Sonstiges
Carol

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"Ein ganz normales Mädchen? "
Veröffentlicht am 15. Januar 2017, 18 Seiten
Kategorie Sonstiges
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Über den Autor:

Ich bin immer auf der Jagd nach guten Geschichten und freue mich natürlich auch, meine eigenen vorstellen zu dürfen.
Ein ganz normales Mädchen?

Carol

1. Kapitel

Es war kalt, es war dunkel und ich war alleine. In meinen Adern pumpte das Adrenalin und Angst machte sich in mir breit. Ich atmete stockend und kam mir vor, wie ein kleines Tier in einem riesigen Käfig. Ich wollte weg rennen, doch meine Beine versagten mir den Dienst. Vor mir schien etwas zu sein, irgendwas zu warten, doch ich sah durch die Dunkelheit nichts und hörte nur meinen unregelmäßigen Herzschlag, meinen Atem und ein Rascheln. Ich schrie auf als sich vor mir eine riesige Kreatur erhob, die mit Krallen und Klauen nach mir schlug, versuchte mich

zu wehren und...starb.

Fluchend setzte ich mich auf und nahm mein Headset vom Kopf. "Schon wieder nicht geschafft!!", fluchte ich weiter und fuhr mir durch die verzottelten Haare. Ich befand mich in meinem Zimmer auf meinem Bett und war frustriert, sehr frustriert. Auf meinen Beinen lag der Controller, der zur Konsole an meinem Fernseher gehörte und den ich am liebsten an die Wand schmeißen wollte. Ich kämpfte jetzt schon seit fast zwei Wochen mit dem Level und war immer noch nicht weiter, obwohl mir gesagt wurde, dass es eigentlich ein ganz entspanntes Spiel sein

sollte. Ich seufzte und drehte mich zu meiner Uhr auf meinen Nachttisch um. Die Anzeige strahlte im diffusen orangem Licht und zeigte 3:55 Uhr an. Ich seufzte wieder und legte den Controller beiseite, denn ich saß an dem Level jetzt schon seit geschlagenen vier Stunden und würde jetzt wahrscheinlich noch weitere vier daran sitzen, wenn ich nicht jetzt langsam mal Feierabend machen würde. Ich streckte meine Beine über die Bettkante, die einen zuckenden Schmerz durch meinen Körper schickten. Das war kein Wunder, wenn man bedenkt, dass ich schon seit geraumer Zeit im Schneidersitz saß, angespannt und ohne weitere Bewegung. Die Musik vom Spiel

tönte aus den Kopfhörern und ich stand langsam auf, was natürlich dazu führte, dass ich mich erstmal wieder setzen musste. Das Blut, welches sich in meinen Beinen anscheinend gesammelt hatte, schoss mit zu hoher Geschwindigkeit durch meinen Körper. Ich atmete kurz durch und startete einen zweiten Versuch, der mir besser gelang. Ein Blick in meinen Spiegel an der Wand sagte mir, dass ich eindeutig mehr schlaf brauchte. Ich fuhr nochmal durch meine schulterlangen, blonden Haare und schaltete das Licht ein. Ich zog mir meine Jogginghose an, nahm entschlossen die Türklinke in die Hand und trat hinaus in den hell erleuchteten

Flur. Langsam und noch etwas zerwühlt, ging ich in die Küche, wo mich zwei grüne Augen grinsend begrüßten. "Guten Morgen liebe Mitbewohnerin.", tönte in einer, für meine Vorstellungen, zu laute Stimme entgegen und ich fauchte ein "Morgen.", zurück. "Was ist dir denn über die Leber gelaufen?", fragte mein lieber Mitbewohner, immer noch grinsend und einer Tasse, mit einem offensichtlich heißem Getränk als Inhalt, in der Hand. Ich winkte diese Bemerkung nur ab und ging zielstrebig auf die Schranktür zu, in der die Kaffefilter standen. Er beobachtete mich und grinste immer noch. Ich drehte mich zu der

Kaffeemaschine um, nahm die daneben stehende Dose, in der mein Überlebenselexier in Pulverform gefüllt war, nahm die Kaffeefilter aus dem Schrank und bereitete die Kaffeemaschine auf ihren Auftrag vor, mir meinen schwarzen Seelentröster zu kochen. Dies alles geschah schweigend, bis mein lieber Mitbewohner einen schlürfenden Schluck von seinem Heißgetränk nahm und ich deswegen zusammen zuckte. "Schreckhaft heute morgen?", kam als spitzbübisches Kommentar aus dem Hintergrund und ich seufzte. "Müsstest du nicht eigentlich im Bett liegen?",fragte ich, mich immer noch auf die Kaffeemaschine

konzentrierend, die soweit vorbereitet war und nun angeschaltet werden konnte. "An einem Samstag morgen? Nein bei weitem noch nicht.", sagte mein, nun nach meinem Empfinden nicht mehr allzu lieber Mitbewohner, nahm noch einen schlürfenden Schluck und verschluckte sich. Ich lachte, schaltete die Kaffeemaschine ein und drehte mich, jetzt nun auch grinsend, um. Hustend und nach Luft ringend, stellte mein Mitbewohner, dessen Name übrigens Jonathan war, sein Heißgetränk ab und durchbohrte mich, mit einem tödlich aussehendem Blick. Ich lachte wieder, ging einen Schritt nach vorne und klopfte ihm beherzt auf den Rücken, was

mir einen Schlag, von ihm, auf meinen Arm brachte. Ich hob abwehrend die Hände und ging zurück, "Ich wollte nur helfen. An einem Kakao erstickt ist ja auch nicht gerade eine angenehme Art und Weise, von uns zu gehen.", sagte ich immer noch grinsend und wartete bis er sich wieder gefangen hatte. Seinem Outfit zu urteilen, war er genauso wenig daran Interessiert in naher Zukunft auf die Straße zu gehen, wie ich. Sein schwarzes T-Shirt und seine, ebenso schwarze Jogginghose signalisierten, dass er sich in seinem Zimmer momentan wohl fühlte und das auch noch eine Weile so bleiben sollte. "Danke sehr, ich weiß deine Sorge zu schätzen.", sagte er

und nahm seine Tasse wieder in die Hand. Unter seinen Augen zeichneten sich tiefe und dunkle Ringe ab und seine Augen waren gerötet, was mich so ziemlich an mich erinnerte. Erst jetzt nahm ich war, dass aus seinem Zimmer Musik kam. "Bist wohl auch noch ziemlich aktiv?", fragte ich und hinter mir machte die Kaffeemaschine die letzten Züge beim zubereiten meines Kaffees. Die Frage war berechtigt, wenn man bedenkt, dass er sich seit Tagen beschwert, er sei nur noch müde. "Ja allerdings, liegt aber auch hauptsächlich daran, dass du in deinem Reich nur noch am Fluchen bist und das auch nicht gerade leise.", aus seiner Stimme hörte

ich ein klein bisschen Vorwurf, aber auch einen belustigten Unterton. Ich drehte mich zu der Kaffeemaschine um, die nun nur noch leise vor sich hin zischte, was bedeutete, das sie mit ihrem Werk fertig war. "War ich so laut?", fragte ich grinsend zu meiner Tasse gewandt und merkte förmlich, wie Jonathan die Augen verdrehte. "Natürlich, bist du nicht eigentlich immer laut?" Ich musste lachen und goss meinen schwarzen Muntermacher in meine Tasse. Der Geruch vom frischen Kaffee weckte sämtliche Lebensgeister und ich atmete zufrieden den warmen Dampf ein, den meine Tasse verströmte. Ein klacken hinter mir verriet, dass

jemand den Kühlschrank geöffnet hatte, eine kleine Kunststoffkanne schob sich in mein Blickfeld und ich nahm die Kaffeemilch entgegen. "Danke sehr.", sagte ich, goss einen kleinen Schluck rein und reichte der wartenden Hand die Kanne zurück. "Brauchst du noch Zucker, oder reicht dir heute mal das Koffein?", ich nahm die Tasse in die Hand, drehte mich zu ihm um und sah wie er die Kanne in den Kühlschrank stellte und sich daran anlehnte. "Nein heute nur Koffein.", lautete meine Antwort und ich nahm einen Schluck von meinem Lebenselexier, wobei ich mir prompt ein bisschen die Zunge verbrannte. Ich ließ mir nichts weiter

anmerken und schaute zu Jonathan, der sich mittlerweile wieder grinsend, noch einen Schluck Kakao gönnte. Solche Abende kamen bei uns öfter vor, sie endeten meistens damit, dass wir um 6 Uhr morgens in unseren Zimmern einschliefen, ich den ganzen Tag verschlief und er mich mit lauter Musik weckte. "Darf man fragen, was dich jetzt genau so aufgeregt hat?","Ich habe gezockt, war mal wieder nicht erfolgreich, bin ausgeflippt und hab mir gedacht versuchst es halt nochmal. Also das ist die Kurzfassung, ich hab mir natürlich noch andere Sachen gedacht.", ich wusste, wenn mich jemand versteht dann Jonathan, von dem ich die

Leidenschaft zum regelmäßigen zocken erst gelernt habe. Er nickte und sah Nachdenklich aus, was mich ebenfalls nicht wunderte. Er war ein Denker, ein Stratege durch und durch, wenn er ein Problem hatte, oder ihm etwas Sorgen bereitete, dachte er Tage und Nächte lang darüber nach. Ich legte meinen Kopf schräg und versuchte zu entziffern, über was er sich jetzt schon wieder Gedanken machte, als sein Handy klingelte. Es lag an der Spüle und auf dem Display zeichnete sich die Nummer meines Bruders ab, mit dem er regelmäßigen Kontakt pflegte, was zum Teil auch daran lag, dass er Volljährig war und mein Bruder ihn öfter mal fragte, ob er

mit ihm für eine Party einkaufen gehen könnte. Das er ein Auto besaß und eine Shisha spielten zum Teil auch noch mit hinein, natürlich auch die Tatsache, dass Jonathan immer da ist wenn man ihn brauchte. Genau wegen dem letzten Punkt und der Annahme, dass mein Bruder vielleicht Schwierigkeiten hatte, zog sich mein Magen ein wenig zusammen, als Jonathan den Anruf entgegen nahm. "Hi John, alles klar bei dir?", fragte Jonathan und fing an zu grinsen, als eine laute Antwort zurück kam. Ich atmete durch, es ging ihm anscheinend gut. "Ja na klar bin ich zu Hause...na da muss ich erstmal Carol fragen.", sagte er und sah mich an. "Was

ist los?", "Er ist bei einer Party gewesen, kommt aber wahrscheinlich nicht mehr heil die Treppen bei deiner Mutter hoch. Er fragt ob er hier schlafen kann.", ich grinste und nickte. "Natürlich kannst du her kommen. Wo bist du denn?", es folgte eine lange Zeit des schweigen von Jonathan und eine gestammelte Antwort von John, die halb durch das Telefon zu hören war, ich verstand nur, dass er in ca. 30min bei uns sein wollte. Ich verdrehte die Augen als er noch meinte, Jonathan solle mir nicht sagen, dass er nicht mehr ganz nüchtern sei. Vor meinem geistigen Auge sah ich schon John, der sich wankend an einem Kumpel fest hielt und sich am Telefon versuchte

zusammen zu reißen, nur um halbwegs nüchtern rüber zu kommen. Mein Bruder war kaum Alkohol gewohnt, aber wenn er dann mal feiert, lässt er es meist richtig krachen. "Ich glaube er hat sich etwas zu viel von dem Bier gegönnt, welches du ihm mitgegeben hast.", sagte Jonathan als er auflegte und grinste mich, mal wieder, mit einem breitem Lächeln an. "Du hast gut reden. Wenn meine Mutter das mitbekommt reißt sie mir den Arsch auf.", entgegnete ich und wir grinsten uns über unsere Tassen hinweg an.

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BlueShirley
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