvement‘, verstehst du?“

Alle zehn Finger seien als Gesamtinstallation zu betrachten.

Mir fehlten die Luft und die Worte. Ich bin gefälligst ein ganz normaler Mann. Ich liebe ein nettes, natürliches Gesicht, ich liebe den warmen Kuss und kann auf Metall-Schmiedegeräusche verzichten.

Auch möchte ich ihren Hinterkopf streicheln und in das weiche Haar fassen.

Die Möglichkeit zwischen Helm und Schuhbürste zu wählen, behagte mir nicht. Sie strahlte mich an, wie ein Honigkuchenpferd zwischen Dornengestrüpp und Stahlvisier.

"Ich bin müde", gab ich vor.

Ich gebe zu, dass ich mich in das Schlafzimmer zurückgezogen hatte.

Gut, ich weinte nicht, aber mein Atem ging unregelmäßig.

Wie bewunderte ich die jungen Schnösel. Sie konnten offensichtlich ohne Probleme auf diese Horror-Erscheinungen drauf stürzen. Ich nicht.

Ich wusste, dass ich ein Versager sein würde. Selbst wenn ich die Augen zukneifen würde, dann ginge nichts.

Es würde nichts helfen sich vorzustellen, wie sie früher so anmutig gewesen war.

Das Bild von einem Höllenpfuhl würde mir nicht mehr aus dem Kopf gehen.

Vielleicht würde mich ‚Cruella‘ sogar noch mit

Tatoo-Fratzen überraschen.

Meine Holde klopfte und trat ein.


Sie schüttelte ihr natürliches Haar aus und hatte die Fingernägel hübsch. Das Piercing war verschwunden und sie lächelte. Mir wurde unglaublich warm ums Herz.


„Für das Faschingsfest „Hexensabbat“ bei Klüvers wäre ich gewappnet, oder nicht?“ Ich lachte so befreit auf, wie schon seit Jahren nicht mehr.

„Wenn Du bei dem Faschingsfest dabei sein willst, dann müssen wir an Dir auch noch Einiges auf mauern“, meinte sie und warf sich über mich.

Die Malven-rote Perücke, die Metallsticker-Attrappe und die abgestreiften Nagelkunstwerke hätten nur staunen können, wenn sie meine Glückseligkeit gesehen hätten.

Am Schlafzimmerboden waren sie gut aufgehoben.

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Hörbuch

Über den Autor

welpenweste
Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten.
Hoffentlich glückt es.
Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren.
Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert.

Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.

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HarryAltona Herrlich.Ein Alptraum mit Happy - End.
lg... harryaltona
Vor langer Zeit - Antworten
CHM3663 Ha, ha, ha, das ist ja schon die perfekte Halloween-Geschichte für 2017 – besser frühzeitig, als gar nicht! ;-)
Köstlich diese Vorstellung! ;-)
Da habe ich ja mit herzhaftem Lachen richtig mit Dir mit gelitten – und mich anschließend über das Happy End gefreut! ;-)
Und ich bin heilfroh darüber, dass mich nicht einmal die sprichwörtlichen zehn Pferde jemals zu einer echten Behandlung dieser Art bringen würden, weil ich mich grundsätzlich nicht mal schminke. ;-)
Ja, ich stehe zur Natürlichkeit, und zum Glück gibt es ja Männer, die das zu schätzen wissen...;-)
Herzlichen Dank und viele liebe Grüße,
Chrissie
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Danke liebe Crissie,
ich wollte nur mal so vom Leder ziehen!
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
GertraudW 
Oder so ... denn ich habe die ganze Zeit gedacht,
Du hättest hoffentlich nur einen Albtraum ... grins*.
Ganz, ganz toll geschrieben lieber Günter
Liebe Grüße
Gertraud
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Die "Männä" halt! (lach).
Ich wollte eben wieder einmal gut unterhalten.
Danke!
günter
Vor langer Zeit - Antworten
GertraudW 
Hast Du lieber Günter - hast Du.
Ein ♥liches Dankeschön für Deine Kommentar-Taler
Liebe Grüße
Gertraud
Vor langer Zeit - Antworten
Kornblume Hallo Günter,
altes Hemd und rote Knollennase fertig oder? Neben Deiner Holden hast Du zum Fasching sowieso keine Chance. Gönn ihr die Freude an der Verwandlung .Einfach mal in eine andere Rolle schlüpfen, jemand anderes sein , was ausprobieren.Wir Frauen sind so und brauchen es ab und zu um glücklich zu sein.Was ist denn schon dabei?
Ich, die Kornblume mache es ebenso. Hatte schon blaue, grüne, gesteifte raspelkurze und halbseitig gar keine Haare. Fand mich immer toll und hab mich wohlgefühlt.
Fröhliche Grüße an Dich und Deine verwandlungstüchtige Holde schickt die Kornblume,die diesen, Deinen, Text miit besonderem Vergnügen gelesen hat
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Wenn Du es genau nimmst, bietet jede Ansicht genügend Interpretationsmöglichkeiten. Es ist einfach eine humorvolle Ansicht, die vielleicht auch mal Männer-tauglich ist.
Na ja, ich bin eben ein alter Humpen (lach).
Vielen Dank für Deinen Kommentar und für's Lesen!
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
Newcomer Das ist eben ein weiteres Beispiel, wie mit Frauen eine Menge Umsatz gemacht wird. Aber an Deiner Stelle Günter, würde ich klagen! Was ist mit dem Schlammbad gegen die trockene Haut? Oder Wasser treten, und unter Wasser Fahhrad fahren gegen die Krampfadern? Da waren wohl eher Stümper am Werk!
Liebe Grüße, Marko
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Der Anlass verzeiht ziemlich viel, muss man wissen.
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
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